Referat: Geschichte-GFS: Die Soziale Frage
Die Soziale Frage
Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen
im Fach Geschichte
Name, Klasse
Schule
Datum
1. Was ist die Soziale Frage?
Als Soziale Frage werden alle wirtschaftlichen und sozialen Probleme bezeichnet, die aus der industriellen Revolution (im 19. Jahrhundert) resultieren.
Die sozialen Probleme wurden jedoch von jeder Bevölkerungsgruppe anders bewertet:
Teile des Besitzbürgertums:
fehlende Moral
Faulheit
Teile des Bildungsbürgertums:
Klassenunterschiede zwischen Großbürgertum (Bourgeoisie) und Arbeiterklasse
Aufgrund dieser unterschiedlichen Anschauungen war eine einheitliche Lösung, die alle Beteiligten zufrieden stellen würde, nicht möglich.
2. Woraus folgt die Soziale Frage?
Mit der Industrialisierung vollzieht sich der Wandel der adligen (feudalen) Landwirtschaftsgesellschaft zur kapitalistischen Industriegesellschaft.
Durch den Wegfall der Feudalherrschaft und den damit verbundenen Ehehemmnissen, konnte jeder heiraten, ohne dabei seine finanzielle Situation beachten zu müssen.
In der vorindustriellen Gesellschaft war die Familiengründung nämlich zwingend an den erfolgreichen Aufbau einer selbständigen Existenz gekoppelt gewesen. Dieses alteuropäische Muster des Heiratsverhaltens bestand im Deutschland der Kaiserzeit jedoch nur noch auf dem Land und im Handwerk fort: Hier wurde weiterhin dann geheiratet, wenn der erbende Bauernsohn den väterlichen Hof übernahm oder der Handwerksgeselle in einen Meisterhaushalt einheiratete bzw. mit Hilfe einer Mitgift einen Betrieb übernahm oder gründete.
Die Folge war eine gewaltige Bevölkerungsexplosion, die nicht nur ihre Ursache in der Industrialisierung hatte, sondern auch deren Fortschreiten stark beschleunigte.
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Die Urbanisierung
brachte ein deutliches Überangebot an Arbeitskräften mit sich, sodass die Arbeiter in ihrer Not auch schlecht bezahlte Arbeitsplätze (vergleichbar mit den sog. „1-Euro-Jobs“ heutzutage) unter schlechten Arbeitsbedingungen annahmen. Somit sorgten sie, gemeinsam mit dem erbarmungslosen Konkurrenzkampf der Fabriken untereinander, für eine so rasche Absenkung des Lohnniveaus, dass die alleinige Arbeitsleistung des Familienvaters oft nicht ausreichte, um die Familie zu versorgen.
Das Fundament für Kinder- und Frauenarbeit war gelegt.
Diese waren billige Arbeitskräfte, denen nur die Hälfte des Lohnes gezahlt werden musste wie einem Mann. Dies machten sich vor allem die besonders stark konkurrenzgeplagten Betriebe der Textilindustrie zunutze.
Die Jahre 1820 bis 1840 waren in Deutschland die Zeit der schlimmsten und schrankenlosesten Kinderausbeutung. Kinder von 6 Jahren wurden in elfstündiger Nachtarbeit beschäftigt oder arbeiteten für 2 bis 3 Silbergroschen von früh 7 Uhr bis abends 8 Uhr. Um während des Essens nicht pausieren zu müssen, wurde ihnen die karge Mahlzeit in einem Blechtopf um den Hals gehängt!
Tagesablauf eines Färberjungen um 1850 in einer Papierfabrik:
5 bis 8 Uhr Arbeit in der Fabrik
8 bis 11 Uhr Schule
11 bis 12 Uhr Arbeit in der Fabrik
12 bis 13 Uhr Mittagspause
13 bis 16 Uhr Schule
16 bis 19 Uhr Arbeit in der Fabrik
Für diese Arbeit erhält der Junge einen Wochenlohn von 1, 44 Mark!
Der Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt stieg dadurch noch mehr, was zu einem weiteren Absinken des Lohniveaus führte.
