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Heym, Georg - Der Gott der Stadt: Gedichtinterpretation

Alles zu Werke

Gliederung: Der Gott der Stadt - Georg Heym


1. Expressionismus - Die Epoche der Angst vor Krieg, Apokalypse und Ich-Dissoziation
2. Interpretation und Analyse des Gedichts "Der Gott der Stadt" von Georg Heym, veröffentlicht im Jahre 1910: Verfall der Natur und Leben in der Stadt durch die Zerstörung eines Dämons
2.1. Inhaltliche Erfassung des Gedichts
2.1.1. Charakterisierung eines mächtigen und angsteinflößenden Gottes
2.1.2. Darstellung der überfüllten Stadt
2.1.3 Wechselspiel der Natur mit dem Gott Baal
2.1.4. Machtdemonstration Baals durch Zerstörung der Stadt
2.2. Analyse der Form
2.2.1. Traditionelle und regelmäßige Form - expressionistischer Inhalt
2.2.2. Regelmäßiger Kreuzreim
2.2.3. Männliche Kadenzen als Mittel für eine angespannte Stimmung
2.2.4. Blankvers zur Darstellung der Dramatik im Gedicht
2.2.5. Enjambement zur Steigerung der Stimmung
2.3. Analyse der Sprache
2.3.1. Metapher für die bildliche Darstellung der Situation
2.3.3. Vergleiche zur Veranschaulichung des Geschehens
2.3.4. Personifikation der Stadt
2.3.5. Periphrase und Pleonasmus als Mittel zur Darstellung einer Situation
2.3.6. Natur-Wortfeld
3. Vergleich zum heutigen Zeitalter

Der Gott der Stadt:
Die Anfänge des 20. Jahrhunderts war sowohl politisch als auch wirtschaftlich eine schwierige Zeit. Man befürchtete bereits Jahre einen Krieg mit einem großen zerstörerischen Ausmaß durch die Aufrüstungen. Die Bevölkerung kämpfte mit der Angst vor Verlust - Verlust der eigenen Identität, Arbeitsplätze und einer geordneten strukturierten Gesellschaft. Durch die Urbanisierung, ausgelöst durch die fortschreitende, sich rasant entwickelnde Industrie, verengte sich die Stadt immer mehr, so dass der Mensch sich davor fürchtete, als Individuum anerkannt zu werden. Diese Ängste spiegelten sich auch in der Literatur wieder. Expressionisten, wie der jung verstorbene Georg Heym, drückten ihre eigene Innenwelt aus. Heym gelang es mit Gedichten wie "Die Stadt", oder "der Krieg", alltägliches neu ins Blickfeld zu rücken, aber auch das Bekannte zu dämonisieren. So thematisierte Georg Heym in seinem Gedicht "Der Gott der Stadt" die zerstörerischen Ausmaße der Industrialisierung, die sowohl das Leben doch auch die Natur langsam zerstört.
Zum gedanklichen Aufbau kann man anmerken, dass das Gedicht aufsteigend aufgebaut ist. Die erste Strophe des Gedichts beschreibt, wie ein lyrisches Subjekt, zunächst noch ohne Namen, "auf einem Häuserblocke" (Z.1) sitzt und mit einem wütenden Blick(Z.3) die große Stadt bis ins weite Ferne betrachtet. Der Titel des Gedichts suggeriert jedoch schon, dass es sich um einen Gott handelt. Die dunkle Stimmung wird bereits in der ersten Strophe erzeugt, da schwarze Winde aufkommen und ein schwarzer Wind um sein Gesicht weht. Der Schwarze Wind könnte für das dunkle Abgas aus den Schlöten der Industrie stehen. Die zweite Strophe demonstriert die Fülle und Enge der Großstadt. "Die großen Städte knien" (Z.6) um Baal her und die "Kirchenglocken ungeheure Zahl" stellt die unüberschaubare Dimension der Stadt dar. Doch auch die Macht des Gottes wird auch bewusst, da die Städte ehrfürchtig um ihn knien. Auch wenn eine Vielzahl von Kirchen vorhanden