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Dialog zwischen Kriminalinspektor Voß und Frl. Dr. von Zahnd.doc

Alles zu Werke

Alexander Esser Montag, 7. März 2005


Stufe 11
Deutsch
S. 24-29 Gespräch zwischen Kriminalinspektor Voß und Möbius
Die Komödie „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt – uraufgeführt 1962 im Schauspielhaus Zürich und erstmals erschienen 1962 in der Diogenes Verlag AG, Zürich – handelt von der Verantwortung der Wissenschaftler für die Menschheit.
Da Dürrenmatt das Drama während des Kalten Krieges schrieb, lässt sich eine Verbindung zwischen dem Thema des Stückes und den damaligen Zeitumständen vermuten. Es stellt sich die Frage, in wie weit Physiker Waffen, und besonderes solche wie die Atombombe, erfinden dürfen. Zwar wird die Wissenschaft durch solche Erfindungen vorangebracht, doch drohen der Menschheit damit große Gefahren.
Die Hauptpersonen sind die drei angeblich geistig verwirrten Physiker Johann Wilhelm Möbius, sein Kollege Ernst Heinrich Ernesti, der vorgibt Einstein zu sein, und Herbert Georg Beutler alias Newton. Sie alle leben im Sanatorium „Les Cerisiers“, in dessen Salon sich das Geschehen abspielt.
Weitere wichtige Rollen spielen zudem Kriminalinspektor Richard Voß und die Anstaltsleiterin Dr. h.c. Dr. med. Mathilde von Zahnd.
Die Komödie ist – entgegen der klassischen Form eines Dramas – in zwei Akte mit jeweils fünf Szenen unterteilt.
In der vorliegenden Szene (S. 24-29), der dritten Szene im ersten Akt, führt Kriminalinspektor Richard Voß ein Gespräch mit der Anstaltsleiterin Frl. Dr. h.c. Dr. med. Mathilde von Zahnd. Nachdem zuvor Ernst Heinrich Ernesti Schwester Monika erdrosselt hatte, wird nun dieses Ereignis aufgegriffen und an Hand des Mordes Frl. Dr. von Zahnd vorgestellt. Somit zählt die Szene noch zur Exposition des Stückes. Als solche ist sie vor allem auf der inneren Handlungsebene angesiedelt.
Im Anschluss an die Szene verlässt der Inspektor den Salon wieder. Frl. Dr. von Zahnd führt eine Unterredung mit Oberschwester Marta Boll, Möbius erhält Besuch von seiner Familie.
Da der Textauszug vor allem drei wichtige Themen behandelt, kann man ihn nach inhaltlichen Gesichtspunkten gliedern. Im Dialog der beiden geht es vor allem um die Themen Familie, Physik sowie den Mord. Der erste Textabschnitt (S. 24., 3. Absatz – S. 25, 2. Absatz) handelt vor allem von den Verwandten des Frl. von Zahnd. Inspektor Voß nimmt ein Bild des Geheimrats August von Zahnd zum Anlass, mit Frl. Dr. von Zahnd ein Gespräch über diesen zu beginnen. Allerdings ist schon im ersten Abschnitt eher von einem Monolog als von einem Dialog zu sprechen. Frl. von Zahnd hat weitaus größere Redeanteile, was ihre Macht über den Inspektor verdeutlicht. Diese wird noch klarer, als sie ihn am Ende des Textabschnitts sogar unterbricht („Entschuldigen Sie, dass..., aber –„). Die Entscheidung, ob er rauchen darf oder nicht, liegt in ihrer Hand. Sie erlaubt es ihm und zündet sich zudem selbst eine Zigarette an, um eine Art gemeinschaftliche Atmosphäre aufzubauen.
Im Gegensatz zu Inspektor Voß benutzt Frl. von Zahnd – auch über fast die gesamte Szene hinweg – eine sehr gebildete Sprache. Er hingegen antwortet stets nur in Hauptsätzen (z.B.: „Vor drei Monaten hing ein anderes Porträt hier.“).
Die Spannung in dem Textabschnitt ist noch sehr gering. Es werden noch keine spannenden Themen angesprochen; stattdessen findet eine Art Einleitung, um ins Gespräch zu kommen, statt.
Dies ändert sich jedoch im zweiten Textabschnitt (S. 25,3 – 26,1). Inspektor und Frl. Dr. kommen auf die Physiker Einstein und Newton und deren Morde zu sprechen. Der Inspektor teilt der Anstaltsleiterin mit, dass höhere Sicherheitsmaßnahmen von Nöten seien. Die jedoch erklärt, dass sie den Patienten ein humanes Leben ermöglichen will und sie so nicht ständig kontrollieren kann. So betont sie mit einem Vergleich, dass sie eine Heilanstalt und kein Zuchthaus leite (S. 26,1).
