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Facharbeit: Psychogene Essstörungen

Alles zu Magersucht, Essstörungen und andere Krankheiten

1 Einleitung


Für diese Facharbeit im Fach Pädagogik habe ich das Thema "Essstörungen" gewählt. Im Rahmen dieser Facharbeit werde ich mich mit den psychogenen Essstörungen auseinandersetzen, wobei sich meine Untersuchung auf die zwei Formen "Anorexie " und "Bulimia nervosa" beschränkt. Diese Begrenzung ist sinnvoll, da eine Analyse aller Formen eines gestörten Essverhaltens den geforderten Rahmen einer Facharbeit weit übersteigen würde.
Den detalierten Beschreibungen vorangestellt ist eine allgemeine Übersicht, in der alle Formen psychogener Essstörungen erläutert werden. Dies ist notwendig, um das Kernthema behandeln zu können.
Das Hauptaugenmerk der Facharbeit liegt auf den genauen Ursachen, sowie den Folgen bezüglich der Krankheit. Für die Bearbeitung verwende ich ausgewählte Literatur, die sich mit diesem Thema befasst, um Aussagen von Ärzten, Therapeuten und Betroffenen zu untersuchen und dadurch ein besseres Krankheitsverständnis entwickeln und darstellen zu können.
Weiterhin werde ich mögliche Heilungsmethoden in Form von verschiedenen Therapiemöglichkeiten angeben, die speziell dieser Erkrankung entsprechen und sinnvoll erscheinen.

