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David Bailly - Selbstbildnis

Alles zu MalereiDavid Bailly, der als Perfektionist bezeichnet wird wurde 1584 in Leiden geboren, er lernte zunächst bei seinem Vater und einem Kupferstecher, ging dann aber bei einem Portraitmaler in Amsterdam in Lehre, wo er sich in der Kunst des Portraitieren perfektionierte Er hielt sich während seiner späteren Reisen unter anderem in Frankfurt, Nürnberg, Augsburg, Rom und Venedig auf. Nach seiner Rückkehr nach Leiden 1513 portraitierte er viele Bürgern und Professoren aber es entstanden auch einige Stillleben, nach Art der Leidener, in denen meist Vanitassymbole auftraten. Schließlich starb er1657 in seinem Heimatort.
In dem von uns betrachteten Ölgemälde besteht vor allem eine Besonderheit, die erst auf den zweiten Blick zu sehen ist. David Bailly ist auf diesem Bild gleich zweimal zu sehen. Nicht genug, dass Stillleben und Selbstportrait hier zu einem Bild verschmolzen wurden, David Bailly malte „Bild in Bild“. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass sein Selbstportrait ihn nicht zu dem Zeitpunkt der Entstehung dieses Bildes zeigt sondern ihn, wie er in seiner Jugend aussah. Er, wie er aussah als das Bild gemalt wurde ist trotzdem zu sehen, auf dem Bild, welches auf dem Tisch steht und sein jüngeres Ich in der Hand hält und neben dem ein weiteres Bild im Bild steht, das seiner verstorbenen Frau.
Dieses könnte er in Verbindung mit den vielen Vanitassymbole, die die Vergänglichkeit des Lebens unterstreichen sollen gemalt haben oder auch aus persönlichen Gründen. Mit den eben erwähnten Vanitassymbole waren die vertrockneten Blumen, das leere umgefallene Weinglas, die Sanduhr, die Seifenblasen, die gerade erloschene Kerze, die zerbrechlichen Tonpfeifen und der Totenkopf gemeint. Im Kontrast zu diesen sieht man viele Dinge, die auf die Schönen Künste hinweisen, die Bücher, die antiken Statuen, das Poster von einem Mann mit einer Laute, das auch von bekannteren Künstlern wie Duerer verwendet wurde, die hölzerne Farbpalette, die Flöte und der Malstock, welchen er in der rechten Hand hält. Der Mann mit dem Bart auf der rechten Seite des Bildes ist vermutlich ein Apostel, was auf Baillys Religionszugehörigkeit schließen lässt.
Mit dem mit Sekt angefüllten Glas, das vermutlich aus venezianischem Glas ist will Bailly auf seine weiten Reisen aufmerksam machen. Mit den Guldenmünzen, den Perlenketten und der goldenen Taschenuhr, macht er deutlich, dass er viel Wohlstand besitzt. Ebenso bei den Büchern, die auf sein Wissen hindeuten. Wenn man dies jedoch im Zusammenhang mit den Vanitassymbolen sieht versteht man Baillys Absicht auf die Vergänglichkeit dieser Dinge und des Lebens hinzuweisen.
Da im Barock die Welt als eine große Bühne bezeichnet wurde kann man den Vorhang im rechten oberen Eck des Bildes als Vorhang der Lebensbühne, der, wenn er fällt das Stück des Lebens beendet und somit abschließt. Ebenfalls könnte der besagte Vorhang aber auch nur als Raumfüller dienen.
Den Punkt Komposition und Technik möchte ich in 4 Unterthemen einteilen, Komposition, Farbverteilung, Bewegung und Kompositionslinien. Zu den Kompositionen ist zu sagen, dass die Helligkeit im Bild in Leserichtung verläuft, vom Gesicht des Malers, welches die hellste Fläche im Bild ist bis zu den antiken Statuen, wobei man merkt, dass bei den gerahmten Bildern Baillys und seiner Frau ein Knick in der Blickführung des Betrachters entsteht. Die Farbverteilung ist eindeutig zu erkennen, die linke Seite des Bildes, die von der rechten durch den Knick in der Wand abgetrennt wird, ist viel heller als die rechte. Dieser Knick in der Wand trennt das Selbstbildnis von dem Stillleben ab, dies wurde durch den Farbkontrast deutlich gemacht. Ebenfalls wurde das Gesicht David Baillys durch den Farbkontrast mit den dunklen Haaren und der schwarzen Kleidung hervorgehoben.
