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Kognitive Entwicklung nach Piaget

Alles zu Lernen und Erziehung

KOGNITIVE ENTWICKLUNG NACH PIAGET


Kognitive Veränderungen und menschliches Lernen treten im Sinne einer aktiven Anpassung (Adaptation) immer dann auf, wenn zwischen den Strukturen des Organismus und denen der Umwelt ein Ungleichgewicht besteht.
Durch Prozesse der Assimilation (d.h. Anwendung gewohnter Denk- und Handlungsweisen auf das Problem) und der Akkomodation (d.h. Veränderung bzw. Erweiterung der bisherigen Denk- und Handlungsweisen) versucht der Organismus einen Gleichgewichtszustand (Äquilibration) herzustellen.

Stufenmodell der kognitiven Entwicklung nach Piaget


1. sensomotorische Phase (von der Geburt an bis zum 2. Lebensjahr):

- erwirbt sehr viele kognitive Leistungen und Sturkturen

* Fähigkeit, angepasst zu reagieren
--> Kind erkennt, dasss seine Handlungen die Umwelt beeinflussen
--> zeigt daher schon zielgerichtete Handlungen
--> sensomotorische Sequenzen werden verbessert, kombiniert, koordiniert, und integriert
=> Erweiterung des Aktionradius

Bsp.:
- nach der Geburt: folgt Objekte mit den Augen, keine Objektpermanenz vorhanden
- 2 - 3 Monate: betrachtet die Stelle, wo das Objekt verschwunden ist
- 4 - 8 Monate: Kind erwartet das Wiederauftauchen der versteckten Gegenstände
- 8 - 18 Monate: Kind findet Gegenstände unter erschwerten Bedingungen
- mit 2 Jahren: systematische Suche nach Gegenstand

=> Kind sucht nach seinem Stofftier, obwohl dieses nicht im Blickfeld des Kindes liegt
Objektpermanenz: das Kind kann sich einen Gegenstand symbollisch vorstellen, auch wenn dieser nicht wahrgenommen wird

2. präoperationale Phase ( 2 - 7 Jahre):

- Stufe des anschaulichen Denkens
- Kinde sind naive Realisten (d.h. sie glauben alles, was sie sehen)

* Egozentrismus: Unfähigkeit, die Perspektive eines anderen einzunehmen
Bsp.: dreidimensionales Modell der Berglandschaft

* zentriertes Denken: nur ein Wahrhnehmungspunkt oder nur ein Merkmal wird berücksichtigt
Bsp.: Umschüttungsaufgabe ( Kinder berücksichtigen nur die Höhe: Breite wird nicht berücksichtigt)

* Aufbau von Invarianz: die Identität von Dingen bleibt gleich, obwohl sich die Anschauung ändert
Bsp.: Menge an Wasser bleibt gleich
Junge bleibt Junge, auch wenn er mit Puppern spielt

Umschüttaufgabe:

- Limonade in zwei gleich große Gläser mit gleicher Menge
--> schmales und hohes Glas mit Limonade
* 5 - jährige: im schmalen, hohen Glas mehr Limonade
* 6 - jährige: unsicher, aber glauben auch, dass in dem hohen mehr drin sei
* 7 - jährige: "wissen", dass es keinen Unterschied gibt

* das Denken ist im stärksten Maße von der Anschauung abhängig als von Begriffen & Regeln
--> das Denken ist gekennzeichnet durch Symbole, aber dennoch ist das Denken der Kinder noch stark von ihrer Wahrnehmung abhängig

3. konkretoperationale Phase ( 7 - 11 Jahre):

- Verständnis der Erhaltung zeigt, dass die Kinder geistige Operationen ausführen können
* Verständnis für Volumen, Flächen und Zahle wird entwickelt
* verlassen sich eher auf Begriffe
* denken logisch und schlussfolgernd
* können mehrere Dimensionen gleichzeitig betrachten
* können Informationen geistig transformieren und die Reihenfolge der kognitiven Verarbeitungsschritte umkehren
Bsp.: Erhaltung von Flüssigkeiten und Mengen

4. formal operationale Phase ( 11 - 14 Jahre):
- Stufe des abstrakten Denkens
* logische Operationen sind nicht mehr an konkrete Probleme gebunden
* Kind kann mit Abstraktionen umgehen und hypothetische Fragen stellen
--> werden von naiven Denkern zu Experten
* sie strukturieren die Aufgabe selbstständig, beginnen mit umfangreichen Kategorien, dann formulieren und testen sie Hypothesen mit den Kategorien und Relationen

Konzept der Aquilibration (Gleichgewicht)

Kinder entwickeln mit der Zeit immer komplexere intellektuelle Fähigkeiten dadurch, dass sie fortlaufend ein Gleichgewicht anstreben auf der einen Seite zwischen dem, was sie gegenwärtig wahrnehmen, wissen und verstehen, und auf der anderen Seite dem, was für sie aus irgendeinem neuen Phänomen, einer neuen Erfahrung oder einem Problem ersichtlich wird. Wenn die gegenwärtig in ihnen vorhandenen Bedingungen dazu ausreichen, mit der neuen Situation fertig zu werden, so bleibt das Gleichgewicht ungestört.
Wenn sie nicht ausreichen, dann ist in irgendeiner Form intellektueller Aufwand nötig, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Das heißt, der Organismus muss sich an seine Umwelt anpassen.

