Vergleich: Tolstois Anna Karenina mit Theodor Fontanes Effi Briest (Romane, Protagonisten)
Aufgabe:
Vergleichen Sie Tolstois „Anna Karenina“ mit Fontanes „Effi Briest“ anhand eigenständig gewählter Parameter. Gehen Sie dabei sowohl auf die Titelfiguren als auch auf den Roman als solchen ein.
Gemeinsamkeiten
Roman
Ehebruchsromane des Realismus, den Namen der „Hauptheldin“ als Titel
tragend
Ehebrechende sind Frauen
prinzipiell ähnlicher Handlungsstrang um die Protagonistinnen
begüterter bzw. adeliger Herkunft, standesgemäß verheiratet mit
Staatsbeamten, die von den Damen zwar geschätzt jedoch nicht geliebt werden; Mutterschaft; außereheliche Liebschaft mit Militärbediensteten (gut aussehend und intelligent), die gesellschaftliche Isolation infolge einer Scheidung / Kindesentzug bedingt; letztlich Tod
jener wird symbolisch in beiden Büchern bereits am Anfang vorweggenommen
siehe Fontanes Äußerungen bezüglich der ersten Seite eines Romanes als
„Keim des Ganzen“: Sonnenuhr, später der Ort Effis Grabes, bzw. das gesamte Briestsche Anwesen wird nahezu unmerklich von einem Schatten überwandert, der in einziger Bewegung den Stillstand der Scheinidylle unterbricht
Anna wird bei ihrer Ankunft in St. Petersburg Zeugin eines tragischen
Todes: ein unachtsamer Bahnwärter (evtl. betrunken oder aufgrund der Kälte zu sehr „eingemummt“ [Zitat]) wird von einem anfahrenden Zug „zermalmt“ [Zitat], Todesart, die Anna später selbst für sich erwählt
insgesamt starke Symbolik beider Werke
z.B. erste Seite „Effi Briest“s: Schatten auf Mutter und Tochter fallend
lässt Schande, Unglück, ein zwischenzeitlich und letztlich dauerhaft
beendetes Verhältnis (durch Tod Effis) vorausahnen, Eingezäuntheit des
Gutes (auch durch Kirchhofmauer: Friedhof, symbolisch für Tod) und das
„angekettelte“ Boot sind Symbole der absoluten Beengtheit der sie
eine sehr beschränkte Lebensfahrt ( Bootsfahrt) innerhalb gesellschaftlich
festgelegter Fahrwasser ermöglicht; Totalität stummer Starre – einzige
merkliche Bewegung ist die des fortschreitenden Schattens, Welt Effis ist ein
stehendes Gewässer kaum merklichen Flusses (vgl. Amos Oz), langsame
völlige Entgleisung
z.B. Symbol des gesamten Romanes: hier u.a. Schaukel für Effis Streben nach Leichtigkeit des Seins, schwerelosem Glück, was für sie jedoch nicht erreichbar ist, so ist die Schaukel bereits schief hängend, wenig funktionstüchtig, weil für das Kind Effi (antiemanzipatorische Kindfrau!) gebaut
z.B. Symbol, welches gesamten Roman durchzieht: Zug, stetige Bahnreisen zwischen Moskau und St.Petersburg – „Überrolltwerden“ in völliger Hilflosigkeit, durch Ereignisse, die unkontrollierbare Eigendynamik gewinnen (leidenschaftliche Liebesbeziehung: Anna – Wronskij, bis zur Schwangerschaft Annas), zudem Tod Annas, die sich vor einen einfahrenden Zug wirft; der Bahnsteig sowohl als Beginn als auch Ende der Beziehung Annas und Wronskijs, weil Ort erster Begegnung, Annas Todes und Abreise Wronskijs an die Front (die eventuell auch dessen Tod nach sich zieht); am Anfang und am Ende steht ein tragischer Tod: des Bahnwärters, Annas
porträtieren Frauenbild des späten 19. Jahrhunderts, die der Gesellschaft
eigene Doppelmoral (der Ehebruch eines Mannes wird kaum geahndet: siehe „Damenmann“ Major Crampas, Annas Bruder Stephan Arkadjitsch) und die absolute Zerstörung zweier Frauen aufgrund der sie umgebenden gesellschaftlichen Konventionen (Frauenopfer!)
