Analyse von Goethes Gedicht "Willkommen und Abschied"
Analyse eines poetischen Textes
Gliederung
1. Liebeslyrik in der Epoche des Sturm und Drangs
2. Erschließung und Interpretation des Gedichtes
2.1 Leidenschaftliche Gefühle eines Verliebten
2.2 Nähe zur Anakreontik
2.3 Detaillierte Erschließung des Gedichtes
2.3.1 Weg des Reiters zur Geliebten
2.3.2 Begegnung mit der Geliebten
2.3.3 Abschied
Zur Zeit der Aufklärung entstand in Deutschland eine neue literarische Bewegung, die Epoche des Sturm und Drangs. In vielen Grundsätzen stimmte sie zwar mit der Aufklärung überein, jedoch im Hauptgedanken unterschieden sie sich. Für einen aufgeklärten Menschen war die Vernunft die oberste Maxime seines Handelns, ein Anhänger des Sturm und Drangs dagegen ließ sich von seinen Gefühlen und Instinkten leiten. Bedeutsam waren vor allem neben dem Freiheitsgedanken die Empfindungen eines verliebten Menschen. Die jungen Dichter dieser Epoche versuchten zum ersten Mal in der Literatur ihre leidenschaftlichen Gefühle in Gedichtform auszudrücken. In diese Lyrik wird auch das Gedicht "Wilkommen und Abschied" des jungen Johann Wolfgang von Goethe eingeordnet, in dem er die Gemütszustände eines Verliebten vor, bei und nach einem Zusammentreffen mit seiner Geliebten .
In den ersten beiden Strophen beschreibt das lyrische Ich leidenschaftlich seine Ungeduld und seine Gefühle, während es zu seiner Geliebten reitet. Wichtig ist dabei die Natur, die oft in ihren verschiedenen Erscheinungsformen personifiziert wird und mit dem Reitenden interagiert. Bei der Begegnung mit seiner Geliebten beschreibt es aus seiner Sicht heraus die "Zärtlichkeit" (V. 23), die ihm gegeben wird und ihre "liebliche" (V. 22) Gestalt. Schließlich kommt es in der vierten und letzten Strophe zum "Abschied" (V.25), in dem Trauer, allerdings auch Zufriedenheit und das Glück der Liebe zum Ausdruck kommt.
Als Metrum verwendet Goethe ein durchgehend jambisches Versmaß. Die Verse sind immer als Kreuzreim, abwechselnd ein weiblicher und ein männlicher, angeordnet. Die vier Strophen sind mit jeweils acht Versen alle gleich lang. Dieser regelmäßige Rhythmus erinnert sehr stark an die Liebesdichtungen der Anakreontik. Diese Regelmäßigkeit lässt das Gedicht, trotz der heftigen Gefühle, unbeschwert und harmonisch wirken.
(...)Diese sehr bildhafte, malerische Naturbeschreibung wird in der nächsten Strophe fortgesetzt. Zu Beginn wird der "Mond" (V. 9) personifiziert als "schläfrig[er]" (V. 10), also schweigsamer Beobachter des lyrischen Ichs. Diese "schläfrige" (V. 10), stille, aber auch gewaltige Gestalt wird zusätzlich durch die dumpfen o-Vokale in "Mond" (V. 9) und "Wolkenhügel" (V. 9) verstärkt. Dass das lyrische Ich nicht alleine unterwegs ist, betonen nochmals "Die Winde" (V. 11). Obwohl diese nur "leise Flügel" (V. 11) schwingen, den Reiter also eher umsäuseln als "umsaus[en]" (V. 12), wirken sie auf ihn "schauerlich" (V. 12). Dieses Paradoxon drückt eine gewisse Paranoia des Reitenden aus, welche im folgenden Vers ihren Höhepunkt erreicht. Die bedrohliche, schwarze "Nacht" (V. 13) ist sein Feind; erschafft sie ihm doch "tausend Ungeheuer" (V. 13), welche eng verbunden mit den "hundert schwarzen Augen" (V. 8) der ersten Strophe verbunden sind. Hier findet sich ein deutlicher Klimax; aus "hundert" werden "tausend" und aus "Augen" "Ungeheuer". Diesen vermeintlichen Gefahren begegnet es jedoch sofort mit seinem "Mut" (V. 14). Durch die Steigerung von "tausend" auf "tausendfacher" (V. 14) wirkt das lyrische Ich heldenhaft und erhaben allen Gefahren gegenüber. Die Begründung dieses übermäßigen Mutes folgt zugleich; die Anapher "Mein Geist (...) mein ganzes Herz" (V. 15f.) verbunden mit einem feurigen Bild für die Leidenschaft zeigt die vollkommene Ergriffenheit des Reiters von der Liebe.