Grundbegriffe der Theorie:

- Assimilation ist der Prozess, über den das, was wahrgenommen wird, so verändert wird, dass es zu den gegenwärtig vorhandenen kognitiven Strukturen passt.
Bsp.: das Kind ahmt die Eltern nach

- "falsche Assimilation": Animismus ( unbelebte Gegenstände werden als lebendis dargestellt => "die Sonne lacht")

- Akkomodation ist dagegen der Prozess, über den die kognitiven Strukturen so verändert werden, dass sie zu dem Wahrgenommenen passen.
Bsp.: im symbolischen Kinderspiel: " Ich wäre jetzt die Mutter und du wärst jetzt das Baby..."

- Invarianz: die Unveränderbarkeit von Masse, Gewicht oder Volumen, die bei Transformationen ( z. B. Umfüll - Versuch) erhalten bleiben

- Reversibilität: die Fähigkeit des Menschen, Transformationen rückgängig machen zu können

Egozentrismus

zeigt sich am klarsten beim Baby, das nicht einmal die eigenen Hände und Füße als Teile seines Körpers empfindet. Gegenstände existieren nicht, wenn sie außerhalb des Gesichtsfeldes sind (vgl. die Redewendung "aus den Augen - aus dem Sinn").
Egozentrisches Denken besteht während der gesamten Kindheit. Andere Gesichtspunkte als die eigenen werden nicht begriffen.
Eigene Wünsche, Befürchtungen und Sehnsüchte werden aufgrund dessen in die Umwelt projiziert, was zu magischen Geisteshaltungen und Ritualen führt.
Der Egozentrismus beim Kinde äußert sich nach Piaget in drei Unterformen: Realismus, Animismus und Artifizialismus.

- Animismus: das Kind glaubt, dass die Dinge wie es selbst sind: belebt, bewusst und voller Absichten
Bsp.: alles was sich bewegt, ist lebendig (z.B. Wolken)

- Artifizialismus: Dinge, Ereignisse wurden von Gott der Menschen geschaffen
Bsp.: Menschen machen Berge/ Sterne/ Flüsse
--> kein logisches Denken

- Realismus: Kind nimmt nur etwas wahr, was es wahrnehmen kann:
--> es nimmt die Umwelt über seine Sinne auf

- Physiognomisches Sehen: Dinge haben ein Gesicht, Beseelung der Umwelt (z.B. die Sonne lacht..)

- Personifizierung von Objekten: Umgang mit Dingen wie mit Personen (z.B. Puppe kann essen)

Konsequenzen für das Lernen (z.B. im Umterricht)


--> Umwelt:
- Erfahrungen
- an Schemata anknüpfen
- selbst tätig sein können (Lernmethode/Lernformen)
- Erfolgerlebnisse
- konkretes Denken (Aufnahme von Informationen durch Sinneswahrnehmung)

Kritik an der Piaget'schen Theorie:


Piaget:
- Kinder laufen stufenweise unterschiedliche und altersabhängige Entwicklungsstadien

- biologisches Wachstum und die Wechselbeziehung zur Umwelt wirken zusammen und führen das Kind, Stufe um Stufe, eine Entwicklungsleiter hinauf
--> keine Phase kann übersprungen werden; eine Phase muss erst abgeschlossen werden, damit das Kind in die nächste Stufe übergehen kann
=> Piagets Stufenmodell weist Ausnahme und Brüche auf

- Forscher untersuchen begrenzte Bereiche wie etwa Gedächtnis, Problemlösen, Kreativität oder soziale Interaktionen (Piaget nicht)
--> Weiterentwicklungen und Veränderungen folgen einem flexiblen Zeitplan, der durch das Alter des Kindes und der Qualität der Umwelt beeinflusst wird
Bsp.: 10-jährige Kinder können das Pendel-Problem auch lösen, wenn man ihnen ein paar einfache logische Denkweisen beibringt (normalerweise im Alter von 14 oder älter)

- Kreavitität und soziale Fertigkeiten wurden ebenfalls von Piaget nicht berücksichtigt
--> kindliche Entwicklung ist nicht weit vorhersagbar

- nach Piaget: genetische "Blaupause" der Entwicklung
--> doch kulturbestimmte Fähigkeiten werden ausgebildet
Inhalt
Kognitive Entwicklung nach Piaget
+ Stufenmodell
+ Konzept der Aquilibration (Gleichgewicht)
+ Grundbegriffe der Theorie
+ Egozentrismus
+ Kritik an der Piaget`schen Theorie (1100 Wörter)
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