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Referat: Deutsch-GFS: Franz Kafka und Prag

Alles zu Franz Kafka

Inhaltsverzeichnis:


1) Biographie Seite 1
2) Elternhäuser Seite 2
- Das Geburtshaus
- Das Sixthaus Seite 3
- Das Haus Minuta
- Das Haus „Zu den drei Königen“ Seite 4
- Das Haus „Zum Schiff“ Seite 5
- Das Oppelthaus
3) Wohnungen Seite 6
- Die Bilekgasse
- Haus „Zum Goldenen Hecht“ Seite 7
- Haus Nr.22 im Goldenen Gässchen
- Das Palais Schönborn
4) Das Geschäft des Vaters Seite 8
5) Schulen und Universität Seite 8
- Die Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt
- Das Gymnasium
- Die Universität Seite 9
6) Seine Arbeitsplätze Seite 9
7) Resumée Seite 9
8) Quellen Seite 10

1) Biographie:
1883: Franz Kafka wird am 3. Juli als erstes Kind von Hermann und Julie Kafka in
Prag - Altstadt geboren
1889 - 1893: Besuch der "Deutschen Knabenschule am Fleischmarkt"
1893 - 1901: Besuch des humanistischen "Staatsgymnasiums mit deutscher
Unterrichtssprache in Prag-Altstadt"
1901 - 1906: Studium an der Deutschen Universität in Prag: kurz Chemie,
Germanistik und Kunstwissenschaft, schließlich Jura
1902: Erste Begegnung mit Max Brod, welche zu einer lebenslänglichen
Freundschaft führt
1906: Im Juni Promotion zum Doktor der Rechte nach Mindeststudienzeit
1906 - 1907: Praktikant beim Landes- und beim Strafgericht
1907 - 1908: Angestellter bei der Versicherungsgesellschaft Assicurazioni Generali
1908: Am 30. Juli Eintritt in die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für
das Königreich Böhmen in Prag; erste Veröffentlichungen
1912: Erste Begegnung mit Felice Bauer; u.a. Entstehung von „Das Urteil“
und „Die Verwandlung“; Herausgabe des ersten Buches
1914: Am 1. Juni Verlobung und am 12. Juli Entlobung mit Felice Bauer;
u.a. Niederschrift von „Der Prozess“ und „In der Strafkolonie“
1917: Im Juli zweite Verlobung mit Felice Bauer; am 4. September Diagnose
einer Lungentuberkulose; im Dezember erneut Entlobung
1922: Kafka wird am 1. Juli frühpensioniert; u.a. Entstehung von „Ein
Hungerkünstler“
1923: Kafka zieht mit seiner Freundin Dora Diamant nach Berlin
1924: Verschlechterung seines gesundheitlichen Zustandes; Rückkehr nach Prag;
später Aufenthalt in einem Sanatorium in der Nähe von Wien;
am 3. Juni stirbt Franz Kafka; er wird am 11. Juni dem jüdischen Friedhof in
Prag - Straschnitz bestattet
- Seite 1 -