2 Psychogene Essstörungen
Essstörungen sind ein weit verbreitetes Problem in der heutigen Gesellschaft. In Industriestaaten wird die Ernährung zu einem immer größer werdenden Problem. Der Überfluss, die Vielfalt und die hohe Qualität der Nahrungsmittel erschweren den Umgang zusätzlich (Bertelsmann Lexikothek). Außerdem übt das, durch die Medien verbreitete Schönheitsideal, einen enormen Druck auf anfällige Personen, im Bezug auf ein gestörtes Essverhalten, aus. Die gesellschaftlichen Normen von Schlankheit, Dynamik und Vitalität wollen erreicht und eingehalten werden. Es leiden zunehmend junge Frauen an einem gestörten Essverhalten, was verschiedene Ursachen hat. Das Verhältnis zwischen Essgestörten Frauen und Männern wird auf ca. 10:1 geschätzt
(Befreiung aus dem Hungerturm-Dorette Constam).
Weitere Schätzungen ergeben, dass in den alten Bundesländern zwischen einer halben und zwei Millionen Menschen in ihren Eßgewohnheiten gestört sind, davon 90 -95% Frauen und 5- 10% Männer (Bertelsmann Lexikothek).
Essstörungen sind gekennzeichnet durch ständige Gedanken um das Gewicht, die Waage und das Zählen von Kalorien. Außerdem auffällig sind eine zwanghafte Kontrolle der Nahrungszufuhr, eine rigide Auswahl der Nahrungsmittel und eine ritualisierende Einhaltung regelmäßiger Diäten. Die Betroffenen leiden an einer beeinträchtigten Wahrnehmung ihres eigenen Körpers. Er wird als zu dick und schmutzig empfunden. Herbeigeführtes Erbrechen oder der Gebrauch von Abführmitteln gewinnen an Bedeutung im Zusammenhang mit dem Gedanken an eine innere Reinigung. Risikofaktoren, die die Entstehung von krankhaften Essstörungen begünstigen sind abhängig von der Gesellschaft, der Familie und von der eigenen Persönlichkeit. Die familiäre Situation spielt eine zunehmend große Rolle in der Entstehung, denn zum Beispiel Lieblosigkeit der Eltern, zu hohe Erwartungen an das Kind oder eine gestörte Atmosphäre innerhalb der Familie tragen einen großen Teil zu der Entwicklung der Kinder bei. Zu den persönlichen Risikofaktoren zählen das weibliche Geschlecht, die jeweilige Berufsgruppenzugehörigkeit und schon vorhandene Minderwertigkeitsgefühle im Zusammenhang mit einem gezügelten Essverhalten und regelmäßigen Diäten (http//: projekte.ringhofer.com/psychologie/essstoerungen.html).
Man unterscheidet drei Formen von Essstörungen: Anorexie (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) und Adipositas (Fettsucht). Die Grenzen zwischen Anorexie und Bulimia nervosa sind fließend. Anorexieerkrankte Personen verweigern die Nahrung, um ihr Gewicht zu verringern. Das heißt sie sind stark untergewichtig. 30% der Betroffenen bleiben ihr ganzes Leben lang süchtig, 10-20% sterben an den Folgen der Krankheit und 50% leiden gleichzeitig an Bulimie. Bulimia nervosa ist eine Ess-Brechsucht. Bulimikerinnen sind normalgewichtig und unauffällig. Sie verheimlichen ihre Krankheit aus einem Schamgefühl, was gleichzeitig Schuldgefühle auslöst.
Adipositas bedeutet Esssucht. Esssüchtige essen übernatürlich große Mengen an Nahrung, sind also übergewichtig und leben wie alle Essgestörten in einem ständigen Kampf um ihr Gewicht.
"Die Patientin führt einen verzweifelten und endlosen Kampf, um eine totale Kontrolle über Gefühle und Verhalten, den Körper und ihre Umwelt zu erlangen."1 Die Ursachen aller Essstörungen liegen verborgen. Essstörungen sind ein Hilfeschrei und ein Mittel um innere Spannungen abzubauen und Gefühle zu unterdrücken.
2.1 Anorexia nervosa (Magersucht)
Anorexia nervosa weist auf ein krankhaftes Essverhalten hin, welches durch einen starken Gewichtsverlust gekennzeichnet ist. Nach Diagnosekriterien spricht man von Magersucht bei einem Gewichtsverlust durch Nahrungskarenz von mindestens 25% des Normalgewichtes (Medicus, Ich finde nicht mein Mass). Betroffene weigern sich den körperlichen Bedürfnissen nach Nahrung nachzugehen. Das Hungergefühl wird unterdrückt und verdrängt. Anorektische Patientinnen sind stark untergewichtig, finden sich aber trotzdem zu dick. Das Fasten hat für sie eine besondere Bedeutung. Sie fühlen sich stark und erleben Sicherheit im Bezug auf ihren eigenen Körper. Sie tun alles, um ihr Gewicht zu verringern oder niedrig zu halten. Die Angst zuzunehmen lässt sie in Panik geraten. Deshalb ist "Hungern" nicht die einzige Methode. Sie treiben extremen Sport, erbrechen sich oder missbrauchen Abführmittel um schlank zu bleiben. Das Durchschnittsalter betroffener Personen liegt zwischen 15 und 25 Jahren. Es sind meist Frauen betroffen, was verschiedene Ursachen hat (www.medicineworldwide.de/krankheiten/psychische_krankheiten/anorexia.html). Anorexie bedeutet wörtlich "Appetitverlust", welches eine irreführende Beschreibung zu sein scheint, da nicht der Appetit, sondern das gesamte Essverhalten gestört ist. Der Zusatz "nervosa" deutet auf psychische Ursachen hin (Beltz, Magersucht und Bulimie-Verstehen und bewältigen). Anorektische Patientinnen lassen sich nach der Art und Weise, wie der Gewichtsverlust herbeigeführt wird, in zwei weitere Unterpunkte einteilen: Die "dieters" und
"restricters" auf der einen Seite, die ihr Gewicht durch Reduktion der Kalorienaufnahme reduzieren und die "vomiters" und "purgers"
1Trias; Magersucht und Esssucht, Ursachen/ Beispiele/ Behandlung- Charlotte Buhl, 1991
auf der anderen Seite, die das Gewicht durch selbstinduziertes Erbrechen oder durch Missbrauch von Abführmitteln verringern (Beltz, Magersucht und Bulimie).

