Facharbeit: Motorische Entwicklung eines Kindes
Facharbeit: Die Motorische Entwicklung von Kindern
Aufbau und Inhalt
1. Definitionen
1.1 Motorische Entwicklung
1.2 Motorik
1.3 Entwicklung
2. Vier Stadien der motorischen Entwicklung
3. Motorische Entwicklung
3.1 Körperliche und motorische Entwicklung im Säuglings- und Kleinkindalter
3.2 Die motorische Entwicklung von Kindern unterstützen
3.3 Motorische Entwicklung im Vorschulalter (Vergleich von Jungen und Mädchen)
3.4 Bewegte Kindheit - bewegende Eltern
3.5 Der Entwicklungsverlauf motorischer Leistungen
3.6 Motorische Entwicklung, Umweltfaktoren und familiäre Bedingungen
4.1 Definition: retardiertes Kind
4.2 Vergleich eines normal entwickelten Kindes und eines retardierten Kindes
5. Lebenslauf eines normal entwickelten Kindes
6. Bewegungserziehung
6.1 Was will die Bewegungserziehung?
6.2 Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
1. Defintionen
1.1 Motorische Entwicklung bezieht sich auf die Lebensalterbezogenen Veränderungen der Steuerungs- und Funtionsprozesse, die Haltung und Bewegung zugrunde liegen.
1.2 Die Motorik umfasst also alle an der Steuerung und Kontrolle von Haltung und Bewegung beteiligten Prozesse und damit auch sensorische, perzeptive, kognitive und motivationale Vorgänge. Haltung und Bewegung resultieren aus dem Zusammenspiel multipler Subsysteme
1.3 Unter Entwicklung werden die Lebensalterbezogenen, langfristigen und geordneten, unterschiedlichen Veränderungen unterschiedlicher Persönlichkeiten in unterschiedlichen, sich verändernden Umwelten verstanden.(Ulich 1986,10)
(Bös Klaus, Singer Roland ; 1994 ; Seite 17,19)
2. Vier Stadien der motorischen Entwicklung
Sensomotorisch
Das erste kindliche Entwicklungsstadium ist das Sensomotrische
Wenn dieses nicht durchlaufen wurde, ist
es dem Kind unmöglich, sich weiterzuentwickeln. So kann dann
z.B. nicht erwartet werden, dass es lesen oder
schreiben lernt.
Präoperational
konkrete Operationen
formale Operationen
(Lefrancois Guy R. ; 1994)
3. Motorische Entwicklung
3.1 Körperliche und motorische Entwicklung im Säuglings- und Kleinkindalter
Neue Forschungen ergaben, dass der Säugling, der lange Zeit abgesehen von den überlebensnotwendigen Leistungen wie Saugen und Schlucken als passiv galt, das das Babys gleich nach der Geburt außergewöhnliche Fähigkeiten (Überlebenskompetenzen) besitzen. Diese zeigen, dass sie Zusammenhänge zwischen eigenem Verhalten und Umweltreaktionen entdecken. Auch wenn bei Neugeborenen die angeborenen Reflexe überwiegen, sind sie trotzdem keine "Reflexwesen". Durch Ultraschallaufnahme konnten Bewegungen bereits ab der 10. Woche bei Embryonen nachgewiesen werden.
Unterschiedliche Untersuchungen ergaben, dass die sensorischen Systeme zur Registrierung von Reizen bereits bei der Geburt erstaunlich weit entwickelt sind: Neugeborene können hören, sehen und riechen, sie empfinden Schmerzen, Berührungen und Lageveränderungen. Sie erkennen auch sehr früh das menschliche Gesicht und die menschliche Stimme. Ein Kind kann schon früh seine Mutter an ihrer Stimme und an ihrem Geruch erkennen.
