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Erfahrungen nach dem 2. Weltkrieg: Zeitzeugen-Berichte ?

Frage: Erfahrungen nach dem 2. Weltkrieg: Zeitzeugen-Berichte ?
(11 Antworten)


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Kann für mich jmd den großeltern oder eltern fragen, was so alles nach dem 2.
weltkrieg passiert ist und mir das erzählen?

danke für die antworten
Frage von black_goast | am 24.05.2012 - 15:34


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Antwort von brabbit | 24.05.2012 - 17:40
Deutschland
war zerbombt es gab sogut wie nichts zu essen und die Frauen mussten beim Aufbau anpacken und den Schutt beseitigen (Trümmerfrauen). Es gab keine Arbeit, Hungernot, Krankheiten usw.
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Antwort von black_goast | 24.05.2012 - 17:45
haben das deine eltern/großeltern gesagt?


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Antwort von brabbit | 24.05.2012 - 17:49
Mein Opa hat mir Geschichten erzählt. Zum Beispiel hat er gesehen wie Menschen Kartoffeln vorgekaut haben damit die Babys was zu essen hatten. Viele galten noch als Vermisst bzw Tot. Man wusste nicht ob die Lebend nach Hause kommen werden oder nicht. Es gab auch mal eine Situation in der man auch Dreck gegessen hat da man viel Hunger hatte. Die Winter waren sehr brutal, wenn man keinen guten Platz hatte. Es gab zwar Hilfe von den Siegermächten aber gerade am Anfang kam diese bei vielen nicht an bzw war nicht ausreichend.
Ich weiß noch das die Soldaten(nicht alle aber ein paar) nicht gerade gut mit der Bevölkerung umgegangen sind, da sie einen gewissen Hass gegen sie hatten. Manche Menschen wurden misshandelt, verdrescht bzw sehr grob angefasst. Mitleid hatten viele nicht.

Das war so das wichtigste woran ich mich erinnern kann.
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Antwort von black_goast | 24.05.2012 - 17:52
ok. die infos sind wirklich ... wie kann man das sagen?
egal aber: danke


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Antwort von brabbit | 24.05.2012 - 17:53
Die Infos sind von Augenzeugen bzw von Leuten aus der Zeit.
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Antwort von black_goast | 24.05.2012 - 17:55
nein, du hast mich falsch verstanden. die infos sind sehr gut, aber ich wusste nicht ob ich sie als gut bezeichnen soll, weil das ja sehr brutale sachen sind


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Antwort von brabbit | 24.05.2012 - 17:56
Brutal? Das ist doch gar nichts! Wir reden hier um den Zweiten Weltkrieg. Da dieser sehr brutal war geht das schon in Ordnung. Das was ich erzählt habe ist im Gegensatz zum Krieg noch der 7.Himmel.
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Antwort von black_goast | 24.05.2012 - 17:58
ich weiß.
aber man kann manche sachen nciht mit wörtern beschreiben. das war mein problem.


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Antwort von brabbit | 24.05.2012 - 17:59
Achso ja. Aber so wie ich es formuliert habe kannst du es übernehmen. Habe es so weit wie für mich möglich nüchtern erzählt.

Bücher bzw Lyric gibt es auch dazu. Also zu der Atmosphäre nach dem Krieg:

Tauben im Gras - Wolfgang Koeppen

Super Buch, hatten wir damals in Deutsch!
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Antwort von black_goast | 24.05.2012 - 17:59
ok, danke :)


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Antwort von cleosulz | 24.05.2012 - 20:46
http://warcraft.ingame.de/forum/archive/index.php/t-120674.html

Meine Oma erzählte:
Sie war Kriegerwitwe mit 3 kleinen Kindern. Ihr Mann war in den letzten Kriegstagen im Feindesland gefallen.
Außer einem "Dankesbrief für den Tod für`s Vaterland" und wie stolz sie sein könne, das ihr Mann für Volk und Führer gestorben ist, blieb ihr zunächst nicht viel. Sie musste sich und ihre Kinder im Alter von 6 - 10 Jahren mit Feldarbeiten bei den Bauern über Wasser halten. Daheim hatten sie einen kleinen Garten. Sie und die Kinder litten oftmals Hunger.

Als sie einmal im Wald Beeren sammelten wurden sie vom Förster (?) aufgefordert, die Schüsseln auszuleeren. Außerdem wurde ihr eine Strafe angedroht, wenn sie das nochmals tut.
Das Sammeln von Tannenzapfen bedurfte einer Genehmigung!
Da sie nach dem Tod ihres Mannes ins Haus ihrer Schwiegermutter zog, konnte sie dort dann eine Ziege halten. Diese Ziege sorgte wenigstens für Milch.
Meine Oma konnte gut nähen und so kam es, dass sie aus alten Militärmänteln und Decken Kleidung für ihre Kinder und für die Leute im Ort nähte. Dafür bekam sie dann Lebensmittel eingetauscht.
Alles musste heimlich passieren. Die fremden Soldaten waren nicht immer nett und nur mit viel Überredungskunst durfte meine Oma die Ziege behalten.