Daraufhin kommt es in der dritten Strophe zum langersehnten Treffen mit seiner Geliebten. Eine "milde Freude" (V. 17) ergreift es bei ihrem Anblick, das Hinübergleiten dieses Gefühles wirkt durch ein Enjambement (V.17/18) fließend. Seine Geliebte umschreibt es mit der Synekdoche "süße[r] Blick" (V. 18). Die folgende Inversion betont seine Hingabe zu seiner Hingabe zu seiner Geliebten. Mit der Metapher "Ein rosenfarbnes Frühlingswetter" (V. 21) versucht Goethe die überwältigenden Empfindungen des lyrischen Ichs auszudrücken, wobei die "liebliche (...)" (V. 22) Atmosphäre durch die häufig verwendeten, hellklingenden i – Laute (V. 22 ff.) untermalt wird. Dass es dabei diesen Gefühlen unterworfen, ja sogar nicht mehr gewachsen ist, dafür spricht die Apostrophe "ihr Götter" (V. 23).
Doch in der vierten Strophe kommt dann der "Abschied" (V. 25). Die schluchzend trauernden Ausrufe "wie bedrängt, wie trübe !" (V. 25) in Verbindung mit einer Ellipse (vgl. V. 25) geben nochmals die Unterlegenheit und Traurigkeit des lyrischen Ichs zum Ausdruck. Wehmütig erinnert es sich in Ellipsenform mit der Anapher "welche Liebe, O welche Wonne, welcher Schmerz" (V. 27f.) an die schönen Augenblicke der Begegnung, aber auch an den schmerzhaften Abschied. Eine weitere Anapher, "ich stund und sah zur Erden, und sah dir nach mit nassem Blick. Und doch, welch Glück, geliebt zu werden, und lieben, Götter, welch ein Glück!" (V. 29ff.) beschreibt die Traurigkeit und schließlich die Dankbarkeit des lyrischen Ichs für das kostbare Geschenk der Liebe.
J.W. von Goethe - Es schlug mein Herz/ Willkommen und Abschied
Gliederung
1. Liebeslyrik in der Epoche des Sturm und Drangs
2. Erschließung und Interpretation des Gedichtes
2.1 Leidenschaftliche Gefühle eines Verliebten
2.2 Nähe zur Anakreontik
2.3 Detaillierte Erschließung des Gedichtes
2.3.1 Weg des Reiters zur Geliebten
2.3.2 Begegnung mit der Geliebten
2.3.3 Abschied
Zur Zeit der Aufklärung entstand in Deutschland eine neue literarische Bewegung, die Epoche des Sturm und Drangs. In vielen Grundsätzen stimmte sie zwar mit der Aufklärung überein, jedoch im Hauptgedanken unterschieden sie sich. Für einen aufgeklärten Menschen war die Vernunft die oberste Maxime seines Handelns, ein Anhänger des Sturm und Drangs dagegen ließ sich von seinen Gefühlen und Instinkten leiten. Bedeutsam waren vor allem neben dem Freiheitsgedanken die Empfindungen eines verliebten Menschen. Die jungen Dichter dieser Epoche versuchten zum ersten Mal in der Literatur ihre leidenschaftlichen Gefühle in Gedichtform auszudrücken. In diese Lyrik wird auch das Gedicht "Wilkommen und Abschied" des jungen Johann Wolfgang von Goethe eingeordnet, in dem er die Gemütszustände eines Verliebten vor, bei und nach einem Zusammentreffen mit seiner Geliebten .
In den ersten beiden Strophen beschreibt das lyrische Ich leidenschaftlich seine Ungeduld und seine Gefühle, während es zu seiner Geliebten reitet. Wichtig ist dabei die Natur, die oft in ihren verschiedenen Erscheinungsformen personifiziert wird und mit dem Reitenden interagiert. Bei der Begegnung mit seiner Geliebten beschreibt es aus seiner Sicht heraus die "Zärtlichkeit" (V. 23), die ihm gegeben wird und ihre "liebliche" (V. 22) Gestalt. Schließlich kommt es in der vierten und letzten Strophe zum "Abschied" (V.25), in dem Trauer, allerdings auch Zufriedenheit und das Glück der Liebe zum Ausdruck kommt.