Sanktionen wegen Ehebruchs: - Scheidung (von Instetten und Karenin)
- gesellschaftliche Isolation (Ausschluss
Effis aus Familie, Gesellschaft des
Kaiserhofes; Ausschluss Annas von
Opernabenden, Festivitäten; Ächtung
beider durch scheinmoralische adelige
Gesellschaft, z.B. Annas durch Cousine
ihres Mannes)
- Kindesentzug (Annies und Serjoshas)
Folgen in beiden Fällen: Todessehnsucht und Selbstzerstörung
beständige Krankheit Effis
Opiumsucht, psychische Erkrankung Annas
- Ehemännern sind in beiden Fällen Opfer der sie umgebenden ritualisierten
Ehrauffassung, Arrangement wäre gefühlsmäßig möglich, doch Prinzipien, eigene
Grundsätze und Konventionen ihres Standes erlauben dies nicht
- Reflektion über Rolle des Adels in der Gesellschaft, Agierende entstammen
zum Großteil adeliger Kreise, Kritik an Standesdünkel und Provinzialismus
Adelsfamilien, mit den von Instettens verkehren, z.B. von Grasenabbs: „ (…)
mittelmäßige Menschen von meist zweifelhafter Liebenswürdigkeit, die,
während sie vorgaben, über Bismarck und die Kronprinzessin zu sprechen,
eigentlich nur Effis Toilette musterten (…)“
siehe Kittys Selbstzweifel bezüglich ihres Nutzens für die Gemeinschaft,
intensive Krankenpflege, während sie auf Kur weilt, um Leben
Sinnhaftigkeit zu geben
- Schicksal einer solchen Frau ist mehr als ein einzelnes Vorkommnis,
Gegenwartsromane, für viele Frauenschicksale des Jahrhunderts stehend
Intertextualität
z.B. Crampas’ intellektuelles Spielen mit allerlei Textbezügen, weil Kenntnis
jener bei Picknick in den Dünen, Mitte November: Lieblingsdichter Heine,
Goethe (König in Thule, Faust I), Sage vom Kalatravaritter
z.B. Effi bei nächtlicher Schlittenfahrt am 27. Dezember: Gottesmauer
(Brentano)
Anna Karenina ist in dieser Hinsicht eine Enzyklopädie, neben zahlreichen
Textbezügen der Weltliteratur (zumeist zitiert, obgleich ungenau) finden sich
noch sehr viel mehr aus den fachliterarischen Bereichen, insbesondere
diverser Philosophen, Soziologen, Ökonomen; z.B. Heine („Himmlisch ist’s,
wenn ich bezwungen…“ aus „Nachlese zur Heimkehr“), Goethe (König in
Thule, Faust I), Puschkin („Erinnerung“, „Wir erkennen Rassepferde…“,
Anakreonnachdichtung), Dickens („Unser gemeinsamer Freund“), Gogol
(„Die Heirat“) bzw. Jeremy Bentham, John Stuart Mill, Ferdinand Lasalle,
Hyppolyte Taine
Idealbilder bzw. –vorstellungen werden gezeichnet
Effi meint in der Ehe der Eltern die Verkörperung der ideal-harmonischen Ehe
vorzufinden, obgleich es sich dabei eher um ein Arrangement zum beidseitigen
Vorteil handelt; vor allem bewundert sie jedoch die Sängerin Tripelli, welche
zumindest augenscheinlich ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben führt
die Ehe Lewins und Kittys auf dem Lande entwirft ein Idealbild ländlicher Idylle und
Heirat aus Liebe
Person
Biografie
sowohl Anna als auch Effi sind sehr jung
Effi zum Zeitpunkt ihrer Heirat 17, ihres Todes 29
Anna zum Zeitpunkt der Bekanntschaft mit Wronskij Mitte, ihres Todes Ende 20
beide entstammen wohlsituierten adeligen Familien, werden verheiratet
Ehemänner sind beide Staatsbeamte, deutlich älter als ihre Ehefrauen, eine gute Partie und werden nicht geliebt; Übereinstimmung auch in Charaktereigenschaften: spröde, wenig liebevoll und zärtlich, Staatsdiener in Vollendung – kaisertreu, karriereorientiert, gebildet – erzieherisch, nationalistisch und Opfer der ritualisierten Ehrauffassung in jener patriarchalischen Zeit
