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Gedichtsvergleich Mahomets-Gesang und Mächtiges Überraschen (beides Goethe)

Alles zu Ausarbeitungen, Interpretationen und Zusammenfassungen

Gedichtsvergleich:


(Hausaufgabe)
Mahomets-Gesang (Goethe) – Mächtiges Überraschen (Goethe)

Aufgabe:
Analysieren sie die innere und äußere Struktur der beiden Gedichte.
Vergleichen sie die beiden Gedichte im Hinblick auf das Symbol des Stroms und das jeweilige Welt- und Lebensverständnis.
Das Gedicht Mahomets-Gesang von Goethe handelt von einem reißenden Strom und beschreibt seinen Weg vom Ursprung in der Quelle bis hin zum Ozean.

Es ist in zehn unterschiedlich lange Strophen eingeteilt, die unterschiedlich viele und auch ungleichmäßig lange Verse haben. Es ist auffällig, dass die fünfte Strophe am längsten ist und von kürzeren Strophen umringt ist. Es wird kein Reim verwendet, doch eine Sinngliederung ist vorhanden: In der ersten Strophe entspringt der Fluss aus einem Felsen:
„Felsenquell
Freudehell,“ (V.1/2).

In der zweiten Strophe regnet es, was den Fluss an Fülle und Stärke gewinnen lässt:
„ Tanzt er aus der Wolke“ (V.9). Die dritte und vierte Strophe beschreiben den Weg des Stroms, der nun schnell fließend andere Quellen mitnimmt und in der vierten Strophe schon das Tal zum Erblühen bringen kann: „Reißt er seine Bruderquellen
Mit sich fort.“ (V.16/17)
„Und die Wiese
Lebt von seinem Hauch.“ (V. 20/21)

In der fünften Strophe wird der Fluss größer und stärker. Man erfährt, dass er zum Ozean möchte: „Nach der Ebne dringt sein Lauf,“ (V.26). Der nun sehr starke Strom fließt in der sechsten Strophe unaufhaltsam und alles mit sich reißend weiter und nährt in der siebten und achten Strophe ganze Städte und bringt den Fürsten viel Ernte: „Trägt den Fürsten hoch empor,“ (V.56). Auch die achte Strophe betont das Weiterfließen des Stroms:
„Unaufhaltsam rauscht er über,
[...]
Seiner Fülle, hinter sich.“ (V60ff)
In der neunten Strophe hat der Fluss sein Ziel fast erreicht und trägt nun die Schiffe auf seinem Rücken wie der Atlas die Welt. Die neunte Strophe erklärt noch einmal, dass nun alle Bäche auf dem Weg mitgerissen wurden und es dadurch auch zum Ozean geschafft haben.
Durch die unregelmäßige Form ist kein Metrum zu finden.
Der Satzbau ist ungleichmäßig, die Sprache dichterisch: „Flammengipfel“ (V.61), Zedernhäuser (V.64), „Jauchzet“ (V.11). Auffällig ist, dass jede Strophe - mit Ausnahme der ersten - nur aus einem Satz besteht.
In den Versen 32-34 ist eine Anapher zu finden: „Und die Ebne [...]

Und die Flüsse [...]
Und die Bäche [...]“. Diese ist gleichzeitig eine Aufzählung, was noch einmal den Inhalt der Strophe rhetorisch verstärkt, da der Fluss alle anderen Bächen und Flüsse mitnimmt.
Auch die Anapher in den Versen 50 und 51 zeigen die Stärke und Unaufhaltsamkeit des Stroms: „Nimm die Brüder [...]

Nimm die Brüder [...]“
Der Ausruf in Vers 53 fordert zum Mitfließen beziehungsweise Mitdrängen auf. Er ist in dem Gedicht auf die anderen Flüsse und Bäche bezogen, diese stehen aber für die anderen Menschen in der Zeit des Sturm und Drangs.
Das Gedicht wurde in den Jahren 1772 und 1773 geschrieben, also in der Zeit des Sturm und Drang. Es enthält viele dafür typische Elemente. Allein die äußere Form ist durch ihre Unregelmäßigkeit rebellisch. Der Fluss steht für den einzelnen Stürmer und Dränger, der erst ein Einzelkämpfer ist und sich dann mit den anderen verbindet und so stärker wird: „Bruder, nimm die Brüder mit,
Mit zu deinem alten Vater,
Zu dem ew'gen Ozean,“ (V.36-38)
Durch Segel und Schiffe (vgl. V.64/V.67) wird gezeigt, wie stark und mächtig der Strom ist. Er erreicht sein Ziel, weil er es mit aller Gewalt verfolgt: „Doch in hält kein Schattental,