Viele Männer wurden arbeitslos und versuchten ihren Frust im Alkohol zu ertränken.
Folgen:
totale Verarmung
Wohnungsnot
psychische Probleme
meist keine Schulbildung
Krankheiten (Mangel- und Fehlernährung; katastrophale hygienische Verhältnisse, z.B. durch überbelegte Wohnungen ohne eigene Toiletten)
Der Begriff „Soziale Frage“ umschreibt in stark verharmlosender Form diese Zustände, die das frühe 19. Jahrhundert prägten.
3. Der Katholizismus und die Soziale Frage
Der Katholizismus war von starken inneren Spannungen geprägt, vor allem was die Rolle des Staates in der Gesellschaft anging. Zwei Personen trugen jedoch zur Einigung der Katholiken bei:
Der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler der, u.a. in seiner Schrift „Die Arbeiterfrage und das Christentum“, die Ansichten der katholischen Kirche verbreitete, jedoch auch dort keine neuen Wege
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einschlug. Später nahm er „mit großem Ernst der Meinung, aber ohne
wirkliche Beherrschung der Fragen“ (Fritz Vigener) als Reichstags-
abgeordneter an der sozialpolitischen Gesetzgebung teil.
Der Reichskanzler Bismarck, der völlig unabsichtlich die Solidarität der Katholiken untereinander dadurch förderte, dass er versuchte den Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen, z.B. mit Entzug der Schulaufsicht und durch Einführung der Zivilehe.
Der wohl wichtigste Vertreter der katholischen Sozialbewegung war Adolf Kolping (1813 - 1865), dessen 1849 in Köln gegründeter katholischer “Gesellenverein“ noch heute besteht und dessen Wahlspruch „Religion und Tugend, Arbeitsamkeit und Fleiß, Eintracht und Liebe, Frohsinn und Scherz.“ diese Vereinigung am besten charakterisiert. Die Anzahl der Gesellenvereine in Deutschland stieg innerhalb von 15 Jahren auf 420 an. Die Schwerpunkte der Vereinsarbeit lagen in den Problemkreisen Religion, Familie und Beruf. Es ging um die Erziehung religiöser
Gesellen und Meister, die gewillt waren, Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu
übernehmen.
Der politische Orientierungspunkt des Katholizismus wurde nach 1870 die Zentrumspartei. In dieser waren neben konservativen Adligen und Unternehmern auch fortschrittliche Arbeiter vertreten. Politik und Gesellschaft sollten sich ihrer
Meinung nach an den christlichen Lehren orientieren und jede Person sollte bei
auftretenden Problemen zunächst ihre unmittelbare Umgebung um gemeinsame Hilfe bitten. Falls dies nicht möglich wäre, sollte sie die jeweils nächste Ebene (Gemeinde, usw.) anrufen. So ist der Staat erst das letzte Glied in dieser langen Kette.
Papst Leo XIII befasste sich in seinem Rundbrief „Rerum Novarum“ im Jahre 1881 mit der Sozialen Frage.
Das Schreiben wendet sich gegen die absolute Form des Liberalismus, die dem Staat jegliche Einmischung untersagt. Dies sieht man z.B. an diesem kurzen Ausschnitt: „Allerdings, wenn sich eine Familie in äußerster Not befindet, dass sie sich in keiner Weise helfen kann, so ist es der Ordnung entsprechend, dass staatliche Hilfe eintrete; die Familien sind eben Teile des Staates." Zudem zeigt der Papst die Notwendigkeit von Solidarität gegenüber den „Niederen" auf, die auch der Staat erbringen muss, wie an diesem Zitat klar zu sehen ist: „Es ist überdies vor Augen zu halten, dass der Staat für alle da ist, in gleicher Weise für die Niederen wie für die Hohen. Die Besitzlosen sind vom naturrechtlichen Standpunkt aus nicht minder Bürger als die Besitzenden, das heißt, sie sind wahre Teile des Staates, [...] und sie bilden zudem, was sehr ins Gewicht fällt, in jeder Stadt bei weitem die größere Zahl der Einwohner. Wenn es also unzulässig ist, nur für einen Teil der Staatsbürger zu sorgen, den anderen aber zu vernachlässigen, so muss der Staat durch öffentliche Maßregeln sich in gebührender Weise des Schutzes der Arbeiter annehmen. Wenn er dies nicht tut, so verletzt er die Forderung der Gerechtigkeit, welche jedem das Seine zu geben befielt..."