(Dipl.-Psychologe Dr. Heinz Krombholz;http://www.familienhandbuch.de)
3.2 Die motorische Entwicklung von Kindern unterstützen
Die motorische Entwicklung ist ein Maßstab für die neurologische Entwicklung eines Kindes und ist damit sehr wichtig für die Zukunft. Ein Entwicklungspsychologe des 20.Jahrhunderts,Jean Piaget verdeutlicht dies: er bezeichnet die ersten beiden Jahre der kognitiven Entwicklung als sensomotorische Phase und weist damit darauf hin, dass die intellektuelle Entwicklung auf einer guten Entwicklung der Wahrnehmung (senso) und der Bewegung (motorik) basiert. Nur wenn das Kleinkind lernt, über seine Sinne die Umwelt wahrzunehmen, wird es diese später auch verstehen können. Und nur dann, wenn es lernt, sich über seinen Körper auszudrücken, wird es später in der Lage sein, sich auch verbal anderen Menschen mitzuteilen. Körper und Bewegung sind also auch Basis für die sprachliche Entwicklung.
Die Motorik von Kleinkindern ist durch wenig Steuervermögen und ausladende Bewegungen gekennzeichnet. Bei Bewegungen ist immer der ganze Körper beteiligt. Ihr Bewegungs-Tempo ist langsam.
Kinder verfügen im ersten Lebensjahr noch nicht über die Möglichkeit, sich sprachlich auszudrücken. Sie "sprechen" mit ihrem Körper.
Um die motorische Entwicklung ihres Kindes zu fördern können die Eltern die "basalen" Sinne anregen. Dies geschieht wenn der Säugling intensive Körperberührungen erlebt (Eincremen, Streicheln, Abreiben usw.) und viel getragen, geschaukelt und gewiegt wird.
In der Entwicklung können auch Fertigkeiten übersprungen werden (z.B. Krabbeln einige Kinder angeblich nie).
3.3 Motorische Entwicklung im Vorschulalter (Vergleich von Jungen und Mädchen)
Die Bewegungsabläufe gewinnen an Sicherheit .In der Grobkoordination zeigt sich eine zunehmende Steuerrungsfähigkeit. Ab dem fünften bis sechsten Lebensjahr werden die Bewegungen auch schneller und kraftvoller.
Mit vier bis fünf Jahren kann das Kind recht gut koordiniert laufen und rennen. Aufgrund der zunehmenden Beinmuskulatur sind auch schon Sprünge möglich. Es werden schon höhere Anforderungen an kraft und Gleichgewicht gestellt, worin Mädchen besser sind. Das Treppensteigen ist die Vorstufe für das Klettern. Mit drei Jahren werden die Treppenstufen in Wechselschritten genommen, wobei nach oben leichter fällt als nach unten.
Ab drei Jahren können die Kinder drei bis vier Sekunden auf einem Bein stehen und auch hier sind die Mädchen fortgeschrittener. Aber im werfen sind die Jungen mit sechs Jahren fortgeschrittener. In diesem Alter kann ein Kind einen Ball mit beiden Händen sicher fangen.
Jungen im Alter von 4-6 Jahren können bessere Leistungen bei Aufgaben erzielen, bei denen es auf Kraft und Schnellkraft ankommt (Standweitsprung, Pendellauf), Mädchen dagegen beim Aufgaben, bei denen es vor allem auf Gleichgewicht und Körperkoordination ankommt (Balancieren Rückwärts, Hüpfen auf einem Bein). Ebenfalls sind Mädchen überlegen bei feinmotorischen Leistungen, bei der eine gute Koordination von Auge und Hand gefordert ist.
Abbildung 1: Leistung beim Balancieren Rückwärts (KTK) für Jungen und Mädchen (Anzahl)
Abbildung 2: Leistung beim Standweitsprung für Jungen und Mädchen (cm)
3.4 Bewegte Kindheit - bewegende Eltern
Kinder brauchen um sich selbst zu entdecken und sich selbst zu entwickeln Begleiter, Unterstützer und Vorbilder. Die Eltern sollten ihren Kindern Freiräume geben. Es motiviert Kinder aber besonders, wenn sie von Erwachsenen angeregt werden - durch gute Vorschläge, vor allem aber durch Mitspielen. Da sich Kinder im Vorschulalter gerne austoben sind Fang und Versteckspiele sehr beliebt. Durch z.B. das Radfahren werden Kinder Möglichkeiten eröffnet neue Welten zu entdecken.Wie bewegungshungrig Kinder sind, zeigt eine Befragung zum Weltkindertag 2000, bei der 86% der befragten Kinder angaben, gerne Sport zu treiben, aber nur 39% ihrer Eltern dies tun . 78% der Kinder wünschten, mehr Sport mit der Familie zu machen. Es liegt an den Eltern, dieses Verlangen zu fördern, auszubauen und zu pflegen
(Richard Hammer ;http://www.mobile-familienmagazin.de)
3.5 Der Entwicklungsverlauf motorischer Leistungen
Afrikanische Kinder zeigen einen Entwicklungsvorsprung gegenüber europäischen und nordamerikanischen Kindern und heutige amerikanische Kinder sind denen vor 40 Jahren in ihrer Entwicklung voraus.
