Brief 1 an Romanus
Plinius (der jüngere)
Buch 2 - Brief 1
lateinisch / deutsch
C. PLINIVS ROMANO SVO S.
Post aliquot annos insigne atque etiam memorabile i populi Romani oculis spectaculum exhibuit publicum funus Vergini Rufi, maximi et clarissimi civis, perinde felicis. Triginta annis gloriae suae supervixit; legit scripta de se carmina, legit historias et posteritati suae interfuit; perfunctus est tertio consulatu, ut summum fastigium privati hominis impleret, cum principis noluisset. Caesares, quibus suspectus atque etiam in visus virtutibus fuerat, evasit, reliquit incolumern optimum atque amicissimum, tamquam ad hunc ipsum honorem publici funeris reservatus. Annum tertium et octogensimum excessit in altissima tranquillitate, pari veneratione. usus est firma valetudine, nisi quod solebant ei manus tremere, citra dolorem tamen. aditus tantum mortis durior longiorque, sed hic ipse laudabilis. nam cum vocem praepararet acturus in consulatu principi gratias, Über, quem forte acceperat grandiorem et seni et stanti, ipso pondere elapsus est. hunc dum sequitur colligitque, per leve et lubricum pavimentum fallente vestigio cecidit coxamque fregit, quae parum apte collocata reluctante aetate male coiit. Huius viri exsequiae magnum ornamentum principi, magnum saeculo, magnum etiam foro et rostris attulerunt. laudatus est a consule Cornelio Tacito; nam hic supremus felicitati eius cumulus accessit, laudator eloquentissimus. Et ille quidem plenus annis abiit, plenus honoribus, illis etiam, quos recusavit; nobis tamen quaerendus ac desiderandus est ut exemplar aevi prioris, mihi vero praecipue, qui illum non solutn publice quantum admirabar tantum diligebarn; prirnurn, quod utrique eadem regio, municipia finitima, agri etiam possessionesque coniunctae, praeterea, quod ille mihi tutor relictus adfectum parentis exhibuit. sic candidatum me suffragio ornavit, sic ad omnes honores meos ex secessibus accucurrit, cum iam pridem eius modi officiis renuntiasset, sic illo die, quo sacerdotes solent nominare, quos dignissimos sacerdotio iudicant, me semper nominabat. quin etiam in hac novissima valetudine veritus, ne forte inter quinqueviros crearetur, qui minuendis publicis sumptibus iudicio senatus constituebantur, cum illi tot amici senes consularesque superessent, me huius aetatis, per quern excusaretur, elegit, his quidem verbis: "etiam si filium haberern, tibi mandarem." Quibus ex causis necesse est tamquam immaturam io mortem eius in sinu tuo defleam, si tarnen fas est aut flere aut omnino mortem vocate, qua tanti viri mortalitas magis finita quam vita est. vivit enim vivetque semper atque etiam latius in memoria hominum et sermone versabitur, postquam ab oculis recessit. Volo tibi multa alia scribere, sed totus animus in hac una contemplatione defixus est. Verginium cogito, Verginium video, Verginium iam vanis imaginibus, recentibus tarnen, audio, adloquor, teneo; cui fortasse eives aliquos virtutibus pares et habernus er habebimus, gloria nerninern. Vale.