Effi: „(…) fremd war er auch in seiner Zärtlichkeit (…)“
Karenin: „Und deshalb mache ich sie lediglich darauf aufmerksam, daß
unsere Beziehungen unverändert bleiben müssen, so wie sie immer
gewesen sind, und daß ich nur dann, wenn Sie sich kompromittieren sollten,
Maßnahmen zur Wahrung meiner Ehre ergreifen müsste.“
Instetten: „(…) dieses uns tyrannisierende Gesellschaftsetwas(…)“
Effi und Anna leiden unter jenem emotionalen Notstand, flüchten sich auf
ganz unterschiedliche Weise aus der sie beengenden Welt
sowohl Anna als auch Effi lieben ihre Kinder, obgleich in unterschiedlichem
Maße (Kinder werden von Ehemännern später als Druckmittel instrumentalisiert)
beide beginnen eine außereheliche Liebschaft mit einem Angehörigen des Militärs
Affäre bzw. Beziehung kommt durch Initiative des Mannes zu stande, nach anfänglicher Zurückweisung und vorsichtigen Versuchen des Kennenlernens bzw. der Annäherung seitens der Männer
siehe Chronologie der Crampas-Affäre: begonnen mit Auftritt, über diverse
Ausritte, Picknickausflüge (z.T. unter Abneigung Effis) bis zum merklichen
Höhepunkt anlässlich der nächtlichen Schlittenfahrt
Begegnung Annas und Wronskijs am Moskauer Bahnhof über die
Nachreise Wronskijs nach St. Petersburg, die „Verfolgung“ Annas und
verzweifelt versuchte Annäherung bis zur Akzeptanz ihrerseits
keine der Liebesbeziehungen hat Zukunft, beide werden durch unterschiedliche Umstände beendet, die Männer bleiben zunächst zurück
Crampas zunächst in Kessin
Wronskij nach dem Tod Annas
ähnliche Sanktionierung beider durch Gesellschaft ( Frauenopfer (siehe Gemeinsamkeiten des Romanes)
ähnliche Folgen, im Tod gipfelnd
( beide sind Opfer der sozialen Relationen, die die Verwirklichung des persönlichen Glückes nahezu unmöglich machen
beide sind in einer sehr innigen Bindung an ihre Familie gefangen
Effi wird schließlich durch einen Gnadenakt der Eltern in letzterer Haus
aufgenommen, verlebt dort ihr letztes Lebensjahr in kindlicher
Geborgenheit und Regression
Bruder Annas, Fürst Oblonskij setzt sich für die Scheidung Annas von
ihrem Mann ein, um ihr die Heirat mit Wronskij und ein Leben in
gesellschaftlicher Achtung zu ermöglichen
beide nehmen nicht ausschließlich Opferrolle ein, sondern machen ihre unmittelbare Umgebung zu Opfern
sowohl Instetten als auch Karenin leiden in Liebe zu ihrer jeweiligen Frau
unter der kompromittierenden Situation, die Kinder wachsen ohne Mutter
auf, die Familie fällt moralischer „Sippenhaft“ zum Opfer
Charakter
beide messen oberflächlichem gesellschaftlichen Leben große Bedeutung bei, erkennen Notwenigkeit der Achtung der sie umgebenden Kreise, die andernfalls folgende gesellschaftliche Isolation
sowohl Anna als auch Effi nehmen gesellschaftliche Ächtung jedoch mehr oder weniger risikobereit in kauf, ergeben sich außerehelicher Liebschaft, obgleich sie anfangs versuchen jene geheim zu halten (zunächst vollständiger Bruch mit gesellschaftlichen Konventionen undenkbar)
verurteilen nach Ausschluss aus höheren Kreisen jene plus jenen eigene Scheinmoral aufs Schärfste – nehmen kritische Positionen ein
nur gemäßigt anpassungsfähig, letztlich siegt der Wille zum Ausbruch über die Vernunft, Emotio über Ratio
sind sich ihrer Schönheit und vieler Verehrer durchaus bewusst, nehmen dies mit Koketterie liebend an; „jedermanns Liebling“