1) Elternhäuser:
"Hier war mein Gymnasium, dort in dem Gebäude, das herübersieht, die Universität und ein Stückchen weiter links hin mein Büro. In diesem kleinen Kreis" - und mit seinem Finger zog er ein paar kleine Kreise - "ist mein ganzes Leben eingeschlossen"
Dieses Zitat Kafkas beschreibt sehr zutreffend die Dichte der wichtigsten Orte im Leben Kafkas in Prag. Kaum eine dieser Stellen liegt, was bei genauerer Betrachtung auffällt, außerhalb des Stadtzentrums.
Franz Kafka gehört als deutschsprachiger Jude in zweifacher Hinsicht einer Minderheit an. Unter den 450.000 Einwohnern zur Zeit der Jahrhundertwende sprechen nur circa 34.000 deutsch. Die deutschsprachigen Einwohner Prags bilden zu Kafkas Lebenszeit die Oberschicht, da sie meistens reich und gebildet sind. Viele arbeiten als Ärzte, Anwälte oder Inhaber von Geschäften und Kaufhäusern. Obwohl die deutschsprachigen Prager, viele mit jüdischer Herkunft, eine Minderheit darstellen, stehen ihnen unter anderem zwei Theater, eine Universität, eine Technische Hochschule, ein Konzertgebäude und sechs Gymnasien zur Verfügung. Allerdings gehören Franz Kafka und seine Familie anfangs noch nicht zu dieser Oberschicht. Die Juden werden zu dieser Zeit gerne als Prellbock innerhalb des Nationalkonflikts in Böhmen benutzt. Beide Seiten, Deutsche wie Tschechen, behaupten, dass die Juden mit der jeweils verhassten Seite kooperieren würden. Obwohl die Juden oft Handelspartner der Deutschen sind, die sich gegen den aufstrebenden tschechischen Nationalismus wehren müssen, haben sie im Alltag meistens Umgang mit der tschechischen Bevölkerung. Die Juden müssen sich demnach beiden Seiten anpassen. Das Verhältnis von Tschechen, Deutschen und Juden zur Zeit der Jahrhundertwende ist oft angespannt. h

Das Geburtshaus Franz Kafkas:
Franz Kafka wird am 3. Juli 1883 an dem im Mai 2000 „Namesty Franze Kafky“ benannten Platz in der Nähe des Altstädter Rings geboren. Er ist das erste Kind seiner Eltern Hermann und Julie Kafka. Das Geburtshaus liegt auf der Grenze zwischen Altstadt und Josefstadt, also der Grenze des Ghettos, das jedoch 1895 grundlegend saniert wird. Das Gebäude brennt 1897 ab und wird erst 1902 wieder aufgebaut. Heute ist nur noch das Portal erhalten und eine 1965 angebrachte Gedenktafel erinnert an Franz Kafka.
Geburtshaus heute Die Gedenktafel
Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich jetzt eine Ausstellung zu Kafkas Leben und seinem Werk, die jedoch nicht sehr ergiebig sein soll.

- Seite 2 -
Als Inhaber eines kleinen Galanteriewarengeschäftes verbucht Hermann Kafka schon bald geschäftlichen Erfolg, worauf die kleine Familie von 1885-1888 mehrfach in komfortablere Wohnungen umziehen kann. Leider sind auch diese Häuser heute nicht mehr erhalten. h

Das Sixthaus:
Das Sixthaus ist nach dem Adelsgeschlecht Sixt benannt, in dessen Besitz sich das Haus im 16. und 17. Jahrhundert befand. Das Haus wurde im Jahre 1220 erbaut (jedoch im Laufe der Zeit immer wieder verändert). In seiner langen Geschichte bewohnten schon viele berühmte Zeitgenossen wie zum Beispiel Francesco Petrarca oder Johannes Faust dieses Haus. Die Familie Kafka wohnt nur von August 1888 bis Mai 1889 hier.

Das Haus Minuta (zur Minute):
Das Haus Minuta liegt etwa 100 Meter von der Aposteluhr entfernt am Altstädter Ring und kann aufgrund der schönen Sgraffitos fast nicht übersehen werden. Die Kafkas bewohnt dieses Haus von Juni 1889 bis September 1896. In diesem Haus werden auch alle Geschwister Kafkas geboren: die Schwestern Elli (1889), Valli (1890) und Ottla (1892). Seine beiden kleinen Brüder sterben schon kurz nach ihrer Geburt.

