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Referat: Rollenverteilung in der Familie

Alles zu Individuum, Gruppe, Institutionen

Sehr geehrte Damen und Herren,


als meine Frau neulich von der Arbeit kam, erzählte sie mir von einer neuen Hilfskraft in ihrem Betrieb. Frau M., 51 Jahre, steht täglich für einen Euro die Stunde an der Essensausgabe in der firmeneigenen Kantine. Bis vor einem Jahr bewohnte sie noch mit ihrem Mann ein komfortables Einfamilienhaus in einem Münchener Vorort. Hier widmete sie 30 Jahre ihres Lebens ihrem Mann, ihren drei Kindern und natürlich dem Haushalt. Ihr Glück schien perfekt bis Herr M. vor 1 1/2 Jahren eine neue Frau kennen lernte und die Scheidung einreichte. Frau M. musste das gemeinsame Haus verlassen und war fortan von den Unterhaltszahlungen ihres Ex-Mannes abhängig. Als dieser jene Zahlungen jedoch vor zwei Monaten aufgrund persönlicher Insolvenz einstellte, war sie zum ersten Mal in ihrem Leben gezwungen sich einen Job zu suchen. Heute bewohnt sie eine kleine Einraumwohnung für Sozialschwache.
Das Schicksal von Frau M. hat mich dazu veranlasst, mich eingehend mit der Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft zu befassen. Bei meinen Recherchen bin ich auf ein Vorwort von Dr. Paul Kirchhoff zu dieser Thematik gestoßen. Kirchhoff formuliert als Grundlage von perfektem Familienglück eine klare Rollenverteilung zwischen Mutter und Vater. Hierbei soll die Mutter den „Job“ des „Familienmanagers“ ausführen. Dem Vater fällt hauptsächlich die finanzielle Sicherung der Familie zu.
Familie M. wäre also geradezu ein Paradebeispiel von Kirchhoffs Familienmodell gewesen. Aber ist dieses Modell wirklich das Ideal und Erstrebenswerte für alle Beteiligten?! – wohl kaum. So wird bereits in meinem einleitenden Beispiel deutlich, dass eine Rollenverteilung nach Kirchhoffs Vorstellungen die Frau finanziell total von ihrem Ehemann abhängig macht.
Nun können Sie dem natürlich entgegenhalten, dass dies bei einer glücklichen Ehe kein Problem darstellen sollte. Aber meine Damen und Herren – seien Sie doch realistisch! – die Ehe ist doch schon lange keine Institution fürs Leben mehr. Bei der aktuellen Scheidungsrate würde ich es mir als Frau aber doppelt und dreifach überlegen meine finanzielle Versorgung ganz und gar in die Hände meines Ehemannes zu legen.
Sehen wir uns doch nur mal Frau M. an: Mit 51 Jahren neu ins Berufsleben einzusteigen ist sicherlich alles andere als einfach – sie kann sich bei der aktuellen Arbeitsmarktlage mit ihrem 1-Euro-Job regelrecht glücklich schätzen. Aber was ist in 15 Jahren? Frau M. hat ihr Leben lang in keine Rentenkasse eingezahlt – ihre Altersvorsorge war ihr Mann. Und nun? Durch die Scheidung hat sie nicht einmal einen Anspruch auf Witwenrente. Es bleibt nur zu hoffen, dass ihre Kinder ihr in dieser schweren Zeit finanziell zur Seite stehen werden.
Die finanzielle Abhängigkeit vom Ehepartner kann sich aber auch bereits in der Ehe zum Störfaktor entwickeln. Im Bewusstsein die Existenzgrundlage seiner Frau zu sein, fasst so mancher Mann die Liebe seiner Ehegattin als Selbstverständlichkeit auf, da sie es sich – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht leisten kann, ihn zu verlassen. Dieses Bewusstsein führt nicht selten dazu, dass der Mann seine Ehefrau nicht mehr die ihr zustehende Aufmerksamkeit widmet und unter Umständen sogar den ehelichen Treueid bricht. Sie sind der Meinung, ich übertreibe? Dann fragen Sie mal Frau M.
Aber auch allgemein bin ich davon überzeugt, dass sich die klare Differenzierung in Vater- und Mutterrolle negativ auf eine Ehe auswirkt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine moderne Frau in Kindererziehung und Haushalten die Erfüllung ihres Lebens sieht. Die Frau von heute sollte von ihrem Leben doch ein wenig mehr erwarten können.
Aber auch die Kirchhoffsche Vaterrolle möchte ich mir persönlich nicht auferlegen. Welch enormer Druck muss auf einem lasten, wenn die finanzielle Absicherung der Familie einzig und allein vom eigenen Job abhängig ist?! Dass sich weder dieser Druck auf den Ehemann noch die Frustration seiner Gattin positiv auf eine Ehe auswirken, muss ich Ihnen wohl kaum näher erläutern.
Schlussendlich wollen wir aber auch nicht vergessen, was eine Familie erst wirklich komplett macht – die Kinder. Vor allem ihren Bedürfnissen sollte ein Familienmodell gerecht werden. Und auch hier muss ich Kritik am Kirchhoffschen Modell üben. Sicherlich ist die mütterliche Zuwendung gerade in den ersten Lebensjahren von großer Bedeutung für die Entwicklung des Kindes – aber zuviel ist zuviel. Wie soll einem Halbwüchsigem denn Eigenständigkeit gelehrt werden, wenn Mama ihm immer noch jeden Morgen das Bett macht und Brote schmiert?! Aber auch die von Kirchhoff beschriebene Vater-Kind-Beziehung ist beim besten Willen nicht die, die ich persönlich anstrebe. Der Autoritätsperson „Vater“ wird sicherlich viel Respekt und Achtung vom Kind gezollt – aber wie sieht es mit Liebe und Zuneigung aus? Die Tage, in denen dem Vater einzig die Rolle des „Ernährers und Beschützers“ zugefallen ist, sollten doch schon lange gezählt sein.
Abschließend ist zu sagen, dass in Folge der veränderten Gegebenheiten und Anforderungen an die Familie ein derartiges Modell in einer sich ständig in Bewegung befindlichen Gesellschaft keinen Platz mehr hat. Ich hoffe, dass meine Ausführungen Ihnen die Aktualität dieser Thematik bewusst gemacht haben und, dass ich Sie dazu angeregt habe erneut über die Problematik der Familien- und Frauenpolitik zu diskutieren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Inhalt
Bei er vorliegenden Datei handelt es sich um eine selbstgeschriebene politische Rede zum Thema Rollenverteilung in der Familie. Als Denkanstoß war eine kurzes Vorwort von Dr. Paul Kirchhoff zu dieser Thematik gegeben. Kirchhoff formuliert als Grundlage von perfektem Familienglück eine klare Rollenverteilung zwischen Mutter und Vater. Hierbei soll die Mutter den „Job“ des „Familienmanagers“ ausführen. Dem Vater fällt hauptsächlich die finanzielle Sicherung der Familie zu. Ich äußere mich kritisch zu dieser Aussage und weise dabei auf negative Folgen dieser "klassischen Rollenverteilung" hin.

(Sowi, ) (824 Wörter)
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