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Lateinische Grammatik.Ablativus Absolutus

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ABLATIVUS ABSOLUTUS


Der Ablativus Absolutus ist im Deutschen ein verkürzter Nebensatz, der eine Parallel-Handlung zur Handlung des Satzes darstellt, in dem der Ablativus Absolutus (kurz: Abl.Abs.) steht. Diese Parallelhandlung kann vorzeitig sein,
also abgeschlossen, sie kann aber auch gleichzeitig sein zum Tempus der Haupt-handlung des Satzes.

Will man sich klar machen, was ein Abl.Abs. ist, muss man zunächst daran denken, dass der „ABLATIV“ ein Bestandteil des Namens ist. Mögliche Ablativ-Endungen sind:
-o; -a; -e; -u; -i im Singular und
-is und -(i)bus im Plural.
Also heißt es grundsätzlich Obacht zu geben, wenn man eine Ablativ-Endung im Satz erkennt.
Der zweite Bestandteil des grammatischen Begriffs Abl.Abs. ist „ABSOLUTUS“.
Dies kommt vom lateinischen „absolvere“, was „loslösen“ bedeutet.
„Absolutus“ ist das PPP und wird somit übersetzt mit „losgelöst“.
Ein Ablativus Absolutus ist somit eine grammatisch vom Satz losgelöste Konstruktion. Grundsätzlich, wobei natürlich jeder Grundsatz seine Ausnahmen hat. Doch diese sollen hier nicht Thema sein, sondern die Regel, in der der
Abl.Abs. in lateinischen Texten vorkommt.
Was bedeutet „grammatisch losgelöst“? Das heißt, dass, wenn man einen Satz auf Prädikat, Subjekt, Objekt(e) und einen evtl. ACI hin überprüft hat, wie man jeden Satz ja beginnen sollte, dieser Abl.Abs. grammatisch übrig bleibt, man braucht ihn nicht zur grammatischen Vervollständigung des Satzes. Das heißt, man könnte den Satz übersetzen, ohne den Abl.Abs. zu beachten.
Zumindest grammatisch, nicht inhaltlich. Inhaltlich wird man die Aussagen des Abl.Abs. in aller Regel schon brauchen, um dem Satz einen bestimmten Sinn zu geben.
Der dritte Bestandteil existiert nur im Deutschen. Denn wie oben ausgeführt ist ein Abl.Abs. im Deutschen grundsätzlich ein NEBENSATZ.
Was bedeutet das?
1. Ein Nebensatz ist in erster Linie ein Satz. Und ein Satz braucht, um Satz zu
sein, a) ein Subjekt und b) ein Prädikat.
Das bedeutet a), dass eine der beiden lateinischen Formen das Subjekt im
deutschen Satz werden (das wird in der Regel ein Substantiv oder
ein Name sein) und somit in den Nominativ hinaufrutschen muss, und
b) die andere der beiden Formen zum Prädikat des zu bildenden Neben-
satzes wird (das wird in den meisten Fällen ein Partizip, also eine Verbform,
sein).
2. Ein Nebensatz muss eingeleitet werden, sonst ist es kein Nebensatz.
Wie man einen Abl.Abs. übersetzen kann, dazu später mehr.
Die Haupteinleitung des im Deutschen zu bildenen Satzes sollte TEMPORAL
sein, als auf „ALS“, „WÄHREND“ oder „NACHDEM“ lauten.
Wobei „während“ eindeutig gleichzeitig ist und z.B. mit dem PPA (Partizip
Präsens Aktiv), „nachdem“ eindeutig vorzeitig und mit dem PPP ausgedrückt
wird und „als“ ein Mittelding zwischen beiden ist.

Soviel der Theorie.

In der Praxis gibt es VIER ERSCHEINUNGSFORMEN, in denen uns der Abl.Abs. in den Texten begegnen kann:
Ein Substantiv oder ein Name im Ablativ + ein PPP (Partizip Perfekt Passiv) im Ablativ.
z.B.: Gallis victis..... (hier geht der Satz dann irgendwie weiter)
Wir denken jetzt daran, dass daraus im Deutschen ein Nebensatz gebildet
werden soll, der temporal eingeleitet wird.

Das heißt hier konkret:
„Gallis“ scheint ja etwas mit Gallien zu tun zu haben und bedeutet
„Gallier“, ist also wohl das Subjekt des neuen Satzes.
„victis“ ist ein PPP von vincere (=siegen) und heißt wörtlich übersetzt
(weil es ja passiv ist): besiegt. Also wird diese Form das Prädikat werden.

