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Die Figur Innstettens (Kupeemonolog)

Alles zu Theodor Fontane  - Effi Briest

22. Januar 2000


Kupeemonolog
Seite 246 bis 248 Editionsausgabe

Aufgabe:
Charakterisiere ausgehend von diesem Textbezug die Figur Innstettens!!!
Setze diesem Textauszug in Beziehung zu anderen zentralen Aussagen von und über Innstetten und zeige auf, wodurch Innstettens Verhalten beeinflusst wird!!!

Meine Vorgehensweise:
Zuerst Textpassage gründlich lesen und Eigenschaften Innstettens erkennen, anstreichen und interpretieren
Den Roman „quer lesen“ und auf Aussagen von oder über Innstetten achten

Struktur meiner Analyse:
Einleitung
Was der Szene voraus gegangen ist
Chronologisch Innstetten anhand des Kupeemonologs charakterisieren
Wenn bestimmte Verhaltensweisen oder Charakteristika schon mal im Roman auftreten sind, belegen durch Zitate
Andere Verhaltensweisen anschließend nennen, die im Kupeemonolog nicht auftreten
Am Ende eine kurze Zusammenfassung /Schluss
Der Gesellschaftsroman „Effi Briest“ von Theodor Fontane (1896) thematisiert zentrale Aspekte wie die Scheinidylle der damaligen Gesellschaft, die Stellung der Frau und den Druck sich so zu verhalten wie es die Gesellschaft erwartet, um keine Sanktionen zu befürchten.
Die damals siebzehnjährige verspielte Effi Briest wird mit den zwanzig Jahre älteren Baron von Innstetten verheiratet. Unausgefüllt von ihrer Ehe mit einem pflichtbewussten und Karriere anstrebenden Mann, erlebt sie eine Liebesaffäre mit dem Verführer Major Crampas. Einige Jahre später erfährt ihr Ehemann von diesem Fehltritt und fühlt sich aufgrund seines Ehrenkodex und der Gesellschaft genötigt ein Duell mit ihm herauszufordern. Hierbei tötet Innstetten Crampas und lässt sich anschließend von seiner Frau Effi scheiden. Er behält das einzige gemeinsame Kind Anni. Als Ehebrecherin ist Effi nun von der Gesellschaft ausgestoßen und ihre schockierten Eltern verstoßen sie unbarmherzig. Bals darauf stirbt sie an Isolierung und Kummer in Einsamkeit.
Der Kupeemonolog findet nach dem Duell zwischen Innstetten und Crampas statt, aus dem erst genannter als Sieger hervorgeht. Innstetten befindet sich im Zug zurück nach Berlin und macht sich seine Gedanken zu dem eben Vorgefallenem.
Innstetten sitzt alleine im Zug zurück nach Berlin. Er will alles noch einmal in seinen Kopf hervorrufen, was in den letzten Stunden passiert ist und will es noch einmal überdenken. Er überlegt genau das selbe, wie zwei Tage zuvor: wie er auf die gefundenen Liebesbriefe hätte reagieren sollen und ob ein Duell zwingend notwendig gewesen wären. Diese Überlegungen fangen mit der Rechtfertigung an, dass er es aufgrund von seines Recht- und Pflichtbewusstsein tun muss und endet bei aufkommenden Zweifeln. [vlg. Seite 247 Zeile 5 f] Sein Recht- und Pflichtbewusstsein wird noch mehrmals in diesem Monolog auftauchen und ich werde es dann näher erläutern und erklären.
Es lässt sich jedoch erkennen, dass Innstetten ein Mensch ist, dem Ehre sehr wichtig erscheint. Er hält es für seine Pflicht Effis Ex-Liebhaber zu einem Duell aufzufordern, da er sonst- seiner Auffassung nach- seine Ehre verlieren würde und sich vor der Gesellschaft nicht rechtfertigen könnte.