ist, lässt sich an den Rückzügen auf den "Baal" und "Korybanten" in der folgenden Strophe schließen, dass die Menschen im Allgemeinen an das Übersinnliche und Richterliche glauben, nicht unbedingt nur an einem Gott. Die Musik dröhnt in den Städten "wie Korybanten-Tanz" (Z.9). Mit diesem Vergleich zeigt sich die Situation der Menschen als eine Unerträgliche. Sie leben in Unerfülltheit und achten nicht unbedingt auf andere, leben wild und ausschweifend, ihr Leben ist dumpf. "[D]ie Wolken der Fabrik" (Z.11), die sehr stark aus den Schlöten der Fabriken strömen deutet bereits auf die voranschreitende Industrialisierung an. Die vierte Strophe zeigt dem Leser, wie mehr und mehr die Wut des Baals steigt. Die Natur spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Die Abenddämmerung verläuft langsam und wird in "Nacht betäubt" (Z.14). Gleichzeitig verändert sich das Wetter, welches von Baal selbst gelenkt wird. Mit dem aufkommenden Sturm, bringt der Gott seine Wut vor den Menschen an die Oberfläche. Sein "Haupthaar" (Z.16) stellt sich auf. In der letzten Strophe greift der zornige Gott Baal ein, der die Progression der Industrialisierung nicht mehr beobachten kann. Seine Übersinnlichkeit wird nun durch seine "Fleischerfaust" (Z. 17) dargestellt. Er ist in der Lage, die Stadt anzuzünden ("ein Meer von Feuer jagt/Durch eine Straße" (Z.18-19) und sie komplett zu zerstören. Jedoch kann man in diesem Fall nicht von einer Apokalypse ausgehen, da bereits nach dem Abrennen der Stadt der nächste Morgen anbricht. Darauf lässt sich schließen, dass entweder Baal den Menschen eine zweite Möglichkeit gibt, oder, dass die Natur und Umwelt ohne den Menschen eine bessere Zukunft hat. Der Autor lässt diese Frage jedoch offen.
Georg Heym greift bei diesem Gedicht auf eine traditionelle Form zurück, jedoch mit einer expressionistischen Thematik, die auf die Überfüllung und Industrialisierung der Stadt anspielt. Mit 5 Strophen und jeweils 4 Versen verläuft das Gedicht förmlich betrachtet regelmäßig. Mit dem beständigen Kreuzreim, verstärkt Heym dadurch die Monotonie der Form. Diese Monotonie kann man auch auf das Leben der Menschen in der Stadt übertragen, deren Lebensstil für das lyrische Subjekt belanglos wirkt. Mit Hilfe von männlichen Kadenzen, die eine stumpfe Eigenschaft haben, kreierte Heym eine dunkle, mystische aber auch zerstörerische Stimmung im Gedicht. Bei der Metrik handelt sich um einen durchgängigen Blankvers. Blankverse sind fünfhebige Jamben, die oft in Dramen wie "Nathan der Weise" von G.E. Lessing oder "Iphigenie auf Tauris" von J.W.v. Goethe auffindbar sind. Normalerweise sind Blankverse in Gedichten nicht häufig. Möglicherweise verwendete Heym diese Metrik um die Dramatik im Geschehen deutlicher darzustellen. Zudem sind Enjambements jeweils im vorletzten und letzten Vers jeder Strophe aufzufinden. Durch den Einsatz von Enjambement gelingt es Heym die Monotonie im Versmaß zu durchbrechen und damit auch automatisch Spannung schafft. Die vorhandene regelmäßige Form im Gedicht ist sowohl auf das Leben in der Stadt, als auch auf das Innenleben der Menschen zur Zeit der Industrialisierung übertragbar. Allerdings stellt die langweilige Form auch eine Kontroverse zum Inhalt her, da die Form strikt und geregelt ist, während der Inhalt im Text spannend ist.