3.6 Motorische Entwicklung, Umweltfaktoren und familiäre Bedingungen
Die Motorische Entwicklung ist eng mit der Umwelt und familiären Bedingungen verbunden.
Es liegen folgenden Einflussfaktoren vor:
Wohnort (Stadt - Land) (Wobei vermutet werden kann, dass die Spiel- und Wohnbedingungen auf dem Lande besser sind)
Größe der Wohnung / Wohngebiet
soziale Schicht (analog zur kognitiven Entwicklung, verstärkte Anregungen in oberen sozialen Schichten)
Kindergartenbesuch (motorische Förderung, aber auch vermehrtes Stillsitzen)
Stellung in der Geschwisterreihe und Anzahl der Geschwister (Vorbildwirkung älterer Geschwister, größere Freiräume für Nachgeborene)
Erziehungsstil der Eltern (wenig ängstliche Eltern sollten ihren Kindern größere Freiräume gewähren und damit die motorische Entwicklung positiv beeinflussen)
sportliche Einstellung der Eltern
Besuch von Übungsstunden in Sportvereinen.
(Krombholz, H.;1985,1988,1998,1999,2005; http://www.ifp.bayern.de/projekte)
4. Ein normal Entwickeltes Kind und ein retardiertes Kind
4.1 Retardiert heißt Entwicklungsverzögert, spät entwickelt.
Ein Kind kann nie allein mental retardiert, sondern mehr oder weniger auf allen Gebieten retardiert ist: somatisch(körperlich), psychisch, perzeptuell und motorisch (Sinnes- und Bewegungsmäßig).
Ein Kind kann also temporär in der Entwicklung zurück, im Übrigen aber normal begabt sein. (Holle, Britta ;1994; S.2)
4.2 Das normal begabte Kind durchläuft ein sensomotorisches Entwicklungsstadium, bevor es in seiner intellektuellen Entwicklung vorankommt. Das retardierte Kind muss, je nach seinen Fähigkeiten, dem selbem Weg folgen.
Ein retardiertes Kind muss die erforderliche Zeit für seine Entwicklung erhalten wie es braucht. Das soll heißen, dass es zu allererst die Möglichkeit bekommen muss, sich bewegen zu dürfen. Es darf nicht die ganze Zeit im Bett liegen. Denn für Knochen und Gelenke ist es wichtig, dass sie zum richtigen Zeitpunkt Gewicht tragen.
Am besten die meiste Zeit, in der es wach ist, sollte es die Möglichkeit bekommen sich zu bewegen.
Das Kind kann plötzlich in der einen oder anderen Entwicklungsstufe stehen bleiben. Dann die Entwicklung des Zentralnervensystems noch nicht weiter fortgeschritten oder das Kind entwickelt gerade andere Fähigkeiten, wie Sprache oder ähnliches. Während dieses Stillstandes darf das Kind auf keinen Fall unter Druck gesetzt werden. Es kann ein wenig dauern, bis die Entwicklung weiter geht. In dieser Zeit sollte man versuchen die aktuelle Entwicklung so weit wie möglich zu vertiefen, damit das Kind leicht und ganz natürlich die nächste Entwicklungsstufe erreicht.
Ein normal entwickeltes Kind, d.h. ein Neugeborenes bewegt Arme, Beine und den ganzen Körper gleichzeitig (Massenbewegung), weil es die einzelnen Bewegungen noch nicht differenzieren kann. Bei der Weiterentwicklung verschwinden die Massenbewegungen und die vom Cortex (Hirnrinde) gesteuerten Bewegungen werden immer sicherer.