2.2 Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
Die lateinische Krankheitsbeschreibung der Bulimie lautet "Bulimia nervosa", was wörtlich übersetzt "Ochsenhunger" bedeutet (Verlag Gesundheit Berlin, Medicus:Ich finde nicht mein Mass). Es drückt das offenbar unkontrollierte Verlangen nach Nahrung der Betroffenen aus und die extrem große Mengen, die sie in sehr kurzer Zeit verschlingen. Seit den 80iger Jahren wird die Bulimie als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt, obwohl sie aus denselben Ursachen entsteht wie die Magersucht.
"85% der Betroffenen sind Frauen"2. Häufig tritt die Bulimie als Folgeerscheinung der Magersucht auf. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch ein unkontrolliertes Essverhalten, welches regelrechte "Fressanfälle" auslöst, bei welchen zwischen 3000 und 10000 kcal innerhalb kurzer Zeit aufgenommen werden (www.medizinfo.com/ernaerung/bulimie.html, S.1). Während dieser Essanfälle leiden die Betroffenen unter einer extremen Angst dick zu werden, weshalb unangemessene, einer Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen wie z.B. Abführmittel, entwässernde Medikamente oder selbstinduziertes Erbrechen angewendet werden. Auch dieses Krankheitsbild lässt sich in 2 Untereinheiten einordnen: Den "Purging-Typus", welcher darauf hinweist, dass in der aktuellen Episode regelmäßiges Erbrechen induziert wird oder ein Missbrauch der genannten Mittel stattfindet und den "Nicht-Purging-Typus", der in der aktuellen Episode andere unangemessene, der Gewichtszunahme gegensteuernde Maßnahmen, wie Fasten oder eine übermäßige körperliche Aktivität zeigt, aber kein regelmäßiges Erbrechen induziert. (Beltz, Magersucht und Bulimie- Verstehen und bewältigen; S158).
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2 http:// www.medizinfo.com/ernaehrung/bulimie.html, S.1
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3 Ursachen der Entstehung von Essstörungen
Die Ursachen aller Formen von Essstörungen liegen meist verborgen. Sie sind nicht eindeutig definierbar und sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Die gesellschaftlichen Normen und Werte sind ein Faktor, der die Entwicklung eines gestörten Essverhaltens fördert.
Die familiäre Situation Betroffener stellt ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Entstehung da.
3.1 Die gesellschaftlichen Wurzeln
Zusammenfassend sind der Überfluss an Nahrungsmitteln, der starke soziale Druck zur Schlankheit und die Leistungs- und Konsumorientierung gesellschaftliche Risikofaktoren (http://projekte.ringhofer.com/psychologie/essstoerungen.html).
"In westlichen Gesellschaften hat sich das Schönheitsideal seit Anfang der 60er Jahre immer mehr in Richtung eines sehr schlanken Körpers entwickelt."3
Das bestehende Schönheitsideal weist also auf einen schlanken Körper hin. Mit Schlankheit wird somit Erfolg, Ruhm und Ansehen assoziiert, was einen enormen Druck auf anfällige Personen ausübt. Die Medien stellen einen weiteren Einfluss da, der das Bild vermittelt, nur schlanke Frauen seien beliebt und erfolgreich (www.medicine-worldwide.de). Dieses weibliche Schönheitsideal der westlichen Gesellschaft ist sicherlich ein Grund dafür, dass Frauen mit ihrem Körper unzufrieden sind, denn dicke Menschen werden allgemein für faul, langsam, problembeladen und unbeherrscht gehalten. Der Überfluss an Nahrungsmitteln ist ein weiterer Grund, denn "Essstörungen kommen dort nicht vor, wo Not und Hunger herrschen"4. Aus Entwicklungsländern werden nur vereinzelt Krankheitsfälle geschildert.
3 http://www.medicine-worldwide.de
4 Beltz; Magersucht und Bulimie;1995; S.21
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3.2 Die familiären Wurzeln
Therapeutische Erfahrungen zeigten deutlich, dass Familien magersüchtiger oder bulimischer Patientinnen ein typisches Muster aufweisen, welches eine gesunde Identitätsentwicklung der Kinder beeinträchtigt. Es handelt sich meistens um durchschnittliche Mittelstandsfamilien, welche viel Wert auf Ansehen und gesellschaftliche Normen legen. Bewertet und erwartet wird Leistung und Bildung, Anstand, Ordnung und Pflichterfüllung. Nach außen scheinen gerade diese Familien intakt, glücklich und harmonisch zu sein, doch erwarten die Eltern ein "anständiges Benehmen, tadelloses Aussehen und vor allem ausgezeichnete Leistungen, und das, wie sie meinen, mit Recht, gemessen an den finanziellen Zuwendungen, die die Kinder erhalten."5 Die Kinder dieser Familien werden in Allem, was Leistung bringt gefördert, doch es wird niemals über Gefühle gesprochen. Probleme werden verdrängt und Konflikte nicht ausgetragen. Die Familien weisen ein extremes Harmoniebedürfnis auf, welches Auswirkungen auf das Verhalten aller Familienmitglieder hat. Es gilt Gefühle, egal welcher Art, zu beherrschen und zu unterdrücken, weil diese die gewünschte Harmonie stören würden. Streit wird vermieden und "es besteht eine sehr sensible Verbindung zwischen den Familienmitgliedern. Dieser feste Zusammenhalt und eine strikte Abgrenzung zur Außenwelt verhindern eine Individuation jedes Einzelnen."6 Weiterhin auffällig ist der in der Familie herrschende, ausgeprägte Gerechtigkeitssinn. Jeder soll gleich behandelt werden, hat die gleichen Rechte und Pflichten. Auch diese Tatsache erschwert eine notwendige Individuation der Kinder zusätzlich
(www.magersucht.de). In den Familien scheinen Rollen sehr wichtig zu sein, denn die Erwartungen der Eltern werden nicht an die Kinder als Individuen gestellt, sondern an sie als Rollenträger. Emotionen fehlen völlig. Alle Eigenschaften, die nach außen positiv erscheinen, werden mehr von "imaginären Verpflichtungen"7 her getragen als von "persönlichen Bedürfnissen und Gefühlen"8.
5 Beltz; Magersucht und Bulimie;1995; S.39
6 http://www.magersucht.de/krankheiten/familiendynamik.php; S.1
7 Beltz; Magersucht und Bulimie; 1995; S.72
8 Beltz; Magersucht und Bulimie; 1995; S.72