Das Haus Minuta Aposteluhr
Das Haus hat einen für Prag typischen, als „Pawlatsche“ bezeichneten Balkon, der durch eine harte Erziehungsmaßnahme des Vaters bekannt wurde: da der kleine Franz in einer Nacht „winselt“, weil er Durst hat und auch nach Drohungen nicht ruhig ist, wird er von seinem Vater auf die Pawlatsche getragen, wo dieser ihn „vor geschlossener Tür ein Weilchen im Hemd stehen“ lässt. Unter diesem Ereignis leidet Kafka als Kind sehr. In seinem „Brief an den Vater“ schreibt er: „Noch nach Jahren litt ich unter der quälenden Vorstellung, dass der riesige Mann, mein Vater, die letzte Instanz, fast ohne Grund kommen und mich in der Nacht aus dem Bett auf die Pawlatsche tragen konnte und dass ich ein solches Nichts für ihn war." Hermann Kafka ist ein tyrannischer Vater und Franz wird von ihm sehr beeinflusst und geprägt. Eine Hassliebe verbindet sie, da Kafka seinen Vater wegen seines geschäftlichen Geschicks bewundert, aber von ihm unterdrückt und gequält wird. Zum Beispiel veranlasst sein Vater, dass Franz Jura studiert, Kafka selbst hätte Germanistik bevorzugt. Dieser Druck und die Qualen Kafkas spiegeln sich sehr deutlich in seiner Erzählung „Die Verwandlung“ wieder. Der Vater ist auch hier ein Tyrann und sein Sohn Gregor ein „Verdränger“, der sich in den Körper eines Ungeziefers zurückzieht. k

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In jener Zeit kommt es zu einem weiteren Ereignis, das Franz besonders prägt: „Ich hatte einmal als ganz kleiner Junge ein Sechserl bekommen und hatte große Lust es einer alten Bettlerin zu geben, die zwischen dem großen und dem kleinen Ring saß. Nun schien mir aber die Summe ungeheuer, eine Summe die wahrscheinlich noch niemals einem Bettler gegeben worden ist, ich schämte mich deshalb vor der Bettlerin etwas so Ungeheuerliches zu tun. Geben aber musste ich es ihr doch, ich wechselte deshalb das Sechserl, gab der Bettlerin einen Kreuzer, umlief den ganzen Komplex des Rathauses und des Laubengangs am kleinen Ring, kam als ein ganz neuer Wohltäter links heraus, gab der Bettlerin wieder einen Kreuzer, fing wieder zu laufen an und machte das glücklich zehnmal ( oder auch etwas weniger, denn, ich glaube die Bettlerin verlor dann später die Geduld und verschwand mir ). Jedenfalls war ich zum Schluss, auch moralisch, so erschöpft, dass ich gleich nach Hause lief und so lange weinte, bis mir die Mutter das Sechserl wieder ersetzte.“ (aus: Briefe an Milena) b