keine Blumen,“ (V.22/23)
Der Titel des Gedichts vergleicht den Propheten Mohammed, der alle Menschen von einem Gott überzeugen wollte, mit den Stürmern und Drängern. Mohammed war sehr erfolgreich, was die Stürmer und Dränger in Goethes Augen auch sein sollen. Auch Mohammed fing alleine an und fand viele Anhänger, wie der Fluss die Bäche und die Stürmer und Dränger andere Stürmer und Dränger.
Das Gedicht Mächtiges Überraschen von Goethe handelt von einem Fluss, der zum Ozean möchte, aber gebremst und dann zu einem See wird.
Es handelt sich hierbei um ein Sonett. Die ersten beiden Strophen haben jeweils vier Verse und stellen somit zwei Quartette dar. Die dritte und vierte Strophe haben jeweils drei Verse, sind also Terzette. Bei den Quartetten verwendet Goethe einen umarmenden Reim, wobei sich der erste und der letzte Vers der ersten Strophe wiederum mit dem ersten und dem letzten Vers der zweiten Strophe reimt. Ebenso ist es bei den beiden mittleren Versen. So werden die beiden Quartette formal zusammengehalten.
Auch die Terzette werden durch das Reimschema zusammengehalten. Der erste Vers der dritten Strophe reimt sich mit dem ersten Vers der vierten Strophe. Ebenso reimen sich die jeweils zweiten und die jeweils dritten Verse. Die Verse sind alle gleichlang.
Es ist eine Sinngliederung vorhanden: In der ersten Strophe entspringt der Fluss und möchte zum Ozean. Oreas, die Bergnymphe stürzt sich in der zweiten Strophe hinzu und begrenzt den Fluss. In der dritten Strophe wird der Fluss gestoppt. Er wird in der vierten Strophe zu einem See, was als neues Leben, also etwas positives beschrieben wird.
Es wird ein siebenhebiger Jambus verwendet, was das Sonett sehr harmonisch wirken lässt.
Der Satzbau ist sehr gleichmäßig. Es ist auffällig, dass jede Strophe genau aus einem Satz besteht. Goethe verwendet hier eine dichterische Sprache: „Gestirne“ (V.13), „Wellenschlags am Fels“ (V.14), „Felsensaale“ (V.1).
Das Gedicht ist sehr lautmalerisch gestaltet, da es viel Zischlaute enthält, die an fließendes Wasser erinnern: „entrauscht“ (V.1), „Schale“ (V.8), „schwillt“ (V.10).
Der Fluss steht für den Stürmer und Dränger in der Klassik. Er steht also auch für Goethe selbst, der sich nun mit Regeln und festgelegten Formen anfreunden muss. In den ersten beiden Strophen ist noch großer Widerwille vorhanden, was sich aber bis zum Ende des Gedichtes völlig ändert, da Goethe den See als neues Leben (vgl.V.14) vergleicht. Der Fluss findet sich also mit dem Dasein als See ab und ist zufrieden und glücklich, so wie auch der Stürmer und Dränger sich mit den Regeln und Gesetzen der Klassik abfindet und zufrieden ist. Auch die äußere Form unterstützt diese Aussage, da das Gedicht als Sonett und mit einem gleichbleibendem Metrum gestaltet ist. So steht auch fest, dass das Gedicht in der Klassik geschrieben wurde.
Wenn man die beiden Gedichte Gedichte vergleicht stellt man schnell fest, dass beide exemplarisch für ihre jeweils eigene Literaturepoche stehen. Mahomets-Gesang ist durch Inhalt und äußere Form typisch für den Sturm und Drang, während Mächtiges Überraschen für die Klassik typisch ist.
Dies erkennt man an vielen Unterschieden in Aufbau und Inhalt der Gedichte, die beide von einem Strom handeln, der sich auf den Weg zum Ozean macht. Im Sturm-und-Drang-Gedicht ist der Strom unaufhaltsam und erreicht sein Ziel, den Ozean, während er sich im Klassik-Gedicht seinem Schicksal fügt und am Ende sogar zufrieden ist. Da der Strom für die Menschen in der jeweiligen Zeit und Goethe selbst steht ist eine Entwicklung in Goehtes Leben zu erkennen. Zuerst war er der starke, unaufhaltsame Stürmer und Dränger, der andere mitgerissen hat um sein Ziel zu erreichen und dann, in der Klassik, fügt er sich und kann auch in Regeln und Gesetzen etwas Gutes finden, sodass er zufrieden ist.
Auch die äußeren Formen unterscheiden sich stark. Mahomets-Gesang wirkt rebellisch und ist unregelmäßig, hingegen Mächtiges Überraschen ist ein Sonett, dass sich an alle Regeln und Formen hält, sogar einen Jambus beinhaltet.
Inhalt
Dieser Gedichtsvergleich wurde gut strukturiert geschrieben und befasst sich mit allen Aspekten der beiden Gedichte im Hinblick auf die jeweilige Epoche. Es ist eine Leistungskursaufgabe mit der einfachen Aufgabenstellung: Analysieren sie die innere und äußere Struktur der beiden Gedichte.
Vergleichen sie die beiden Gedichte im Hinblick auf das Symbol des Stroms und das jeweilige Welt- und Lebensverständnis. (1192 Wörter)
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