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Martin Opitz -An die Augen seiner Jungfrauen

Frage: Martin Opitz -An die Augen seiner Jungfrauen
(67 Antworten)


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Hey Leute,

hatte gerade eben Deutschprüfung und bin mir nicht ganz sicher ich kann es jetzt eh nicht mehr ändern,aber ich wär über eure Meinung sehr dankbar.

Wie würdet ihr das folgende Sonett von Opitz interpretieren?

Lieb zu einer Frau oder zur Natur?

Danke Grape



An die Augen seiner Jungfrawen

Fast auß dem Holländischen.
LEitsternen meines Haupts / vnd meiner jungen Zeit /
Die als Planeten sind gesetzet meinem Leben /

Jhr Augen / wann ich euch so freundlich sehe schweben /
So bin ich als entzückt / vnd kenne gantz kein Leid.
Dann jhr beschliest in euch ein’ hohe Liebligkeit /
Vnd lieblich’ Hoheit; jhr / jhr könnt alleine geben
Genüge / rechte Lust: wornach wir Männer streben
Das habt jhr / O mein Liecht / vor allem weit vnd breit.
Natura selber liegt im Tunckeln fast begraben /
Vnd mangelt ihres Liechts / von wegen jhrer Gaben /
Die gantz versamblet sind in solcher engen statt,
Doch ist sie enge nicht / vnd kann sich weit ergiessen /
Ja were groß genung fast alles einzuschließen /
Weil sich mein’ arme Seel’ in ihr verirret hat.
Frage von Grape (ehem. Mitglied) | am 28.04.2010 - 13:40

 
Antwort von GAST | 01.05.2010 - 13:25
Endlich mal jemand der aus "Natura" auch das Naturell der Frau gelesen hat :-)

Vielleicht ist ja die Begründung, dass ihr Wesen sich hinter ihrem offensichtlich einnehmenden Äußeren versteckt überzeugend^^

 
Antwort von GAST | 01.05.2010 - 15:24
TAUSEND TAUSEND dank.. endlich jemand hier, der es ca. so gemacht hat wie ich, und dass auch gut findet... vielleicht muss ich ja doch nich in die nachprüfung...
wie habt ihr die letzte zeile gedeutet?
warum "weil"

 
Antwort von GAST | 02.05.2010 - 14:04
Bei nochmaligem Lesen, kommen mir starke Zweifel an meiner obigen Interpretation. So lächerlich, dass man mich zwingt 4 Stunden zu verharren, wie ein blöder zu schreiben... bei Poesie. Genug zum Schulsystem.

Die Frage nach "Natura" ist von mir nich hinreichend geklärt (s.o.).

1. Opitz schreibt in Vers 6 "jhr könnt alleine geben", in Vers 8 "habt jhr[...]vor allem weit vnd breit". Die Frau, angesprochen mit "liebliche Hoheit" und "O mein Liecht", wird hier gezeigt als ausströmendes und unbeschränktes Wesen.

2. Natura jedoch "liegt im Tunckeln fast begraben", "ohne Licht". Die Beschreibung der Frau liest sich als Entgegengesetztes im Verhältnis zu Natura. Frage: Warum mangelt es Natura an Licht? "Von wegen jhrer Gaben"?

Eine Lösung wäre es, Natura als Seele zu interpretieren - wohl abgegrenzt zur (weltlich köperlichen) Frau. Durch diese Interpretation kämen wir auf das typisch barokale Memento Mori.
"mangelt ihres Liechts / von wegen jhrer Gaben": im Hinterkopf habend, dass die Frau weiter oben als Gebende beschrieben wurde, liest sich dieser Abschnitt als Ermahung, da sie nur gibt "wornach wir Männer streben".
"Doch ist sie enge nicht / vnd kann sich weit ergiessen" verstanden als Ermunterung und zur Hinführung zum richtigen Leben.

Dies lässt sich auch mit "LEitsternen meines Haupts / vnd meiner jungen Zeit / Die als Planeten sind gesetzet meinem Leben" in Einklang bringen. Leitstern verstandel als Leitbild, das grade seines Einflusses auf die junge Zeit wegen erzogen werden muss. die "Setzung als Planet" dient dann der vorauseilenden Abschwächung der kommenden Kritik.

3. "Weil sich mein’ arme Seel’ in ihr verirret hat." Zunächst: mit dem "ihr" wird auf Natura angesprochen, da dass hoheitliche ihr im Gedicht "jhr" geschrieben wurde. Er verliert sich also in "Natura", der Seele, dem innersten Wesen der Frau. "Weil" interpretierte ich hier als Argument: siehe, deine Seele ist groß, "weil" selbst Opitz sich in ihr verfing - ein wenig eitel(?).

Ich schließe mittlerweile auch nichtmehr aus, nicht doch den 30-jährigen Krieg interpretieren zu können; und "Natura" als romantische Zusammenfassung der Außenwelt in Verbindung mit religiösen Elementen zu verstehen - obwohl das ja für die Romantiker gut 100 Jahre später vorbehalten sein sollte. Auch finde ich, dass der Übergang von
[...]vor allem weit vnd breit./
Natura selber liegt im Tunckeln
[...]
so stark ist, dass ich hier instinktiv den 30-jährigen Krieg interpretieren möchte.

Vielleicht ist es ja ein anything goes. Nur das wie ist entscheident.

MfG Alex

 
Antwort von GAST | 02.05.2010 - 14:08
entscheidend (+ 20 Zeichen...)

 
Antwort von GAST | 19.05.2010 - 21:55
ich weiß von einer lehrerin, die das einer 12. klasse gesagt hat, dass im gedicht keiner der drei grundgedanken des barocks vorhanden war und dass anscheinend unglaublich viele schüler viel mehr reininterpretiert haben, als da war.
naja, wir werden sehen.
ich verstehe das gedicht immernoch nicht richtig, weiß auch nicht, warum ich es gewählt habe.
meiner meinung war im dritten terzett aber auch der dreißigjährige krieg gemeint. seine angebetete, die sogar "Liecht" genannt wird, steht im Gegensatz zur Natur, die ja eigentlich das "Liecht" darstellt, denn Naturs Licht ist "kaputt".
Das vierte Terzett habe ich so interpretiert, dass nun wieder von der Jungfrau die Rede war, die eben nicht so "eng" wie die Natur ist und sogar ihn eingeschlossen.
Und mein Hauptvergleichspunkt: Anbetung vs. Liebe!

 
Antwort von GAST | 01.06.2010 - 11:06
Also ich hab heute die Ergebnisse bekommen und habe, Gott sei Dank und keine Ahnung wie, 10 Punkte bekommen. Und ich habe auch die Barockmotive ganz stark einfließen lassen, total falsch gewesen kann es also nicht gewesen sein.
Wie sieht es bei euch aus, schon Ergebnisse? :)

 
Antwort von GAST | 22.06.2010 - 21:11
voll krass hab 7 punkte bekommen und dachte es wären 2... voll happy.. keine nachprüfung... und ne 3- is für deutsch echt zufriedenstellend

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