3.2.1 Die Väter
Die meisten Väter halten sich vollständig aus der Kindererziehung raus. Sie entsprechen der typischen Rolle des Mannes als Oberhaupt der Familie, denn sie erwarten von ihrer Familie zu funktionieren und von ihren Frauen, sie von den üblichen Alltagsproblemen zu verschonen. Sie wirken sehr leistungsorientiert und sind sehr karrierebewusst. Eben solche Erwartungen werden auch an die Kinder gestellt. Da aber alles, was die Kindererziehung betrifft der Mutter gehört, haben die meisten Töchter ein sehr entferntes Verhältnis zu ihren Vätern. Er wird als 'emotional nicht vorhanden'9 beschrieben.

3.2.2 Die Mütter
Auch die Mütter Magersüchtiger entsprechen der typischen Rolle der Mutter und Hausfrau. Sie haben auf ihre eigene Berufskarriere verzichtet und weisen deutlich perfektionistische Züge im Bezug auf den Haushalt auf. Ihr Äußeres scheint ihnen weniger wichtig zu sein. Sie kleiden sich unauffällig und solide.
"Das Selbstverständnis dieser Frauen basiert nicht auf ihrem Frausein, sondern auf ihrer Mutterrolle."10 Sie widmen sich voll und ganz diesen Aufgaben, sehen ihre Kinder als "ihr Werk"11 und richten ihr Leben danach aus, Mutter zu sein. Durch die extreme Einstellung der Mutter macht sie die Kinder von sich abhängig. Sie behütet sie überfürsorglich und kontrolliert sie, was eine autonome Identitätsentwicklung der Kinder verhindert. Sie entwickeln ein Pflichtgefühl gegenüber der Mutter und tun alles, um sie nicht zu enttäuschen und die Harmonie nicht zu stören. "Die Folgen sind Selbstunsicherheit, schwaches Selbst, unsichere Selbstgrenzen, Minderwertigkeitsgefühle usw…"11
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9 Beltz; Magersucht und Bulimie; 1995; S.41
10Beltz; Magersucht und Bulimie; 1995; S.43
11Beltz; Magersucht und Bulimie; 1995; S.46

3.2.3 Geschwister
Die Beziehung zwischen Geschwistern in solchen Familien wird als eher funktional beschrieben. Es herrscht ein gespanntes Verhältnis zwischen ihnen vor (Dorette Constam; Befreiung aus dem Hungerturm). Durch das bestehende Harmoniebedürfnis und den ausgeprägten Gerechtigkeitssinn der Eltern haben die Kinder nicht die Gelegenheit des Sich- Auseinandersetzens, Sich- Messens und des Sich- Durchsetzens. Es dominieren Gefühle wie Neid und Eifersucht zwischen ihnen. Die zukünftigen Magersüchtigen entwickeln meistens eine starke Bindung zu den Eltern, denen gegenüber sie sich verantwortlich fühlen, sind aber distanziert von der Geschwistergruppe. Geschwister bleiben sich meistens fremd.