gemäßigt egoistisch, Verlassen ihrer Familien um eigenes Glück zu verwirklichen, bei Anna letztlich auch gegenüber Wronskij
psychisch instabile Persönlichkeiten, Kindern ähnliche stetige Suche nach Annahme durch andere, Geborgenheit, Zärtlichkeit, von allen Seiten entgegengebrachte Liebe, keine Möglichkeit erfahrenes Leid zu verwinden
selbstzerstörerisch, alsbald sie sich Schuld aufgeladen haben, Sühnesyndrom und Todessehnsucht, Glaube an unbedingte Buße für „Missetaten“ (bei Effi: Ausdruck dessen ist ungemeine Strenge gegen sich selbst, bei Anna: Selbstmord)
gezeichnet von vielfältigen psychischen Erkrankungen
liebesfähig, vor allem gegenüber Kindern, die von jeweiligen Männern als Druckmittel verwendet werden
Kinder ihrer Zeit, die sich Gegebenheiten zunächst unbedingt anpassen und sich mäßig arrangieren
eher ungläubig im religiösen Sinne, hingegen Glaube an Gerechtigkeit in der (oder einer anderen) Welt
beide sprühen bis zum Zeitpunkt ihrer Selbstzerstörung vor Charme und Energie, haben ein für viele Männer reizvolles Temperament, eine bestimmte Dynamik an sich, die alle mitreißt
müssen stetig abgelenkt und unterhalten sein
siehe Tripelli-Abende Effi
siehe Annas und Wronskijs Flucht aus Großstädter Alltag aufs Land
gehen keiner Arbeit nach, sind dennoch stetig in Bewegung und verabscheuen Müßiggang
sehr mitteilungsbedürftig und gesprächig, fordern uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Teilhabe aller an ihren Problemen, alltäglichen Späßen oder Schwierigkeiten
sehr leidgeprüfte Frauen, die aus Schmerz jedoch nicht gestärkt hervor-, sondern daran zu grunde gehen
ziehen Flucht einer Konfrontation mit Problemen vor
siehe Psychomatisierung von Effis Ängsten und Problemen in Form diverser
Frauenkrankheiten
siehe Annas Flucht vor mit Scheidung verbundenem „Rosenkrieg“ aufs Land
- extreme Bedürftigkeit nach Liebe und Zärtlichkeit
Unterschiede
1. Roman
Vergleichsparameter Anna Karenina Effi Briest Komplexität 3 parallel verlaufende Handlungsstränge um drei Beziehungsgefüge
1) Anna und Karenin bzw. Wronskij
2) Stephan und Dolly bzw. Kindermädchen
3) Kitty und Lewin bzw. Wronskij
( Verknüpfung aller über verwandschaftliche Beziehungen
Ausdruck der extremen Komplexität ist auch Umfang des Buches
zeitgenössiche Enzyklopädie, weltliterarisches und fachliterarisches Wissen in Fülle (siehe komplexe Anhänge)
Porträt des Russlands um die Jahrhundertwende, v.a. seiner gesellschaftlichen Schichten und Bewegungen (siehe Zuwendung zu Bauern, später erläutert; adeliger, vorwiegend französisch sprechender unnützer Kreise)
behandelter Zeitraum ist deutlich geringer, obgleich viel ausführlicher geschildert
ein hauptsächlicher Handlungsstrang um Effi, v.a. ihre Ehe mit Instetten und alle anderen mit ihr in Verbindung stehenden Personen
geringerer Umfang des Buches
wenig zeitgenössisches Wissen
Porträt des preußischen Reiches und Bismarck und Kaiser Wilhelm, v.a. der adeligen Schicht
behandelter Zeitraum umfasst etwa 12 Jahre, extreme Zeitraffung Motivation / relevante Gesellschaftsschichten für Ausdruck jener Porträt des Russlands um 1875
„kritischer Gesellschaftsroman der 70er Jahre, der Russlands Weg nach den Reformen an der Wirklichkeit prüfte“ (siehe Ihre Quelle)