Im Gedicht "Der Gott der Stadt" liegen viele sprachliche Mittel vor. Besonders auffällig sind die Metaphern, die die Geschehnisse bildlich darstellen. Im Verlauf des Gedichts beschreibt Heym die Umgebung und Atmosphäre mit Hilfe von Metaphern. Beispielsweise wogt ein " aus schwarzer Türme Meer" (Z.9) zum Baal hinauf. Diese bildliche Darstellung zeigt die Menge an Kirchtürmen, die in der Stadt vorhanden sind. Ein weiteres Beispiel, welches in der letzten Strophe vorhanden ist stellt die Zerstörung der Stadt mit einem Metapher dar: "Ein Meer von Feuer" (Z.18) zerstört die Stadt. Auffallend ist auch, dass es sich hierbei gleichzeitig um eine Antithese handelt, da das Meer oft mit Wasser, Wohlbefinden und Harmonie konnotiert ist, was in diesem Fall das Gegenteil ist. Die Handlung im Gedicht wird auch mit Vergleiche dargestellt. "Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik/Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut" (Z.11-12) zeigt die Luftpollution in der Stadt auf. "Die Stürme flattern, die wie Geier schauen" (Z.15) demonstriert die Stärke der Natur, da man den Tod auch des Öfteren mit Geier in Verbindung bringt. Diese Vergleiche geben einen deutlicheren Einblick auf die zerstörerische Stimmung im Gedicht. Die Stadt spielt im Gedicht eine besonders große Rolle. Diese wird im Gedicht häufig personifiziert und erhält so menschliche Attribute. SO "knien" (Z.6) die großen Städte um Baal umher oder die "letzten Häuser" (Z.4) verirren sich in dem Horizont. Durch diese Personifikation der Stadt konnte Heym auf die Menschen anspielen, die gleichzeitig den Zorn Baals erwecken, durch ihre rücksichtslose Lebensweise. Im Gedicht ist kein einziges Mal der Mensch dargestellt, jedoch nur die gewaltige Masse der Stadt, die aber wiederum von Menschen erschaffen worden sind und nun keine Grenzen mehr aufweisen können. Doch auch gewisse Situationen werden im Gedicht mit Hilfe der Periphrase umschrieben. Beispielsweise "Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt." (Z.14) Welches die Abenddämmerung darstellt. Gleichzeitig handelt es sich hierbei auch noch um einen Pleonasmus im "dunklen Abend" und "Nacht". Heyms Intention, dass der Mensch mit seiner expandierenden Wirtschaft gleichzeitig sich der Natur trotzt, spiegelt sich im Wortfeld der Natur wieder aus. Hierbei spielt das Wetter eine besondere Rolle, da sie auch wie Baal eine zerstörerische Funktion hat. Der Mensch versucht immer mehr an Macht zu erlangen und sich zu verbreiten, doch egal wie weit es der Mensch schafft, die Naturgewalten wird der Mensch niemals beherrschen können.
Heutzutage stellt auch die große Überpopulation und das rasante Wachstum der Städte ein Problem für die Weltpolitik dar. In China beispielsweise wachsen Jahr für Jahr die Städte, da die Wanderarbeiter die Städte besiedeln, da dort für die armen Familien eine höhere Perspektive darstellt als auf dem Land. Dasselbe Problem war auch zur Zeiten der Industrialisierung. Die Urbanisierung führte schnell zu einer Überbevölkerung in den Städten. Gleichzeitig stieg die Angst der Menschen auch. Sie kämpften mit der Ich-Dissoziation, den Verlust seiner eigenen Identität, als auch mit dem bevorstehenden Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt, wo die Auswahl zu groß ist. Sich hervorzuheben aus einer Masse ist für die Menschen eine große Herausforderung. Doch auch die rasant entwickelnde Technik heutzutage stellt die Menschen vor ein weiteres Problem dar: Die Umweltbelastung in den Großstädten, vor allem in "Megacitys", gefährdet die Gesundheit der Menschen. Beispielsweise wird Beijing derzeit von einer Smog-Hülle umhüllt, die die Menschen daran hindert aus dem Haus zu gehen. Diese Art von Verschmutzung kann auch gleichzeitig als ein richterliches Urteil für den Menschen darstellen, da die Rate der an Umweltschmutz Sterbenden immer mehr steigt.
Wir Menschen haben die Möglichkeit uns zu entwickeln und das in einem rasanten Ausmaß. Jedoch müssen wir Selbstachtung bewahren. Das heißt, dass der Mensch nur sich selbst gefährden kann.
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Interpretation und Analyse des Gedichts "Der Gott der Stadt" von Georg Heym. (1648 Wörter)
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