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Essay: Die Jahrtausendwende

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Die Jahrtausendwende

Rationalität vs. Macht des Aberglaubens


Die Jahrtausendwende bezeichnet den Wechsel einer Zeitrechnung zu einem neuen Jahrtausend welchem der Volksglaube eine starke Symbolkraft beimisst. Die daraus resultierenden Hoffnungen und Ängste entladen sich häufig in Chaos- und Weltuntergangsbefürchtungen. Propheten verkünden das Ende des menschlichen Daseins durch das herannahende Strafgericht Gottes und die Medien propagieren andauernde Meldungen über Naturkatastrophen als Zeichen des baldigen Totalzusammenbruchs. Nichts bleibt wie es ist, glaubt man der allgemeinen Umbruchstimmung, wobei wenige positive Vorraussagen von sagenhaften Hiobsbotschaften überwogen werden.

Der gregorianische Kalender ist seit seiner Entstehung im 15.Jahrundert Grundlage unseres Zeitgefühls. Der 1. Januar, der bekanntlich der Wintersonnenwende und damit dem germanischen Julfest zeitlich sehr nahe ist, hat als Datum für den Jahresbeginn seinen Ursprung im römischen Kalender. Amtlich als solcher festgelegt wurde er unter der Regentschaft von Gajus Julius Caesar im Jahre 46 v. Chr. An diesem Tag wurden seit etwa 153 v. Chr. die hohen römischen Beamten in ihr Amt eingeführt. Zuvor erfolgte der Ämterwechsel in Rom jeweils am 1. März und mit ihm der Jahreswechsel. Der neue Julianische Kalender mit dem 1. Januar als Jahresanfang sah ein Sonnenjahr mit 365 Tagen, zwölf Monaten und siebentägigen Wochen und alle vier Jahre ein Schaltjahr mit 366 Tagen vor. Dieser setzte sich immer mehr auch in Mitteleuropa durch. Der Termin für den Jahresbeginn wechselte im Laufe der Geschichte jedoch mehrmals. Im Mittelalter wurde er zunächst an Weihnachten und später am Dreikönigstag (6. Januar) begangen. Erst unter Papst Innozenz XII. (* 1615, Papst ab 12. Juli 1691, † 27. September 1700) wurde er wieder auf den 1. Januar gelegt.

Dem Jahreswechsel (vom 31.Dezember auf dem 01.Januar) muss jedoch keinesfalls eine besondere Bedeutung beigemessen werden.
Nach dem jüdischen Kalender befinden wir uns gerade im Jahr 5765 und der Neujahrstag (7.Oktober) rückt mit großen Schritten heran. Diese Zeitrechnung begründet sich auf der Auslegung der Heiligen Schrift (AT, Buch Genesis), ist jedoch in der westlichen Welt kaum verbreitet und daher für die Menschen unbedeutend geworden.
In anderen Kalendern, wie dem altgermanischen, existiert nicht einmal ein Neujahrstag. Das Jahr war lediglich nach 12 Vollmonden unterteilt und ergänzt durch die 12 so genannten Raunächte oder Heiligen Nächte (25.Dezember-06.Januar), jedoch wurde am heutigen 01.Januar das Julfest zuehren der Wintersonnenwende gefeiert, an dem der Legende nach die Sonne still stand.

Allein durch die Existenz anderer Kalender müsste sich, rational betrachtet, die Angst vor einem Jahreswechsel oder der Jahrtausendwende in Luft auflösen.

Woher kommt also die Hysterie, die sogar Kunst und Alltag beeinflusst?

Der Mensch versucht von jeher sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, sich durch alltägliche Gepflogenheiten und genormte Abläufe in die Position zu bringen zu jeder Zeit selbst über sein Leben und Schicksal bestimmen zu können. Die Angst vor der Zukunft begründet sich daher durch die Panik vor Unbekanntem, aus dem Gefühl heraus, dass unter diesen neuen Umständen Situationen auftreten könnten, denen man hilflos unwissend ausgeliefert ist.

Die Verhaltensweisen, welche der Mensch entwickelt um sich vor der Ahnungslosigkeit zu schützen kann man unter dem Begriff Aberglaube zusammenfassen.
Aberglaube – das ist Irrationalität pur, und doch ist dieses Phänomen unheimlich weit verbreitet. Hilflosigkeit, Unwissenheit, Fehldeutungen, Verdrängung, Leichtgläubigkeit, Suche nach Halt, alle sind Ursachen, die zu abergläubischen Vorstellungen und Handlungen führen können. Einige davon beruhen auf alten Traditionen, wie zum Beispiel das Abfeuern von Raketen zu Sylvester. Bereits vor hunderten von Jahren machten die Germanen beim Julfest kräftig Lärm um böse Geister zu vertreiben, heute geben die Leute jedes Jahr viel Geld aus um mit Feuerwerkskörpern einen Brauch zu imitieren, von dem sie noch nicht einmal wissen. Andere, wie das Bleigießen erinnern an Wahrsagen, man will die Zukunft voraussagen, indem man versucht Formen und Symbole zu erkennen, welche über Kommendes Auskunft geben sollen. Ähnliche ältere Traditionen waren das Lesen von Teeblättern oder das Traumdeuten, erst in der Neuzeit entstand das etwas präzisere Tarotspiel.

Nun, beim Wechsel vom 20.- ins 21.Jahrhundert, entwickelten sich verschiedene Vorstellungen davon, was um Null Uhr passieren könnte. Manche Sekten propagierten wieder einmal den Weltuntergang oder die Landung von Außerirdischen, andere Leute glaubten das Bankwesen würde komplett vernichtet durch den Ausfall aller Computer und damit der Auflösung aller Kontodaten, es herrschte Panik. In Mitteleuropa war die Angst jedoch bei weitem nicht so ausgeprägt, wie in Amerika. Vor allem in den USA wurde soviel Hysterie durch die Medien hervorgerufen, dass die Bevölkerung sich für Monate mit Wasser, Lebensmitteln und anderen Dingen, wie Batterien und Notstromaggregaten eindeckte um die folgende Zeit des erwarteten Chaos überleben zu können.

Letztendlich war die einzige Folge der Jahrtausendwendenhysterie, dass Schlecker gigantische Mengen Sylvesterknaller verkauft hat und die Supermärkte in den USA Rekordeinnahmen verbuchen konnten, doch wen stört es, wenn die Amerikaner dem Aberglaubewahn verfallen, es ist ja nicht das einzige Verrückte, was sie veranstalten.
So bleibt mir nur zu sagen, dass ich den Millenniumwechsel ohne Schäden überstanden habe, und eigentlich war doch alles wie immer, nur etwas lauter.
Inhalt
Aufgabe war es, einen Essay zu verfassen, der Gefühle zur letzten Jahrtausendwende widerspiegelt. Ich habe versucht den Unsinn einer solchen Hysterie um den Jahreswechsel darzustellen, anhand von Kalendern, Geschichte und widerlegten Thesen. (803 Wörter)
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