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Interpretation "Vorspiel auf dem Theater"

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Vorspiel auf dem Theater


Interpretation

Das "Vorspiel auf dem Theater" ist die zweite Einleitung des Werkes "Faust, der Tragödie erster Teil" von Johann Wolfgang Goethe, die, wie auch die "Zueignung", noch nicht direkt zur Handlung gehört. Drei Personen, und zwar der Direktor, der Dichter und der Schauspieler, der als "lustige Person" bezeichnet wird, erklären die für sie wichtigsten Voraussetzungen an ein gutes Theaterstück. Während der Direktor vor allem geschäftliche Interessen verfolgt, liegt dem Schauspieler in erster Linie daran, vom Publikum geliebt zu werden. Der Dichter hingegen hat den Wunsch, ein vollkommenes Kunstwerk schaffen, das die Zeit überdauert.

Kurze Inhaltsangabe

Der Direktor spricht über die Menge, die sich an seine "Bude drängt" und "für das Stück gerne zahlen soll und sich dabei fast die Hälse bricht". Sein Wunsch ist es, dem Publikum ein Stück zu präsentieren, in welchem sie genug zu sehen bekommen. Aus diesem Grund möchte er darin so viel Inhalt wie möglich untergebracht wissen, denn je mehr Inhalt desto mehr Leute spricht das Stück an. Ihm ist es nicht wichtig, ein tiefsinniges oder künstlerisch anspruchsvolles Stück auf die Bühne zu bringen. Er geht davon aus, dass die Leute das Theater nur zur Zerstreuung und Kurzweile aufsuchen. Seiner Ansicht nach bestehe das Publikum aus dummen, oberflächlichen Gaffern, die sich nichts außer Spaß erwarten und keinen Sinn für tiefgründige Belehrung haben. Sie sind niemals zufrieden gestellt. Deshalb erscheint es ihm als Zeitverschwendung, danach zu streben, ein vollkommenes Meisterwerk zu schreiben.
Der Dichter hingegen möchte etwas für die Nachwelt schaffen. Ein Kunstwerk, das seine Zeit überdauert. Er spricht über den langwierigen Entstehungsprozess eines vollkommenen Werkes. Mit dem Theater will er nichts zu tun haben. Lieber möchte er sich alleine mit seinem Werk auseinandersetzen. Für ihn werden auf dem Theater zu viele Stücke aufgeführt, die er als "Pfuscherei" bezeichnet, weil sie nur auf die Erwartungen des Publikums zugeschnitten werden würden. Für ihn ist der Dichter das Genie, durch den ein Stück erst zu einem Meisterwerk wird. Ihm liegt nur am Schöpfungsprozess und nicht am Erfolg.
Der Wunsch der lustigen Person ist es, im Hier und Jetzt vom Publikum geliebt zu werden. Ihm liegt daran, das Publikum zu unterhalten. Große Gefühle im Stück sind ihm genauso wichtig wie die richtige Portion Humor.

Interpretationshypothese

Der Direktor ist die treibende Kraft führt die Konversation. Der alternde Dichter fühlt sich vom Direktor missverstanden und kann nur den Aussagen des jungen Schauspielers zustimmen. Der Schauspieler, der auch der jüngste der Gesprächspartner ist, zeigt sich in der Konversation als flexibler als die beiden anderen, die ihrerseits eine nicht mehr zu verändernde Anschauung vertreten.

Formale Analyse:

Während bei den Aussagen des Direktors bevorzugt Konkreta benutzt werden (Pfosten, Bretter, Brot, Bude, Billet, Hälse,...), legt Goethe dem Dichter und der lustigen Person vorwiegend Abstrakta in den Mund (Geist, Augenblick, Nachwelt, Mitwelt, Gegenwart, Laune,...).
Die Schlüsselwörter sind sehen/besehen/Schauspiel/schauen (Direktor), Welt/Nachwelt/Mitwelt (alle drei), Dichter/Poet/Poesie (Dichter), Menge/Masse (Direktor), leben/beleben (alle drei), Menschen/Leute (Direktor, lustige Person).
Unter den unzähligen rhetorischen Mitteln befindet sich die Interjektion "Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen [...]"; die Hyperbel "[...] wie in Hungersnot um Brot an Bäckertüren,um ein Billet sich fast die Hälse bricht."; das Wortspiel "Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!"; die Hyperbel und gleichzeitig rhetorische Frage "Wer sichert den Olymp? vereinet Götter?"; die Allegorie "Und treibt die dichterischen Geschäftewie man ein Liebesabenteuer treibt."; die Antithesen "Ich hatte nichts und doch genug:Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug."; das Trikolon, das gleichzeitig ein Paradoxon darstellt: "Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.".

Interpretation:

Das Hauptmotiv ist der Interessenkonflikt zwischen dem Direktor, dem Schauspieler und dem Dichter. Vor allem der Dichter fühlt sich in die Defensive gedrängt und versucht schmollend, dem Direktor Vorwürfe zu machen, was ihm jedoch misslingt.

Dichter: "Wie wenig das dem echten Künstler zieme!Der saubern Herren Pfuschereiist, merk ich, schon bei Euch Maxime."
Direktor: "Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt [...]"
Der Schauspieler ist der Jüngste der drei Figuren. Er steht für den Idealismus der Jugend. Der Dichter wünscht sich, die lustige Person solle durch dessen Schauspielkunst seine eigene Jugend zurückbringen. Demnach kann der Dichter der lustigen Person mehr abgewinnen als dem Direktor. Er beneidet ihn um seine Jugend und kann seine Ansichten nachvollziehen.

Dichter: "Gib ungebändigt jene Triebe,das tiefe, schmerzenvolle Glück,des Hasses Kraft, die Macht der Liebe. Gib meine Jugend mir zurück!"

Die lustige Person verhält sich beiden gegenüber neutral und flexibel und erweist ihnen Respekt vor ihrem Alter.
lustige Person: "Mit Mut und Anmut einzugreifen,nach einem selbstgesteckten Zielmit holdem Irren hinzuschweifen,das, alte Herrn, ist eure Pflicht,und wir verehren euch darum nicht minder."

Die Ansichten des Direktors hingegen lehnt der Dichter strikt ab.
Dichter: "Geh hin und such dir einen andern Knecht!Der Dichter sollte wohl das höchste Recht,das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt,um deinetwillen freventlich verscherzen!"

Der Direktor stellt sich im Laufe des Textes als derjenige heraus, der beide, nämlich Dichter und Schauspieler, fest im Griff hat und delegiert. Er beginnt die Konversation und beendet sie auch. Zuvor folgen noch seine weiteren Anweisungen.

"Der Worte sind genug gewechselt,Laßt mich auch endlich Taten sehn!Indes ihr Komplimente drechseltkann etwas Nützliches geschehn.[...]"
"Drum schonet mir an diesem TagProspekte nicht und nicht Maschinen.Gebraucht das groß, und kleine Himmelslicht,die Sterne dürfet ihr verschwenden [...]"
"Und wandelt mit bedächt'ger Schnellevom Himmel durch die Welt zur Hölle."

Goethes Aussageabsicht ist meines Erachtens, darauf aufmerksam zu machen, wie schwer es ist, mit einem Theaterstück allen Beteiligten gerecht zu werden.
Inhalt
Eine umfassende Interpretation des "Vorspiel auf dem Theater" aus dem Werk "Faust, der Tragödie erster Teil" von Johann Wolfgang von Goethe mit kurzer Inhaltsangabe, Interpretationshypothese, formaler Analyse und Interpretation. (998 Wörter)
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