Sinngemäß aus unserer Dorfchronik:
Nachdem am 8.5.45 die bedingungslose Kapitulation Deutschland unterzeichnet war und bereits Ende April die Franzosen in den Ort engezogen waren, mussten die Bewohner alle Waffen, auch alte Säbel und Luftgewehre abgeben.
In der ersten Zeit der Besetzung durfte kein Bewohner das Dorf und die Markung verlassen. Wer außerhalb was zu tun hatte, brauchte einen Passierschein. Dieser wurde von der Kommendandatur in der nächsten Stadt ausgestellt.
Lebensmittel waren Mangelware. Als die Zivilbehörden (Gemeindeämter) dann wieder arbeiteten, gab es wenigstens Lebensmittelkarten.
Die Schulen waren auch geschlossen. Erst im Sommer 1945 durfte - zunächst nur Religion - wieder unterrichtet werden.
Nach den Herbstferien 1945 gab es dann wieder normalen Unterricht. Geschichtsunterricht war jedoch verboten.

Das Requirieren (Beschlagnahmen) von Lebensmitteln und Gütern war schlimm. Geflügel, Salat, Gemüse wurde beinahe täglich von den Besatzern verlangt. Auch Gegenstände, die die Franzosen brauchen konnten mussten abgeliefert werden:
Möbel, Postergarnituren, Geschirr, Bettwäsche und Fahrräder wurden verlangt. Auch Rundfunkempfänger, Wäsche und Schuhe.
Der Bürgermeister musste viel Verhandlungsgeschick aufbringen, damit die Bevölkerung nicht völlig ausgeplündert wurde. Von Vorteil in unserem Ort war, dass der Lehrer Französisch konnte. Er war das Sprachrohr der Gemeinde.
Da kurz vor Kriegsende von der Wehrmacht eine wichtige Verbindungsbrücke gesprengt worden war, bereitete das Reisen und der Transport von Waren Probleme. Ende Dezember 1945 war eine Behelfsbrücke fertig.

Die Militärregierung herrschte zunächst unbeschränkt.
Durch Demontagen und Sachreparationen stockte der Handel.
Folge war auch eine ausdgedehnte Arbeitslosigkeit und eine fortschreitende Geldentwertung. Man bekam nichts oder wenig für Geld.
Lebensmittelkarten und Bezugscheine und das Florieren des Tauschhandels und des Schwarzen Marktes beherrschten das Tagesbild.

In West-Deutschland stieg die Zahl der Arbeitslosen auf 4 Mio. an.
Ganze Wälder wurden für Frankreich abgeholzt.
Bei uns in der Nähe wurde ein zweites Bahngleis abmontiert und nach Frankreich gebracht. Ebenso Maschinen in den Fabriken, so dass nicht mehr voll gearbeitet werden konnte.

Im Herbst 1946 fanden Bürgermeisterwahlen statt. Der bisherige von den Besetzern vorläufig eingesetzte kommissarische Bürgermeister wurde nun offiziel Bürgermeister.

Im Dezember 1946 fiel der Passierscheinzwang weg. Man konnte sich wieder mehr bewegen.

Gemeinderatbeschluß aus dem Jahr 1947:
"Wegen des großen Mangels an Brennholz werden alle auf der Gemeindemarkung stehenden gemeindeeigenen älteren Bäume gefällt und zum üblichen Holzpreis verkauft."
Die Einführung einer Schülerspeisung wurde wegen der schlechten finanziellen Lage der Gemeinde abgelehnt.

In unserer Gemeinde gab es 584 Einwohner, davon waren 286 Einwohner Selbstversorger (hatten Landwirtschaft), 120 Teil-Selbstversorger (Nebenerwerbslandwirte = ein Stück Ackerland und vielleicht 1 oder 2 Nutztiere und 178 waren Normalverbraucher (Arbeiter/Handwerker).

Wer Landwirtschaft hatte, hatte jedenfalls was zu essen.

Am 20.06.1948 gab es innerhalb der amerikanischen, englischen und französischen Besatzungszone eine einheitliche Währungsreform.

Dies war für alte Leute mit außerordentlichen Belastungen verbunden. Hatten sie doch 1923 bereits eine Währungsreform mitgemacht.
Nun wurden zum zweiten Male die Ersparnisse der älteren Generation nahezu vollständig vernichtet.

Für die Wirtschaft war die DM eine Grundlage. Der Tausch- und Schwarzhandel hörte auf.
In den Geschäften gab es plötzlich wieder was zu kaufen = aber die Leute hatten nicht viel Geld.

So: ich habe dir zusammengefasst, was ich von meiner Oma weiß und was in unserer Ortschronik zu den Jahren 1945 bis 1948 steht.
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