Brief 14 an Maximus
Plinius (der jüngere)
Buch 2 - Brief 14
lateinisch / deutsch
C. PLINIVS MAXIMO SVO S.
Verum opinaris, distringor centumviralibus causis, quae me exercent magis quam delectant. sunt enim pleraeque parvae et exiles, raro incidit vel personarum claritate vel negotii magnitudine insignis. ad hoc pauci, cum quibus iuvet dicere; ceteri audaces atque etiarn magna ex parte adulescentuli obscuri ad declamandum huc transierunt, tam inreverenter et ternere, ut nühi Atilius noster expresse dixisse videatur sie in foro pueros a centumviralibus causis auspicari, ut ab Homero in scholis. nam hic quoque ut illic prirnurn coepit esse, quod maximum est. at hercule ante memoriam meam (ita maiores natu solent dicere) ne nobilissimis quidem adulescentibus locus erat nisi aliquo consuIari producente; tanta veneratione pulchertimum opus colehatur. nunc refractis pudoris er reverentiae claustris omnia patent omnibus, nec inducuntur, sed inrumpunt. Sequuntur atiditores actoribus similes, conducti er redempti; manceps convenitur; in media basilica tam palam sportulae quam in triclinio dantur; ex iudicio in iudicium pari mercede transitur. inde iam non inurbane xxx; vocantut; isdem Latinum nomen impositum est "Laudiceni"; er tarnen crescit in dies foeditas utraque lingua notata. here duo nomenclatores mei (habent sane aetatern eorurn, qui nuper togas surnpserint) ternis denariis ad laudandum trahebantur. tanti constat, ut sis disertissimus; hoc pretio quamlibet numerosa subsellia implentur, hoc ingens corona colligitut, hoc infiniti clamores commoventur, cum rnesochorus dedit signum. opus est enim signo apud non intellegentes, ne audientes quidern; nam pletique non audiunt, nec ulli magis laudant. si quando transibis per basilicam et voles scire, quo modo quisque dicat, nihil est, quod tribunal ascendas, nihil, quod praebeas aurem; facilis divinatio: scito eum pessime dicere, qui laudabitur maxime. Primus hunc audiendi morem induxit Lareius Licinus, hactenus tarnen, ut auditores corrogaret. ita certe ex Quintiliano, praeceptore meo, audisse memini. narrabat ille: "adsectabar Domitium Afrum. cum apud io centumviros diceret graviter et lente (hoc enim illi actionis genus erat), audit ex proximo immodicum insolitumque clarnorern. admitatus reticuit; ubi silentium factum est, repetit, quod abruperat. iterum clamor, i i iterum reticuit, et post silentium coepit; idern tertio. novissime, quis diceret, quaesiit. responsum est: "Licinus." tum intermissa causa: 'centumviri" inquit, "hoc artificium periit." Quod alioqui perire incipiebat, curn petisse Afro 12 videretur, nunc vero prope funditus exstinctum et eversum est. pudet referre, quae quam fracta pronuntiatione dicantur, quibus quam teneris clamoribus excipiantur. plausus tantum ac potius sola cyrnbala et 13 tympana illis canticis desunt; ululatus quidem (neque enim alio vocabulo potest exprimi theatris quoque indecora laudatio) large supersunt. Nos tarnen adhuc et utilitas amicorum et ratio aeta- i tis moratur ac retinet; verernur enim, ne forte non has indignitates reliquisse, sed Iaborern fugisse videamur. sumus tarnen solito rariores, quod initium est gradatim desinendi. Vale.
