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Annette von Droste - Hülshoff - "Am Turme" - Gedichtanalyse

Frage: Annette von Droste - Hülshoff - "Am Turme" - Gedichtanalyse
(5 Antworten)

 
würde mich sehr freuen wenn sich jemand meinen Text durchschauen könnte, da Abgabetermin naht... vielen Dank im Vorraus!



Analyse:

Das im Jahre 1842 geschriebene Gedicht „Am Turme“ von Annette von Droste-Hülshoff handelt von einer auf einem Balkon stehenden Frau, die träumerisch an verschiedenste Dinge denkt. Sie stellt sich verschiedene Dinge vor, und träumt davon jemand anders zu sein (z.B.Wär ich ein Jäger auf freier Flur).
Das lyrische Ich findet es nicht gerecht, dass Männer so viele verschiedene Dinge tun dürfen, die Frauen damals nicht durften. Sie vergleicht sich mit einem artigen Kinde.
Das Gedicht beschreibt die Sehnsucht nach Freiheit der Frau in der Zeit der Romantik. Denn zu dieser Zeit hatte die Frau eine klare Rolle zu spielen, die der „Hausfrau“. Die Frau war damals sehr vielen Beschränkungen ausgeliefert und konnte sich dagegen nicht wehren.
An vielen Stellen des Gedichtes ist zu sehen, dass die lyrische Sprecherin einfach mal sie selbst sein möchte, sich verwirklichen und ihren Gefühlen freien Lauf lassen möchte, da sie sich in ihrer Frauenrolle eingeengt und gefangen fühlt.
Das Gedicht ist in vier Strophen eingeteilt, von denen jede wieder in zwei Hälften zu teilen ist. In den ersten drei Strophen jeweils in der ersten Hälfte beschreibt das lyrische Ich die Realität, in der es sich zu der Zeit der Erzählung befindet im Indikativ, und in den zweiten Hälften beschreibt es die durch die für sie unschöne Realität angeregten, vergeblichen Wünsche in der Wunschform, dem Konjunktiv.
Die erste Zeile der Strophe eins beschreibt die Ausgangsposition des lyrischen Ichs. „Ich steh auf hohem Balkone am Turm.“ Das Adjektiv „hoch“ wurde mit Absicht gewählt. Es soll zeigen, dass das lyrische Ich zur der Zeit, in der das Gedicht handelt, nicht in seiner Umgebung agieren kann, sondern als eine Art Beobachter dem konfrontiert ist, was es sieht. In der nächste Zeile („Umstrichen vom schreienden Stare“) wird die innere Verfassung des lyrischen Ichs dargestellt: aufgewühlt, unzufrieden, beunruhigt. Die nächste Zeile beinhaltet zwei wichtige Wörter: Mänade* und Sturm. Diese zwei Begriffe sind Bilder für Beweglichkeit, Schnelligkeit aber vor allem für Freiheit. Im vierten Vers beschreibt das lyrische Ich wie ihr Haar im Winde flattert. Auch dies ist ein Zeichen für Freiheit. Mitte des 18. Jh. War für eine Frau nicht daran zu denken, die Haare offen zu tragen. Das Öffnen der Haare war ungern gesehen und wurde verpönt, es entsprach nicht den Vorstellungen der Gesellschaft.
Außerdem könnte es ein Bild für Bewegung sein. Das lyrische Ich, welches demnach weiblich ist, hat den Wunsch nach mehr Bewegung in seinem Leben.
Nach der ersten Hälfte der ersten Strophe folgen nach der Beschreibung wie oben beschrieben Wunschäußerungen („möchte“).
Die lyrische Sprecherin träumt in der zweiten Hälfte („Ich möchte“-Konjunktiv) der ersten Strophe davon einen jungen, unerfahrenen Mann zu umschlingen, ihn zu lieben und nahe zu kommen. Auch dies war in der Gesellschaft damals nicht angebracht. Ältere Frauen durften keine jüngeren Männer heiraten. Darauf ist wohl auch der Teil „auf Tod und Leben“ zurückzuführen. Die Autorin selbst hatte zu der Zeit eine „verbotene Liebesbeziehung“. Sie traf sich heimlich mit einen sehr viel jüngeren Mann.
In der ersten Hälfte der zweiten Strophe sieht die lyrische Sprecherin wie am Strand die Wellen ankommen und sich überschlagen. Sie vergleicht diesen Bild mit spielenden Doggen. Die Autorin nutzt hier sehr dynamische Nomen und Verben: “Geklaff und Gezisch“ und „spielende, tummeln und schnellen“.
Diese Hälfte der Strophe zeigt wieder den großen Wunsch der lyrischen Sprecherin nach Bewegung und Freiheit im Leben.
