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Erich Kästner

Frage: Erich Kästner
(1 Antwort)


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Hallo ich muss dieses Gedicht von Erich kästner interpretieren leider weis ich nicht wie ich das
anstellen soll vielleicht könnt ihr
mir dabei helfen wäre echt nett danke schon einmal

Der Streichholzjunge
Streichhölzer! Kaufen Sie Streichhölzer!
Drei Schachteln zwanzig!

Sie lachen, statt was zu kaufen.
Oder sie sind entrüstet
und knurren, während sie weiterlaufen.
Wenn ihr nur wüßtet .
. .

Streichhölzer! Kaufen Sie Streichhölzer!
Drei Schachteln zwanzig!
Vater kriegt zehn Mark Unterstützung
und Mutter ein kleines Gesicht.
Wir haben ein Zimmer mit Küchenbenützung.
Aber wir benützen die Küche gar nicht.
Gestern trank Vater paar Flaschen Bier.
Mutter hat nicht mittrinken gemocht.
Vater sang: »Ein freies Leben führen wir!«
Und dann hat er das Fenster zerpocht.

Streichhölzer! Kaufen Sie Streichhölzer!
Drei Schachteln zwanzig!

Mein Pappkarton wird nicht leer.
Den Aufsatz muß ich noch machen.
Wenn ich bloß nicht so müde wär.
Kaufen Sie Streichhölzer, statt zu lachen!

Mit braunen und schwarzen Schnürsenkeln
verdient man natürlich mehr.
Doch da brauchte ich erst mal drei Mark.
Und wo nehm ich die her?

Streichhölzer! Braune und schwarze Streichhölzer!
Drei Paar zwanzig . . .
Frage von freakymonchi (ehem. Mitglied) | am 27.11.2008 - 16:09

 
Antwort von GAST | 27.11.2008 - 16:25
Das Gedicht wurde von Kästner Anfang der 30er-Jahre geschrieben.

Ich weiß nicht, wie weit ihr im Geschichtsunterricht seid.


Der Kontext dieser späten Jahre der Weimarer Republik, in der die politische Radikalisierung begann, Wahlen in immer schnellerer Abfolge stattfanden und jährlich die Kanzler wechselten, solltest du zum Anfang nehmen. Es war eine Zeit enormer sozialer Ungleichheiten, zwischen Decadence der Oberen und Großer Armut der Arbeiterschaft. Massenarbeitslosigkeit war an der Tagesordnung.

Wirklich gute und detaillierte weitere Informationen findest du hier:
http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/index.html

Vier Motive, die du auf jeden Fall herausstellen kannst sind:

- der Vater als agressiver Alkoholiker (Sinnbild der verarmenden Arbeiterschaft)

- die Gleichgültigkeit der Passanten (Armut ist alltäglich, Solidarität ist am Nullpunkt)

- wie selbstverständlich wird vom Verkauf von Schnürsenkeln gesprochen - es sei sogar ein einträglicheres Geschäft (tatsächlich mussten sich viele Kinder auf den Straßen als Schuhputzer und Verkäufer von Kleinstwaren verdingen)

- du kennst sicher den Spruch: "Da stirbt der Seemann.", der gebracht wird, wenn sich Leute ihre Zigaretten an einer Kerze anzünden. Der kommt daher, dass die Matrosen früher bei Flaute oder wenn sie schlicht keine Anstellung fanden, mit dem Fertigen von Streichhölzern durchschlugen. Der Seemann stirbt also, wenn man keine Streichhölzer nutzt, sondern sich die Kippe anderweitig entflammt.
Das Streichholz steht hier für enorme Armut und die unterste, letzte Möglichkeit, Geld zu erwerben.

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