3.2.4 Ergebnis
Da Konflikte innerhalb dieser Familien, der Harmonie wegen, nicht ausgetragen werden, liegt es nahe, dass die Familien eine andere Ausdrucksform, um sich zu artikulieren, brauchen. Emotionen und Schwächen werden tabuisiert, weshalb Krankheiten eine große Rolle spielen. Durch Krankheit hat der Einzelne das Recht schwach sein zu dürfen und bekommt gleichzeitig
emotionale Zuwendung der Eltern, was sonst nicht der Fall ist (Beltz; Magersucht und Bulimie).
4 Körperliche Folgen von Essstörungen
Bei Essstörungen sind organische Komplikationen in unterschiedlichem Schweregrad unvermeidlich. "Art und Ausmaß der organischen Komplikationen werden davon beeinflusst, ob ein Patient an einer reinen Anorexia nervosa leidet, ob bulimische Phasen hinzukommen, oder ob eine reine Bulimia nervosa besteht."12
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12 Beltz; Magersucht und Bulimie; 1995; S.16
4.1 Folgen des Untergewichtes
Die Folgen einer Unterernährung zeigen sich äußerlich an einer trockenen Haut, einer flaumartigen Behaarung(Languno) und kleinen Blutungen in der Haut. Außerdem ist der Blutdruck erniedrigt und die Menstruation bleibt aus. Nach Jahren kann in Folge von Untergewicht eine Atrophie der Großhirnrinde auftreten und die Magen- und Darmentleerung ist verzögert. Durch die Erschöpfung aller körperlichen Reserven ergibt sich durch einen Eiweißmangel und einen Mangel an essentiellen Aminosäuren eine Schädigung des Abwehrsystems, was die Infektionsanfälligkeit erhöht. Entzündungen der Speicheldrüse sind ein Zeichen dafür. Weiterhin lässt sich ein krankhaftes Bild der Herz- und Hirnstromkurve aufweisen, welches besonders bei ausgeprägten Elektrolyt- und Mineralstörungen auftritt. Die verminderte Hormonausschüttung ist eine weitere Folge des Mangels. Sexualhormone werden vermindert ausgeschüttet sowie die übergeordneten Steuerungshormone aus der Hypophyse. Blaue Arme und Beine, Zittern, Frieren und eine Gänsehaut weisen auf eine erniedrigte Körpertemperatur hin. Die Wärmeregulation, welche vom Zwischenhirn gesteuert wird, pegelt sich auf eine erniedrigte Körpertemperatur ein. Psychische Schäden sind Depressionen, Schuldgefühle, ein geringes Selbstwertgefühl bis hin zu Selbsmordgedanken. (Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992)