Auch hier, in der zweiten Hälfte der zweiten Strophe, wird der Konjunktiv, Wunschform genutzt, um die Begierde nach Freiheit der Frau auszudrücken.
Die lyrische Sprecherin möchte mit in diese tobende Meute, ins Wasser um eine Erfrischung ihres tristen Daseins zu bekommen, und um die Freiheit zu spüren, die die Wellen genießen. Sie möchte das Walross, eines der größten und stärksten Tiere der Erde im korallenen Wald Jagen. Sie will es mit den wiklich großen Dingen in der Welt aufnehmen. Das Adjektiv „lustig“ in dem Satz ist wohl auf die Verspieltheit des Walrosses zurückzuführen, könnte aber auch als der Wunsch der lyrischen Sprecherin, wieder Spaß im Leben haben zu können gesehen werden.
Außerdem steht hier das Motiv des Jagens welches später noch einmal aufgegriffen wird.
In der ersten Hälfte der dritten Strophe vergleicht die lyrische Sprecherin einen von ihr gesichteten Wimpel mit einer Standarte. Dies zeigt den Willen etwas ausgefallenes zu tun, und vielleicht zum Militär zu gehen, also eine reine Männersache zu machen.(?) Sie beobachtet, wie sich die kleine Fahne bewegt, und dreht, wie sie es auch gern tun möchte und könnte. Im Vers 20 benutzt sie für ihren Turm wieder einen Begriff aus dem Militär, “Warte”. Eine Warte war damals ein Aussichtsturm, meist an den Stadtmauern.
Nun kommt in der zweiten Hälfte der dritten Strophe wieder der Wunsch oder Traum etwas anderes zu tun, etwas für sie zu der Zeit Verbotenes. „O, sitzen möcht ich im kämpfenden Schiff“. Das Schiff steht symbolisch für die Person der lyrischen Sprecherin selbst. Sie möchte gerne für die Emanzipation der Frau kämpfen, kann es aber aus von mir unbekannten Gründen nicht (vielleicht fehlender Mut durch die Moral der Zeit). Sie möchte das Steuerruder ergreifen, und ihren Lebensweg selbst in die Hand nehmen. Sie will sich nicht mehr von anderen Steuern lassen. Das Riff könnte für die Gesellschaft stehen über die sie hinweg müsste. Die Seemöve in der letzten Zeile dieser Strophe ist wieder ein großer Freiheitsbegriff oder eine Möglichkeit über die Gesellschaft hinweg zu „fliegen“.
Die vierte und letzte Strophe ist anders herum aufgebaut als die vorherigen Strophen. Hier beginnt die lyrische Sprecherin mit den Traumvorstellungen und endet mit der Realität.
In dem ersten Vers erscheint das Jagd- und Freiheitsmotiv wieder. Das lyrische Ich wünscht sich ein Jäger auf freier Flur zu sein und die Spannung und Abenteuer zu erleben, die ein Jäger in seinem Leben hat.
Das Bild des Soldaten in der nächsten Zeile hat etwas kämpferisches. Die lyrische Sprecherin wünscht sich, für ihre Freiheit kämpfen zu können. Außerdem sind die Berufe, Jäger und Soldat rein männliche Berufe. Der Wunsch ein Mann zu sein kommt dann in der vierten Zeile der Strophe. Sie möchte ein Mann sein, um all ihre Wünsche von Freiheit verwirklichen zu können. Sie nimmt Bezug zu dem Himmel bzw. Gott, vor dem alle gleich sind ob Mann oder Frau.
In der zweiten Hälfte der Strophe kehrt die lyrische Sprecherin in die Realität zurück, in der sie nach den Regeln der Gesellschaft leben muss, und ihre Träume nicht verwirklichen kann. Sie vergleicht sich mit einem artigen Kinde, welches keine Rechte besitzt, und wenn es gegen etwas (die Eltern) rebelliert dafür bestraft wird.
Sie sagt, dass das Einzige was sie machen kann ist ihre Haare heimlich zu öffnen, um sie im Wind flattern zu lassen. Die Heimlichkeit der Haaröffnung könnte man so interpretieren: es ist ein erster Schritt gegen die Gesellschaft vorzugehen, traut sich dies jedoch nur heimlich.
Das Gedicht ist in dem Reimschema abab und cdcd und als umfassender Reim geschrieben. Auffällig ist der schnelle Wechsel von männlicher zu weiblicher Kadenz. Dies könnte den Wunsch der lyrischen Sprecherin ein Mann zu sein als lyrisches Stilmittel ausdrücken.
Außerdem wechselt der Rhythmus von Zeile zu Zeile vom 4- hebigen Jambus zum 3- hebigen Jambus.

