"Herbst" von Rainer Maria Rilke
Interpretation des Gedichtes "Herbst" von
Rainer Maria Rilke
1 Hinweise
1.1 Hinweise zum Autor
1.2 Hinweise zur Literaturepoche
1.3 Hinweise zum Thema
1.4 Hinweise zur Vorgehensweise
1.4.1 Erste Leseeindruck
2 Intention des Gedichtes
3 Analyse des Textes nach Inhalt und Form
3.1 Inhaltliche Analyse
3.1.1 Erläuterung des Themas
3.1.2 Untersuchung der Motive
3.1.2.2 Strophe 2
3.1.2.3 Strophe 3
3.1.2.4 Strophe 4
3.1.3 Das lyrische Subjekt
3.1.4 Die verwendeten Einzelbilder
3.1.5 Wendepunkt
3.2 Sprachlich-formale Analyse
3.2.1 Erläuterung der Strophenform
3.2.2 Bedeutung von Metrum und Reim für den Rhythmus
3.2.3 Relevanz von Wortwahl und Satzbau für die Aussage
3.3 Verhältnis zwischen Inhalt und Form
Zusammenfassung der Ergebnisse und Kritische Stellungnahme
1
1.1
Rainer Marie Rilke, der ursprünglich René Marie Rilke hieß, ist am 4.12.1875 in Prag geboren und am 29.12.1926 in Val Mont bei Montreux gestorben. Er war ein österreichischer Dichter und gehörte zu den großen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Er lebte unter anderem in Prag, Worpswede, Paris und ab 1919 in der Schweiz. Er unternahm viele Reisen nach Russland, Spanien, Ägypten, Italien und Nordafrika, woraus auch viele seiner weiteren Werke, wie z.B. "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (gedruckt 1906), entstanden sind.
1.2
Der Expressionismus ist eine Kunstform des 20. Jahrhunderts, die im bewussten Gegensatz zum Impressionismus steht. Kennzeichnend für die Werke der "bildenden Kunst" ist die grell-sinnliche Darstellung innerer Wirklichkeitserlebnisse. In der Literatur kam der Expressionismus besonders in der Lyrik zum Ausdruck.
Das Thema handelt von der alljährlich wieder kehrenden Jahreszeit "Herbst" und der damit verbundenen Trübseligkeit, die in den Menschen aufsteigt, wenn der sonnige Teil des Jahres zu Ende geht und die kalte und dunkle Jahreszeit naht.
1.4
1.4.1
Das Gedicht "Herbst" ist beim erstmaligen Lesen relativ schwer zu verstehen. Man muss es zwei bis drei Mal lesen, bis man einen Eindruck davon bekommt, was Rainer Maria Rilke damit ausdrücken wollte. Das es um das Thema Herbst geht ist schon alleine auf Grund der Überschrift sofort klar erkennbar. Doch was er mit Versen, wie z.B. "Wir alle fallen. Diese Hand da fällt." (V.6) sagen will, findet man erst heraus, wenn man sich intensiver mit diesem Gedicht beschäftigt.
2
Die Absicht dieses Gedichtes ist es, den Menschen, die kein "Problem" mit dem Wechsel in die kalte Jahreszeit haben, zu zeigen, wie es ist, wenn man trübselig wird, wenn die ersten Blätter von den Bäumen fallen, und die Bäume bald alle aussehen, wie abgestorben. (Vgl.V.1-7)Es ist aber auch dazu da, um gerade diesen traurigen Menschen zu zeigen, dass es doch auch schöne Seiten an dem Herbst gibt und man nur genauer hinschauen muss. (Vgl.V.8-9)
3
3.1
3.1.1
Wie schon in Punkt 1.3 erwähnt geht es um die doch meist negativen Gefühle, die auftauchen, wenn der Sommer endet und der Herbst beginnt. Dies wird besonders durch das Fallen der Blätter mit "verneinender Gebärde" (V.3), "die Einsamkeit der Erde" (Vgl.V.4-5) und durch "Wir alle fallen" (V.6) verdeutlicht.
3.1.2
3.1.2.1
In der 1. Strophe geht es um das Fallen der bunten Blätter und das Wirken dieser Zeit auf den Menschen.
3.1.2.2
Die 2. Strophe handelt von den einsamen Nächten in denen die Last der Kälte (Schnee) auf der Erde liegt.
3.1.2.3
In der 3. Strophe wird beschrieben, wie das Fallen der Blätter das Fallen von Stimmungen und Gemütszuständen nach sich zieht.
3.1.2.4
Die 4. Strophe besagt, dass es aber auch im Herbst schöne Seiten gibt und man sich die Dinge, die passieren, nur etwas genauer ansehen muss, um auch diese Seiten zu entdecken.
