Nathan d. Weise
Frage: Nathan d. Weise(1 Antwort)
Hey...ich hoffe mir kann jemand helfen. Muss eine Rollenbiografie von einer Person aus dem Drama "Nathan der Weise" schreiben. -Person -Ort/Zeit -Familie -Alltag -Beruf -Politik -Freizeit -Verhältnis zum anderen Geschlecht -Freunde -Selbstbild -Sozialisation (Eltern, Geschwister, Kindheit) ...ich danke euch für jede Hilfe |
GAST stellte diese Frage am 03.10.2009 - 20:07 |
Antwort von GAST | 10.01.2010 - 10:51 |
ich weiß nicht ob dir das hilft aba charakteristik tempelherr: Wieder hat ein grausamer Anschlag, diesmal in Istanbul in der Türkei, die Schlagzeilen der internationalen Presse beherrscht. Zuerst sollen die Aspekte dargelegt werden, die gegen eine Identitätskrise des Tempelherrn sprechen. Eingangs muss erläutert werden, dass der Tempelherr sein Handeln als gerechtfertigt ansieht, da die Regeln, die ihm durch sein Gelübde von Gott auferlegt wurden, eindeutig die Zustimmung zum Vorhaben des Patriarchen verwehren. So schlägt er einerseits die Spionage der Befestigungsanlage von Saladin aus, die dem Anführer des dritten Kreuzzugs, an dem der Tempelherr persönlich teilgenommen hat, einen wichtigen Vorteil bringen würde (vgl. V. 650 – 658) und er weist andrerseits den Auftrag des Patriarchen, Saladin zu ermorden, zurück (vgl. V. 684/85). Beide Entscheidungen begründet er damit, dass trotz seiner Angehörigkeit zum Christentum, diese beiden Aufträge sich gerade aus religiösen Gründen ihm verbieten. Der Orden der Tempelherrn und Gott „[g]ebieten ihm kein Bubenstück!“ (V. 685). Außerdem glaubt der Tempelherr, dass er durch den hinterhältigen Mord an seinem Lebensretter Saladin selber „[z]um undankbaren Schurken[...]“ (V. 695) wird. Seiner Ansicht nach folgt er mit seiner Ablehnung damit dem Willen Gottes. Darüber hinaus ist er sich bei den Gründen sicher, weshalb er sich in dieser schwierigen Situation befindet, nämlich zum einen als einziger von zwanzig gefangenen Tempelherrn von seinem Erzfeind, dem Sultan, begnadigt worden zu sein (vgl. V.578f.) und zum anderen diesem Moslem auch noch zu Dank verpflichtet zu sein. Da Saladin den Tempelherrn auf Grund seiner Ähnlichkeit zu seinem Bruder verschont hat, glaubt dieser, dass „dem [...] [etwas] in [seiner] Seele“ (V.706) entspräche. Daraus folgert er, dass er diese Eigenschaft nicht einfach unterdrücken könne, nur um einem Patriarchen zu gefallen (vgl. V. 707f.), denn „[s]o widerspricht [s]ich Gott in seinen Werken nicht!“ (V. 709f.). Deshalb kann man hier von keinem Gewissenskonflikt ausgehen, da er sein Handeln und seine derartig komplizierte Situation vor allem durch seine Religion zu stützen vermag. Demgegenüber kann man bei genauer Betrachtung dieser Textpassage auch Anzeichen für eine Identitätskrise des Tempelherrn feststellen. Zuerst muss angeführt werden, dass jener in die Unsicherheit gerät, wer seine Loyalität zu diesem Zeitpunkt mehr verdient, weil er auf der einen Seite dem Patriarchen gehorchen sollte, da beide derselben Konfession angehören oder auf der anderen Seite dem Sultan Saladin, der sich zwar als Moslem als Feind für den Tempelherrn erweisen sollte, aber das Leben des Tempelherrn gerettet hat. Freilich sieht er sich als Gefangener des Sultans (vgl. V. 655), doch den Auftrag, den Sultan Saladin hinterrücks zu ermorden und damit dem Christentum, dem