4.2 Folgen des Erbrechens
Durch ein bulimisches Essverhalten entsteht eine Vielzahl von organischen Schäden. Durch die aufkommende Magensäure in Speiseröhre, Rachen und Mundraum kommt es zu Verätzungen der Schleimhaut und zur Zerstörung des Zahnschmelzes. Karies und Vereiterung der Zähne bis hin zum Zahnverlust
sind die Folgen. Wunde Mundwinkel und Lippen sind ein Zeichen dafür. Durch Überdehnung des Verschlusses zwischen Magen und Speiseröhre kommt es zum Rückfluss der Magensäure, welche Verätzungen der unteren Speiseröhre verursacht. Schwellungen und Entzündungen im Mund entstehen durch eine Verätzung der Ausgänge der Speicheldrüse im Mund. Das Erbrechen bewirkt ebenfalls einen Verlust an Elektrolyten aus dem Magensaft, welche die Voraussetzung sind für ein konstantes inneres Milieu im Blut. Durch mehrmaliges Erbrechen am Tag wird die Regulationsmöglichkeit des Körpers überfordert und er kann die Störungen nicht regulieren. Der Verlust von zuviel Magensäure bewirkt außerdem einen erhöhten ph- Wert. Die Erhöhung des ph- Wertes nennt sich Alkalose und drückt sich in Schwäche, Müdigkeit, Temperaturregulationsstörungen, Angstgefühlen, Schlafstörungen und Kopfschmerzen aus. ( Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992)
4.3 Folgen des Abführmittelmissbrauches
Diese Präparate bewirken eine beschleunigte Darmpassage, welche einen Nährstoff, Mineral- und Elektrolytverlust auslöst und eine Übersäuerung des Blutes. Bei regelmäßigem Gebrauch wird der Darm unfähig, sich ohne äußere Stimulation zu kontrahieren, was oft noch zusätzlich zu einer Steigerung der Dosis führt.
(Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992)
4.4 Folgen entwässernder Medikamente
Entwässernde Medikamente werden gewählt, um den Wassereinlagerungen, die aufgrund des Eiweißmangels entstanden sind, entgegenzuwirken. Sie bewirken eine Wasserausscheidung, welche aber nur eine scheinbare Gewichtsabnahme anzeigt. Es kommt zu einem Kalium- und Säureverlust, welcher zu Nierenschäden führt.
4.5 Folgen von "Appetitzüglern"
Appetitzügler werden eingenommen, um dem nagenden Hungergefühl zu entgehen. Es gleicht einer Beeinflussung von Stoffwechselvorgängen der
Nervenübertägerstoffe im Gehirn und führ zur Sucht. (Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992)
5 Therapieformen

5.1 Gruppentherapien
Eine Gruppentherapie basiert nicht auf Einzelgesprächen, sondern auf Gesprächen in der Gruppe. Sie dauert zwischen 6 Wochen und 3 bis 4 Monaten und soll in einer 1 bis 2 jährigen Nachbehandlungsphase in der Gruppe münden. Ihr Ziel ist es, sich selbst und die eigene Körperlichkeit besser anzunehmen und zu lernen, auf Belastungen, Konflikte und Enttäuschungen nicht regelmäßig mit Essstörungen zu reagieren. Die Gruppe bietet den Einzelnen Sicherheit. Schuld und Schamgefühle werden durch Erfahrungen anderer Betroffener geringer. Auch Betroffenen, denen es schwer fällt über ihre Krankheit zu reden, bietet diese Therapieform eine große Hilfe, denn die Aussagen anderer Mitglieder gleichen einer Sicht im im Spiegel für alle und der Einzelne kann sich mit den Problemen identifizieren. (Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992)

5.2 Nonverbale Therapien
Essgestörte Personen besitzen ein enormes Schamgefühl bezüglich ihrer Krankheit, was es ihnen erschwert über sich selbst zu reden. Außerdem tut es weh diese Wunden aufzureißen. Es gibt die Möglichkeit, das Verhalten und die Wünsche und Ängste der Betroffenen zu verstehen, indem sie durch Zeichnen oder Gestalten versuchen ihre Stimmung auszudrücken. Zeichnungen, Pantomime, Bewegen nach Musik oder der Umgang mit Orff'schen Musikinstrumenten können helfen das Erleben zu verstehen. Ängste, Erwartungen und Verdrängtes werden ausgedrückt. Bilder spiegeln deutlich die innere Befindlichkeit wieder, welche anschließend in der Gruppe oder mit einem Therapeuten interpretiert werden können (Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992).
5.3 Entspannungstherapien (Meditation)
Das Entspannungsverfahren ermöglicht einen Zugang zum eigenen Körper, der bei Essgestörten als feindlich angesehen wird. Autogenes Training, progressive Muskelrelaxation oder eine konzentrative Entspannung dienen dazu, seine Empfindungen zu spüren. Essgestörte sollen wieder lernen Hunger und Sattheit zu spüren. Diese Meditationsverfahren sollten unter Anleitung durchgeführt werden, weil es Essgestörten schwer fällt, sich zu entspannen durch die innere Unruhe unter der sie leiden (Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass).
5.4 Familientherapeutische Konzepte
Familientherapeutische Konzepte bezwecken eine Auseinandersetzung der gesamten Familie mit der Krankheit der Betroffenen. Durch diese Sitzungen soll die Familie ein Verständnis für die Krankheit entwickeln, welche die gesamte Familiensituation beeinflusst. Es geht um die Frage nach dem Familienklima: Um die Ermöglichung von Selbstständigkeit und Ablösung, um eventuelle übergroße Erwartungen, die die Tochter überfordern und um die Art der Zuwendung. Diese Therapieform bietet eine Chance über das bisherige Leben und das Familienklima nachzudenken, um daran zu arbeiten und es zu verändern. Die Familienmitglieder lernen miteinander zu reden und ihre Gefühle zu zeigen und auszudrücken. Da dies innerhalb dieser Familien sehr schwierig ist, muss der Therapeut ein Klima schaffen, dass Kritik und Vorbehalte angesprochen werden können und das Verständnis aller steigt.

