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Nietzsche - Zur Genealogie der Moral

Frage: Nietzsche - Zur Genealogie der Moral
(2 Antworten)

 
hab hier eine Textstelle, die sich mit dem Ursprung des "schlechten Gewissens" beschäftigt...
1)Rekonstruktion der Argumentationsstruktur (inhaltl.
Zusammenfassung)
2)Einbettung in die Gesamttheorie von Nietsche (Natur-Kultur bla...)
3)Eigene Meinung

mir gehts um 2) ich weiß nich wirklich wie ich an die Aufgabe ran gehen soll... hat wer ne idee?
GAST stellte diese Frage am 11.03.2006 - 15:22

 
Antwort von GAST | 11.03.2006 - 15:32
weil
dir keiner antwortet mach ich das jetzt aml aber sorry kann dich nur auf die normalen verzeichnisse schicken wie wikipedia oder google hab nämlich O anhnung

 
Antwort von GAST | 11.03.2006 - 15:44
hab meinen Text grad im Netz gefunden:
http://www.mala.bc.ca/~johnstoi/Nietzsche/zurgenealogie2.htm
unter 16 bis "...Fruchtbarkeit beruhte."

An dieser Stelle ist es nun nicht mehr zu umgehn, meiner eignen Hypothese über den Ursprung des "schlechten Gewissens" zu einem ersten vorläufigen Ausdrucke zu verhelfen: sie ist nicht leicht zu Gehör zu bringen und will lange bedacht, bewacht und beschlafen sein. Ich nehme das schlechte Gewissen als die tiefe Erkrankung, welcher der Mensch unter dem Druck jener gründlichsten aller Veränderungen verfallen musste, die er überhaupt erlebt hat—jener Veränderung, als er sich endgültig in den Bann der Gesellschaft und des Friedens eingeschlossen fand. Nicht anders als es den Wassertieren ergangen sein muss, als sie gezwungen wurden, entweder Landtiere zu werden oder zugrunde zu gehn, so ging es diesen der Wildnis, dem Kriege, dem Herumschweifen, dem Abenteuer glücklich angepassten Halbtieren—mit einem Male waren alle ihre Instinkte entwertet und "ausgehängt." Sie sollten nunmehr auf den Füssen gehn und "sich selber tragen," wo sie bisher vom Wasser getragen wurden: eine entsetzliche Schwere lag auf ihnen. Zu den einfachsten Verrichtungen fühlten sie sich ungelenk, sie hatten für diese neue unbekannte Welt ihre alten Führer nicht mehr, die regulierenden unbewusst-sicherführenden Triebe—sie waren auf Denken, Schliessen, Berechnen, Kombinieren von Ursachen und Wirkungen reduziert, diese Unglücklichen, auf ihr "Bewusstsein," auf ihr ärmlichstes und fehlgreifendstes Organ! Ich glaube, dass niemals auf Erden ein solches Elends-Gefühl, ein solches bleiernes Missbehagen dagewesen ist—und dabei hatten jene alten Instinkte nicht mit einem Male aufgehört, ihre Forderungen zu stellen! Nur war es schwer und selten möglich, ihnen zu Willen zu sein: in der Hauptsache mussten sie sich neue und gleichsam unterirdische Befriedigungen suchen. Alle Instinkte, welche sich nicht nach aussen entladen, wenden sich nach innen—dies ist das, was ich die Verinnerlichung des Menschen nenne: damit wächst erst das an den Menschen heran, was man später seine "Seele" nennt. Die ganze innere Welt, ursprünglich dünn wie zwischen zwei Häute eingespannt, ist in dem Masse auseinander- und aufgegangen, hat Tiefe, Breite, Höhe bekommen, als die Entladung des Menschen nach aussen gehemmt worden ist. Jene furchtbaren Bollwerke, mit denen sich die staatliche Organisation gegen die alten Instinkte der Freiheit schützte—die Strafen gehören vor allem zu diesen Bollwerken—, brachten zuwege, dass alle jene Instinkte des wilden freien schweifenden Menschen sich rückwärts, sich gegen den Menschen selbst wandten. Die Feindschaft, die Grausamkeit, die Lust an der Verfolgung, am überfall, am Wechsel, an der Zerstörung—alles das gegen die Inhaber solcher Instinkte sich wendend: das ist der Ursprung des "schlechten Gewissens." Der Mensch, der sich, aus Mangel an äusseren Feinden und Widerständen, eingezwängt in eine drückende Enge und Regelmässigkeit der Sitte, ungeduldig selbst zerriss, verfolgte, annagte, aufstörte, misshandelte, dies an den Gitterstangen seines Käfigs sich wundstossende Tier, das man "zähmen" will, dieser Entbehrende und vom Heimweh der Wüste Verzehrte, der aus sich selbst ein Abenteuer, eine Folterstätte, eine unsichere und gefährliche Wildnis schaffen musste—dieser Narr, dieser sehnsüchtige und verzweifelte Gefangne wurde der Erfinder des "schlechten Gewissens." Mit ihm aber war die grösste und unheimlichste Erkrankung eingeleitet, von welcher die Menschheit bis heute nicht genesen ist, das Leiden des Menschen am Menschen an sich: als die Folge einer gewaltsamen Abtrennung von der tierischen Vergangenheit, eines Sprunges und Sturzes gleichsam in neue Lagen und Daseins-Bedingungen, einer Kriegserklärung gegen die alten Instinkte, auf denen bis dahin seine Kraft, Lust und Furchtbarkeit beruhte.

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