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Faust. Was ist es, was die Welt im Innersten zusammenhält? Eine Interpretation

Alles zu Werke

Was ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält?


Die Weltansicht nach der Tragödie des Faust von Johann Wolfgang von Goethe
Interpretation

Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil, geschrieben von Johann Wolfgang von Goethe, ist ein sprachliches sowie philosophisches Meisterwerk und zählt verdientermaßen zur Weltliteratur. Nachdem sich der moderne Leser jedoch oft mühsam durch beide Teile durchgearbeitet hat, stellt sich die Frage, was denn nun letztendlich die Grundaussage dieser dramatischen Dichtung sei. Welche Aussage ist sozusagen der größte gemeinsame Nenner und umspannt das gesamte Werk? Was ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält?

DEUTUNGSHYPOTHESE
Das Lustpronzip ist, was die Welt im Innersten zusammenhält. Während der menschliche Verstand versucht, sich über diese niedrigen Beweggründe zu erheben, muss er sich letztendlich jedoch eingestehen, dass er zu schwach dazu ist. Es ist und bleibt, was es ist. Ein Kampf um Macht- und Lustgewinn.

KURZE INHALTSANGABE
Heinrich Faust, ein Gelehrter und hochgebildeter Doktor, dessen Jugend schon längst verflogen ist, fällt in eine schwere Depression, mit der suizidale Absichten einhergehen. Auslöser ist die Einsicht, dass er trotz intensivem Studium zahlreicher Wissenschaften und der Hinwendung zur schwarzen Magie noch immer nicht genug über die Welt weiß. Der Herr hat ihn schon länger unter wohlwollender Beobachtung und lässt sich bei einem Zusammentreffen mit dem Teufel auf eine Wette mit ihm ein. Mephistopheles ist überzeugt, Faust leicht vom rechten Weg abbringen zu können. Der Herr ist anderer Meinung. Seiner Ansicht nach ist das ein unmögliches Unterfangen, denn ein tüchtiger Mensch irrt oft in seinen Bemühungen und findet am Ende doch immer den rechten Weg.
Mephistopheles gelingt es, Faust zu einem Pakt mit dem Teufel zu überreden. Sollte es dem Teufel als Fausts Diener im Diesseits gelingen, ihn vollkommen in seinem Wissensdrang zu befriedigen, so wolle ihm Faust ein Diener im Jenseits sein. Daraufhin zeigt Mephistopheles ihm die unverblümte Wahrheit seiner Welt. Um ihn die Lust des unbesorgten, leichten Lebens zu lehren bringt er Faust in eine Wirtsstube. Als nächstes wird Faust in eine Hexenküche gebracht und dort durch einen Zaubertrank um 30 Jahre verjüngt. Damit ermöglicht Mephistopheles dem alten Faust, die intensiven Lustgefühle der Jugend nochmals zu erleben. Der Doktor verliebt sich sogleich in das junge, kindliche Gretchen. Er fühlt sich von ihrer Tugendhaftigkeit und Unverdorbenheit angezogen und fordert von Mephistopheles, er möge sie ihm sofort verschaffen. Das unerfahrene Gretchen wiederum fühlt sich von dem Kästchen mit teurem Geschmeide, das ihr Mephistopheles heimlich in ihr Zimmer legt, angezogen und wartet gespannt darauf, dass sich ihr Gönner zeigt. Es entwickelt sich eine für Gretchen im ersten Moment romantische Liebesbeziehung mit Faust, die jedoch aufgrund ihrer Vertrauensseligkeit mit dem Tod ihrer drei liebsten Menschen endet, der Mutter, des Bruders und ihres neugeborenen Kindes. Davon ahnt Faust jedoch nichts, denn er wird zum Zweck der Ablenkung in die Walpurgisnacht entführt, in der er wahre Erregung erleben soll. Als Faust erfährt, dass Gretchen zum Tode verurteilt wurde, fordert er von Mephistopheles, sie zu befreien. Margarethe jedoch möchte die Strafe für ihre Taten ertragen, wendet sich ihrem Glauben zu und wird dadurch errettet.
Der von Schuld geplagte Faust wird daraufhin von Elfen im Fluss des Vergessens gebadet. Es folgt ein vom Luftgeist Ariel angekündigter Sturm der Zeiten, der Faust im weiteren Verlauf in die mittelalterliche Pfalz sowie ins antike Griechenland führen wird. Er lernt die Macht des Reichtums kennen, erfreut sich an der Macht der Verkleidung, bei der er mal in Götter-, mal in Fürstenrollen schlüpft, und verliebt sich wieder unsterblich, dieses Mal in die mythologische Gestalt der Helena, der Göttin der Schönheit, welche ihn Mephistopheles durch einen Betrug verschafft. Doch Faust verliert auch diese Frau wieder. Gemeinsam mit Mephistopheles und Faust reist auch der Homunkulus, ein vom Famulus Wagner erschaffener künstlicher Mensch, ins antike Griechenland. Sein Ziel ist es, ein echter Mensch zu werden, was ihm jedoch misslingt. Als gebrochener Hunderjähriger, der von Mephistopheles zu einem Landesfürsten gemacht wurde, will Faust nur noch eines: Er möchte Land gewinnen, auf dem sich Menschen als freies Volk ansiedeln sollen. Da er weiß, dass er schon zu alt ist, um die Besiedelung zu erleben, genießt er seinen Traum als eine Art Vorfreude und spricht die Worte, die ihn für immer an die Hölle binden sollten. Nach seinem Tod wird seine Seele von den himmlischen Heerscharen in den Himmel geführt, weil jeder, der sich stets bemüht Erlösung finden kann.