Haus „Zu den drei Königen“:
Auch das Haus „Zu den drei Königen“, das die Familie von September 1896 bis Juni 1906 bewohnt, liegt in einer Straße, die direkt vom Altstädter Ring abzweigt: der Zeltnergasse, in der sich auch das Sixthaus befindet. In diesem Haus hat Franz Kafka zum ersten Mal in seinem Leben ein eigenes Zimmer mit Blick aus dem „Gassenfenster“. Dieses Fenster ist meiner Meinung nach mit dem aus der „Verwandlung“ vergleichbar. Das florierende Geschäft des Vaters befindet sich schon seit 1887 in der Zeltnergasse. Im Oktober 1902 hält Max Brod, geboren 1884, in der „Lese- und Redehalle der deutschen Studenten“ einen Vortrag über Schopenhauer. Auf seinem Nachhauseweg spricht Kafka ihn an und zwischen den beiden entsteht eine Freundschaft, die bis zu Kafkas Tod anhält. Allerdings entwickelt sich diese über mehrere Jahre hin und intensiviert sich erst 1908, als der beste Freund von Max Brod stirbt. Kafka wird von Max als ruhig und sehr unauffällig beschrieben. Max Brod, ebenfalls leidenschaftlicher Schriftsteller, wird im Gegensatz zu Kafka, schnell in Prag bekannt und spielt eine wichtige Rolle im Prager Kulturleben. Er verhilft vielen Schriftstellern zum Aufstieg, aber Franz kann er wenig fördern, da dieser sich davor scheut, seine Werke zu veröffentlichen. Für ihn zählt nur das Schreiben, was seine einzige Lebensfreude ist. Er legt keinen Wert auf Geld und Ruhm, welche er ohne Zweifel hätte erlangen können. Es ist Brods Verdienst, dass Kafkas Werk überhaupt veröffentlicht wird. Eigentlich hätten die Werke, die vor Kafkas Tod nicht bekannt waren, sowie seine Tagebücher ungelesen verbrannt werden sollen. Brod, welcher die Freundschaft dominiert, setzt sich jedoch wieder einmal über Kafkas Willen hinweg und veröffentlicht alle erhaltenen Werke. Nur ungefähr ein Fünftel von dem, was Franz Kafka in seinem Leben geschrieben hat, ist heute veröffentlicht. Seine eigenen Werke betrachtet Kafka kritisch und vernichtet vieles. Dies erklärt den geringen Umfang von Kafkas Werk im Vergleich zu dem anderer Schriftsteller, obwohl das Schreiben sein einziger Lebensinhalt ist. Franz Kafka lebt ab der 4. Klasse bis kurz nach seiner Promotion im Haus „Zu den drei Königen“. Während seiner Gymnasialzeit beginnt Kafka hier mit seinen ersten größeren Texten. Er verfasst kurze Prosastücke, von denen nur noch „Das Gassenfenster“ erhalten ist. 1904/05 schreibt er die erste Fassung der „Beschreibung eines Kampfes“.  c
- Seite 4 -

Haus „Zum Schiff“:
Im Juni 1906 zieht die Familie in das Haus „Zum Schiff“ ein und wohnt dort bis 1913. Leider ist das Gebäude nicht mehr erhalten; es wurde 1945 zerstört. Heute steht an dieser Stelle das Hotel „Praha-Intercontinental“. Das Mietshaus ist ein restauriertes Haus des ehemaligen Ghettos und für die damalige Zeit sehr modern. Franz Kafka mag dieses Haus, in dem er in nur einer Nacht seine Erzählung „Das Urteil“ niederschreibt. Allerdings liegt sein Zimmer sehr ungünstig: es ist ein Durchgangszimmer zwischen Wohnzimmer und dem elterlichen Schlafzimmer. Auch Gregor Samsa bewohnt in „Die Verwandlung“ ein Durchgangszimmer!
Es fällt auf, dass Kafka Ereignisse aus seinem Leben in „Die Verwandlung“ eingebaut hat. Alle Ähnlichkeiten zwischen Gregor Samsas und Kafkas Leben lassen darauf schließen, dass Kafka sich mit Gregor identifiziert. Auch der Name Samsa ähnelt Kafka sehr. Am 30. Juli 1908 wird Kafka Mitarbeiter der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen. g