Die Spannung im zweiten Textabschnitt ist schon höher als im ersten, jedoch noch nicht auf dem Höhepunkt. So hat das Gespräch einige kritische Punkte, die den Inspektor äußerst erregen. Dies erkennt man daran, dass er teilweise nur noch in Ein-Wort-Sätzen („Tobt.“) antwortet. Des Weiteren hat auch diesmal Frl. von Zahnd wieder weitaus größere Redeanteile. Sie unterbricht den Inspektor, so dass auch darin einige Ellipsen begründet sind. Dies zeigt ihre Macht über Voß. Im Gegensatz zum ihm wirkt sie selbstsicher und stark.
Ihre auffallend gebildete Sprechweise verdeutlicht Frl. von Zahnd mit einigen rhetorischen Fragen, die sie jedoch selbst beantwortet. Dies zeigt ihre rhetorischen Fähigkeiten, während der Inspektor meist in parataktischen Sätzen antworten. Somit wird auch hier wieder ihre Überlegenheit deutlich. Die Tatsache, dass sie die Fragen selbst beantwortet und beinahe einen Monolog führt, verstärkt diesen Eindruck.
Von großer Bedeutung auch für das folgende Geschehen ist der Satz „Für wen sich meine Patienten halten, bestimme ich“. Diese Aussage, die durch eine Inversion verstärkt wird, ist eine Vorausdeutung, dass Frl. von Zahnd die vollkommene Macht über ihre Patienten besitzt. Sie raubt ihnen die Persönlichkeit.
Der dritte Textabschnitt (26,2 – 29,1) beginnt, indem Einstein aufwacht und in den Salon stürmt. Zwar geht er nach einer kurzen Unterhaltung mit der Doktorin wieder schlafen, doch nimmt der Inspektor dieses Ereignis zum Anlass, auf Einstein, den Mörder zu sprechen zu kommen.
Er vergleicht ihn mit Newton, der ebenfalls eine Schwester erdrosselt hat, und möchte wissen, ob auch der dritte in der Villa lebende Physiker jemanden umbringen könnte. Die Anstaltsleiterin verneint jedoch. Sie sieht die Mode Einsteins und Newtons in deren Arbeit mit radioaktiven Stoffen begründet. Ihr Gehirn hätte dadurch Schaden genommen. Möbius lebe schon seit 15 Jahren in „Les Cerisiers“ und sein Zustand sei bisher unverändert geblieben.
Die Tatsache, dass Frl. von Zahnd über den unveränderten Zustand jedoch im Präteritum und nicht im Präsens spricht, ist schon eine Vorausdeutung. Der Zuschauer kann vermuten, dass der Zustand zwar bis vor kurzem unverändert geblieben sei, sich nun jedoch verändert hat.
Die Spannung in der Szene erreicht zum Zeitpunkt dieser Vorausdeutung ihren Höhepunkt. Ein dritter Mord ist sehr wahrscheinlich.
An der Syntax des Textabschnitts fällt außerdem auf, dass Dr. von Zahnd in einer Klimax antwortet, als der Inspektor nach dem Aufbau der Villa fragt. Mit solchen rhetorischen Mitteln, größeren Redeanteilen und Unterbrechungen, die zu unvollständigen, elliptischen des Inspektors führen verdeutlicht sie nochmals ihre Macht und Selbstsicherheit.
Der Textabschnitt und somit die gesamte Szene endet schließlich mit einer Zusicherung Frl. von Zahnds an den Inspektor, höhere Sicherheitsmaßnahmen einzuführen. Der Inspektor zeigt sich zufrieden und verlässt die Anstalt.
Insgesamt wird deutlich, dass Frl Dr. von Zahnd eine sehr selbstsichere, starke Frau ist oder zumindest so auf den Zuschauer wirkt. Da Frl. von Zahnd auch für den Ausgang des Dramas eine sehr wichtige Rolle spielt, ist diese Exposition in sie, auch wichtig für das Ende des Stücks.
Es folgt zunächst ein Besuch von Möbius’ Familie, jedoch deutet sich auf der äußeren Handlungsebene schon ein dritter Mord an.
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Inhalt
Szenenanalyse einer Szene aus "Die Physiker": Kriminalinspektor Voß unterhält sich mit Frl. von Zahnd über die Morde und die unzureichenden Sicherheitsmaßnahmen. (1078 Wörter)
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