FORMALE ANALYSE:
Während Goethe im ersten Teil der dramatischen Dichtung oftmals Interjektionen1 gebraucht, sind sie im zweiten Teil nur noch spärlich zu finden. Durch die Textgestaltung in Versen werden manche Handlungen vorweggenommen2, während andere erst später für den Leser offensichtlich werden3. Außerdem verwendet Goethe oft Substantive als Adjektiv und umgekehrt4, er verbindet auch Adjektiv mit Substantiv5, was der Verständlichkeit des Textes jedoch keinen Abbruch tut. Eher durch die oftmalige Verwendung von Fremdworten6 sowie die Namen diverser mythologischer Gestalten7 wird der Lesefluss unterbrochen. Der Erzähler spricht ausschließlich in der Ich-Form, was sich klarerweise durch das personale Erzählverhalten ergibt. Er berichtet durchgehend aus der Innensicht der Figuren8, beschreibt aber durch die Augen anderer Gestalten auch immer die Außensicht der vielfältig vorkommenden Landschaften9. Die Sprache ist dabei außergewöhnlich bilderreich, klangvoll, blumig, vieldeutig, oftmals mit bewegungsreichen Verben und veranschaulichenden Adjektiven geschmückt.
Neben der schnellen Abfolge von Monologen unzähliger Figuren, die aus christlichem Gedankengut genauso wie aus der antiken Mythologie entlehnt wurden, darf der Leser seine Aufmerksamkeit auch nicht durch die vielen Zeitsprünge und Ortswechsel verlieren.

INTERPRETATION:
Hauptmotiv ist der Ewig Suchende. Er glaubt, alle Einsichten durch das Studium der Wissenschaften zu gewinnen und scheitert kläglich daran10. Da kommt der Teufel ins Spiel und zeigt dem Gelehrten, der sich sein ganzes Leben lang darauf verlassen hat, dass alles Weltliche durch Wissen erklärbar wird, die wahre Welt, wie er sie sieht11. Er zeigt ihm die Gefühle von Lust und Macht12. Eine Nebenhandlung ist der künstlich geschaffene Mensch, dem es nicht gelingt, ein echter Mensch zu werden. Der Mensch, wie er sich selbst vorstellt, zu sein, nämlich vollkommen gut und frei von jeglicher Schuld13, ist demnach für Goethe kein wahrer Mensch14. Vielmehr ist der Mensch schuldbelastet und lasterhaft15, aber erst das macht ihn zum wahren Menschen16. Wenn der Mensch sich Zeit seines Lebens bemüht, ein gutes Leben zu führen, dann war dieses Leben auch ein gutes und der Mensch darf sich frei fühlen, alles richtig gemacht zu haben.17 Denn der Teufel, der nach katholischem Glauben alle Attribute des Bösen erfüllt, ist allgegenwärtig. Seine göttlichen Eigenschaften kann der Mensch nur in sich selbst finden. Für Goethe existiert kein Gut und kein Böse getrennt voneinander. Weil die Polarität von Gut und Böse Hand in Hand geht, treffen gleich zu Anfang, im Prolog im Himmel, der Teufel und der Herr aufeinander.
"Du wirst werden wie Gott - du wirst Gut und Böse erkennen." schreibt Mephistopheles einem Schüler ins Stammbuch. Das Bibelzitat der Schlange, die Eva zum Biss vom Apfel verführt.

Während der erste Teil der Tragödie nach einiger Zeit des Einlesens relativ verständlich ist, verwirrt der zweite Teil oftmals durch zu viele Zeitsprünge, Personen- und Ortswechsel.
All jene, die geneigt sind, sich mit dem Text intensiver auseinanderzusetzen, bietet er eine großartige Fülle an Wissen und Weisheit.

(Fußnoten siehe Dokument)
Inhalt
Interpretation über die Kernaussage des gesamten Werkes "Faust" von Johann Wolfgang von Goethe. (1270 Wörter)
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