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Tauben im Gras - Analyse erzählerischer Mittel

Frage: Tauben im Gras - Analyse erzählerischer Mittel
(3 Antworten)


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Folgenden Abschnitt musste ich im Hinblick auf die erzählerischen Mittel analysieren. Allerdings hab ich da bei noch Schwierigkeiten die Begriffe richtig zuzuordnen.


Zitat:
>Das Beste für Carla.< Washington war im großen Verkaufs-
raum des Central Exchange, Er ging zu dem Damenarti-
keln hinüber. Was wollte er? >Das Beste für Carla.< Die
deutschen Verkäuferinnen waren freundlich. Zwei Frauen
[5] wählten Nachthemden. Es waren Frauen von Offizieren,
und die Nachthemden waren lange Gewänder aus rosa und
schilfgrünem Crepe de Chine. Die Frauen würden wie üp-
pige Göttinnen im Bett liegen. Die Verkäuferin
ließ die Frauen bei den Hemden allein. Sie wandte sich Wa-
[10] shington zu und lächelte. Was wollte er? Ein Sausen war in
der Luft. Ihm war noch immer, als habe er die Telefon-
muschel am Ohr und höre Wörter, die über den Ozean ge-
sprochen wurden. Durch technischen Zauber war er zu
Hause in Baton Rouge. Durch welchen Zauber stand er im
[15] Central Exchange einer deutschen Stadt? Was wollte er? Es
war gut, und es war schändlich: er wollte heiraten. Wem
wollte er Kummer bereiten, wen unglücklich machen? War
jeder Schritt gefährlich? Auch hier? In Baton Rouge hätten
sie ihn totgeschlagen. Die Verkäuferin dachte >er ist schüch-
[20] tern, diese Riesen sind immer schüchtern, sie suchen Wä-
sche für ihre Freundinnen und trauen sich nicht zu sagen
was sie wollen.< Sie legte ihm vor, was sie in diesem Fall
für passend hielt, Höschen und Hemdchen, leichte zarte
Schleier, die richtige Nuttenwäsche, >das richtige für die
[25] Fräuleins<, schattenfein, mehr zur Anreizung als zur Ver-
hüllung. Die Verkäuferin trug dieselbe Wäsche. >Ich könnt’s
ihm zeigen<, dachte sie. Washington wollte die Wäsche
nicht. Er sagte >>Kinderwäsche<<. Die Verkäuferin dachte >o
weh, er ihr schon ein Kind gemacht>. - >Sie sollen gute
[30] Väter sein<, dachte sie, >aber ich möchte kein Kind von
ihnen haben<. Er dachte, >man muss jetzt an die Kinder-
sachen denken, man muss alles rechtzeitig besorgen, aber
Carla müsste es aussuchen, sie wird wütend sein, wenn ich es
aussuche und mitbringe<. - >>Nein. Doch kein Kinder-
[35] wäsche<<, sagte er. Was wollte er? Er deutete unentschlossen
auf die leichten Gewebe der erotischen Verführung. Die
Offiziersfrauen hatten ihre Nachthemden gefunden und
blickten Washington böse an. Sie riefen nach der Ver-
käuferin. >Er lässt sie mit dem Kind sitzen<, dachte die Ver-
[40] käuferin, >er hat schon eine neue Braut, der schenkt er die
Reizwäsche, so sind sie, Schwarze wie Weiße.< Sie ließ
Washington stehen und schrieb den Verkaufszettel für die
Offiziersfrauen aus. Washington legte seine große braune
Hand auf ein Stück gelber Seide. Die Seide verschwand wie
[45] ein gefangener Schmetterling unter seiner Hand.

Gerade bei der Zuordnung der Darbietunsformen habe ich Problme und ich bin mir ziemlich unser, ob hier ein auktorialer oder personaler Erzähler vorliegt. Wär echt super, wenn ihr mir helfen könntet ;)

Hier ist der entsprechende Teil meines Analyseversuches:

Zunächst gehe ich auf die Erzählform ein. Im vorliegenden Auszug ist eindeutig die Er-/Sie-Form als vorherrschende Erzählform identifizierbar. Dies ist schon zu Beginn des Auszugs in der rhetorischen Frage „Was wollte er?“ (Z. 3)exemplarisch erkennbar, aber auch durch weitere Personalpronomen wie „sie“ (Z. 9). Durch die Verwendung dieser Erzählform bleibt der Erzähler außerhalb des Geschehens, erzählt nur von Figuren und bleibt selbst unsichtbar, da ihm keine Personalität zugeordnet werden kann. So fungiert er nur als Medium, kann aber wertend eingreifen.

Bezüglich der Erzählperspektive gestalten sich deren Wechsel im vorliegenden Auszug fließend: Zu Beginn werden die Gedanken Washingtons aus der Innensicht beschrieben (vgl. Z. 1 - 4). Danach wechselt die Perspektive bei der Beschreibung der Geschäftsräume, Verkäuferinnen und Kundinnen in die Außenperspektive (vgl. Z. 4 – 6) und taucht anschließend wieder durch das Mittel der indirekten Rede mit Washingtons Gedankenwelt in die Innenperspektive ein (vgl. Z. 7 -8). Kurz wird die Handlung der Verkäuferin aus der Außenperspektive dargestellt (vgl. Z. 9 -10) bevor zur Innensicht Washingtons zurückgewechselt wird (vgl. Z. 10 – 19).Später wechselt die Perspektive auch zur Innensicht der Verkäuferin und ermöglicht einen Einblick in deren Denkweise (vgl. Z. 19 -27), wechselt jedoch danach wieder zur Innensicht Washingtons zurück (vgl. Z. 27 – 34). Danach geht die Erzählung bei der Beschreibung von Washingtons Handeln und den „Offiziersfrauen“ (Z. 37) jedoch wieder in die Außenperspektive über (vgl. Z. 34 – 39) und wechselt zurück zur Innensicht der Verkäuferin (vgl. Z. 39 – 43). Zuletzt wird Washingtons Handeln bis zum Schluss wieder aus der Außensicht beschrieben (vgl. Z.43 – 45). Die vielen verschiedenen Perspektiven und Perspektivwechsel erzeugen Distanz, sodass die Handlung im Vordergrund steht.