Ein anderer wichtiger Punkt der ihn sehr stark beschäftigt, ist die Frage, wer Schuld hat, bwz. ob jemand schuldig ist. Zu dieser Frage sagt er Folgendes: „Schuld, wenn sie überhaupt was ist, ist nicht an Ort und Stelle gebunden und kann nicht hinfällig werden von heute auf morgen, Schuld verlangt Sühne; das hat einen Sinn. Aber Verjährung ist etwas Halbes, etwas Schwächliches, zum mindesten was Prosaisches.“ [Zeile 7ff] Dieses Zitat von Innstetten soll zeigen, dass er, wie eben schon kurz erwähnt, Zweifel an seiner Tat hat. Er sagt aus, dass Verjährung ihn nicht davon abhalten konnte, sich mit Crampas zu duellieren. Für ihn ist Verjährung kein wichtiger Wert der Gesellschaft.
Im Gegensatz dazu ist er ein Mann mit Charakter, dem seine Prinzipien sehr wichtig sind; diese Tatsache wird dem Leser auch schon vorher im Roman vermittelt. Dies wird zum Beispiel an dem Zitat „Innstetten, unbestritten, [...] ein famoses Menschenexemplar, Mann von Charakter und Scheid“ [Seite 23 Zeile 6f] deutlich, bei dem der Erzähler Innstetten diese eben genannte Eigenschaften zuschreibt. Auch Niemeyer hat eine ähnliche Auffassung. Er beschreibt ihn auf Seite 32 ab Zeile 3 folgendermaßen: „Das [also Innstetten] ist ein Mann von Charakter, ein Mann von Prinzipien. “ Dieses eben genannte Zitat ist notwendig, da es zeigt, dass nicht nur der Erzähler sondern auch Handlungsfiguren, in diesem Falle Niemeyer, Innstetten für ein prinzipienbewussten Menschen hält.
Zurück zum Kupeemonolog: Es scheint für einen Moment, dass die Sachlage für Innstetten ganz klar ist. Er konnte nicht anders als mit Crampas zu kämpfen. Liest man jedoch weiter, merkt man, wie unsicher er wirklich ist. „Aber im selben Augenblick , wo dies für ihn feststand, warf er’s auch wieder um. Verjährung ist das einzig Vernünftige; ob es nebenher auch noch prosaisch ist, ist gleichgültig; das Vernünftige ist meist prosaisch.“ [Zeile 14ff] Dies zeigt, dass er probiert die Lage sachlich und rational zu sehen. Er appelliert an seine eigene Vernunft und sagt, dass Vernunft meist prosaisch sei. Der Begriff prosaisch bedeutet sachlich, nüchtern und emotionslos. Genau so versucht Innstetten seine Situation zu sehen und übt Selbstkritik. Er sagt, dass es eine Verjährung gibt; d. h. anders ausgedrückt, dass das Duell eigentlich von der Seite betrachtet nicht hätte sein dürfen.
Als nächstes stellt er sich die Frage, wann es eine Verjährung gibt bwz. wo die Grenzen sind. Innstetten gibt zu, wenn er die Briefe seiner Frau erst fünfundzwanzig Jahre später gefunden hätte, wäre es absurd, ja fast lächerlich, gewesen, noch ein Duell mit Crampas zu fordern. Er überlegt und wird sich bewusst, dass -wäre er nicht von selbst auf diesen Gedanken gekommen-, hätte ihm Wüllersdorf, sein enger Vertrauter, gesagt: Sein kein Narr. [vgl. Zeile 21] Innstetten sieht ein, dass es eine Grenze geben soll, die jedoch schwer zu schaffen sei. „Zehn Jahre verlangen noch ein Duell, und da heißt es Ehre, und nach elf Jahren oder vielleicht schon bei zehneinhalb heißt es Unsinn.“ [Zeile 26ff] Dieses Zitat zeigt, das Ehre und Unsinn sehr nahe bei einander liegen und dass Innstetten erkennt, vielleicht doch zu engstirnig und naiv gehandelt zu haben. Er ist, wie eben schon erwähnt, eine Person, die nach Prinzipien lebt und auch nach ihnen handelt.
Betrachtet man jedoch letzteres Zitat von Innstetten merkt man, dass er anfängt zu zweifeln. Hier erkennt man, dass er sich selbst eingesteht, dass es gewisse Grundsätze gibt, die in bestimmten Situationen nicht unbedingt gelten müssen. Als er dies registriert, ist er enttäuscht von sich selber und er gibt auf. Er hat keine Hoffnung mehr und er „resigniert“ [Zeile 31].
