Tauben im Gras - Analyse erzählerischer Mittel
Frage: Tauben im Gras - Analyse erzählerischer Mittel(3 Antworten)
Folgenden Abschnitt musste ich im Hinblick auf die erzählerischen Mittel analysieren. Allerdings hab ich da bei noch Schwierigkeiten die Begriffe richtig zuzuordnen. Zitat: Gerade bei der Zuordnung der Darbietunsformen habe ich Problme und ich bin mir ziemlich unser, ob hier ein auktorialer oder personaler Erzähler vorliegt. Wär echt super, wenn ihr mir helfen könntet ;) Hier ist der entsprechende Teil meines Analyseversuches: Zunächst gehe ich auf die Erzählform ein. Im vorliegenden Auszug ist eindeutig die Er-/Sie-Form als vorherrschende Erzählform identifizierbar. Dies ist schon zu Beginn des Auszugs in der rhetorischen Frage „Was wollte er?“ (Z. 3)exemplarisch erkennbar, aber auch durch weitere Personalpronomen wie „sie“ (Z. 9). Durch die Verwendung dieser Erzählform bleibt der Erzähler außerhalb des Geschehens, erzählt nur von Figuren und bleibt selbst unsichtbar, da ihm keine Personalität zugeordnet werden kann. So fungiert er nur als Medium, kann aber wertend eingreifen. Bezüglich der Erzählperspektive gestalten sich deren Wechsel im vorliegenden Auszug fließend: Zu Beginn werden die Gedanken Washingtons aus der Innensicht beschrieben (vgl. Z. 1 - 4). Danach wechselt die Perspektive bei der Beschreibung der Geschäftsräume, Verkäuferinnen und Kundinnen in die Außenperspektive (vgl. Z. 4 – 6) und taucht anschließend wieder durch das Mittel der indirekten Rede mit Washingtons Gedankenwelt in die Innenperspektive ein (vgl. Z. 7 -8). Kurz wird die Handlung der Verkäuferin aus der Außenperspektive dargestellt (vgl. Z. 9 -10) bevor zur Innensicht Washingtons zurückgewechselt wird (vgl. Z. 10 – 19).Später wechselt die Perspektive auch zur Innensicht der Verkäuferin und ermöglicht einen Einblick in deren Denkweise (vgl. Z. 19 -27), wechselt jedoch danach wieder zur Innensicht Washingtons zurück (vgl. Z. 27 – 34). Danach geht die Erzählung bei der Beschreibung von Washingtons Handeln und den „Offiziersfrauen“ (Z. 37) jedoch wieder in die Außenperspektive über (vgl. Z. 34 – 39) und wechselt zurück zur Innensicht der Verkäuferin (vgl. Z. 39 – 43). Zuletzt wird Washingtons Handeln bis zum Schluss wieder aus der Außensicht beschrieben (vgl. Z.43 – 45). Die vielen verschiedenen Perspektiven und Perspektivwechsel erzeugen Distanz, sodass die Handlung im Vordergrund steht. Nun wird der Erzählerstandort untersucht. Der Erzählstandort ist nahe bei den Figuren gewählt, da der Erzähler der Figurenkonstellation nahe steht. Er scheint jedoch auch mit dieser genauer vertraut zu sein und behält insgesamt den räumlichen und zeitlichen Überblick über das Geschehen, sodass der Erzählerstandort als „olympischer Erzählerstandort“ einzustufen ist. Das Erzählverhalten lässt sich als auktorial beschreiben, da eine eigene Sichtweise des Erzählers erkennbar ist und sich durchaus ins Bewusstsein des Lesers einbringt, auch wenn die Perspektiven der handelnden Personen miteinbezogen werden. So sind dem Erzähler beispielweise nicht nur die Gedanken Washingtons bekannt, sondern auch die der Verkäuferin. Zudem macht sich der Erzähler durch wertende Beschreibungen wie „große braune Hand“ (Z. 43 f.) und den Vergleich „wie ein gefangener Schmetterling“ (Z. 44 f.) bemerkbar. Auch die Er-Erzählform und der „olympische Erzählstandort“ harmonieren mit diesem Erzählverhalten. Auch kommentiert der Erzähler das Geschehen allwissend „In Baton Rouge hätten sie ihn totgeschlagen“ (Z. 18). Aus dem Auszug geht eine kritische wie ironische, aber auch affirmative Erzählhaltung hervor, die sich nicht nur in der bereits nachgewiesenen Satireform äußert, sondern auch durch kritische Wortlaute wie „Offiziersfrauen“ (Z. 37), die Assoziationen an einen Escort-Service zur Unterhaltung amerikanischer Offiziere wecken und die wirtschaftliche wie poltisch-kulturelle Abhängigkeit von Amerika kritisiert. Affirmativ zur Haltung der Verkäuferin wirkt zum Beispiel die Wortwahl des „Riesen“ (Z. 20), der die rassistische Grundeinstellung der Verkäuferin wie einem Großteil der deutschen Bevölkerung verstärkt. Die Darbietungsform des Textes entspricht größtenteils der erlebten Rede, durch die vordergründig die Figuren dargestellt werden. Jedoch wechselt die Darbietungsform im vorliegenden Romanauszug öfters. So setzt der Textauszug in Form erlebter Rede ein (vgl. Z. 1 – 3), geht dann kurz in einen Erzählerbericht über (vgl. Z. 3 -7) und wechselt anschließend in indirekte Rede aus Perspektive Washingtons (vgl. Z. 7 f.). Danach folgt ein Erzählerbericht(vgl. Z. 8 – 10). Anschließend wechselt die Darbietungsform wieder zur erlebten Rede (vgl. Z. 10 – 43). Erst zum Schluss geht die erlebte Rede wieder in einen Erzählerberichtüber (vgl. 43 – 45). Die erlebte Rede äußert sich insbesondere in den vielen rhetorischen Fragen wie „Was wollte er?“ (Z. 3, 10, 15, 35) oder „Auch hier?“ (Z. 18). Besonders auffällig ist hier die Wiederholung der ersten rhetorischen Frage, die so Washingtons Unsicherheit besonders verdeutlicht. |
Frage von torvog (ehem. Mitglied) | am 06.11.2012 - 15:37 |
Antwort von Gotthelf (ehem. Mitglied) | 07.11.2012 - 08:37 |
Und wie lautet bitte deine Frage? |
Antwort von goldenoldie (ehem. Mitglied) | 07.11.2012 - 12:07 |
Deine Analyse ist, meine ich, so weit i.O. beachte aber bitte Folgendes: Du schreibst: Zitat: Die Wiedergabe von Gedanken in einer neutralen Form wird als "erlebte Rede" bezeichnet. vgl. Zitat: (Quelle: deutschsprachige-literatur.blogspot.com/2010/05/fachbegriffe ) es handelt sich hier um einen "personalen Erzähler" mit eingeschränkter Sichtweise. |
Antwort von Kuchenfreak (ehem. Mitglied) | 07.11.2012 - 17:19 |
weitere erzählerische mittel: "Washington legte seine große braune Hand auf ein Stück gelber Seide." -> kontrast bzw. gegenüberstellung groß, braun <-> klein, gelb "Die Seide verschwand wie ein gefangener Schmetterling unter seiner Hand." -> vergleich und gleichzeitig metapher: große bildlichkeit |
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