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Facharbeit: Probleme lateinamerikanischer Städte

Alles zu Länder, Regionen und Kontinente

Belegarbeit


Erstellt von: Alessandra Ullrich
Datum: 09.02.2005

Inhalt:

1.Einleitung
Port-au-Prince ist die Hauptstadt Haitis, politisch, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum und mit ca. 1 Million Einwohner auch gleichzeitig die größte. Haiti ist ein Entwicklungsland und gehört zu den 30 ärmsten Ländern der Welt. Es liegt im Westen der karibischen Insel Hispaniola. Port-au-Prince ist eine Hafenstadt an der gleichnamigen Bucht. (Q5)
Es bekennen sich ca. 90% aller Haitianer zum Katholizismus, welcher den Voodookult mit einbezieht. Das ist eine afrikanische Religion, welche durch Negersklaven eingeschleppt wurde. Sie stützt sich auf die Praktizierung von Riten. Es gibt aber auch ein paar wenige missionierte Protestanten, Anglikaner, Baptisten und Bahai. (Q12)
Die Wurzeln der Armut Haitis muss man in der Geschichte der Insel suchen.
Entdeckt wurde die Insel im 15. Jahrhundert durch Christoph Kolumbus. Zu dieser Zeit lebten dort die friedlichen Arawak-Indianer, welche aufgrund eingeschleppter Krankheiten und Seuchen bald ausgerottet waren. Nach der Abtretung des westlichen Teils der Insel an Frankreich, schleppten die Franzosen Neger-Sklaven aus Afrika als Arbeitskräfte für Plantagen ein. Sklavenhalter kauften aber nur Sklaven verschiedener Stämme ein um gegenseitiges Verständnis zwischen den Sklaven und daraus folgenden Widerständen vorzubeugen. Aus dieser Notsituation entstand die Kreolische Sprache, ein Mischung aus Französisch, Spanisch und Indianischen Grundlagen mit einer afrikanischen Grammatik. (Q4)
Ab dem 19. Jahrhundert ist die Geschichte Haitis durch Diktatur gekennzeichnet. 1957 begann die „Diktatur der Duvaliers“, als Francois Duvalier, ein schwarzer Arzt, Präsident wurde. Er und sein Sohn Jean-Claude, „Baby Doc“ genannt, führten das Land in ein totales wirtschaftliches Chaos, und der Lebensstandart der Menschen sank immer weiter. Die Befreiung geschah durch die US-Regierung welche die Duvaliers anfangs noch unterstützt hatten. Da Jean-Claude sich nicht auf eine Demokratisierung einlassen wollte, blieben Hilfsgelder aus. 1986 begann die Bevölkerung mit größeren Aufständen gegen Jean-Claude Duvalier bis er schließlich ins Exil nach Frankreich floh. Jetzt folgten immer wieder kurze Herrschaftszeiten „demokratisch“ gewählter Präsidenten, welche allerdings wegen Betrug und Untreue wieder gestürzt wurden. Dadurch konnte politisch keine Kontinuität erreicht werden. Nach massiven Wahlfälschungen im März 2004 ernannte sich der Rebellenführer Guy Philippe zum Militärführer. (Q5)

