Einstein und Newton decken ihre wahren Identitäten auf
Alexander Esser Samstag, 19. Mai 2012
Stufe 11
Deutsch
Übungstext Einstein und Newton decken ihre wahren Identitäten auf (S. 61-66)
Die Komödie "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt - uraufgeführt 1962 im Schauspielhaus Zürich und erstmal erschienen 1962 in der Diogenes Verlag AG - handelt von der Verantwortung der Wissenschaft für die Menschheit. Es wird die Frage gestellt, in wie weit Waffen wie die Atombombe erfunden werden dürfen. Diese bringen zwar die Wissenschaft voran, können jedoch den Untergang der Menschheit bedeuten.
Da Dürrenmatt das Drama zur Zeit des kalten Krieges schrieb, liegt die Vermutung nahe, dass er durch diesen beeinflusst war. Er sah die Gefahr eines dritten Weltkrieges und eventuelle Folgen dieses.
Die drei wichtigsten Rollen in dem Stück haben drei angeblich verwirrte Physiker inne: Ernst Heinrich Ernesti, der sich für Einstein hält, seine Kollege Herbert Georg Beutler alias Newton und Johann Wilhelm Möbius. Sie alle leben in dem Sanatorium "Les Cerisiers", in dessen Salon sich das Geschehen abspielt.
Außerdem von großer Bedeutung sind zudem die Anstaltsleiterin Frl. Dr. h.c. Dr. med. Mathilde von Zahnd und Kriminalinspektor Richard Voß. Dieser hat mehrere Morde in der Anstalt zu klären, die die drei Physiker an drei Schwestern begangen haben.
In der untersuchten Szene, der dritten Szene im zweiten Akt, findet nun ein Dialog zwischen Möbius, Newton und Einstein statt. Aufgrund der vorangegangen Morde wurden die Sicherheitsmaßnahmen in dem Sanatorium drastisch verschärft. Newton und Einstein sehen ein, dass sie ihren Plan aus der Anstalt zu fliehen nur noch mit der Hilfe des Möbius verwirklichen können. Also decken sie beide ihre wahre Identität auf und jeder weiht Möbius in das seinige Geheimnis ein.
Der Textausschnitt (S. 61, Absatz 9 - S. 66, Absatz 2) ist untergliedert ins zwei Abschnitte. Im ersten Abschnitt (S. 61, 9. Absatz - S. 64, Zeile 24) erklärt Newton Möbius, dass er nicht sein ganzes Leben in "Les Cerisiers" verbringen möchte. Wie grausam die Pfleger sind verdeutlicht er mit einer Ellipse: "Von riesiger Burschen." Zwar ist Newton für die Flucht auf Möbius' Hilfe angewiesen, doch hat er trotzdem mehr Macht, was man an den größeren Redeanteilen erkennt. Er wirkt sehr entschlossen und geht mit Möbius so keineswegs freundlich sondern eher befehlend um ("Bleiben Sie", S. 61 - "Ich habe mit ihnen zu reden, Möbius", S. 62). Newton geht sogar noch einen Schritt weiter und - dies zeigt seine Sprechweise - verhätschelt Möbius wie ein kleines Kind ("Mein wahrer Name laut Kilton, mein Junge.", S. 62). So will er ihn auch dazu bewegen doch noch vom Essen zu probieren und betont immer wieder wie vorzüglich es doch schmeckt ("Gehen wir mal zum Poulet à la broche über.", S. 62 - "...schmeckt aber wirklich großartig.", S. 63). Die Aussage Newtons "Lassen sie den Verrückten (gemeint ist Einstein) doch weitergeigen" ist als Drohung zu verstehen. Denn immer wenn Einstein geigte, geschah ein Mord. So kann dieser Satz Newtons als Vorrausdeutung auf eine weitere Katastrophe gesehen werden.
Wie sich später herausstellt, wirkt Newton trotz der benötigten Hilfe so sicher und entschlossen, da er in Besitz eines Revolvers ist und Möbius entführen soll. Möbius allerdings bleibt trotz all dieser Drohungen sehr gelassen. Zunächst ist er nur erstaunt über Newtons wahre Identität, was sich in Ellipsen ausdrückt (z.B.: "Der Begründer der Entsprechungslehre?", S. 62). Auch als Newton ihm seinen Auftrag schildert, bleibt Möbius gelassen: "Verstehe", "Selbstverständlich." Zwar versucht er später doch noch einmal, die Situation zu seinen Gunsten zu klären, jedoch scheint dieser Versuch ("Ich bin ein schwer nervenkranker Mensch, Kilton, nichts weiter", S. 64) nicht etwa in seiner Angst begründet zu sein. Möbius weiß insgeheim, dass er Newton doch überlegen ist. Er hat seine Manuskripte verbrannt und so würde ein Mord an ihm nichts bringen, da nur er das Wissen hat.