5.5 Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen sind eine Möglichkeit, die von Bürgerbewegungen erschaffen wurde und nicht abhängig sind von medizinischen Institutionen. Sie bieten Anlauf für Betroffene und Angehörige und sind keine Therapiegruppen. Es fehlt das regelmäßige Beisein von Experten. Die Gruppe besteht aus mindestens 6 bis 8 und höchstens 12 Personen, die sich regelmäßig einmal pro Woche für 2 bis 3 Stunden treffen. Vertrauen spielt in diesen Gruppen eine große Rolle, denn es werden Meinungen offen geäußert, welche in der Gruppe bleiben sollen. Das Prinzip lautet: "Jeder hilft sich selbst und hilft dadurch anderen, sich selbst zu helfen."13 (Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992)

6 Schluss
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Essstörungen körperliche, sowie seelische Krankheiten darstellen, die gekennzeichnet sind durch ein krankhaftes Verhalten. Die Ursachen liegen meist verborgen und sind oft auf die Adoleszenzzeit zurückzuführen. Essstörungen stellen außerdem einen Hilfeschrei da und sind eine Methode, um innere Spannungen abzubauen und unangenehme Gefühle zu unterdrücken. Die Krankheit wird zur Gewohnheit und ist somit eine gelernte Verhaltensweise, die mit Hilfe von Therapien wieder umgelernt werden kann( PAL; Karen Wise; Wenn Essen zum Zwang wird- Wege aus der Bulimie; 1992).
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13 Verlag Gesundheit Berlin; Medicus- Ich finde nicht mein Mass; 1992; S.114)
7 Literaturverzeichnis
Buhl, Charlotte. Magersucht und Esssucht: Ursachen/ Beispiele/ Behandlung.
2. Auflage Stuttgart: TRIAS Thieme Hippokrates Enke, 1991
Constam, Dorette. Befreiung aus dem Hungerturm: Hilfe für Magersüchtige.
1. Auflage Bern: Blaukreuz-Verlag, 1991
Prof. Dr. med. Ehle, Gisela. Medicus: Ich finde nicht mein Mass.
1. Auflage Berlin: Sport und Gesundheit Verlag GmbH, 1992
Erpen, Heinrich. Die Sucht mager zu sein: Der Kampf mit dem eigenen Körper.
1. Auflage Zürich: Kreuzverlag AG, 1990
Dr. med. Gerlinghoff, Monika, Dr. med. Herbert Backmund, Dr. phil. Norbert
Mai. Magersucht und Bulimie: Verstehen und bewältigen.
2. Auflage Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 1999
Wise, Karen. Wenn Essen zum Zwang wird: Wege aus der Bulimie.
1. Auflage. PAL, 1992
http:// 212.227.210.88/wegbegleiter/disonline7medinfos/medinfo_magersucht.htm
Bertelsmann Lexikothek. Wissenscenter: Essstörungen- Peinigende Leckerbissen
http:// www.lifeline.de
http:// www.magersucht.de
http:// www.magersucht-online.de
http:// www.medicine-worldwide.de
http:// www.medizinfo.com
http:// projekte.ringhofer.com
8 Anhang
16
Inhalt
Facharbeit im Fach Pädagogik.

Thema: Psychogene Essstörungen

(Allgemeine Erläuterung, Ursachen und therapeutische Maßnamen im Zusammenhang mit Essstörungen)
Thematische Gliedrung:
- Einleitung
- Phychische Essstörungen (Magersucht, Ess-Brech-Sucht, ...)
- Ursachen der Entstehung von Essstörungen
- Körperliche Folgen
- Therapieformen (3248 Wörter)
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