2.Port-au-Prince
Das Stadtbild von Port-au-Prince spiegelt die Probleme Haitis und der Stadt selber wieder. Nirgendwo anders sind die “bidonvilles“ genannten Elendsviertel so zahlreich wie hier. Tagtäglich kämpfen zahlreiche Straßenhändler, Altwarensammler, Losverkäufer und Schuhputzer aufs Neue ums nackte Überleben. Diejenigen, die sich mit solchen „ehrlichen“ Methoden auch nicht über Wasser halten können, versuchen es skrupellos mit Taschendiebstahl. Der Weiße gilt als zu „melkende Kuh“ und was haben sie schon zu verlieren. Das Straßenbild charakterisieren so genannte Tap-Taps. Das sind bunt bemalte Kreuzungen zwischen einem Lastwagen und einem Omnibus, welche die wichtigsten Verkehrsmittel der Stadt darstellen.
Die ohnehin schon starke Land-Stadt-Wanderung wird durch Industrielle Faktoren beschleunigt, denn die sowieso rar gewordenen Unternehmer können sich aufgrund der schlechten Infrastruktur nur in der Hauptstadtregion ansiedeln. (Q5; Q3)
Was sind jedoch die eigentlichen Probleme welche zu dieser Armut führten?
3.Probleme und mögliche Lösungen
Aus Sicht der zahlreichen Hilfsorganisationen, welche in diesem Raum vertreten sind, liegt das Kernproblem in der ungeordneten nahezu anarchischen politischen Situation. Diese Angelegenheit kann nur durch Demokratie und einen fähigen, kooperationsbereiten Präsidenten gelöst werden, welcher die Probleme in die Hand nimmt und dabei das Wohl des Landes dem eigenen vorzieht.
Weiterhin mangelt es an einem ausgebauten Bildungssystem, besonders für Kinder aus ärmeren Familien, welche das hohe Schulgeld für private Schulen nicht zahlen können. Laut Verfassung besteht für Kinder ab dem 6. Lebensjahr eine 6-jährige Schulpflicht, welche aber aus Mangel an Bildungsanstalten und Lehrkräften oft nicht wahrgenommen werden kann. Dazu kommt noch das die Eltern ihre Kinder nicht allein ernähren können, und somit auf Mithilfe angewiesen sind. So kam es, dass die Einschulungsquote 1990 bei gerade einmal 26% lag. Aus diesen Kindern werden Analphabeten, welche ihre Rechte nicht wahrnehmen können und von der oberen Bevölkerungsschicht abhängig sind. Ein weiteres Problem ist die Abwanderung qualifizierter Leute nach Amerika weil sie dort mehr Chancen haben. Einige Hilfsorganisationen vermuten, dass verschiedene Diktatoren, ihren Landsleuten die Bildung vorenthalten haben, um das Volk besser im Griff zu haben. (Q3; Q6)
Daraus entsteht eine fast unüberwindbare Kluft zwischen Armen und Reichen, welche die oberste Schicht genießt und keine Notwendigkeit in der Verbesserung des Sozialsystems sieht. (Q6)
Ein weiteres großes Problem ist die unzureichende medizinische Versorgung. Auf einen Arzt kommen 15.000 Menschen, und auf 1000 Lebendgeburten kommen 93 Sterbefälle. (Q12)
Ein ebenso nicht zu unterschätzendes Problem ist die Zweisprachigkeit des Landes. Französisch und Kreolisch sind gleichermaßen Amtssprachen, aber da das Französische vorwiegend in der Oberschicht gesprochen wird, ist es gleichzeitig Verkehrs- und Schriftsprache. Das eigentliche Problem liegt darin, dass Alphabetisierungsprogramme meist in Kreolisch vorgenommen werden. (Q7)
Das eher auf dem Land dominierende Trink- und Abwasserproblem ist auch in der Hauptstadt schier aktuell. Durch die Klimaveränderungen in den letzten Jahren führen die Flüsse nur noch sehr wenig Wasser, welches zur Trinkwasseraufbereitung genutzt werden könnte. Auf den Straßen findet man viel Müll und Fäkalien, wo perfekte Bedingungen für Krankheitserreger herrschen. (Q3)
Die Hauptleidtragenden dieser katastrophalen Situation sind jedoch die Kinder, welche oftmals ein Leben auf der Straße führen (müssen).
4. Straßenkinder in Port-au-Prince
Auf den Straßen von Port-au-Prince leben schätzungsweise drei- bis fünftausend Straßenkinder. Sie kommen oft aus ländlichen Gegenden und haben wenig bis gar keinen Kontakt zu ihren Familien. Sie gehören zu den ständigen Straßenkindern und schlafen demzufolge auch auf der Straße. Sie sind meist von zu Hause weggelaufen um dem Hunger zu entfliehen. Ein anderer Teil kehrt wenn es dunkel wird zum Schlafen wieder in die elterliche Hütte in den Slums zurück. Viele Kinder wissen nicht einmal mehr ihren Namen, geschweige denn wie alt sie sind. Sie haben keine Chance auf Bildung und verbringen ihr ganzes, meist kurzes Leben auf der Straße. Ihren „Lebensunterhalt“ verdienen sie sich durch das Abstauben von Autos, als Helfer von Taxifahrern indem sie die Ziele der Tap-Taps laut ausrufen, das Tragen von Einkaufstüten oder das Verkaufen von Süßigkeiten an im Stau stehende Autofahrer. Manche versuchen sich auch im Betteln. Die Mädchen verdienen sich ab einem bestimmten Alter ihr Geld durch Prostitution, wobei sie sich häufig mit AIDS infizieren. Sie haben manchmal mit 18 Jahren 3 Kinder und leben mit ihnen auf der Straße.
Für eine Mahlzeit aus der Straßenküche bezahlen sie ca. 0,75€, was eine Menge ist, wenn man bedenkt, dass sie für einmal Auto abstauben ca. 5ct. bekommen. Manchmal langt das Geld auch noch für ein abgetragenes T-Shirt vom Flohmarkt, welches 0,25€ kostet. Schmutzige Sachen werden weggeworfen, denn Seife ist zu teuer und Wasser Mangelware. (Q4)
Ihre Freizeit verbringen sie in Gruppen gemischter Altersklasse. Sie schlafen gemeinsam und geben sich gegenseitig Schutz und Sicherheit. Manchmal kommt es zu Schlägereien, welche nicht selten im Gefängnis enden. Die Polizei sperrt die Kinder oft willkürlich und ohne jedes Gerichtsverfahren ein. So werden oft bis zu 40 Jungen und Mädchen in eine viel zu kleine Zelle ohne Wasser und Strom eingesperrt. Es existieren viel zu wenige Matratzen und Toiletten. Um das Leid der Kinder zu lindern organisiert Unicef ein Schulprogramm, wo sie das wichtigste über Hygiene und Gesundheit lernen können. Außerdem werden Spiele und sogar kleine Theateraufführungen veranstaltet. (Q1)
Aufgrund der katastrophalen medizinischen Versorgung hat es sich eine pensionierte Ärztin zur Aufgabe gemacht, den Kindern zu helfen. Sie besucht mit 2 einheimischen Helfern und ihrem zu einer Ambulanz umgebauten PKW die Sammelpunkte der Kinder. An 3 Abenden der Woche führt sie kostenlose Untersuchungen, Beratungen, Behandlungen und sogar kleine chirurgische Eingriffe durch. Behandlungen in öffentlichen Krankenhäusern sind für die kleinen Patienten teuer und somit unerschwinglich. (Q4)
Schätzungsweise 250.000 Kinder leben auch als persönliche Dienstboten der höheren Bevölkerungsschicht. Sie kommen aus armen Familien und wurden an reiche Familien verkauft. Sie versprachen für Schulgeld, Unterkunft und Verpflegung zu sorgen, wenn die Kinder im Gegenzug im Haushalt helfen. Anstatt dessen müssen sie jedoch noch vor Sonnenaufgang aufstehen und einkaufen, Wäsche waschen, putzen und Kochen. Wenn sie zu langsam sind, werden sie nicht selten mit einem Peitschenhieb bestraft.
Wenn die kleinen Sklaven einmal ein wenig Freizeit bekommen, gehen viele in das Zentrum „Maurice Sixto“ um bei Mammy George, einer Mitarbeiterin eines Hilfswerkes, lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Sie zieht auch öfters durch die Straßen und wirbt für ihr Zentrum. Ihr Leitgedanke: „Selbst wenn ein Kind nur eine Stunde pro Woche kommt, ist das schon ein kleiner Sieg!“ (Q2)