Unser Satz müsste dann z.B. heißen:
Nachdem (weil ein PPP vorzeitig ist, wählt man diese Einleitung)
die Gallier (der Ablativ „Gallis“ wird im Deutschen zum Nominativ)
besiegt (wir können die wörtliche Übersetzung des PPPs übernehmen)
worden waren (das „worden“ ergibt sich automatisch aus der Über-
setzung, das „waren“ wird die Regel sein, wenn das Prädikat des Satzes,
in dem der Abl.Abs. steht, mindestens im Imperfekt steht oder einer
anderen Vergangenheitsform; es kann auch „worden sind“ oder
„wurden“ lauten, wenn das Prädikat des Satzes im Präsens steht).
Das wäre auch schon die typische Übersetzung für einen Abl.Abs. mit
PPP.
Empfehlung: In Klassenarbeiten einen Abl.Abs. mit PPP immer passivisch
übersetzen (auch wenn es sich manchmal krumm anhört).
Übersetzt man einen Abl.Abs. mit PPP aktivisch, holt man
automatisch ein Subjekt rein, und das ist erfahrungsgemäß
in Klassenarbeiten oftmals das falsche.
Ein Substantiv oder ein Name im Ablativ + ein PPA (Partizip Praesens
Aktiv) im Ablativ.
z.B. Romanis invadentibus.....
Da ein PPA stets gleichzeitig mit dem Prädikat des Satzes ist und auch so
übersetzt werden sollte, wählen wir für den nun zu bildenden Nebensatz
„während“ als Einleitung.
Das Subjekt muss diesmal „Romanis“ werden, da dies offenbar die Person
ist, die das Subjekt des Abl.Abs. bildet, und das PPA „invadentibus“ wird
zum Prädikat des Satzes.

Unser Satz muss daher diesmal lauten:
Während
die Römer
eindringen / eindrangen / eingdrungen sind ....
„eindringen“ muss es heißen, wenn das Prädikat des Satzes, in dem der
Abl.Abs. steht, im Präsens steht,
„eindrangen“ oder „eingedrungen sind“ muss es heißen, wenn das
Prädikat mindestens im Imperfekt oder einer anderen Vergangenheits-
form steht,
weil sich die Gleichzeitigkeit nicht nur in der Einleitung des Nebensatzes,
sondern auch im zu wählenden Tempus des zu bildenden Prädikates
äußern muss.
Das gilt entsprechend für Punkt 1, das PPP.
Hier muss sich die Vorzeitigkeit nicht nur aus der Einleitung ergeben,
sondern auch aus der Zeit des zu bildenden Prädikats.
Ein Abl.Abs. mit PPA begegnet Euch auch gern als Redewendung, z.B.
hieme ineunte....

während (als) der Winter beginnt /begann ..... oder:
bei Winterbeginn.
Hier braucht man nicht auf die Gleichzeitigkeit zu achten, sie ergibt
sich automatisch durch die Formulierung.
Dasselbe gilt z.B. für
sole oriente....
Entweder: als/ während die Sonne aufgeht /aufging....

oder: bei Sonnenaufgang; entsprechend:
sole occidente....
bei Sonnenuntergang
Das dritte Partizip, das Partizip Futur Aktiv, kann nicht im Abl.Abs. stehen.
Erscheinungsform eines Abl.Abs. ist eine Ablativ-Konstruktion ganz ohne
Partizip – man nennt diese (und die unter Punkt 4 unten) deswegen auch

den sogenannten „Nominalen Abl.Abs.“. Daher:
Ein Substantiv oder Name im Ablativ + ein Substantiv oder Name im Ablativ.
z.B. Caesare duce ……
Ein nominaler Ablativus Absolutus ist grundsätzlich gleichzeitig –
und kann, wie die beiden Arten oben, als Nebensatz übersetzt werden.
Das bedeutet für uns, dass wir hier grundsätzlich drei Übersetzungs-

möglichkeiten haben:
Da dieser Abl.Abs. ja gleichzeitig ist, haben wir als Einleitung wieder

während, den Namen wählen wir zum Subjekt des Nebensatzes:

Caesar , und aus dem Substantiv „duce“ machen wir das Prädikat:
führt(e).
Ob wir „führt“ oder „führte“ sagen, hängt wieder von der Zeit des
Prädikats des Satzes ab, in dem der Abl.Abs.steht (s.o.).
Eine weitere – aber nicht von allen Lehrern tolerierte – Möglichkeit,
einen nominalen Ablativus Absolutus zu übersetzen, ist die sogenannte „prädikative“ Version.
„Prädikativ“ übersetzen heißt grundsätzlich, bei zwei gleichen Kasus
ein „als“ einzufügen, um die beiden Formen sinnvoll miteinander
zu verbinden.