3.1.3
Das lyrische Subjekt in diesem Gedicht ist gestaltlos. Dies spricht dafür, dass dieses Gedicht für die Allgemeinheit geschrieben ist. Wäre es ein lyrisches Ich, wäre die Darstellung der Gefühle wahrscheinlich intensiver, aber es würde wiederum dafür sprechen, dass sich nicht der Größte Teil der Menschen im Herbst nieder geschlagen fühlt, obwohl dann die Möglichkeit der Identifikation mit diesem Gedicht gegeben wäre.
3.1.4
"als welkten in den Himmel ferne Gärten" (V.2)
Mit diesem Vers wird das Treiben der Blätter im Wind in Richtung Himmel beschrieben und, dass dies aussieht, als wenn im Himmel ein farbenfroher Garten verwelkt und verschwindet.
"sie fallen mit verneinenden Gebärden." (V.3)
Das Fallen von Gegenständen und Personen wird meist grundsätzlich negativ gesehen, denn wenn etwas herunter fällt, geht es meistens kaputt und wenn Menschen fallen, tut es ihnen weh. Diese Tatsache wird bei den Blättern mit diesem sprachlichen Bild zum Ausdruck gebracht.
"fällt die schwere Erde" (V.4)
Hier wird das Fallen der Blätter auf die schwere Erde übertragen, auf der die Last der Kälte liegt.
"Wir alle fallen. Diese Hand da fällt." (V.6)
Auch hier wird erneut das Fallen der Blätter aufgenommen und auf die Menschen und deren Stimmung übertragen. Die Hand ist in diesem Falle ein Symbol für diese Stimmungen. Hoch erhobene Hände signalisieren meist Freude und Spaß. Sinkende, bzw. tief hängende Hände sind ein Ausdruck von Trübseligkeit.
"Und sieh dir andre an: es ist in allen." (V.7)
Dieser Vers soll zeigen, dass man auch in dieser Zeit nicht allein ist und es auch anderen so geht, wie einem selbst.
"Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen / unendlich sanft in seinen Händen hält." (V.8-9)
Hier soll eine sanfte, herrschende Hand dargestellt werden, die es nicht böse meint, wenn der Herbst beginnt. Man muss nur genauer hinsehen, um auch die schönen Seiten des Herbstes zu erkennen.
3.1.5
In Vers acht gibt es eine plötzliche Wendung von den negativen Seiten des Herbstes zu den positiven.
3.2
3.2.1
Die erste Strophe, die zugleich auch die einzige mit drei Versen ist, dient sozusagen als Einleitung. Daher fällt sie länger aus, als die restlichen drei. Diese stellen jeweils nur einen kurzen Sachverhalt dar, wie das Fallen der Blätter (Strophe1), die Menschen im Herbst (Strophe2) und die herrschende Hand (Strophe3). Auf diese Weise ist das Gedicht kurz gehalten, enthält aber trotzdem alles Wichtige, um den Herbst darzustellen.
3.2.2
Der Reim in den ersten beiden Strophen lässt sich nicht benennen, da er abcca abläuft. Die dritte und vierte Strophe sind in einem umarmenden Reim (abba) gefasst. Durch die unregelmäßigen Reime in den ersten beiden Strophen hat das Gedicht keinen gleichmäßigen Rhythmus.
3.2.3
Das Gedicht ist von Tautologien (Wiederholungen) des Wortes "fallen" durch zogen, welches sich in jeder Strophe mindestens einmal wieder findet. Durch diese Wiederholung wird das Thema des Herbstes noch unterstrichen.
Das Gedicht besteht vollständig aus einfachen Hypotaxen. Die Worte an sich sind einfach zu verstehen. Doch die Art und Weise, wie sie auf einander treffen, macht das Gedicht schwer verständlich.
3.3
Inhalt und Form finden kaum Übereinstimmung. Der Inhalt ist einfach gehalten. Die Sätze sind kompliziert formuliert und das Gedicht hat keinen gleichmäßigen Rhythmus, wodurch das Verstehen unnötig erschwert wird.
4
Das Gedicht ist trotz der Kürze und der einfachen Wortwahl schwer zu verstehen. Durch die Verbindung zwischen Nomen und Adjektiven, die sonst eigentlich nicht zusammen passen bzw. zusammengehören, ist es schwer die Zusammenhänge einiger Verse nach zu vollziehen. Doch das Thema "Herbst" wird in vielen seiner Vacetten wieder gegeben.
Inhalt
Rilke, Rainer Maria - Interpretation des Gedichtes "Herbst"
- Hinweise zum Autor, Literaturepoche, Thema
- Analyse des Textes nach Inhalt, Form, Sprache
- Untersuchung der Motive, des lyrischen Subjektes, der Einzelbilder
- Sprachlich formale Analyse
- Verhältnis zwischen Inhalt und Form (1148 Wörter)
- Hinweise zum Autor, Literaturepoche, Thema
- Analyse des Textes nach Inhalt, Form, Sprache
- Untersuchung der Motive, des lyrischen Subjektes, der Einzelbilder
- Sprachlich formale Analyse
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