Das Oppelthaus:
Das Oppelthaus ist ein Eckhaus in der Nähe des Altstädter Rings. Wie auch das Haus „Zum Schiff“ ist dieses Haus ein modernes Mietshaus, das durch die Sanierung des Ghettos entstand. Die Familie zieht im November 1913 ein und lebt nun in einer Sechszimmer - wohnung im ersten Stock, was für die damaligen Verhältnisse einen hohen Lebensstandard bedeutet. Heute befindet sich dort das Wirtschaftsministerium der Tschechischen Republik.
"Geradeaus vor meinem Fenster im 4ten oder 5ten Stock habe ich die große Kuppel der russischen Kirche (gemeint ist die St.-Niklas-Kirche) mit zwei Türmen und zwischen der Kuppel und dem nächsten Zinshaus den Ausblick auf einen kleinen dreieckigen Ausschnitt des Laurenziberges mit einer ganz kleinen Kirche. Links sehe ich das Rathaus mit dem Turm in seiner ganzen Masse scharf ansteigen und sich zurücklegen in einer Perspektive, die vielleicht noch kein Mensch richtig gesehen hat." (Auszug aus einem Brief an Grete Bloch)
1914 zieht Franz Kafka aus seinem Elternhaus aus, da seine Schwester Elli mit ihren zwei Kindern das Zimmer benötigt. Kafka ist also bereits 31 Jahre alt, als er zum ersten Mal auf sich alleine gestellt ist. Auch dies ist wieder ein Nachweis für Kafkas autobiographische Tendenzen, gut erkennbar in der Erzählung „Die Verwandlung“, da auch Gregor noch bei seinen Eltern wohnt und unselbständig ist, obwohl er schon eine eigene Familie und ein „eigenes Leben“ haben könnte.
Am 1. Juni des Jahres 1914 verlobt sich Kafka zum ersten Mal mit Felice Bauer. Ihre Beziehung hatte im beginnt August des Jahres 1912 und hält fünf Jahre lang. Kafka lernt Felice im Hause seines Freundes Max Brod kennen und fünf Wochen nach ihrem ersten Zusammentreffen entsteht eine lebhafte Korrespondenz zwischen Prag und Berlin, wo sie lebt. Diese Briefe sind eigentlich das Hauptelement ihrer Beziehung, wobei Kafka mehr und tiefgründigere Briefe als seine Freundin schrieb. Felice Bauer ist von Kafkas Werk nicht sonderlich begeistert und bezeichnete sein Schreiben als „schädliche Freizeitbeschäftigung“.

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Franz fühlt sich nach der Verlobung in der Beziehung gefangen, woraufhin diese am 12. Juli wieder aufgehoben wird. Allerdings bringt die Entlobung nicht die von Kafka ersehnte Befreiung, sondern er beschreibt sie in seinem Tagebuch als „Vergewaltigung“. Kafkas Familie wohnt noch länger im „Oppelthaus“, in das Kafka 1917, kurz nach Ausbruch der Lungentuberkulose, und im März 1924, also kurz vor seinem Tod, wieder kurzzeitig einzieht.

2) Wohnungen:

Die Bilekgasse:
Nach Ausbruch des ersten Weltkriegs am 28. Juli 1914 bezieht Kafka nach seinem eher unfreiwilligen Auszug aus seinem Elternhaus nun in die Wohnung seiner Schwester Valli Pollak. Allerdings kann er diese nur so lange bewohnen, wie diese mit ihrer Familie im Sommerurlaub ist.
Kafka wird nicht in den Krieg eingezogen, da sein Arbeitgeber, die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen, ihn für unentbehrlich erklärt.
Ein halbes Jahr später mietet Kafka im gleichen Haus eine andere Wohnung, kündigt jedoch schon nach wenigen Wochen, da er sich durch die Geräusche der Nachbarn gestört fühlt. Kafka befindet sich zu dieser Zeit in einer Krise, da die Entlobung von Felice Bauer ihm schwer zu schaffen macht.
Nach der Rückkehr seiner Schwester Valli siedelt Kafka in die Nerudagasse über, in die leerstehende Wohnung seiner Schwester Elli.
Von 10. Februar bis Ende März 1915 lebt Kafka in einer anderen Wohnung des gleichen Hauses, der „Bílkova“, wo er auch mit der Niederschrift des Romans „Der Prozess“ beginnt.
„Kafka beginnt den „Prozess“, den Roman der „toten Stadt“, bei Ausbruch des ersten Weltkriegs“. In dieser Zeit hat er eine kleine Junggesellenwohnung in der Bílkova, von wo aus er sich zu später Stunde auf seine Spaziergänge durch die Stadt begibt. Das Bild hat sich verdunkelt, Prag hat seine Konturen und konkreten Namen verloren. Die Zeit auf der Turmuhr ist weit vorgerückt, nicht nur die Stadt, sondern die ganze Welt hüllt sich in Dunkelheit. In dem Roman erblicken wir den Fluss, die Brücke, die Insel im Fluss, mehr aber erfahren wir nicht. Und trotzdem fühlen wir, dass es Prag ist, dass die undurchsichtige Atmosphäre dem Charakter der Stadt und deren innerem Labyrinth entspricht.“
Josef Kroutvor, Kafkas Stadt?
Prag im Zyklus der toten Städte
Kafka arbeitet also auch in dem Roman „Der Prozess“ sein Leben, bzw. Prag mit ein.
- Seite 6 -