Als die beiden schließlich auf Möbius' Dissertation zu sprechen kommen, gesellt sich Einstein zu der Unterhaltung hinzu und erklärt, dass auch er die Arbeit gelesen hat. Es beginnt der zweite Abschnitt (S. 64, Z. 23 - S. 66, 2. Abs.). Auch Einstein gesteht, dass er - genau wie Newton - in Wirklichkeit auch Physiker sei, der Möbius für seinen Geheimdienst beschatten soll. Es kommt zu einem Eklat, als Newton plötzlich seinen Revolver zieht. Auch Einstein nimmt seine Pistole, jedoch erkennen beide, dass ein solcher Kampf unnötig und für keinen von Vorteil wäre. Sie setzen sich wieder und führen das begonnene Gespräch fort. Einstein schildert, dass auch er den Auftrag hat, Möbius zu entführen. Wie auch schon im ersten Abschnitt reagiert Möbius daraufhin seelenruhig. Dies erkennt man an seinen - sogar Einstein zustimmenden - elliptischen Antworten. Er benutzt sogar dieselben Worte wie im ersten Abschnitt ("Verstehe", "Selbstverständlich"). Diese Parallele zeigt, dass er noch immer sehr gelassen ist und verdeutlicht seine Ruhe. Zudem ahnt der Zuschauer schon, dass Möbius noch "ein As im Ärmel" hat, da seine Ruhe in einer solch angespannten Situation nur damit zu erklären ist. Alle drei setzen sich und führen einen Dialog über ihre Zukunftspläne. Damit endet die Szene.
Die Szene ist insofern von großer Bedeutung, da sie der Katastrophe zum Ende des Dramas direkt vorausgeht bzw. auch schon als ihr Anfang gesehen werden kann. Er stellt sich heraus, dass Frl. Dr. von Zahnd das Gespräch der Physiker hat abhören lassen. Das dadurch gesammelte Wissen gibt ihr nun endgültig die Möglichkeit, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Somit ist der Textabschnitt vor allem auf der äußeren Handlungsebene von Bedeutung. Doch auch auf der inneren spielt er eine Rolle: es wird wieder das Thema des Stückes, vor allem aber das des Psalm Salomos angesprochen. Einstein und Newton sind während ihres Aufenthalt an zu viel Wissen über Möbius gelangt, was sie später mit dem Tod bezahlen werden müssen - genau wie die neugierigen Weltraumfahrer im Psalm Salomos.
Der Zuschauer währenddessen ahnt noch nichts von einer solchen Katastrophe. Die Vorrausdeutung, dass Möbius doch noch einen Trick auf Lager haben könnte, ringt ihm Hoffnung auf ein gutes Ende.
Stufe 11
Deutsch
Übungstext Einstein und Newton decken ihre wahren Identitäten auf (S. 61-66)
Die Komödie "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt - uraufgeführt 1962 im Schauspielhaus Zürich und erstmal erschienen 1962 in der Diogenes Verlag AG - handelt von der Verantwortung der Wissenschaft für die Menschheit. Es wird die Frage gestellt, in wie weit Waffen wie die Atombombe erfunden werden dürfen. Diese bringen zwar die Wissenschaft voran, können jedoch den Untergang der Menschheit bedeuten.
Da Dürrenmatt das Drama zur Zeit des kalten Krieges schrieb, liegt die Vermutung nahe, dass er durch diesen beeinflusst war. Er sah die Gefahr eines dritten Weltkrieges und eventuelle Folgen dieses.
Die drei wichtigsten Rollen in dem Stück haben drei angeblich verwirrte Physiker inne: Ernst Heinrich Ernesti, der sich für Einstein hält, seine Kollege Herbert Georg Beutler alias Newton und Johann Wilhelm Möbius. Sie alle leben in dem Sanatorium "Les Cerisiers", in dessen Salon sich das Geschehen abspielt.
Außerdem von großer Bedeutung sind zudem die Anstaltsleiterin Frl. Dr. h.c. Dr. med. Mathilde von Zahnd und Kriminalinspektor Richard Voß. Dieser hat mehrere Morde in der Anstalt zu klären, die die drei Physiker an drei Schwestern begangen haben.
In der untersuchten Szene, der dritten Szene im zweiten Akt, findet nun ein Dialog zwischen Möbius, Newton und Einstein statt. Aufgrund der vorangegangen Morde wurden die Sicherheitsmaßnahmen in dem Sanatorium drastisch verschärft. Newton und Einstein sehen ein, dass sie ihren Plan aus der Anstalt zu fliehen nur noch mit der Hilfe des Möbius verwirklichen können. Also decken sie beide ihre wahre Identität auf und jeder weiht Möbius in das seinige Geheimnis ein.