Verhältnis zum Bauern als tragende positive gesellschaftliche Kraft durch Lewin verkörpert und kritisch hinterfragt (Lewin ist ähnlich Goethes Werther: Drama des unbürgerlichen Bürgers bzw. unadeligen Adeligen – Zugehörigkeit ist bei keiner gesellschaftlichen Schicht gegeben: Bauern schätzen zwar seine harte Arbeit, trotzdem kann Lewin mit ihren „primitiven“ Unterhaltungen und Festlichkeiten wenig anfangen, Adel und Bürger verachten ihn wegen eines Lebens in schwerer körperlicher Arbeit und seines Interesses für scheinbare Belanglosigkeiten
Auch Frage ob Rolle der Familie in der Gesellschaft, deren scheinbar nur privater Bereich Voraussetzung für Sinn und Existenzwert des sozialen, gesellschaftlichen Bereiches ist
Vergleich des kleinsten gesellschaftlichen Organismus mit größtem, gesamter Nation
Prüfung der Lebensbedingungen ob Ermöglichung oder Verhinderung der Verwirklichung der Glücksansprüche der Menschen Porträt des preußischen Reiches unter Bismarck und Kaiser Wilhelm
Agierende sind ausschließlich Adelige, bedeutend ist hier die Kritik an einer patriarchalischen, in ihren eigenen Konventionen gefangenen Gesellschaft sowie ihrer Mitglieder (siehe Gemeinsamkeiten), der sie charakterisierenden Trugbilder, die die Verwirklichung persönlichen Glückes zumindest für diese Frauen unmöglich machen
Ausdruck der Fontanschen Zerrissenheit zwischen liberal-fortschrittlicher und adlig-konservativer Haltung Idealvorstellungen Utopie der uneingeschränkt glücklichen, ewigen Ehe auf dem Lande, autobiographisch für Tolstoi, nach anfänglicher Zurückweisung eine umso stärkere Liebe; Tolstoi nimmt Unmöglichkeit einer solchen durch Lewins stetige Zerrissenheit zwischen den Ständen vorweg Kein wirkliches Idealbild, kein wirklicher Ausweg, nur ein bloßes Arrangement aufgezeigt (z.B. Ehe der Eltern Effis) Handlung (Geschichte der Protagonistinnen)
Situation vor Ehebruch
Art der Beziehung
Reaktion des Ehemannes / Zutagetreten der Affäre
Scheitern der Beziehung
Tod der
Hauptheldin
Anna ist mit Arrangement durchaus zufrieden, hat sich mit all ihrem Hunger nach Liebe und Zärtlichkeit in die Liebe zu ihrem Sohn gestürzt
Tatsächliche Liebe zu Wronskij, außereheliche Affäre bis zu Schwangerschaft bzw. Geburt (Tochter, Anna)
Ehemann will nach Geständnis Annas (nach vorausgegangenen Versuchen des Zuredens ob des Einstellens einer von der Gesellschaft so erahnten außerehelichen Liebe, die ihrer beider Ansehen gefährde) nicht die Trennung bewilligen, sie soll seine Frau bleiben, sich angemessen verhalten, so dass niemand daran Anstoß nehmen könnte
Nach Geburt der Tochter und schwerer Krankheit schließlich kurze Aussöhnung auf Karenins Initiative (liebt Anna wirklich), doch Unglück Annas
„Flucht“ mit Wronskij
Karenin verweigert Scheidung, insbesondere den Zuspruch des Sorgerechts für Serjosha an die Mutter
Beziehung Annas und Wronskijs scheitert daran, geht sowohl an objektiven (siehe oben) als auch subjektiven (z.B. beidseitige Dickköpfigkeit, Sturheit, Egoismus) Gründen
Tod Annas ist ein Selbstmord, ihre eigene Entscheidung gewesen letzte ihr verbliebene Entscheidungsfreiheit
deutlich anders strukturierter episch dramatischer Handlungsverlauf
Effi ist unfähig sich zu arrangieren, der verkuppeltenTochter werden ihre Bedürfnisse nach Liebe und Zärtlichkeit sowie Ablenkung und Unterhaltung (Kindfrau!) in der Ehe verweigert „Ausbruchsversuch“ ist in Beziehung mit Crampas sowie der Flucht in Aberglaube und Ängste (nach Freud Ausdruck unterdrückter sexueller Triebspannung)zu sehen