Haus „Zum Goldenen Hecht“:
Auch hier wird der geräuschempfindliche Schriftsteller durch Lärm gestört. Aber dafür hat Kafka eine sehr schöne Wohnung mit einem tollen Ausblick und „sogar Morgensonne“.
Am 1. März 1915 wird „Die Verwandlung“ veröffentlicht.
Kafka wohnt in dieser Wohnung bis zum 28. Februar 1917.

Haus Nr.22 im Goldenen Gässchen:
Im Sommer 1916 beginnt Kafka sich nach einem ruhigen Ort zum Schreiben umzusehen. Zusammen mit seiner Schwester Ottla findet er dann in der Goldenen Gasse das Häuschen, in dem heute eine kleine Buchhandlung eingerichtet ist (in dieser Buchhandlung kaufte ich während unserer Studienfahrt das Buch „Franz Kafka und Prag“ von Harald Salfellner).

Das Palais Schönborn:
Ab März mietet Kafka zusätzlich zu seinem Arbeitszimmer im Goldenen Gässchen eine Wohnung im Palais Schönborn. Diese Wohnung ist sehr luxuriös und Kafka ist sehr begeistert von ihr, allerdings hat er Angst die Miete könne seine finanziellen Mittel übersteigen.
Im Juli 1917 verlobt sich Kafka zum zweiten Mal mit Felice Bauer, aber auch diese führt nicht zu einer Heirat. Sie entfernte sich mehr und mehr voneinander und schließlich bat Kafka, dass Felice ihm nicht mehr schreiben solle. Im Dezember desselben Jahres findet die zweite Entlobung statt. Felice und Kafka begegnen sich danach noch ein letztes Mal bei Max Brod, dort, wo sie sich auch kennen gelernt hatten.
In der Nacht von 12. auf 13. August erleidet Kafka einen Blutsturz und am 4. September wird schließlich eine Lungentuberkulose diagnostiziert.
Nach der Diagnose hält sich der Schriftsteller bis zu seinem Tod in Sanatorien und in Berlin auf, wo er mit seiner Freundin Dora Diamant lebt. Er stirbt am 3. Juni in Kierling in der Nähe von Wien, nachdem er vorher noch kurz bei seinen Eltern im Oppelthaus wohnte. Am 11. Juni wird er auf dem jüdischen Friedhof in Prag - Straschnitz beigesetzt.
„Zum Goldenen Hecht“ Nr.22 Palais Schönborn
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4) Das Geschäft des Vaters:
1882, ein Jahr vor der Geburt von Franz Kafka, eröffnet Hermann Kafka mit Hilfe der finanziellen Unterstützung seiner Frau, ein Galanteriewarengeschäft an der Nordseite des Altstädter Rings. 1885 zieht das Geschäft in die Stockhausgasse und 1887 in die Zeltnergasse um, in der auch das Sixthaus liegt. 1888 wird Hermann Kafka verdächtigt, Hehlerware gekauft und verkauft zu haben, jedoch freigesprochen. 1906 gibt H. Kafka das kleine Geschäft auf, eröffnet dafür aber ein größeres, ebenfalls in der Zeltnergasse.1912 wird das Geschäft in den Kinsky-Palais verlegt und dort 1918 von einem Vetter Julie Kafkas übernommen.
Schon früh zeichnet sich Kafkas Vater durch kaufmännisches Geschick und Tüchtigkeit aus. Er kann gut mit Kunden umgehen und Franz bewundert seinen Vater für seine Fähigkeiten.

