Hürlimann, Thomas - Der Filialleiter : Interpretation der Kurzgeschichte
In der Kurzgeschichte "Der Filialleiter" von Thomas Hürlimann, 1992 erschienen, geht es um einen Filialleiter, der über das Fernsehen über seine Ehefrau erfährt , dass sie keine Gefühle mehr für ihn hat. Anders wie erwartet, regt sich der Filialleiter nur über seinen nun geschadeten Ruf auf, und das Ehepaar kommuniziert und reagiert nicht. Womöglich wollte der Autor mit dieser Kurzgeschichte zeigen, dass durch die Werte des routinierten Alltags und der Arbeit, die Werte der Kommunikation in einer Beziehung sinken und verloren gehen können.
Der Filialleiter Willy P. eines Supermarkts sitzt wie jeden Abend, mit seiner Frau Maria-Lisa vor dem Fernseher und sieht dort, wie sie vor allen offenbart, dass Willys sie anekle und sie nichts mehr für ihn empfinde. Anfangs ist er geschockt und hält ihren Arm fest. Jedoch bezieht sich sein Schock dann darauf, dass gerade der Ruf seines Supermarktes zerstört wird. Danach reagiert keiner darauf und der Alltag geht routiniert weiter.
Der Autor stellt die Geschichte auf zwei Ebenen: Es gibt einmal die Fernsehwirklichkeit, was eigentlich die echte Wirklichkeit ist, da dort die Wahrheit offenbart wird (der Hass auf Willy von Maria-Lisa) und die Beziehung des Ehepaars klarstellt. In der Wohnzimmerrealität, erfährt man eigentlich nichts über das Paar, da es keine wirkliche Kommunikation gibt. Trotzdem dominiert die Wohnzimmerrealität mit ihrer Routine und ihrem Alltag, und steht im Vordergrund.
Die Geschichte fängt mit einem konkreten Blickwinkel von dem Filialleiter an, einem personalen Erzählverhalten und lässt uns so sozusagen seinen Schock und seine Gedanken mitfühlen (z.B. Z. 23 "Und das in Großaufnahme!"). Ebenfalls wird dadurch der Kontrast der zwei Wirklichkeiten, dass das Paar nicht kommuniziert, verstärkt. Maria-Lisa ist, im Gegensatz zu ihm, über die ganze Geschichte neutral. Durch ihre Offenbarung des Hasses auf Willy, wird die Distanz zwischen den zweien und das emotionale Defizit von Willy verdeutlicht. Der Schock von Willy wird durch ein Übertreibung (Z.2 "[..], erschrak er zu Tode.") dargestellt und lässt den Schock so mehr wirken. Im Weiteren wird auch der Kontrast der zwei Wirklichkeiten durch Farben klargestellt: Mit Rot in der Wohnzimmerrealität (Z. 13 " [..] und beide hatten ihre Füße in rote Plastikeimerchen gestellt.") und Blau in der Fernsehwelt (Z.4 "Im schicken Blauen saß [die Frau] in einer größeren Runde.. "). Das Blau steht also in der echten Welt, für die Nicht-Liebe. Das Rot steht normal für die Liebe in der Beziehung, aber das Rot ist ja in der Wohzimmerrealität und diese ist nicht echt. So werden noch einmal die Bedeutungen der zwei Wirklichkeiten betont. Auch die Umgebung der Wohnzimmerrealität wird durch viele Bilder (Z. 31 f " Jedes Ding war an seinem Platz. In der Ecke stand der Gummibaum, an der Wand tickte die Kuckucksuhr.") beschrieben und hinterlässt so einen eher kleinbürgerlichen, spießerigen Eindruck dieser Ebene. Was auch auffällt ist, dass in der Wohnzimmerrealität Maria-Lisa von Willy nur als die Frau gesehen wird (Z. 32 "[..] und neben ihm saß die Frau, mit der er verheiratet war." ) und nur in der Fernsehwelt Maria-Lisa genannt wird. Das zeigt auch nochmal die Distanzierung der zwei Personen und den Kontrast der zwei Ebenen, Wohnzimmerrealität und Fernsehwirklichkeit. Ab Z. 46 ( "Maria-Lisa reichte ihm das Frottetuch, aber der Filialleiter stieg noch nicht aus dem Eimer.") verändert sich das Erzählverhalten von einem personalen zu einem neutralen. D.h. beide Personen sind nun neutral. Ab hier wird beschrieben, wie das Ehepaar einfach mit dem Alltag weitermacht und dieses emotionale Defizit im Raum stehen lässt. Dies sorgt anfangs, etwas für Verwirrung, da man es nicht erwartet. Es wird die Bedeutung der Wohnzimmerrealität erdeutlicht, dass es keine Kommunikation gibt, sondern nur Distanz, Routine, und Alltag. In Z.51 ist eine Metapher vorhanden ( "[..] ein totes Paar Füße, im Supermarkt plattgelatscht.") , die dafür steht, dass das Ehepaar sozusagen eine tote Beziehung ist, es gibt keine Gefühle und Werte mehr.
Ich finde diese Kurzgeschichte sehr interessant und den Kontrast der zwei Ebenen sowie die Distanzierung des Ehepaars gut dargestellt. Allgemein, finde ich, kann man dieses Thema heute noch zuordnen, da es heute auch noch Eheprobleme gibt, wo durch die Arbeit und den Alltag, die Werte sich verlieren. Womöglich wollte der Autor seine Eindrücke über die Folgen des routinierten Alltag und der Arbeit auf eine Beziehung, durch diese Kurzgeschichte kritisieren. Darüber hinaus ist diese Kurzgeschichte eine klassische Kurzgeschichte. Sie hat einen offenen Anfang und Ende, kritisiert eine alltäglich Begebenheit, hat zwei Ebenen, wenige Personen, und der Inhalt ist recht komprimiert.
Der Filialleiter Willy P. eines Supermarkts sitzt wie jeden Abend, mit seiner Frau Maria-Lisa vor dem Fernseher und sieht dort, wie sie vor allen offenbart, dass Willys sie anekle und sie nichts mehr für ihn empfinde. Anfangs ist er geschockt und hält ihren Arm fest. Jedoch bezieht sich sein Schock dann darauf, dass gerade der Ruf seines Supermarktes zerstört wird. Danach reagiert keiner darauf und der Alltag geht routiniert weiter.
Der Autor stellt die Geschichte auf zwei Ebenen: Es gibt einmal die Fernsehwirklichkeit, was eigentlich die echte Wirklichkeit ist, da dort die Wahrheit offenbart wird (der Hass auf Willy von Maria-Lisa) und die Beziehung des Ehepaars klarstellt. In der Wohnzimmerrealität, erfährt man eigentlich nichts über das Paar, da es keine wirkliche Kommunikation gibt. Trotzdem dominiert die Wohnzimmerrealität mit ihrer Routine und ihrem Alltag, und steht im Vordergrund.
Inhalt
Schriftliche Interpretation der Kurzgeschichte "Der Filialleiter", von Thomas Hürlimann, 1992 erschienen. Unterteilt in Einleitung mit Interpretationshypothese, Analyse und Schlussteil. (753 Wörter)
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Es handelt sich hier um einen fremden, nutzergenerierten Inhalt für den keine Haftung übernommen wird.
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