Sudetenkrise: Rolle von Henlein ?
Frage: Sudetenkrise: Rolle von Henlein ?(12 Antworten)
Hallo, ich verstehe diesen folgenden Text nicht von der webseite : http://www.bpb.de/izpb/9988/nationalsozialistische-aussenpolitik-der-weg-in-den-krieg?p=all Sudetenkrise Nach dem "Anschluß" begannen die Planungen für eine Eroberung der Tschechoslowakei. Die Nationalitätenproblematik der Tschechoslowakei und die Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der einzelnen Volksgruppen waren der Hebel, mit dem die innere Zersetzung der Tschechoslowakei vorangetrieben werden sollte. Dazu erhielt der Führer der "Sudetendeutschen Partei", Konrad Henlein, seine Anweisungen aus Berlin. In einer Besprechung mit Hitler am 28. März 1938 wurde festgelegt, Henlein solle ein Maximalprogramm aufstellen, das die tschechische Regierung nicht erfüllen könne. Im "Karlsbader Programm" der Sudetendeutschen Partei vom 24. April wurde diese Strategie umgesetzt. Es forderte die weitgehende Selbstverwaltung der Sudetendeutschen und ihre volle Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit mit dem tschechischen Staatsvolk, was aus Berliner Sicht allerdings nur eine Durchgangsstufe für die angestrebte völlige Auflösung des tschechoslowakischen Staates bedeuten sollte. Als die tschechische Regierung den Forderungen Henleins, nicht zuletzt aufgrund des Druckes aus London und Paris, schrittweise nachgab, geriet Henlein in eine taktische Sackgasse. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Verhandlungen abzubrechen und auf einen Anlaß für eine weitere Eskalation zu warten. Mit seiner Weisung vom 30. Mai 1938, die im Eingangssatz den Entschluß bekräftigte, "die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen", hatte sich Hitler zunehmend unter Zugzwang gesetzt. Sollte Prag nicht weiter nachgeben, blieb nur noch die Alternative zwischen einem Krieg mit einem unkalkulierbaren Risiko oder einem Abbruch der bereits eingeleiteten operativen Vorbereitungen. Um sich aus der taktischen Sackgasse zu befreien, gab Hitler auf dem Nürnberger Parteitag seinen Forderungen öffentlich Nachdruck und verlangte für die Sudetendeutschen das "freie Recht der Selbstbestimmung". Gleichzeitig kam es in den Sudetengebieten zu neuerlichen Unruhen. Das bewog die britische Regierung, die bislang eher hinhaltend agiert und ihr Mitspracherecht in Mitteleuropa mit der Entsendung eines Vermittlers nach Prag deutlich artikuliert hatte, zu dem Versuch, durch weitere Verhandlungen den Konflikt zu entspannen. Premierminister Arthur Neville Chamberlain (1869–1940) bot sich an, Hitler persönlich aufzusuchen. Er trat am 15. September 1938 die für ihn zu damaliger Zeit noch ungewohnte Flugreise nach Deutschland an, um Hitler in Berchtesgaden das Angebot zu unterbreiten, die sudetendeutschen Gebiete ans Reich anzugliedern und auch die französische Regierung von der Notwendigkeit dieses Schrittes zu überzeugen. Der Tschechoslowakei blieb nichts anderes übrig, als sich diesem ultimativ vorgetragenen Votum zu beugen, um nicht einem deutschen Angriff schutzlos preisgegeben zu sein. Hitler war von der Konzessionsbereitschaft Londons, das allerdings deutlich auf Gewaltfreiheit bestand, überrascht. Also ich versteh das mit dem Henlein nicht, das war doch ein Politiker von der Tschechoslowakei oder? Wieso hat er denn mit Hitler zusammengearbeitet um die Tschechoslowakei niederzuwerfen? |
Frage von Tudelu (ehem. Mitglied) | am 18.11.2012 - 11:48 |
Antwort von matata | 18.11.2012 - 12:03 |
Henlein war der Vorsitzende der nationalsozialistischen Partei der Sudetendeutschen. Diese Partei orientierte sich an den Macht- und Expansionspolitik des nationalsozialistischen Reiches. http://de.wikipedia.org/wiki/Sudetenkrise ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von Tudelu (ehem. Mitglied) | 18.11.2012 - 12:57 |
vielen Dank und was meinen sie damit Zitat: Wieso taktische Sackgasse? |
Antwort von matata | 18.11.2012 - 13:42 |
Einerseits hatte Henlein Hitler gebeten, die deutsche Bevölkerung in der Tschechoslowakei im Kampf um einen verstärkten Minderheitenschutz zu unterstützen und erhielt auch eine Zusicherung für die Unterstützung durch die Reichsregierung. Andererseits unterrichtete Henlein die Briten offen über die Lage der Sudetendeutschen. Er arbeitete eigentlich für zwei Seiten. Als in der Tschechoslowakei eine partielle Mobilmachung eingeleitet wurde mit der Einwilligung der Briten und Franzosen, sah sich Hitler auch einer Provokation der Weltpresse gegenüber und plante, die Tschechoslowakei „blitzschnell zu beseitigen“. Henlein stand nun zwischen zwei Fronten, den Briten einerseits, die Hilfe in Aussicht gestellt hatten im Falle im Falle eines Angriffes durch Deutschland, andererseits Hitler, der die Abtretung des Sudetenlandes forderte. Nach Hitlers Reichstagsrede am 12. September 1938 brach im Sudetenland ein Aufstand aus und Henlein musste nach Deutschland fliehen. Hitler beauftragte ihn sogar, das Sudetendeutsche Freikorps aufzustellen, das sofort Städte besetzte. Somit war Henlein für die Briten ein untragbarer Mittelsmann geworden. ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von Tudelu (ehem. Mitglied) | 20.11.2012 - 17:58 |