Nun wird der Erzählerstandort untersucht. Der Erzählstandort ist nahe bei den Figuren gewählt, da der Erzähler der Figurenkonstellation nahe steht. Er scheint jedoch auch mit dieser genauer vertraut zu sein und behält insgesamt den räumlichen und zeitlichen Überblick über das Geschehen, sodass der Erzählerstandort als „olympischer Erzählerstandort“ einzustufen ist.

Das Erzählverhalten lässt sich als auktorial beschreiben, da eine eigene Sichtweise des Erzählers erkennbar ist und sich durchaus ins Bewusstsein des Lesers einbringt, auch wenn die Perspektiven der handelnden Personen miteinbezogen werden. So sind dem Erzähler beispielweise nicht nur die Gedanken Washingtons bekannt, sondern auch die der Verkäuferin. Zudem macht sich der Erzähler durch wertende Beschreibungen wie „große braune Hand“ (Z. 43 f.) und den Vergleich „wie ein gefangener Schmetterling“ (Z. 44 f.) bemerkbar. Auch die Er-Erzählform und der „olympische Erzählstandort“ harmonieren mit diesem Erzählverhalten. Auch kommentiert der Erzähler das Geschehen allwissend „In Baton Rouge hätten sie ihn totgeschlagen“ (Z. 18).

Aus dem Auszug geht eine kritische wie ironische, aber auch affirmative Erzählhaltung hervor, die sich nicht nur in der bereits nachgewiesenen Satireform äußert, sondern auch durch kritische Wortlaute wie „Offiziersfrauen“ (Z. 37), die Assoziationen an einen Escort-Service zur Unterhaltung amerikanischer Offiziere wecken und die wirtschaftliche wie poltisch-kulturelle Abhängigkeit von Amerika kritisiert. Affirmativ zur Haltung der Verkäuferin wirkt zum Beispiel die Wortwahl des „Riesen“ (Z. 20), der die rassistische Grundeinstellung der Verkäuferin wie einem Großteil der deutschen Bevölkerung verstärkt.

Die Darbietungsform des Textes entspricht größtenteils der erlebten Rede, durch die vordergründig die Figuren dargestellt werden. Jedoch wechselt die Darbietungsform im vorliegenden Romanauszug öfters. So setzt der Textauszug in Form erlebter Rede ein (vgl. Z. 1 – 3), geht dann kurz in einen Erzählerbericht über (vgl. Z. 3 -7) und wechselt anschließend in indirekte Rede aus Perspektive Washingtons (vgl. Z. 7 f.). Danach folgt ein Erzählerbericht(vgl. Z. 8 – 10). Anschließend wechselt die Darbietungsform wieder zur erlebten Rede (vgl. Z. 10 – 43). Erst zum Schluss geht die erlebte Rede wieder in einen Erzählerberichtüber (vgl. 43 – 45). Die erlebte Rede äußert sich insbesondere in den vielen rhetorischen Fragen wie „Was wollte er?“ (Z. 3, 10, 15, 35) oder „Auch hier?“ (Z. 18). Besonders auffällig ist hier die Wiederholung der ersten rhetorischen Frage, die so Washingtons Unsicherheit besonders verdeutlicht.
Frage von torvog (ehem. Mitglied) | am 06.11.2012 - 15:37


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Antwort von Gotthelf (ehem. Mitglied) | 07.11.2012 - 08:37
Und wie lautet bitte deine Frage?


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Antwort von goldenoldie (ehem. Mitglied) | 07.11.2012 - 12:07
Deine Analyse ist, meine ich, so weit i.O. beachte aber bitte Folgendes:


Du schreibst:
Zitat:
taucht anschließend wieder durch das Mittel der
indirekten Redemit Washingtons Gedankenwelt in die Innenperspektive ein


Die Wiedergabe von Gedanken in einer neutralen Form wird als
"erlebte Rede" bezeichnet.

vgl.
Zitat:
Fachbegriffe: erlebte Rede

Definition: Ist eine von fünf Formen der Figurenrede, wobei die Gedanken einer Person nicht unmittelbar von dieser selbst, sondern vom Erzähler geschildert werden. Daher wird diese Form der Figurenrede in der Vergangenheit und in der 3. Person verfasst. Die Perspekive der Figur wird jedoch beibehalten.


Beispiel: War er nicht mit Klaus an der Uni gewesen? Dem würde er es zeigen.


(Quelle: deutschsprachige-literatur.blogspot.com/2010/05/fachbegriffe )

es handelt sich hier um einen "personalen Erzähler" mit eingeschränkter Sichtweise.


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Antwort von Kuchenfreak (ehem. Mitglied) | 07.11.2012 - 17:19
weitere erzählerische mittel:

"Washington legte seine große braune Hand auf ein Stück gelber Seide."
-> kontrast bzw. gegenüberstellung groß, braun <-> klein, gelb

"Die Seide verschwand wie ein gefangener Schmetterling unter seiner Hand."
-> vergleich und gleichzeitig metapher: große bildlichkeit

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