5. Hilfe
In ganz Haiti sind zurzeit zahlreiche Hilfsorganisationen vertreten: Die wichtigsten sind das Kinderhilfswerk Unicef, SOS – Kinderdorf, Brot für die Welt oder die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES).
Diese ist seit 1987 in diesem Raum vertreten und hat sich zur vordergründigen Aufgabe die politische Bildung gemacht um die Konsolidierung für demokratische Verhältnisse schaffen zu können. Dazu gehört eine Stärkung der gesellschaftlichen Akteure, welche sich in der Bevölkerung für Demokratie einsetzen. Sie wurden von den Regierungen und der sozialen Oberschicht unterdrückt, weil sie kein Interesse an der Verringerung der Kluft zwischen arm und reich haben.
Ebenso müssten sich die regional verstreuten Hilfsorganisationen zusammenschließen und verstärkt Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Sie müssten weiter von ihrer Tätigkeit, den Armen die Armut erträglich zu machen, abrücken, denn um irgendwann zur Demokratie zu gelangen ist es von enormer Wichtigkeit die Wurzel des Ganzen Elends, die Diktatur und politische Instabilität, zu beseitigen. Dazu gehört die Ausbildung und Aufklärung der Menschen, dass sie ihre Rechte erkennen und wissen wie sie dafür kämpfen müssen. Dies ist der Keim der Demokratie welcher nicht durch die Oberschicht erstickt werden darf, was bis jetzt der Fall ist. (Q9; Q10; Q11)
Eine weitere große Hilfe für Menschen, welche Kunsthandwerk anfertigen ist der faire Handel. Dazu kaufen Hilfsorganisationen bei den Leuten verschiedenste Kunsthandwerke wie zum Beispiel Dekoartikel, Haushaltswaren, Flechtkörbe, Schmuck und Schnitzwaren zu fairen Preisen ein. Der Zwischenhandel fällt weg und somit gelangt der Erlös direkt zu den Menschen. Solche Produkte kann man in Eine-Welt Läden kaufen.