Du hast recht mit Deiner Vermutung: ich kann mich nicht bergen vor Zentumviralprozessen, die mit mehr Ärger als Freude bereiten. Es sind nämlich meist geringfügige Bagatellsachen, nur selten fällt etwas an, was die hohe Stellung der Person oder die Größe der Aufgabe interessant macht. Überdies sind es nur ganz wenige, mit denen zu verhandeln ein Vergnügen ist; alle andern sind freche, großenteils auch obskure Jüngelchen, die hierher gekommen sind, um sich im Vortrag zu üben, so unehrerbietig und verwegen, daß unser Atilius mir ganz treffend bemerkt zu haben scheint, auf dem Forum machten die jungen den Anfang mit Zentumviralprozessen wie in der Schule mit Homer. Denn auch hier steht wie dort das Schwierigste am Anfang, Nun, vor meiner Zeit - wie alte Leute gern sagen - fanden sogar Jünglinge von hohem Adel nur Zulaß, wenn ein Konsular sie einführte; solche Hochachtung genoß diese schöne Betätigung. jetzt sind die Riegel der Scharnhaftigkeit und Ehrerbietung gesprengt, alles steht jedem offen, und sie lassen sich nicht einführen, sondern brechen einfach ein. Es folgen ihnen Zuhörer, nicht besser als die Sachwalter selbst, gedungen und erkauft; man wendet sich an den Manager, mitten in der Basilika werden die Sporteln ausgezahlt, so ungeniert wie sonst im Speisezimmer; um den gleichen Sold läuft diese Bande von einem Verfahren zum andern. Darum nennt man sie gar nicht übel l,Sophoklesse"; auf lateinisch heißen sie "Laudicener". Und doch wächst von Tag zu Tag dies in beiden Zungen gebrandmarkte Unwesen. Gestern wurden meine beiden Nomenklatoren - sie haben allerdings erst das Alter derer, die eben die Toga bekommen haben - um je drei Denare zum Applaudieren geschleppt. So viel kostet es Dich, wenn Du ein großer Redner werden willst; für diesen Preis füllen sich beliebig viele Bänke, für ihn sammelt sich eine unübersehbare Korona, für ihn erhebt sich ein endloser Beifallssturm, wenn der Chorführer das Zeichen gibt. Denn ohne solch ein Zeichen geht es nicht bei dieser Gesellschaft, die nichts versteht, nicht einmal richtig zuhört; die meisten hören nämlich gar nicht hin, aber niemand applaudiert lauter. Wenn Du einmal durch die Basilika schlenderst und wissen willst, wie gut oder schlecht der einzelne spricht, brauchst Du nicht erst aufs Tribunal zu steigen, brauchst nicht hinzuhören. Du errätst es leicht; der ist der schlechteste Redner, dem am lautesten applaudiert wird. Larcius Licinus ist es, der diese Unsitte bei der Hörerschaft aufgebracht hat, doch nur insofern, als er sich seine Hörer zusammenbettelte. Jedenfalls entsinne ich mich, es so von meinem Lehrer Quintilian gehört zu haben. Der erzählte: "Ich war ständiger Begleiter des Domitius Afer. Als er eines Tages vor den Zentumvirn sprach, würdevoll und gelassen, wie es seine Art war, hörte er aus der Nähe ein maßloses, ungewöhnliches Geschrei. Verwundert hielt er inne. Sobald es wie&r still wurde, nahm er den abgerissenen Faden wieder auf. Abermals Geschrei, abermals hielt er inne; als Ruhe eintrat, begann er aufs neue. Und so noch ein drittes Mal. Schließlich fragte er, wer da denn rede; man antwortete ihm: ,Licinus.' Da brach er seine Rede ab mit den Worten: Meine Herrn Zentumvirn, mit unsrer Kunst ist es vorbei!' " Was damals eigentlich erst unterzugehen begann, als Afer es bereits für verloren ansah, ist jetzt wirklich fast gänzlich zerstört und ausgelöscht. Man schämt sich zu berichten, was alles da mit unmännlichem Organ dahergeredet, mit kindlichem Geschrei aufgenommen wird. Nur Händeklatschen oder vielmehr: Becken und Pauken fehlen noch zu diesem Singsang; Geheule - anders läßt sich diese selbst im Theater unerhörte Art der Beifallskundgebung nicht bezeichnen - gibt es überreichlich. Mich hält bisher jedoch noch das Interesse meiner Freunde und die Rücksicht auf mein Alter bei der Sache fest; ich fürchte nämlich, es könnte vielleicht so aussehen, als hätte ich nicht diese einpörenden Zustände hinter mir lassen, sondern mich nur der Mühe und Arbeit entziehen wollen. Immerhin zeige ich mich seltener als sonst und fange so an, mich nach und nach zurückzuziehen. Leb' wohl!
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Brief 14 an Maximus - Lateinischer Orginaltext und Deutsche Übersetzung (1090 Wörter)
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Es handelt sich hier um einen fremden, nutzergenerierten Inhalt für den keine Haftung übernommen wird.
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