Warum löst sich AgBr nicht in Ammoniak?

Gegeben sei ein Silberhalogenid (AgHal):
Lösungsgleichgewicht : AgHal (s) ⇌ Ag⁺(aq) + Hal^-(aq)

Komplexdissoziationsgleichgewicht: Nach der Gleichung
Ag⁺ + 2 NH₃ ⇌ [Ag(NH₃)₂]⁺
erhält man K = c(Komplexion⁺) / [c(Ag⁺) · c(NH₃)²]

Silberchlorid und Ammoniaklösung:
Wenn die Konzentration an Ag⁺-Ionen im Komplex-Dissoziationsgleichgewicht (s.o.) niedriger ist als im Lösungsgleichgewicht (s.o.), ist die Komplexbildung bevorzugt gegenüber der Rückbildung des schwerlöslichen Salzes.
Das führt dazu, dass zur Komplexbildung (s.o.) ständig alle Ag⁺-Ionen aus dem Lösungsgleichgewicht abgezogen werden. Diese müssen aber entsprechend dem Gleichgewicht (s.o.) kontinuierlich nachgeliefert werden. Somit zersetzt sich das Chlorid entsprechend Gleichung (s.o.) zunehmend in der Ammoniaklösung.

Silberbromid und Ammoniaklösung:
Beim Silberbromid ist es anders. Das ist so schwer löslich, dass die Konzentration der freien Ag⁺-Ionen, die aus dem Lösungsgleichgewicht (s. erste Gleichung oben) stammen, geringer ist als die Konzentration der Silberionen aus dem Komplex-Dissoziationsgleichgewicht (s. 3. Gleichung oben). Folglich zersetzt sich Silberbromid nicht in Ammoniaklösung.
Verwendet man konzentrierte Ammoniaklösung, so löst sich das AgBr und bildet das Komplexion. Beim Verdünnen mit Wasser fällt wieder AgBr aus.
AgBr + 2 NH₃ ⇌ [Ag(NH₃)₂]⁺ + Br^-