Analyse des Gedichtes
Todesfuge von Paul Celan (1948)
Im Folgenden gilt es das Gedicht „Todesfuge“ welches 1948 von Paul Celan geschrieben wurde, zu analysieren.
Allgemein kann man zum Autor sagen, das es sich um einen Rumänen handelt, der jedoch in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hat. Ebenfalls wäre wichtig zu erwähnen, dass seine beiden Eltern in einem KZ- Lager umgebacht wurden.
Das Gedicht handelt von dem Konzentrationslager Auschwitz und es werden die Positionen von Aufseher und Opfer (also den Juden) deutlich gemacht. Ebenso ist es Kritik an den Nationalsozialisten, deren Ziel es war einen perfekten Massenmord zu vollziehen.
Zum Titel lässt sich folgendes sagen: Der Begriff „Fuge“ ist ein musikalischer und ist definiert als eine vollkommende kontrapunktische Kunstform der Musik. Es handelt sich hierbei um ein Lied, welches öfters wiederholt wird, und mit anderen Stimmen neu gesungen wird.
Stilistisch fällt auch auf, dass es immer von „wir“ und „uns“ gesprochen wird, also immer im kollektiven Plural.
Das Gedicht ist in 6 Strophen unterteilt und es wurde kein besonderes Reimschema verwendet. Ebenfalls ist auch keine einheitlich Strophenlänge festzustellen.
Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Paul Celan eine Harmonisierung verhindern will. Außerdem fällt stilistisch auf, dass es keine Punkt- oder Kommasetzung gibt.
„Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends- wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts- wir trinken und trinken“ wird sowohl in Zeile 1 folgende, als auch in Zeile 10 (Anfang der 2. Strophe) jedoch mit dem Unterschied „...wir trinken Dich“ wiederholt. Diese schon persönlicher wirkenden Zeilen werden nochmals am Beginn der 3. und der 5. Strophe wiederholt.
Inhaltlich kann man zu diesen Zeilen folgendes sagen:
Mit dem Begriff „Milch“ assoziiert man die Muttermilch und damit verbunden das Gefühl von Sicherheit und Schutz, ebenso wie das Wachstum und die damit verbundene Existenzgrundlage.
Im Gegensatz zu diesem eher positiv geprägten Begriff der Milch steht das Wort schwarz. Schwarz könnte als Symbol für den Tod gedeutet werden.
Kontextbezogen kann man sagen, dass man dem Tod (schwarze Milch) nie entrinnen kann: egal, ob es morgens, mittags, abends oder nachts ist, die Bedrohung ist immer da und es stellt sich die makabere Frage, wann wer wie im KZ umgebracht wird.
Stilistisch ist auffällig, dass sich in den öfters folgenden Wiederholungen die Abfolge der Tageszeiten ändert. Inhaltlich könnte dies so gedeutet werden, dass es vor dem Tod, wie eben schon angesprochen, kein Entkommen gibt.
Unterstützt wird diese Aussage auch noch durch die Wörter „wir trinken und trinken“, die nochmal die Ausweglosigkeit aus der Situation deutlich machen. Egal wie man es „dreht und wendet“, es gibt keine Lösung aus dem Konzentrationslager zu entkommen.
Wie eben schon erwähnt arbeitet der Autor Paul Celan mit vielen Wiederholungen, wie sich auch in Zeile 4 zeigt: „wir schaufeln ein Grab“ „in den Lüften“. Diese eben zitierte Stelle wird ebenfalls in Zeile 15, 33 und eine Annäherung an diese Zitat in Zeile 8 und 26 wiederholt.
Hierbei handelt es sich um einen Kontrast. Ein Grab wird normalerweise in der Erde geschaufelt und nicht in der Luft. Sarkastisch ist die Erklärung, warum man das Grab in der Luft schaufelt: „da liegt man nicht eng“. (Zeile 4) Vielleicht wird an dieser Stelle auch auf die Religion der Juden d. h. auf den Glauben an das Weiterleben im Himmel angespielt.
„Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlagen“ (Zeile 5) heißt es in Zeile 5. Betrachtet man das ganze Gedicht, so fällt auch, dass auch dieser Satz öfters wiederholt wird. (Zeile 13, 22 und 32)
Das Haus könnte für das Konzentrationslager stehen, in dem ein dem ein Mann als Aufseher fungiert. Deutlich wird hieran, wo das Gedicht spielt und betrachtet man die darauffolgenden Zeilen „der schreibt der schreibt wenn es dunkel nach Deutschland“ (Zeile 6), so könnte man daraus schließen, dass es sich um das KZ in Auschwitz handelt.
Der Aufseher schreibt Margarete, welche seine Frau sein könnte, jedoch nur wenn es dunkel ist. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass der Kontakt zur Außenwelt damals verboten war. Doch trotz dieses Verbotes widersetzt sich der Aufseher den Anordnungen. Vielleicht wird in dieser Textpassage ein bisschen Hoffnung sichtbar. Denn trotz des Verbotes ist die Liebe zu seiner Margarete stärker.
Das Spiel mit den Schlagen könnte ein Symbol für das Spiel mit dem Bösen und dem Falschen sein, welches die Aufseher damals mit den Häftlingen trieben. Ebenfalls wird die Willkür der Aufseher an diesem Beispiel deutlich. Sie haben in der Hand, wann wer stirbt.