Allerdings ist Hermann Kafka nur zu seinen Kunden freundlich, ansonsten ist er verbittert, aufbrausend und aggressiv. Das bleibt natürlich auch seinem sensiblen Sohn nicht verborgen:
„Dich aber hörte und sah ich im Geschäft schreien, schimpfen und wüten, wie es meiner damaligen Meinung nach in der Welt nicht wieder vorkam.“ […]
„Du nanntest die Angestellten „bezahlte Feinde“, das waren sie auch, aber noch ehe sie es geworden waren, scheinst du mir ihr „zahlender Feind“ zu sein.“ Franz Kafka,
Brief an den Vater
5) Schulen und Universität

Die Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt:
Am 16. September 1889 wird der sechsjährige Franz in die Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt eingeschult. Die Schule wurde von Kindern der Unter- bis Mittelschicht besucht. Obwohl die meisten Jungen alleine zur Schule gehen, wird Franz immer von der Köchin in die Schule geführt. Dieser kurze Gang von circa 10 Minuten ist für ihn jedoch oft qualvoll, da die Köchin es amüsant findet, den Jungen zu verängstigen und einzuschüchtern.
Jeden Morgen droht sie, dass sie dem Lehrer erzählen wird, wie unartig Franz doch wieder gewesen sei, tut es jedoch nie. Trotzdem hat Kafka Angst und teilweise ist es schwer, ihn in der Schule abzuliefern, da er sich dagegen sträubt.
Kafka ist ein ruhiger Musterschüler und nimmt Geigen- und Klavierunterricht, der jedoch wegen mangelnder Musikalität abgebrochen wird.

Das Gymnasium:
Am 20. September 1893 wird der zehnjährige Franz in das „humanistische Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache“, welches sich im Kinsky-Palais am Altstädter Ring befindet, eingeschult.
Das Staatsgymnasium ist zu dieser Zeit eine der strengsten Schulen Prags und Kafkas Vater hofft, dass Franz dadurch einen Posten als Beamter bekommen kann. Diese Eliteschule hat er mit Sicherheit nicht zufällig ausgewählt, da er danach strebt, gesellschaftlich aufzusteigen und anerkannt zu werden.
Im Sommer 1901 besteht Franz mit durchschnittlichem das Abitur.
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Die Universität:
Nach bestandenem Abitur und einem Ferienaufenthalt auf Helgoland immatrikuliert sich Kafka an der Karlsuniversität, die in einen tschechischen und in einen deutschen Teil unter-
gliedert ist. Er trägt sich für das Wintersemester 1901/1902 in der deutschen Abteilung ein und studiert nach „einem zweiwöchigen Studienversuch in Chemie und einem kurzen Intermezzo Germanistik“ bis zu seiner Promotion an der Juridischen Fakultät.
Kafkas Leistungen sind durchschnittlich und er interessiert sich nicht wirklich für sein Studienfach. Er wird von seinem Vater unter Druck gesetzt und schreibt in seinem „Brief an den Vater“: „Also eigentliche Freiheit der Berufswahl gab es für mich nicht, […]
Ich studierte also Jus. Das bedeutete, dass ich mich in den paar Monaten vor den
Prüfungen unter reichlich Mitnahme der Nerven geistig förmlich von Holzmehl
nährte, dass mir überdies schon von tausend Mäulern vorgekaut war.“
1906 promoviert Franz Kafka mit mittelmäßigem Ergebnis und absolviert 1906/1907 ein Praktikum beim Landes- und beim Strafgericht.