Der Textausschnitt (S. 61, Absatz 9 - S. 66, Absatz 2) ist untergliedert ins zwei Abschnitte. Im ersten Abschnitt (S. 61, 9. Absatz - S. 64, Zeile 24) erklärt Newton Möbius, dass er nicht sein ganzes Leben in "Les Cerisiers" verbringen möchte. Wie grausam die Pfleger sind verdeutlicht er mit einer Ellipse: "Von riesiger Burschen." Zwar ist Newton für die Flucht auf Möbius' Hilfe angewiesen, doch hat er trotzdem mehr Macht, was man an den größeren Redeanteilen erkennt. Er wirkt sehr entschlossen und geht mit Möbius so keineswegs freundlich sondern eher befehlend um ("Bleiben Sie", S. 61 - "Ich habe mit ihnen zu reden, Möbius", S. 62). Newton geht sogar noch einen Schritt weiter und - dies zeigt seine Sprechweise - verhätschelt Möbius wie ein kleines Kind ("Mein wahrer Name laut Kilton, mein Junge.", S. 62). So will er ihn auch dazu bewegen doch noch vom Essen zu probieren und betont immer wieder wie vorzüglich es doch schmeckt ("Gehen wir mal zum Poulet à la broche über.", S. 62 - "...schmeckt aber wirklich großartig.", S. 63). Die Aussage Newtons "Lassen sie den Verrückten (gemeint ist Einstein) doch weitergeigen" ist als Drohung zu verstehen. Denn immer wenn Einstein geigte, geschah ein Mord. So kann dieser Satz Newtons als Vorrausdeutung auf eine weitere Katastrophe gesehen werden.
Als die beiden schließlich auf Möbius' Dissertation zu sprechen kommen, gesellt sich Einstein zu der Unterhaltung hinzu und erklärt, dass auch er die Arbeit gelesen hat. Es beginnt der zweite Abschnitt (S. 64, Z. 23 - S. 66, 2. Abs.). Auch Einstein gesteht, dass er - genau wie Newton - in Wirklichkeit auch Physiker sei, der Möbius für seinen Geheimdienst beschatten soll. Es kommt zu einem Eklat, als Newton plötzlich seinen Revolver zieht. Auch Einstein nimmt seine Pistole, jedoch erkennen beide, dass ein solcher Kampf unnötig und für keinen von Vorteil wäre. Sie setzen sich wieder und führen das begonnene Gespräch fort. Einstein schildert, dass auch er den Auftrag hat, Möbius zu entführen. Wie auch schon im ersten Abschnitt reagiert Möbius daraufhin seelenruhig. Dies erkennt man an seinen - sogar Einstein zustimmenden - elliptischen Antworten. Er benutzt sogar dieselben Worte wie im ersten Abschnitt ("Verstehe", "Selbstverständlich"). Diese Parallele zeigt, dass er noch immer sehr gelassen ist und verdeutlicht seine Ruhe. Zudem ahnt der Zuschauer schon, dass Möbius noch "ein As im Ärmel" hat, da seine Ruhe in einer solch angespannten Situation nur damit zu erklären ist. Alle drei setzen sich und führen einen Dialog über ihre Zukunftspläne. Damit endet die Szene.
Die Szene ist insofern von großer Bedeutung, da sie der Katastrophe zum Ende des Dramas direkt vorausgeht bzw. auch schon als ihr Anfang gesehen werden kann. Er stellt sich heraus, dass Frl. Dr. von Zahnd das Gespräch der Physiker hat abhören lassen. Das dadurch gesammelte Wissen gibt ihr nun endgültig die Möglichkeit, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Somit ist der Textabschnitt vor allem auf der äußeren Handlungsebene von Bedeutung. Doch auch auf der inneren spielt er eine Rolle: es wird wieder das Thema des Stückes, vor allem aber das des Psalm Salomos angesprochen. Einstein und Newton sind während ihres Aufenthalt an zu viel Wissen über Möbius gelangt, was sie später mit dem Tod bezahlen werden müssen - genau wie die neugierigen Weltraumfahrer im Psalm Salomos.
Der Zuschauer währenddessen ahnt noch nichts von einer solchen Katastrophe. Die Vorrausdeutung, dass Möbius doch noch einen Trick auf Lager haben könnte, ringt ihm Hoffnung auf ein gutes Ende.
Inhalt
Es wird eine Szene aus Dürrenmatts "Die Physiker" analysiert. In dieser Szene decken Einstein und Newton ihre wahren Identitäten auf. (957 Wörter)
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Szenenanalyse | Szene | Friedrich | Dürrenmett | Die Physiker | Identitäten | Newton | Einstein | Interpretation
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