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Heinrich Heine

Frage: Heinrich Heine
(14 Antworten)

 
Kennt jemánd das Gedicht von Heinrich Heine: Die Wanderratten
Wenn ja was habt ihr da so für Assoziationen zu? Bzw.
wie interpretiert ihr es?
Ich habe mir Stichpunkte gemacht, es geht um arm und reich, die Reichen können "schön zuhause sitzen" während die Armen herumziehen müssen, um Geld zu bekommen bzw. Arbeit zu finden.
Außerdem ist es auch eine Bedrohung für die Gesellschaft, dadurch dass den Armen nicht geholfen wird.
Bezug auf Rom (letzte Strophen), in Rom gab es eine Völkerwanderung und dort wurde Rom erobert und geplündert.
Ist es zeitlich eher in der Epoche Vormärz oder Naturalismus einzuordnen?
Könnt ja mal eure Ideen schreiben
GAST stellte diese Frage am 01.09.2008 - 17:47


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Antwort von auslese | 01.09.2008 - 18:25
setz es doch mal hier rein.. -heine gehört zu 90 % in den vormärz..

und wenn ich da schon lese,
dass es um "bedrohungen für die gesellschaft" geht, wird wohl auch dieses gedicht eher zum vormärz einzuordnen sein.


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Antwort von Dan_1990 | 01.09.2008 - 18:29
Achte auf die verschiedenen Perspetkiven innerhalb des Gedichtes!

 
Antwort von GAST | 01.09.2008 - 18:30
ok

Heinrich Heine
Die Wanderratten
Es gibt zwei Sorten von Ratten:
Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus.

Sie wandern viel tausend Meilen,
Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf.

Sie klimmen wohl über die Höhen,
Sie schwimmen wohl durch die Seen;
Gar manche ersäuft oder bricht das Genick,
Die lebenden lassen die toten zurück.

Es haben diese Käuze
Gar fürchterliche Schnäuze;
Sie tragen die Köpfe geschoren egal,
Ganz radikal, ganz rattenkahl.

Die radikale Rotte
Weiß nichts von einem Gotte.
Sie lassen nicht taufen ihre Brut,
Die Weiber sind Gemeindegut.

Der sinnliche Rattenhaufen,
Er will nur fressen und saufen,
Er denkt nicht, während er säuft und frißt,
Daß unsre Seele unsterblich ist.

So eine wilde Ratze,
Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze;
Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld
Und wünscht aufs neue zu teilen die Welt.

Die Wanderratten, o wehe!
Sie sind schon in der Nähe.
Sie rücken heran, ich höre schon
Ihr Pfeifen - die Zahl ist Legion.

O wehe! wir sind verloren,
Sie sind schon vor den Toren!
Der Bürgermeister und Senat,
Sie schütteln die Köpfe, und keiner weiß Rat.

Die Bürgerschaft greift zu den Waffen,
Die Glocken läuten die Pfaffen.
Gefährdet ist das Palladium
Des sittlichen Staats, das Eigentum.

Nicht Glockengeläute, nicht Pfaffengebete,
Nicht hohlwohlweise Senatsdekrete,
Auch nicht Kanonen, viel Hundertpfünder,
Sie helfen Euch heute, Ihr lieben Kinder!

Heut helfen Euch nicht die Wortgespinste
Der abgelebten Redekünste.
Man fängt nicht Ratten mit Syllogismen,
Sie springen über die feinsten Sophismen.

Im hungrigen Magen Eingang finden
Nur Suppenlogik mit Knödelgründen,
Nur Argumente von Rinderbraten,
Begleitet mit Göttinger Wurst-Zitaten.

Ein schweigender Stockfisch, in Butter gesotten,
Behaget den radikalen Rotten
Viel besser als ein Mirabeau
Und alle Redner seit Cicero.


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Antwort von Dan_1990 | 01.09.2008 - 18:36
es wird kritisiert, dass die ärmeren Menschen keinen Glauben an Gott besitzten und dass das Fressen und Saufen ihre einzige "Religion", ihre einzige Lebensphilosophie ist. (Str. 5&6)


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Antwort von auslese | 01.09.2008 - 18:37
Zitat:
Ganz radikal, ganz rattenkahl.


Zitat:
Im hungrigen Magen Eingang finden
Nur Suppenlogik mit Knödelgründen,
Nur Argumente von Rinderbraten,
Begleitet mit Göttinger Wurst-Zitaten.


haha.. heine gehört echt mit zu den coolsten!

das gedicht schrieb er bestimmt nach der gescheiterten märzrevolution.. die wanderratten sind das volk/der pöbel..