6) Seine Arbeitsplätze:
Im Oktober 1907 tritt Franz Kafka seine erste Arbeitsstelle an. Er wird Mitarbeiter der Versicherungsgesellschaft „Assicurazioni Generali“. Allerdings ist er von seiner Arbeit nicht so begeistert, da er zu lange arbeiten musste und sich dadurch nicht mehr seiner Leidenschaft, der Schriftstellerei, widmen kann. Das Gebäude liegt am Wenzelsplatz und wurde um 1900 im Prager Neobarockstil errichtet. Es besteht bis heute nahezu unverändert.
Am 30. Juli 1908 nimmt Kafka eine Stelle als Aushilfsbeamter bei der „Arbeiter-Unfall- Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen in Prag“ an und arbeitet dort bis zu seiner durch die Lungentuberkulose bedingten Frühpensionierung im Jahr 1922. Das Gebäude ist auch heute noch erhalten, dient aber einem anderen Zweck. Seine neue Stelle entspricht Kafkas Erwartungen, da er nur sechs Stunden täglich arbeitet. Er entwickelt sich bald zu einem bedeutendem Versicherungsfachmann und wird, da ihn die Versicherungs-Anstalt für unentbehrlich erklärte, nicht in den ersten Weltkrieg eingezogen.

7) Resumée:
Franz Kafka ist nie von Prag losgekommen. Er wird dort geboren, wächst dort auf und wird auch dort begraben. Er verbringt den Großteil seines Lebens in der schönen, aber von ihm eher verhassten Stadt. Die Stadt Prag wird von den Tschechen liebevoll verehrt wie eine „Mutter“, aber Kafka bemerkt bissig: „Dieses Mütterchen hat Krallen. Da muss man sich fügen oder-“
Als Lösung schlägt Kafka vor, man solle Prag an beiden Enden anzünden und vernichten.
Und obwohl er sich in dieser Stadt eingeengt und gefangen fühlt, schafft er es nicht, sich endgültig von ihr loszureißen. Kafka arbeitet die Stadt und ihre Atmosphäre oft in seine Werke ein und seine Wahrnehmung wird stark durch die „schöne, aber auch geheimnisvoll beklemmende Stadt“ beeinflusst.

- Seite 9 -
„Kafka war Prag und Prag war Kafka. Nie war es so vollkommen und so typisch Prag gewesen, und nie mehr sollte es dies sein wie zu Kafkas Lebzeiten. Und wir, seine Freunde, „the happy few“ […] wir wussten, dass dieses Prag auch überall im Werke Kafkas in feinsten Quanten enthalten war.“ Johannes Urzidil
Die Todesanzeige Das letzte Bild (Berlin 1924)

8) Quellen:
1. Harald Salfellner: Franz Kafka und Prag, Prag 2002
2. Klaus Wagenbach: Franz Kafka, Bilder aus seinem Leben, Berlin 1983
3. Klaus Wagenbach Verlag: Franz Kafka: Brief an den Vater und Zusatzmaterialien,
Berlin 2004
4. Heinz Politzer (Hrsg.): Franz Kafka, Darmstadt 1973
5. Hartmut Binder: Kafka-Handbuch Band 1, Stuttgart 1979
6. www.kafkaesk.de
7. www.geo.uni-bonn.de/members/pullmann/kafka/index.shtml
8. www.fakata.de/kafka/
9. www.wikipedia.de
10. Wolf Scheller: Ein Käfig ging einen Vogel suchen (aus: Badische Zeitung vom 3.7.1983)
- Seite 10 -
Inhalt
Deutsch-GFS über Franz Kafka und sein Leben und Wirken in Prag. Abgehandelt werden seine einzelnen Lebensstationen, die mit seiner Heimatstadt assoziierten Gefühle und der Einfluss der Stadt auf Kafkas Werk.

1) Biographie
2) Elternhäuser
3) Wohnungen
4) Das Geschäft des Vaters
5) Schulen und Universität
6) Seine Arbeitsplätze
7) Resumée
8) Quellen (3772 Wörter)
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