Als Metrum verwendet Goethe ein durchgehend jambisches Versmaß. Die Verse sind immer als Kreuzreim, abwechselnd ein weiblicher und ein männlicher, angeordnet. Die vier Strophen sind mit jeweils acht Versen alle gleich lang. Dieser regelmäßige Rhythmus erinnert sehr stark an die Liebesdichtungen der Anakreontik. Diese Regelmäßigkeit lässt das Gedicht, trotz der heftigen Gefühle, unbeschwert und harmonisch wirken.
(...)Diese sehr bildhafte, malerische Naturbeschreibung wird in der nächsten Strophe fortgesetzt. Zu Beginn wird der "Mond" (V. 9) personifiziert als "schläfrig[er]" (V. 10), also schweigsamer Beobachter des lyrischen Ichs. Diese "schläfrige" (V. 10), stille, aber auch gewaltige Gestalt wird zusätzlich durch die dumpfen o-Vokale in "Mond" (V. 9) und "Wolkenhügel" (V. 9) verstärkt. Dass das lyrische Ich nicht alleine unterwegs ist, betonen nochmals "Die Winde" (V. 11). Obwohl diese nur "leise Flügel" (V. 11) schwingen, den Reiter also eher umsäuseln als "umsaus[en]" (V. 12), wirken sie auf ihn "schauerlich" (V. 12). Dieses Paradoxon drückt eine gewisse Paranoia des Reitenden aus, welche im folgenden Vers ihren Höhepunkt erreicht. Die bedrohliche, schwarze "Nacht" (V. 13) ist sein Feind; erschafft sie ihm doch "tausend Ungeheuer" (V. 13), welche eng verbunden mit den "hundert schwarzen Augen" (V. 8) der ersten Strophe verbunden sind. Hier findet sich ein deutlicher Klimax; aus "hundert" werden "tausend" und aus "Augen" "Ungeheuer". Diesen vermeintlichen Gefahren begegnet es jedoch sofort mit seinem "Mut" (V. 14). Durch die Steigerung von "tausend" auf "tausendfacher" (V. 14) wirkt das lyrische Ich heldenhaft und erhaben allen Gefahren gegenüber. Die Begründung dieses übermäßigen Mutes folgt zugleich; die Anapher "Mein Geist (...) mein ganzes Herz" (V. 15f.) verbunden mit einem feurigen Bild für die Leidenschaft zeigt die vollkommene Ergriffenheit des Reiters von der Liebe.
Daraufhin kommt es in der dritten Strophe zum langersehnten Treffen mit seiner Geliebten. Eine "milde Freude" (V. 17) ergreift es bei ihrem Anblick, das Hinübergleiten dieses Gefühles wirkt durch ein Enjambement (V.17/18) fließend. Seine Geliebte umschreibt es mit der Synekdoche "süße[r] Blick" (V. 18). Die folgende Inversion betont seine Hingabe zu seiner Hingabe zu seiner Geliebten. Mit der Metapher "Ein rosenfarbnes Frühlingswetter" (V. 21) versucht Goethe die überwältigenden Empfindungen des lyrischen Ichs auszudrücken, wobei die "liebliche (...)" (V. 22) Atmosphäre durch die häufig verwendeten, hellklingenden i – Laute (V. 22 ff.) untermalt wird. Dass es dabei diesen Gefühlen unterworfen, ja sogar nicht mehr gewachsen ist, dafür spricht die Apostrophe "ihr Götter" (V. 23).
Doch in der vierten Strophe kommt dann der "Abschied" (V. 25). Die schluchzend trauernden Ausrufe "wie bedrängt, wie trübe !" (V. 25) in Verbindung mit einer Ellipse (vgl. V. 25) geben nochmals die Unterlegenheit und Traurigkeit des lyrischen Ichs zum Ausdruck. Wehmütig erinnert es sich in Ellipsenform mit der Anapher "welche Liebe, O welche Wonne, welcher Schmerz" (V. 27f.) an die schönen Augenblicke der Begegnung, aber auch an den schmerzhaften Abschied. Eine weitere Anapher, "ich stund und sah zur Erden, und sah dir nach mit nassem Blick. Und doch, welch Glück, geliebt zu werden, und lieben, Götter, welch ein Glück!" (V. 29ff.) beschreibt die Traurigkeit und schließlich die Dankbarkeit des lyrischen Ichs für das kostbare Geschenk der Liebe.
Inhalt
Eine Analyse eines poetischen Textes, in diesem Fall von Goethes Werk "Willkommen und Abschied". (776 Wörter)
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