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Antwort von Dan_1990 | 01.09.2008 - 18:51
Häufiger Wechsel des lyrischen Erzählers:
a) neutral (distanzierte Analyse der Gesellschaft), b) wertend aus Sicht der Reichen (gesellschaftliche Analyse, Ironie) , c)aus der Sicht des überlegenen auktorialen Erzählers (--> Olympischer Erzählstandpunkt)


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Antwort von auslese | 01.09.2008 - 18:57
Zitat:
"schön zuhause sitzen" während die Armen herumziehen müssen, um Geld zu bekommen bzw. Arbeit zu finden


das würde ich nicht so sagen.. vielmehr sxchreibt er doch, dass der pöbel ein wenig "minderbemittelt" sei, sich lieber saufgelagen hingibt und auch sonst eher stumpf und nicht über schöngeistige dinge nachdenkend, daherlebt.

[vgl.:"Er will nur fressen und saufen,
Er denkt nicht, während er säuft und frißt,
Daß unsre Seele unsterblich ist. "]

ich interpretiere es so, dass man mit solchen menschen auf der einen seite nicht wirklich eine revolution herbeiführen kann, denn sie sind viel zu einfach gestrickt und man kann sie leicht manipulieren. zudem haben sie nicht wirklich den willen und das durchhaltevermögen für eine umwälzung..
auf der anderen seite, könnte auch gerade das die gefahr für das system ["Bürgermeister und Senat, "] werden.. denn genau dieser ungehorsam und dieses "einfache" ,was der pöbel nun einmal an sich hat, kombiniert mit der leichten manipulierbarkeit, kann zu einem echten problem werden. zudem beklagen sie ja auch ihre schlechte soziale lage (kein geld, kein brot..armut)

[vgl.:So eine wilde Ratze,
Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze;
Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld
Und wünscht aufs neue zu teilen die Welt. ]

diese mischung macht die ganze situation zu einem gefährlichen pulverfass, in sozialer wie auch politischer hinsicht. denn der durchaus unberechenbare pöbel, ist durch seine vom staat verursachte lage, zu allem bereit..


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Antwort von auslese | 01.09.2008 - 19:04
schau mal dan, sie will ne interpretation, keine analyse.. vllt hat sie diese ja schon selbst gemacht.

Zitat:
Wenn ja was habt ihr da so für Assoziationen zu? Bzw. wie interpretiert ihr es?


achja.. und zur frage ob es vormärz oder naturalismus sei..- es ist definitiv vormärz/junges D

 
Antwort von GAST | 01.09.2008 - 19:09
Japp, habe mich jetzt nochmal zu Vormärz informiert und es passt da definitiv hinein. Außerdem war Naturalismus doch später (1880-1900 herum), da hat Heine gar nicht mehr gelebt.


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Antwort von auslese | 01.09.2008 - 19:16
Zitat:
Außerdem war Naturalismus doch später (1880-1900 herum), da hat Heine gar nicht mehr gelebt.


das geht doch den literaturwissenschaftlern, salopp gesagt, am arsch vorbei..

georg büchner z.b. hat auch zur selben zeit wie heine gelebt, hat auch sehr sozialkritische texte geschrieben, wurde aber trotzdem eher in den realismus/naturalismus eingeordnet bzw. wies ganz eindeutige merkmale dieser lit. strömungen auf.
goethe kannst du auch nicht nur in den sturm und drang, sondern auch in romantik und der (weimarer) klassik einordnen..
du musst halt imemr auf die jeweiligen merkmale achten..

 
Antwort von GAST | 01.09.2008 - 19:18
alles klar.
Naja die Merkmale passen definitiv in den Vormärz


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Antwort von auslese | 01.09.2008 - 19:22
si si, comprendre..

heinrich heine ist einfach einer der besten deutschen autoren. in deutschen schulen erhält er viel zu wenig beachtung.. "deutschland. ein wintermärchen" müsste zur pflichtlektüre gehören!
ich würde dir dazu auch noch viel mehr schreiben wollen.. - nur leider muss ich jetzt die wohung fegen und wischen.. diese aufgabe hat mir meine mutter nämlich ehute morgen auf einen zettel geschrieben.. - und gleich kommt sie von der arbeit und ich will nicht zusammengeschlagen werden..

nunja..hoff ich konnt dir helfen..

machs gut


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Antwort von Dan_1990 | 01.09.2008 - 19:23
ja Heine ist ein Vertreter des Vormärz, gilt daher auch als einer der ersten Überwinder der Romantik

 
Antwort von GAST | 01.09.2008 - 19:29
vielen dank für eure hilfe

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