Auf diesem Stillleben ist auf den zweiten Blick sehr viel Bewegung zu erkennen. Die Seifenblasen schweben durch die Luft und man hat das Gefühl sie würden jeden Moment zerplatzen, der Rauch der eben verloschenen Kerze steigt in die Luft, die Luftbläschen steigen im Glas hinauf und das Blatt am rechten unteren Bildrand scheint zu Boden zu fallen.Die zweite Art von Bewegung, die zu erkennen ist, ist die verrinnende Zeit. Es zieht sich eine Zeitlinie durch das Bild, angefangen bei dem sitzenden jungen verlaufend übet das Bild des alten Baillys, dessen verstorbene Frau, endend bei dem auf dem Tisch liegenden Totenkopfes. Der Zeitverlauf springt von Vergangenheit zu Präsens, wieder in die Vergangenheit und schließlich in die unvermeidliche Zukunft, den Tod.
Wenn man die Kompositionslinien verfolgt deutet ebenfalls vieles auf das Ende des Lebens hin, die Gesichter sowohl des jungen auch des alten Baillys deuten beide auf den Totenkopf, je näher man bei der Betrachtung dem Totenkopf kommt, desto älter wird Bailly. Seine Frau, der Apostel und die Statuen blicken in die entgegengesetzte Richtung, was heißen könnte das sie vergangen sind , deshalb auf dem Bild dem Tod trotzen können. Auf diesem eigentlich so verworrenen Bild kann, bei näherer Betrachtung eine Ordnung Baillys erkannt werden. Der Tisch, der Knick der Wand und der sitzende Künstler bilden hierbei die Hauptlinien. Der Tisch ist die wichtigste Waagrechte im Bild auf der die anderen Gegenstände angeordnet sind. Es gibt viele Paralellen zu seiner diagonalen Kante, den Malstab, den der Maler in der Hand hält, die Bücher, die scheinbar ungeordnet auf dem Tisch liegen und schließlich die Sitzposition der Ehefrau, des Apostels und der und der antiken Statuen. Die Kerze, die Bilder und das Sektglas, sowie die Statuen bilden alle zueinander parallele Senkrechte. Abschließend die Schrägen im Bild, die nicht parallel zu der Tischkante sind, diese bilden die Flöte, die gerollten Pergamentbögen und die Tonpfeifen. Dieses Bild sollte vor allem die reichen Kaufleute und Bürger ansprechen. Der Glaube an die Vanitaswelt war damals zur Glaubensüberzeugung geworden und so war die Nachfrage nach Bildern mit Vanitassymbolen seht hoch. Die niederländischen Künstler waren für ihre Vanitasbilder bekannt.

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Vanitas (lateinisch „leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit“) ist ursprünglich die christliche bzw. jüdische Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet im Alten Testament ausgesprochen wird (Koh. 1, 2): "Es ist alles eitel." Diese Übersetzung Martin Luthers verwendet "eitel" im ursprünglichen Sinne von "nichtig".
In der bildenden Kunst soll mit so genannten Vanitas-Symbolen, häufig in moralisierender Absicht, an die Vergänglichkeit des Lebens und der irdischen Güter erinnert werden. Häufige Vanitas-Symbole sind der Totenschädel, die erlöschende Kerze, die Sanduhr und die verwelkte Blume, im weiteren Sinn auch Einsiedler- und Kasteiungsszenen (Hieronymus, Magdalena). Mehrere dieser Symbole können auch zu einem Vanitas-Stillleben arrangiert sein.
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