Wir fragen hier ganz normal mit der Hauptfrage nach dem Ablativ:
„Womit / wodurch“. Und antworten z.B.
Mit
Caesar
als
Führer
gehen z.B. die Römer nach Gallien.
Die herkömmliche Übersetzung für einen so typischen nominalen
Abl.Abs. wie „Caesare duce“ (wird Euch häufig begegnen), die auch
von den Lehrern meist erwartet wird, wäre
Unter Caesars Führung......
Das bedeutet, dass hier z.B. die Präposition „unter“ ergänzt wird,
der lateinische Ablativ „Caesare“ im Deutschen in den Genitiv rutscht
und das Prädikats-Substantiv „duce“ zwar Substantiv bleibt, aber
im Deutschen verändert wird.
Trotzdem: Möglichst diese Version besonders gut merken!
Ein weiteres typisches Beispiel für diese Art des Abl.Abs. ist auch
Caesare auctore...
Auf Veranlassung Caesars....
ist hier die beste Übersetzung, ähnlich wie bei „Caesare duce“.

Natürlich können wir hier aber auch übersetzen:
während (als) Caesar veranlasste, ..... oder
mit Caesar als Veranlasser....
Auch eine – gar nicht so seltene – Art eines Abl.Abs. ist die eines
Substantivs oder Namens im Ablativ + Adjektivs im Ablativ.
z.B. Caesare invito…..
Der Name “Caesare” wird mal wieder zum Subjekt des zu bildenden
Satzes, „invito“ (von invitus = unwillig) wird zum Prädikat und,
da auch diese Art des nominalen Abl.Abs. gleichzeitig ist, „während“
die Einleitung.
Während Caesar unwillig war....
wäre unsere Version des möglichen Nebensatzes.
Aber auch hier sind Redewendungen grundsätzlich vorzuziehen
(wenn man nicht darauf kommt, kann man aber auch den Nebensatz

wählen):
Gegen Caesars Willen.....
würde hier die übliche und von Lehrern erwartete Übersetzung heißen.
Andere ebenso typische Arten des Abl.Abs. aus der 4. Gruppe sind z.B.
a) nobis insciis...
„nobis“ ist der Dativ oder Ablativ Plural, hier eben Ablativ, des
Personalpronomens und wird im Nominativ zu „wir“, in unserem
speziellen Fall zum Possessivpronomen „unser“.
„insciis“ kommt von inscius (unbewusst) und ist hier ebenfalls Abl.Plural.
Ohne unser Wissen....
ist hier die beste Übersetzung (als/ während wir unbewusst sind/ waren
können wir zwar sagen, aber es hört sich nicht besonders gut an).
b) Caesare vivo....
„Caesare“ wird mal wieder zum Subjekt,
„vivo“ kommt von vivus (= lebendig) und würde am besten mit
Zu Lebzeiten Caesars...
übersetzt werden.
(„als / während Caesar lebt(e)“ können wir aber auch sagen).
c) Caesare mortuo...
„Caesare“ wird auch hier zum Subjekt,

„mortuo“ kommt von mortuus (tot) und würde am besten heißen:
Nach dem Tod Caesars /Nach Caesars Tod....
Dass diese Übersetzung eher vorzeitig klingt, liegt daran, dass
„mortuus“ im Prinzip ein PPP ist von mori (= sterben), aber es wird
hier als Adjektiv verwendet.
Bei allen Möglichkeiten des Nominalen Ablativus Absolutus sind die Personen
grundsätzlich austauschbar, daher
Empfehlung: Formen wie
duce, auctore, invito, insciis, oder vivo /mortuo
auswendig lernen und besonders auf sie achten
(sie können natürlich auch im jeweils anderen Numerus
vorkommen oder auch Genus, z.B.
Romanis invitis = gegen den Willen der Römer
Didone invita = gegen den Willen Didos
Sobald Ihr bei einer dieser Formen eine Person im Ablativ
erkennt, dürfte es sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit
um einen nominalen Abl.Abs. handeln!
Abschließend ein Hinweis zu weiteren Übersetzungsmöglichkeiten, vornehmlich

der Gruppen 1 und 2:
Ein Ablativus Absolutus sollte grundsätzlich immer zuerst temporal übersetzt
werden, aber es gelten in der Regel alle Übersetzungsmöglichkeiten eines
PCs (=Participium Coniunctum / Partizip ohne esse),
z.B. als Einleitung auch „weil“, „obwohl“, „wenn“, „indem“, „wobei“,
die Substantivierung kann auch gewählt werden, manche Lehrer gestatten
sogar die Beiordnung mit „und“.
Aber: Einen Ablativus Absolutus niemals mit einem Relativsatz übersetzen
(auch wenn das beim PC oftmals die beste Möglichkeit ist)!!!!!!
Inhalt
Ausarbeitung über den Ablativus Absolutus. Was das ist, wie er vorkommt und übersetzt wird.
Typische Ausdrücke. (1641 Wörter)
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