Der Vorleser - Abschiedsbrief von Hanna an Michael

An diesem Brief ist alles in Ordnung. Es gibt nur ein paar Kleinigkeiten zu verbessern.

Hallo mein Jungchen,
Wenn du diesen Brief liest,
weißt du wahrscheinlich schon von meinem Tod. Wenn ich jetzt so über alles nachdenke, hätte ich mein Leben eigentlich schon viel früher beenden sollen. Da hätte ich dir einiges erspart.

Es tut mir alles so unfassbar leid. Es tat mir so weh, als ich dich damals verlassen habe. Aber ich wusste, das unsere Beziehung irgendwie falsch war und was ich dir damit antat. Außerdem warst du noch so jung und hattest dein ganzes Leben noch vor dir. Ich dachte einfach dein Leben wäre besser und ohne mich.
Und es tut mir leid, dass ich dich jetzt wieder verlasse. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. All die Menschen, die nur wegen mir gestorben sind. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich quäle, jede Nachts höre ich Schreie, sehe Gesichter und die brennende Kirche. Ich bin froh, dass das jetzt bald aufhört.
Ich vermute mal, dass du hinter mein Geheimnis gekommen bist. Vielen Dank fürs Vorlesen und Kassetten schicken. Ich muss zugeben, ich war manchmal enttäuscht, dass du mir nicht geschrieben hast, trotzdem habe ich mich sehr über das Vorlesen gefreut. Durch dich habe ich doch noch Lesen und Schreiben gelernt.
Nun will ich dich noch um einen letzten Gefallen bitten: In meiner Zelle steht eine lila Teedose mit etwas Geld und auf meinem Konto liegen auch noch 7000 Mark. Bitte mach die Tochter ausfindig, die den Brand der Kirche überlebt hat und gib ihr alles. Sie soll selbst entscheiden, was damit passiert.

Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen oder mich wenigsten etwas verstehen.
Und bitte versuche die Vergangenheit hinter dich zu lassen und fang dein Leben an zu leben.
Deine Hanna
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