Er selber nennt ein anderes mögliches Motiv für seine Tat: Rache!!! Innstetten sagt aus, dass „Rache nichts Schönes, aber Menschliches sein...“ [Zeile 26f] Durch diese Selbsterkenntnis verdeutlicht er, dass er nicht so ein „Prinzipienreiter“ [vgl. Zeile 32f] sei, wie er von anderen gesehen wird und was er auch bis zu diesem Zeitpunkt immer verkörpert hat. Rache ist ein Gefühl, d. h. dass es nicht rational erklärbar ist. Dies beweist, dass Innstetten auch eine emotionale Seite hat, die bis jetzt nicht so stark zum Ausdruck gekommen ist, aber jetzt erkennbar wird.
Innstetten realisiert, dass das Geschehene eine „halbe Komödie“ [Seite 248 Zeile 1] sei, die er aber jetzt konsequent zu Ende spielen muss. Er überlegt, wie die Situation hätte besser machen können. Dies zeigt, dass er sich selber kritisiert. Hätte er die Briefe verbrannt und keiner, d.h. die Öffentlichkeit nie von diesen Briefen und somit von dem Verhältnis zwischen seiner Frau und Major Crampas erfahren, wäre das Duell nie passiert. Eine logische Schlussfolgerung könnte sein, dass er sich selber die Schuld gibt. Dies tut er jedoch nicht, sondern er sagt, dass es jemand anders sei, der die Schuld für sein Verhalten trägt. Mit diesem jemand anderen meint Innstetten die Gesellschaft, die ihn praktisch zu dieser Tat gezwungen hat. In dem Moment wo die Öffentlichkeit Bescheid wusste, dass seine Ehefrau ein Verhältnis mit jemand anderem gehabt hat, hätte er nicht anders handeln können. Mit der Öffentlichkeit ist hier in diesem Zusammenhang nicht die ganze Stadt oder eine grosse Menschenmenge gemeint, sondern nur eine Person, nämlich Wüllersdorf. Er ist so zu sagen, ein Sklave der Gesellschaft.
Hier muss man anfügen, dass der Roman im 19. Jahrhundert spielt und die Gesellschaft damals einen sehr großen Druck ausübte, dem sich Innstetten nicht widersetzen konnte. Es hätte für ihn schlimme Folgen gehabt; er wäre aus seinem Amt entlassen worden und wäre von der Gesellschaft verstoßen worden. Dies sind die Gründe für sein handeln.
Vergleicht man diese Textstelle mit dem übrigen Zitaten von und über Innstetten im ganzen Roman, so stellt man fest, dass dieser Kupeemonolog ihn sehr gut charakterisiert und darstellt. Es wird deutlich, wie er von der Gesellschaft gezwungen wird so zu handeln. Innstetten hat Angst verstoßen zu werden und lässt sich lieber von seiner Frau Effi scheiden als die Konsequenzen der Gesellschaft zu tragen, die seiner Meinung nach, schlimmer sind.
Zusammenfassend kann man sagen, dass man durch den Kupeemonolog sehr viel mehr „menschliche“ und positive Eigenschaften von Innstetten kennenlernt und ihn sogar ein bisschen mehr verstehen lernt. Man hält ihn nicht mehr für eiskalt und berechnend, wie man es vielleicht früher getan hätte.
Verena Thronberens

Fragen:
Habe ich richtig zitiert???
Habe ich zu viel zitiert???
Habe ich die Zitate Anschließend genügend erklärt und gedeutet???
Bin ich zu sehr in die Nacherzählung verfallen???
Bin ich chronologisch geblieben???
Wie schaffe ich den Übergang nachdem ich einen Punkt verdeutlicht habe, damit ich nicht anfange die Szene nachzuerzählen??? [Z.B. als Nächstes??? Oder Anschließend???]
Was ist mit dem Satz „Es gibt so viele Leben, die keine sind, und so viele Ehen, die keine sind...“ [Seite 248 Zeile 7f] gemeint???
Inhalt
Aufgaben: Charakterisiere ausgehend von diesem Textbezug die Figur Innstettens! Setze diesem Textauszug in Beziehung zu anderen zentralen Aussagen von und über Innstetten und zeige auf, wodurch Innstettens Verhalten beeinflusst wird! (Seite 246-248) (1528 Wörter)
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