Für Papst Leo XIII war es auf Dauer unerlässlich, auch die niederen Gesellschafts- schichten in die Gesamtheit eines Volkes einzubeziehen:
„Es nutzt vielmehr sehr der Gesamtheit, die ein offenbares Interesse daran hat, dass ein Stand, welcher dem Staate so notwendige Dienste leistet, nicht im Elend seine Existenz friste.“
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1897 wurde der Deutsche Caritasverband gegründet: Bekannte katholische Sozialpolitiker, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die Schaffung eines katholisch-caritativen Zentralverbandes forderten, fanden in dem jungen Priester Lorenz Werthmann die dynamische Persönlichkeit zur Realisierung dieses Zieles. Mit einem im Frühjahr 1895 in Freiburg gebildeten "Charitas-Comité" bereitete Werthmann die Gründung des "Charitasverbandes für das katholische Deutschland" vor, die er am 9. November 1897 in Köln vollzog. Die Deutsche Bischofskonferenz erkennt den Caritasverband 1916 als "die legitime Zusammenfassung der Diözesanverbände zu einer einheitlichen Organisation" an. Das aus dem Lateinischen stammende Wort „caritas“ bedeutet Nächstenliebe. Ziele des Caritasverbandes:
Jeder Mensch ist einmalig als Person und besitzt eine ihm von Gott gegebene unverfügbare Würde.
Daraus ergibt sich die Verpflichtung, menschliches Leben von Anfang bis Ende, von der Empfängnis bis zum Tod, zu achten, zu schützen und, wo Not ist, helfend zu begleiten.
Vornehmstes und ureigenstes Ziel aller Caritasarbeit ist es, Menschen, insbesondere benachteiligte und schwache, vor Ausnutzung, vor Ausgrenzung und zugleich vor Vereinnahmung zu schützen und ihre Selbsthilfekräfte anzuregen.
Auch die Regierungen der Industrieländer erkannten den gesellschaftlichen Sprengstoff, den die soziale Frage in sich trug und betrieben nun zunehmend Sozialpolitik mit der sie auf gesetzlichem Wege die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse verbesserten.
4. Quellen
Grundstock des Wissens, Köln 2000
M. Stürmer: Das ruhelose Reich - Deutschland 1866-1918 (Siedler Deutsche Geschichte), München 2004
M. Mai: Weltgeschichte, Wien 2002
www.geschi.de
www.caritas.de
www.wikipedia.org
www.erziehung.uni-giessen.de
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5. Anhang
Zeitgenössische Karikatur: Arbeiter als Maschinen
Das Leben in einer Arbeitersiedlung
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Kinderarbeiter, 1850
Blick in eine Berliner Gasse
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Kinder in einem Berliner Hinterhof
Kellerstube in Berlin, Schlafraum für 7 Personen (1905)
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Adolf Kolping (1813-1865)
Papst Leo XIII
(1878-1903)
- 8 -
Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler
(1811-1877)
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Inhalt
Geschichte GFS über die Soziale Frage:
1. Was ist die Soziale Frage?
2. Woraus folgt die Soziale Frage?
3. Der Katholizismus und die Soziale Frage
+ Quellenangaben und Anhang mit Bildern
(, zahlreiche Abbildungen) (1448 Wörter)
1. Was ist die Soziale Frage?
2. Woraus folgt die Soziale Frage?
3. Der Katholizismus und die Soziale Frage
+ Quellenangaben und Anhang mit Bildern
(, zahlreiche Abbildungen) (1448 Wörter)
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von unbekannt
Schlagwörter
Geschichte | Soziale Frage | Katholizismus | wirtschaftlichen und sozialen Probleme | industrielle Revolution | kapitalistischen Industriegesellschaft | Bevölkerungsexplosion | Urbaniesierung | Kinder- und Frauenarbeit | Referat | Geschichte
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