Um noch einmal auf Margarete zurückzukommen: im Gedicht heißt es „Dein goldenes Haar Margarete“ (Zeile 6) Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei Margarete um eine Deutsche handelt, die aus der arischen Rasse stammt (goldene Haare = blonde Haare). Ebenso wird in Zeile 17 und 30 von blauen Augen gesprochen, die man zu der Zeit der Nationalsozialisten der arischen Rasse zuordnete. An dieser Stelle wird des Gedichtes wird der damals herrschende Rassengedanke unter anderem deutlich.
„Er pfeift seine Rüden herbei..., er pfeift seine Juden hervor...“ (Zeile 7f) heißt es weiter im Gedicht. Hier ist eine gleiche Satzstruktur zu erkennen (Parallelismus, Anapher) und zeigt die Demütigung der Juden in dieser Zeit. Juden wurden mit Hunden gleichgesetzt und gleichwertig behandelt. Ebenfalls wird hier nochmal das autoritäre Verhältnis Aufseher- Opfer untermauert und die menschunwürdigen Verhältnisse deutlich.
In den nächsten zwei Zeilen wird, wie eben schon kurz angesprochen, beschrieben, wie er, also der Aufseher, die Juden „herbeipfeift“ und sie ein Grab in der Erde schaufeln lässt während er ihnen befiehlt, nun zum Tanz zu spielen. (vgl. Zeile 8f)
Mit den Wort „pfeifen“ wird der strengen Ton des Aufsehers und die klaren Machtverhältnisse im KZ deutlich. Das Grab welches die Juden schaufeln, ist ihr eigenes. Sarkastisch befiehlt der Aufseher zum Tanz zu spielen. Mit dieser Szene kann man auch assoziieren, dass oft Musik gespielt wurde, als Juden ins KZ transportiert wurden. Mit der Musik könnte auch ein Art Harmonie geschaffen werden wollen, wobei man hier sagen muss, dass es sich um eine künstliche Harmonie handelt, denn sowohl die Wachen als auch die Bewachten wussten damals was auf sie zu kommt. Herauf werde ich später noch genauer eingehen.
Interessant ist an diesem Textbeispiel ebenfalls das die Metapher aus Zeile 4 (Grab der Lüfte) aufgegriffen wird, jedoch handelt es sich in dieser Textpassage um ein Grab in der Erde. Dieses Grab könnte vielleicht symbolisieren, dass der Tod immer näher kommt und es kein Entrinnen gibt.
In der zweiten Strophe sind die ersten fünf Zeilen fast identisch mit den ersten fünf Zeilen aus Strophe eins: „Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts- wir trinken dich morgens und mittags trinken wir dich abends- wir trinken und trinken- Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt- der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete...“ Im Folgenden schließt sich jedoch „Dein aschenes Haar Sulamith“ an. Hier kommt der schon öfters angewandete Kontrast wieder zum Ausdruck.
Auf der einen Seite das goldene Haar von einer Deutschen und auf der anderen Seite das aschfarbene Haar einer Jüdin. Hier wird, wie auch eben schon angesprochen, der Rassenkonflikt angesprochen und durch den Kontrast hervorgehoben.
In den folgenden Strophen werden wieder viele Aspekte der ersten Strophe angesprochen und wiederholt. Es wird unterstrichen, wie sehr die Juden leiden mussten und wie sehr sie erniedrigt und gequält wurden. „Er greift nach dem Eisen im Gurt“ zeigt, wie die Juden hingerichtet wurden: nämlich mit Gewehren. Ein weiteres Indiz dafür ist folgendes Zitat: „Er triff dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau“ (Zeile 31). Ebenso wie das eben genannte Zitat spielt das folgende auf die grausamen und qualvolle Hinrichtungen an: „dann steigt ihr als Rauch in die Luft“ (Zeile 25) Hier wird auf die Verbrennung der Juden in den Gasöfen eingegangen.
Ein weitere Aspekt der sich durch das Gedicht zieht, ist das ausheben von Gräben. Im Zusammenhang damit wird auch immer das Spielen von Musik erwähnt. Dies zeigt, die unmoralischen Demütigungen der Aufseher an den Juden. Denn wer spielt als Gefangener schon gerne Geige wenn er weiß, es könnte sein letztes Mal sein und während er sieht, dass seine Mithäftlinge ihr eigenes Grab schaufeln? Wie auch eben schon kurz angesprochen verbindet man mit Musik eigentlich Harmonie, die hier versucht wird, künstlich zu erzeugen. Ebenfalls könnte man sagen, dass die Musik einen Kontrast zu der sonstigen Stimmung im KZ aufweist.
Vor allem in letzten Teil wird folgendes Zitat oft wiederholt: „der Tod ist ein Meister in Deutschland“ (Zeile 24, 28, 30, und 34) Dies ist eine Art Symbol für das Ziel der Nationalsozialisten: die Perfektion von Massenmord und der Gedanke von klarer Rassentrennung.
Mit diesem eben schon beschriebenen Gedanken endet auch das Gedicht: „dein goldenes Haar Margarete- dein aschenes Haar Sulamith“ (Zeile 35f)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Paul Celan mit seinem Gedicht „Todesfuge“ die damaligen Verhältnisse im KZ auf kritische Weise darstellt und er dies unter anderem mit Hilfe des Stilmitteln der Wiederholung unterstreicht.
Inhalt
Analyse des Gedichtes "Todesfuge" von Paul Celan (1948) (1521 Wörter)
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