Okay vielen Dank das habe ich nun verstanden ich verstehe diesen text ebenfalls nicht, er ist auf derselben seite wie der text mit der sudetenkrise Zitat: also ich verstehe hitler Anlass nicht, damit dem sowjetisch-französischer Pakt wieso wurde hitler dadurch provoziert? |
Antwort von Tudelu (ehem. Mitglied) | 20.11.2012 - 18:44 |
Zitat: Wieso war das ein Bruch des Locarno Paktes? |
Antwort von matata | 20.11.2012 - 18:59 |
Das ist ein wenig komplizierter... http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/aussenpolitik/rheinland/index.html http://de.wikipedia.org/wiki/Rheinlandbesetzung_(1936)#Vorgeschichte_des_Rheinlandes http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/versailles/locarno/index.html http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Vertr%E4ge_von_Locarno.html Deutschland hatte sich im Vertrag von Locarno ausdrücklich die Revision der Ostgrenzen vorbehalten. Die Grenzen zwischen Deutschland, Polen und der UdSSR waren somit nicht festgeschrieben. Stresemann, der deutsche Unterhändler in den Verträgen von Locarno wollte sie mit friedlichen Mitteln bereinigen. http://www.vorkriegsgeschichte.de/content/view/19/35/ ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von Tudelu (ehem. Mitglied) | 20.11.2012 - 19:14 |
okay also ich hab das hier so verstanden Zitat: ja aber wieso dürfen jetzt die sowjetunionund frankreich keine verträge mehr schließen? das stößt doch nicht gegen diesen locarno pakt |
Antwort von matata | 20.11.2012 - 19:33 |
Der einzige Krieg, der von den politischen Gegebenheiten damals möglich gewesen wäre, das wäre ein Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion gewesen. In den Verträgen von Locarno hatte sich aber Frankreich verpflichtet, keinerlei kriegerische Handlungen gegen Deutschland zu unternehmen. Der Vertrag damals zwischen Frankreich und der Sowjetunion sicherte aber gegenseitige Hilfe zu im Falle eines kriegerischen Angriffes. Deshalb legte Hitler das als Vertragsbruch aus von Seiten Frankreichs und behauptete, nun sei Deutschland auch nicht mehr daran gebunden. ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von Tudelu (ehem. Mitglied) | 20.11.2012 - 19:37 |
ich hab mir das hier geradde notiert das ist also falsch? so habe ich es nämlich verstanden Die Locarno-Verträge waren das Fundament für ein besseres westeuropäisches diplomatisches Klima der Periode 1924-1930. Deutschland wurde im September 1926 in den Völkerbund aufgenommen und das Rheinland wurde entmilitarisiert. 1926 kam es zum Berliner Vertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion, was das Verteidigungsbündnis von Polen und der Tschechoslowakei mit Frankreich beeinträchtigte. Im Falle eines Krieges zwischen Polen oder Tschechoslowakei und der Sowjetunion können französische Truppen Deutschland nicht passieren, da Deutschland ja ein Bündnis mit der Sowjwtunion hat. Da nun die Sowjetunion und Frankreich am 2.Mai 1935 einen Beistandspakt abgeschlossen haben, interpretierte Hitler dies als einen Bruch des Locarno-Vertrages |
Antwort von Prometheus700 | 20.11.2012 - 19:40 |
@ Matata Zitat: ´Henlein ein Mittelsmann der Briten, der für 2 Seiten arbeitete.... Ist mir ganz neu, wäre für mich eine ganz neue Hypothese. Welche Quellen hast du denn dazu? In Wiki wird das so dargestellt und Henleins Eräuterung des Sachverhaltes erscheint mir plausibel: Zitat: Für taktisches Verhalten spricht m. E. nach ganz klar Henleins weitere Vita... Möglicherweise wollte er zunächst nur eine Stärkung von Minderheitenrechten in der CR, allerdings zu einer Zeit, als das DR noch kein so deutlich erkennbarer Machtfaktor war, der Einfluss auf die Politik der CR hätte nehmen können. Man bedenke, dass erst 1936 das Ruhrgebiet von Hitler dem Reichsgebiet einverleibt wurde. Von diesem Zeitpunkt an dürfte Henlein spätestens bewusst geworden sein, woher der Wind auch in der CR bald wehen würde und dass ähnlich wie in Österreich, die von Hitler propagierte "großdeutsche Lösung" intendiert wurde. Österreicher wie Sudentendeutsche, so auch Henlein mochten diese Entwicklung mit einer gewissen Skepsis betrachten, werden sie aber in der bestehenden Konstellation als wie man heute sagen würde "alternativlos" angesehen haben. |
Antwort von matata | 20.11.2012 - 19:40 |
Nein, das passt. Zu erklären wäre vielleicht noch diese "Behinderung" des Verteidigungsbündnisses. Deutschland hätte sicher nie französische oder russische Truppen durchziehen lassen. ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von Prometheus700 | 20.11.2012 - 19:58 |
Zitat: Du meinst Henlein erwartete als deutscher Nationalist(zumindeest sudentendeutscher Patriot, der mit einer nationaltschechischen Mehrheit wohl kaum paktieren wollte) Hilfe von den Briten zur Stabilisierunge eines tschechischen Staates, in dem Sudetendeutrsche keine gleichberechtigten Böhmen, sondern eine unterdrückte Minderheit darstellten? Nein, das passt. Das mag deine Meinung sein, mich würde aber eine Begründung oder eine Quelle interessieren, die diese "interessante" Hypothese belegen könnte. |
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