C. Plinius grüßt seinen
Romanus Nach einer Reihe von Jahren ist den Augen des Römischen Volkes ein eindrucksvolles, denkwürdiges Schauspiel geboten worden durch das Staatsbegräbnis des Verginius Rufus, dieses hochbedeutenden, hochangesehenen und gleichermaßen glücklichen Mannes. Dreißig Jahre hat er seinen Ruhm überlebt, hat Gedichte auf sich zu lesen bekommen, geschichtliche Darstellungen, und so sein Nachleben miterlebt. Er hat ein drittes Konsulat bekleidet und so den höchsten zivilen Rang erreicht, da er den des Prinzeps nicht gewollt hatte. Den Kaisern, denen er wegen seiner Tugenden verdächtig und auch verhaßt gewesen war, entging er und sah bei seinem Tode den trefflichsten, ihm eng befreundeten Fürsten noch auf dem Throne, als hätte ihn das Schicksal eben für diese Ehre eines Staatsbegräbnisses aufgespart. Er überschritt das 83. Lebensjahr in tiefstem Seelenfrieden, hochverehrt. Er erfreute sich einer festen Gesundheit, außer daß oft seine Hände zitterten, jedoch ohne Schmerzen. Nur der Todeskampf war ziemlich hart und lang, aber auch er bewundernswert. Denn als er sich zum Reden anschickte, um als Konsul dem Prinzeps seinen Dank auszusprechen, glitt ihm das Manuskript, das er eben zur Hand genommen hatte und das dem alten Manne, wie er da stand, zu schwer war, eben durch sein Gewicht aus den Händen. Während er sich danach bückte und es aufheben wollte, rutschte er auf dem glatten, schlüpfrigen Estrich aus, kam zu Fall und brach sich das Hüftgelenk, und da es nicht ganz sachgemäß eingerenkt wurde, heilte der Bruch bei dem sich sträubenden Alter nur schlecht. Dieses Mannes Leichenbegängnis war eine große Ehre für den Prinzeps, für unsre Zeit wie auch für das Forum und die Rostren. Die Leichenrede hielt der Konsul Cornelius Tacitus; denn dies sollte der Gipfel all seines Glücks werden: als Sprecher der beredteste Mann. Zwar ist er reich an Jahren davongegangen, reich an Ehren, auch solchen, die er abgelehnt hat; wir alle aber müssen ihn schmerzlich vermissen als ein Musterbild der vergangenen Zeiten, und besonders ich, der ihn nicht nur im öffentlichen Leben ebenso schätzte wie bewunderte. Denn beide stammten wir aus derselben Gegend, aus benachbarten Munizipien, ja, unsre Ländereien und Besitzungen grenzten aneinander; überdies war er mir zum Vormund gesetzt und ließ mir väterliche Liebe angedeihen. So hat er mich bei meinen Arntsbewerbungen durch seine Förderung ausgezeichnet, ist zu allen meinen Ehrentagen jedesmal aus seiner Zurückgezogenheit herbeigeeilt, als er sich schon seit langem derartigen Verpflichtungen entzogen hatte, hat an dem Tage, an welchem die Priester namhaft zu machen pflegen, wen sie des Priestertums für besonders würdig halten, stets mich vorgeschlagen. ja, noch während seiner letzten Krankheit, als er befürchtete, in die Fünferkommission gewählt zu werden, die auf Senatsbeschluß zur Einschränkung der öffentlichen Aufwendungen eingesetzt wurde, war ich es, den er, obwohl so viele seiner Freunde in konsularischern Rang noch am Leben waren, trotz meiner Jugend zu seiner Vertretung erkor mit den Worten: -Selbst wenn ich einen Sohn hätte, würde ich dich damit beauftragen." Darum muß ich mich über seinen für mich immer noch zu frühen Tod an Deiner Brust ausweinen, wenn es denn recht ist, zu weinen oder überhaupt Tod zu nennen, was eigentlich nur des großen Mannes sterblichem Teil, nicht auch seinem Leben ein Ende gesetzt hat. Denn er lebt und wird ewig leben und sogar einen noch breiteren Raum in Herzen und Mund der Menschheit einnehmen, nachdem er ihren Augen entschwunden ist. Ich möchte Dir noch manches andre schreiben, aber meine ganze Seele ist gebannt von dieser einen Betrachtung. Verginius denke ich, Verginius sehe ich, Verginius höre ich in bereits wesenlosem, aber doch noch frischem Bilde, rede mit ihm und halte ihn in den Armen. Vielleicht finden sich unter uns jetzt und in Zukunft ein paar Mitbürger, ihm an Tugenden gleich, an Ruhm - niemand. Leb' wohl!
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Brief 1 an Romanus - Lateinischer Orginaltext und Deutsche Übersetzung (1027 Wörter)
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