Keine tieferen Empfindungen, bloße Bedürfnisbefriedigung, Dauer etwa 6 Monate
Entdeckung der Briefe als tragischer Höhepunkt im episch-dramatischen Handlungsverlauf nach ewa 6 ½ Jahren, Fallhöhe für Effis Absturz
Sofortige Scheidung, Sanktionen siehe zuvor
Tödliches Ende für Crampas nach Duell, Instetten ist Opfer der ritualisierten Ehrauffassung „(…) unser Ehrenkultus ist ein Götzendienst, aber wir müssen uns ihm unterwerfen, solange der Götze gilt (…)“ , obgleich eigentlichem Arrangement mit Situation (frei von Rache oder Hassgefühlen, nicht aber Prinzipien)
auf Effis Initiative hin, Wegzug aus Kessin, endgültig mit Effis Tod
Tod Effis war letztliche Konsequenz schwerer psychischer sowie physischer Krankheit
deutlich anders strukturierter episch dramatischer Handlungsverlauf
Tod als solcher Aus freien Stücken, eigener Wille, Zeugnis gewisser „Freiheit“ zu entscheiden, Selbstbestimmtheit, Mündigkeit; „Täter“ Effi konnte über eigenes Schicksal nicht frei verfügen, keine eigene Entscheidung, bis zuletzt Opfer der sie umgebenden Verhältnisse; obgleich auch ihr Möglichkeit zum Selbstmord offen gestanden hätte, evtl. fehlende geistige Stärke, unbeugsamer Wille, sehr viel fügsameres Naturell (siehe Sühnesyndrom) Srachgestus - sehr viel leidenschaftlicher, dynamischer, weniger prätentiös, gekünstelt; Ausdruck wahrer Gefühle; anders als im poetischen Realismus Deutschlands werden Extreme angesprochen (extremstes Leid, abstoßende Hässlichkeit, z.B. bei Lewins Bruder, etc.), „russischer“, nicht von Zurückhaltung aber Aktion, stetiger Reizüberflutung des Lesers gekennzeichnet - wird Ansprüchen eines Identifikationslesers nicht gerecht, kaum wahres Gefühl oder Leidenschaft, Ordnung gemäß preußischer Tugend, keine Ansprache von Extreme
2. Person
Vergleichsparameter Anna Karenina Effi Briest Biographie
1.Ehemänner Siehe Handlungsverlauf des Romans
Karenin ist zwar ein Mann von Prinzipien, aber vor allem sehr stark durch Dritte beeinflussbar, z.B. Cousine Siehe Handlungsverlauf des Romans
Instetten ist vorwiegend ein Mann von Grundsätzen und Prinzipien, die er auch entgegen des Anratens Dritter nicht verletzt oder missachtet, z.B. Versuche Wüllersdorfs, einem Duell vorzubeugen 2. Kinder - Sohn wird abgöttisch geliebt, maßgeblich an Erziehung beteiligt, ihr Liebling erfährt ungeteilte Aufmerksamkeit, Liebe, Zärtlichkeit, die ihr selbst in der Ehe mit Karenin verwehrt bleibt
- Tochter Anna (Annie genannt) wird oberflächlich geliebt, um ihrer Niedlichkeit willen, doch Desinteresse Annas an Mutterfreuden weil Liebling Serjoscha vermissend
- Anna ist allgemein sehr geübt im Umgang mit Kindern, siehe ihre vielen Nichten und Neffen - Tochter Annie (auffallende Namensähnlichkeit mit Tochter Annas) wird zwar geliebt, doch kaum durch Mutter, eher durch Roswitha und Johanna erzogen, Effi fällt Umgang mit Tochter schwer 3. Alter ( Persönlichkeit Anna ist unwesentlich älter, aber insbesondere in diesem Alter macht der Unterschied von 17 (heute: nicht volljährig) zu 25 einiges aus
Anna ist wesentlich reifer, steht fest im Leben, kann sich Leidenschaft und Überschwang erlauben
Anna ist keine anti-emanzipatorische Kindfrau