Die Motorik des Kindes durchläuft somit eine Entwicklung, die der Entwicklung des Zentralnervensystems entspricht.
Da die motorische Entwicklung eng mit der perzeptuellen Entwicklung zusammen hängt, schafft eine retardierte Motorik für die meisten Perzeptionsbereiche so schlechte Bedingungen, dass das Kind auf allen Gebieten retardiert sein wird. Körperwahrnehmung, Muskel- und Stellungssinn, Tastsinn, Sehen und das Zusammenspiel zwischen diesen muss also immer gleichzeitig mit der Motorik stimuliert werden, so wie es der aktuellen Entwicklungsstufe des Kindes entspricht.
Für die Entwicklung von Sprechen und Sprache ist es wichtig, dass die Nahrungsaufnahme von Geburt an normal entwickelt ist, denn an beiden Funktionen Essen und Sprechen sind dieselben Organe beteiligt. Je besser die Essgewohnheit als Grundlage für die Sprachentwicklung sind, desto besser werden die motorischen Möglichkeiten des Sprechens.
Das retardierte Kind soll in der Entwicklung aller Fertigkeiten und Funktionen, die für die Sprachentwicklung wichtig sind, nach demselben Entwicklungsschema stimuliert werden. (wird auch für normal entwickelte Kinder verwendet wird)
Alles was eine Entwicklungsstufe umfasst, wird sehr gründlich geübt und muss beherrscht werden, bevor die nächste Stufe erarbeitet werden kann.
Die natürliche Entwicklung der Perzeption beim sich normal entwickelnden Kind gilt
- soweit wie möglich- auch für das retardierte Kind, nur muss jede Entwicklungsstufe viel sorgfältiger vorbereitet und vertieft werden. Das normale Kind übt ausdauernd jede neue Fertigkeit und wiederholt sie immer wieder, bis es merkt, dass es die neue Fertigkeit beherrscht. Auch das retardierte Kind muss Gelegenheit zum üben bekommen.
Es braucht viel mehr Zeit als das normal entwickelte Kind und wird trotzdem in der Entwicklung nicht so weit kommen.
Es lässt sich viel erreichen, wenn der Erwachsene geduldig mit dem Kind arbeitet. Es geht darum, dem Kind beizubringen, alle Eindrücke aus der Umgebung selbst aufzunehmen; - sehen, hören, fühlen, schmecken usw. zu lernen.
Es ist allerdings auch notwendig, das Kind zum Sehen wollen, Hören wollen usw. zu motivieren.
(Holle, Britta: Die motorische und perzeptuelle Entwicklung des Kindes 1994)
Literaturverzeichnis
Literatur:
Motorische Entwicklung Ein Handbuch ; Herausgegeben von Baur Jürgen ,Bös Klaus ,Singer Roland ; 1994
Psychologie des Lernens ; Lefrancois Guy R. ; 3.Auflage; Springer Verlag; Heidelberg; 1994
Die motorische und perzeptuelle Entwicklung des Kindes ; Holle Britta ; Psychologioe Verlags Union ; 3.Auflage ; 1993
Krombholz, H. (1985). Motorik im Vorschulalter. Ein Überblick. Motorik, 8, 83-96.
Krombholz, H. (1988). Sportliche und kognitive Leistungen im Grundschulalter - Eine Längsschnittuntersuchung. Frankfurt, Bern, New York, Paris: Lang.
Krombholz, H. (1998). Theorien, Modelle und Befunde zur motorischen Entwicklung im Kindesalter. Sportonomics, 4 (2), 55-76.
Krombholz, H. (1999). Körperliche, sensorische und motorische Entwicklung im 1. und 2. Lebensjahr. In Deutscher Familienverband (Hrsg.), Handbuch Elternbildung. Band 1: Wenn aus Partnern Eltern werden. S. 533-557. Opladen: Leske + Budrich.
Krombholz, H.(2005). Bewegungsförderung im Kindergarten Ein Modellversuch. Schorndorf: Hoffmann.
Internetseiten:
http://freenet-homepage.de/ilonafelix/felix.html
http://www.mobile-familienmagazin.de/
http://www.familienhandbuch.de/
http://www.ifp.bayern.de/projekte
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