6.Zusammenfassung
Schlussendlich stellt man fest, dass Port-au-Prince eine Stadt mit vielen Problemen ist, welche nur mit umfassender, andauernder Hilfe auf Dauer gelöst werden kann. Man sagt dass Haiti noch mindestens 10 Jahre Hilfe braucht. Es wurde ebenso kritisiert, dass viele Hilfsorganisationen nur kurzzeitig bei konkreten Anlässen Hilfe bieten. Haiti und Port-au-Prince bräuchten aber ein zentralisiertes einheitliches Hilfsprogramm welches kontinuierlich die Vorraussetzungen für den Aufbau eines demokratischen, politisch stabilen Staates schafft. Die Vorraussetzung dafür währe aber, dass die soziale Oberschicht von ihrem Thron heruntersteigt und den Armen entgegenkommt.
Die Konsequenz daraus ist, dass die Menschen immer verbitterter werden und im begriff sind auch noch das letzte bisschen Hoffnung zu verlieren.
7.Bilder

8.Quellen
Baret, M., Kinder hinter Gittern in: Geolino, Nr. 1 Feb/Mrz 1999, S. 64f Q1 Kesteren, Geert van, Die kleinen Sklaven von Haiti in: Geolino Nr. 3 Mrz 2003, S. 36f Q2 www.el-puente.de 09.02.2005 Q7 www.entwicklungshilfe.de 09.02.2005 Q9 www.epo.de 09.02.2005 Q11 fesportal.fes.de 09.02.2005 Q10 www.jfp.ch 09.02.2005 Q6 www.muz-online.de 29.01.2005 Q5 www.solidarity.org 29.01.2005 Q3 www.strassenkinderhilfe.de 29.01.2005 Q4 www.waldkirche-obertshausen.de 09.02.2005 Q8 Microsoft Encarta Enzyklopädie Standard 2003 Q12
- 2 -
Einleitung
Port-au-Prince
Probleme
Straßenkinder
Hilfe
Zusammenfassung
Bilder
Quellenverzeichnis
Sommer, Sonne, Strand und Meer… Doch der Schein trügt… (Q8)
Ein Bidonville, Elendsviertel, der Stadt. (Q8)
Ein nicht selten überfülltes Tap-Tap. (Q5)
Unruhen in der Hauptstadt: Barrikaden aus brennenden Autoreifen auf einer der wichtigsten Hauptverkehrsstraßen. (Q4)
Hier wird Holzkohle in kleinen Portionen für ca. 25 ct. verkauft. Mit dem Verkaufserlös versucht man hier zu überleben. (Q4)
Markt in Port-au-Prince (Q4)
Behandlung eines Babys in der „mobilen Ambulanz“. (Q4)
Häufige Behandlungsursache: chronische Geschwüre. (Q4)
Schützender Schlafplatz – Friedhof
Eine Mutter mit ihrem Kleinkind
Schlafende Babys auf dem Bürgersteig (Q4)
Straßenkinder = Freiwild?!
Dieser Junge wurde mit einem Stock ins Gesicht geschlagen. (Q4)
Site Soley – Stadt an der Sonne?
Der schrecklichste Slum von Port-au-Prince (Q4)
Markt in Site Soley (Q4)
Trostlose bidonvilles (Q4)
Flagge Haitis
Inhalt
In dieser Facharbeit habe ich die Probleme einer Lateinamerikanischen Stadt am Beispiel ausführlich erläutert. Es sind auch eine Menge Bilder enthalten. Als Besonderen Schwerpunkt habe ich mir die Sraßenkinder gewählt.

Gliederung:
1. Einleitung
2. Port-au-Prince
3. Probleme
4. Straßenkinder
5. Hilfe
6. Zusammenfassung
7. Bilder
8. Quellenverzeichnis

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