Sie hat Rückrad, entscheidet allein, siehe auch ihr Tod, obgleich sie von allen geliebt werden will, schenkt sie vor allem Liebe Effi ist die zunächst 17-jährige verkuppelte Tochter, die zwar im langen Zeitraum, den das Buch umfasst, reift, sowohl geistig, persönlich, als auch in körperlicher Stärke, dennoch die ewig anti-emanzipatorische Kindfrau bleibt, kaum liebt, aber von allen geliebt werden will, selten allein entscheided (siehe kindliche Regression auf Anwesen der Eltern) 4. Ortsgebundenheit Großstädte beengen und erdrücken Anna auf dauer, die stets präsenten aufoktruierten gesellschaftlichen Zwänge lassen sie aufs Land flüchten Effi hingegen ist gerade vom Provinzialismus auf dem Lande (Kessin) abgestoßen, flüchtet in Hauptstadt Berlin, voll von Attraktionen und Ablenkungen, die ihr ja allzu wichtig sind Charakter Sprühend vor Leidenschaft und Temperament, Dynamik, hoch emotional Oberflächlich emotional (siehe künstlich aufgebauschtes Verhältnis zur Mutter), kaum zu großen wahren Empfindungen, z.B. gegenüber Mann oder Kind befähigt Sehr viel gefestigter und reifer, energischer (siehe Diskussionen mit Ehemann) Unreif, kindlich, z.T. verspielt (siehe Schaukelmotiv) Männer schätzen sowohl Intellekt und Wesen als auch Schönheit Instetten schätzt v.a. ihre sinnlich-erotischen Züge, ein formbares (erziehbares) Abbild der einst geliebten Mutter, Hilflosigkeit und kindliche Schutzbedürftigkeit wecken seinen Beschützerisntinkt Intellekt Scheint sehr viel gebildeter, belesener, auch geistig reifer, stabiler und dadurch deutlich intelligenter Scheint wenig belesen, v.a. an Oberflächlichkeiten interessiert zu sei Bild von der Ehe Stetige Hoffnung auf Liebesheirat, ewiges Glück doch Erkenntnis ob Unmöglichkeit der Schließung einer solchen, erneutes Zeugnis ihrer Reife Zunächst ein abgebrühtes, „ (…) jeder ist der Richtige. Natürlich muss er von Adel sein, eine Stellung haben und gut aussehen.“, dennoch romantisch-verklärte Vorstellungen (siehe Einrichtung des Schlafzimmers), die bald darauf in einem teilweisen Arrangements (v.a. in Berlin) gipfeln
c) Fazit
Sichtbar wird ein deutliches Überwiegen der Gemeinsamkeiten, schließlich war „Anna Karenina“ auch das Vorbild für die Entstehung des Roman „Effi Briest“ und in der Motivation einen gesellschafskritischen Gegenwartsromans, der patriarchalische Traditionen von „Frauenopfer“ und „Männerehre“ ebenso in frage stellt, wie den Nutzen der Schicht des Adels für die Gemeinschaft, zu schreiben, beide sehr ähnlich. Unterschiede sind natürlich durch die landestypisch unterschiedlich ausgeprägte Form des Realismus (z.B. Sprachgestus) zu erklären, andere durch die höhere Komplexität „Anna Kareninas“ in jeder Hinsicht. Annas anderes Wesen, das von sehr viel mehr Reife und Verstand zeugt, bildet die Grundlage für all ihr Handeln und bedingt damit die Ausprägung der Unterschiede.
Inhalt
Vergleich der Romane "Anna Karenina" von L. Tolstoi und "Effi Briest" von Th. Fontane nach
-Gemeinsamkeiten (stichpunktartig)
-Unterschieden (tabellarisch)
unter besonderer Beachtung eines Vergleichs der Protagonistinnen; abschließendes Fazit;sehr ausführlich
16 Seiten (2970 Wörter)
-Gemeinsamkeiten (stichpunktartig)
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unter besonderer Beachtung eines Vergleichs der Protagonistinnen; abschließendes Fazit;sehr ausführlich
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Es handelt sich hier um einen fremden, nutzergenerierten Inhalt für den keine Haftung übernommen wird.
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