er sich sogar als Tempelherr angeschlossen hat, zu nützen, dürfte er eigentlich nicht ablehnen. Doch dass er von einem Moslem begnadigt wurde, bewirkt bei ihm Verblüffung, fast Fassungslosigkeit, er selber „[ist] entfesselt“ (V. 587), er „will ihm danken;“ (V. 587f.) und er beschreibt den Moment so, dass ersichtlich wird, wie ihn diese Situation in seinem Denken erschüttert hat. „[S]eh sein Aug’ in Tränen: stumm ist er, bin ich;“ (V.588f.). Hier zeigt sich bereits eine Veränderung des Tempelherrn in dem Verständnis seiner Identität. Des Weiteren beeinflussen die verschiedenen Religionen, die unerwartet in seinem Leben Einzug gehalten haben, stark sein Innenleben, weil der bis dahin intolerante (vgl. V. 528) Tempelherr sich mit Menschen unterschiedlicher religiöser Angehörigkeit intensiv auseinandersetzen muss. Vor nicht allzu langer Zeit, hat er mit dem Schwert für seine und gegen die anderen Überzeugungen, vor allem gegen den Islam und das Judentum, gekämpft, jetzt verdankt er sein Leben einem Moslem und macht dem Klosterbruder klar, „[w]as für Verbindlichkeiten dem Saladin [er] habe“ (V. 681). Wiederum ist er für das Leben der jüdischen Recha verantwortlich, die er vor dem Feuertod bewahrt hat. Allerdings versucht er diese heldenhafte Rettung herunterzuspielen, indem er auf die Aussage des Tempelherrn, Gott hätte mit ihm große Dinge vor (vgl. V.591ff.), ironisch antwortet: „Ja, zu großen! Ein Judenmädchen aus dem Feu’r zu retten;“ (V. 593f.). Diese Erwiderung drückt deutlich sein abneigende Haltung gegenüber Juden aus, aber auch, dass er mit dieser für ihn ungewohnten Lage kaum zurechtkommt. Somit kann man durchaus deutliche Anzeichen für einen Gewissenskonflikt beim Tempelherrn erkennen, der sich durch dessen mangelnde Rücksicht anderer Glaubensrichtungen entwickelt hat. Bei genauer Betrachtung der Aspekte für bzw. gegen eine Identitätskrise, kann man zu dem Schluss kommen, dass seine ungewöhnliche Lage eine Veränderung in ihm ausgelöst hat, nämlich sich mit anderen Glauben zu beschäftigen. Zwar erklärt er sein Verhalten und seine Situation durch seine Glaubenslehre, jedoch hilft ihm diese nicht bei der Begegnung mit anderen Religionen. Indem er deshalb auf die eigene Vernunft zurückgreift, wird ein geistiger Umdenkungsprozess angestoßen. Um noch einmal auf die Problematik der Toleranz zurückzukommen, vielleicht kann man von dem Tempelherrn sogar etwas lernen. Jeder hat schon einmal in irgendwelchen Bereichen Intoleranz meistens gegenüber Minderheiten gezeigt, selten jedoch wirkt sie sich so verheerend aus wie religiöse Intoleranz. In Lessings dramatischem Gedicht verkörpert der Tempelherr zu Beginn diese Einstellung, darüber hinaus wollte Lessing durch dessen Situation, gerade mit „Nathan der Weise“ als typisches Werk der Aufklärung, die Leute zu einer größeren Akzeptanz gegenüber anderen Religionen aufrufen. Nach wie vor hat diese Aufforderung nichts an Aktualität und Brisanz verloren und wenn man sich überlegt, dass Lessing die drei Konfessionen Judentum, Christentum und den Islam in den Mittelpunkt der Problematik gesetzt hat, die auch heute noch immer wieder Auslöser für militärische Konflikte sind, wie einleitend gezeigt, kann man „Nathan der Weise“ auf jeden Fall als zeitlos bezeichnen. |
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