*Mänade: rasendes Weib im Kult des griech. Weingottes Dionysos
GAST stellte diese Frage am 22.09.2008 - 20:58

 
Antwort von GAST | 22.09.2008 - 21:00
Hier nochmal das Gedicht.
Hat nicht mehr in das obrige Fenster gepasst. Nochmal vielen Dank für Hilfe!

 
Antwort von GAST | 22.09.2008 - 21:00
Am Turme

http://www.wortblume.de/dichterinnen/amturme.htm

 
Antwort von GAST | 23.09.2008 - 10:57
Hi Steevie!

Mir sind folgende Dinge aufgefallen:

1) Eine Analyse sollte meines Erachtens exakter geschrieben werden. Nicht einfach "Sie stellt sich verschiedene Dinge vor, und träumt davon jemand anders zu sein (z.B.Wär ich ein Jäger auf freier Flur)", sondern a) genau mit Stellenangaben (gilt für die gesamte Analyse), b) mit genauer Beschreibung (nicht so locker "jemand anders", sondern warum ausgerechnet ein "Jäger"?) und c) detaillierter ("verschiedene Dinge" = konkrete, mehrere Beispiele mit Stellenangaben). Eine Formulierung wie "Rolle der Hausfrau" passt doch vom Begriff her gar nicht.

2) Zu einer Analyse gehört normalerweise die Biografie des Autors dazu. Und gerade bei diesem Gedicht wäre sie so ungemein wichtig: ihr eintöniges Leben als unverheiratetes "Adelsfräulein", ihre Frisur, ihre Liebe zu einem jüngeren Mann, ihre Flucht in die Poesie, das Gewässer, die Burg, der Balkon ... Würdest du dich nur ein bisschen mit ihrem Leben beschäftigen, würde deine Analyse gleich ungemein an Substanz gewinnen und die Interpretation ergäbe sich fast von selbst.

3) Deine Interpretation endet irgendwie mit einer formalen Analyse. Das Reimschema würde ich auch noch auf den Inhalt beziehen (z.B. Betonung der Zäsur in den Strophen). Aber es geht doch nicht, dass deine Analyse mit einem offenen Schluss endet. Soll man sich den als Leser selbst denken? Du stellst keine Gesamtbetrachtung des Werkes an. Den Mittelteil würde ich dagegen etwas straffen und systematischer darstellen.

 
Antwort von GAST | 29.09.2008 - 15:59
du hast das wort ding zu oft wiederholt...

 
Antwort von GAST | 19.10.2008 - 18:23
hey, noch einmal danke für die verbesserungsvorschläge!

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