Sachtexte Analyse
Frage: Sachtexte Analyse(4 Antworten)
Bitte analysieren Sie den folgenden Text Armin Ayren: Das Unbehagen am Literaturunterricht Den Lehrplänen für Deutsch und Literatur liegen zwei elementare Irrtümer zugrunde. Erstens: Das Interpretieren. Ich bin nicht ganz Enzensbergers Meinung. Selbstverständlich soll der Lehrer zu den Texten hinführen, ihr Verständnis fördern. Dazu ist er ja da, und es wäre ein Irrtum anzunehmen, der Schüler erwarte das nicht von ihm. Sinnvollerweise geschieht dies dadurch, dass der Lehrer die Texte auswählt, dass er den Schüler sein eigenes Interesse daran spüren lässt, dass er Hintergrundwissen vermittelt: Historisches, Biographisches, Worterklärungen, dass er, wo dies nützlich ist, von Aufbau und Organisation eines Textes spricht. Aber schon wenn er anfängt, Sprache und Stil zu behandeln, muss er vorsichtig sein: Formfragen langweilen die meisten Schüler; das Interesse daran erwacht meist erst später. Vollends unsinnig ist es, das Hauptgewicht auf Gattungsbegriffe und Einordnung in Entwicklungsreihen zu legen. Der Schüler müsste mehr wissen, mehr gelesen haben, um damit etwas anfangen zu können. Doch das Hauptübel des Interpretierens besteht darin, dass der Lehrer meint, er müsse dem Schüler den Text auslegen wie ein Prediger die Bibel dem Gläubigen, er müsse ihm zeigen, was denn der Autor wirklich gemeint habe. Da wird eine Auslegung als die richtige erarbeitet und dann als Material für schriftliche Wiederholungen und somit für die Notengebung missbraucht. Statt selber über einen Text nachzudenken oder ihn auch nur vorurteilsfrei auf sich wirken zu lassen, lernt der Schüler, die Meinung des Lehrers zu übernehmen und sie wiederzukäuen, und glaubt dann, selbst verstanden zu haben, was er nachplappert. Doch auch wo ein guter Lehrer diesen Fehler nicht begeht, müsste er, wenn schon interpretiert sein soll (der Lehrplan schreibt es zwingend vor), dem Schüler vorab klarmachen, dass mehrere Auffassungen möglich sind, auch solche, die nach Meinung des Lehrers auf Nichtverstehen gründen, ja dass der Rang eines Kunstwerks geradezu daran ablesbar ist, dass es mehrere Deutungen erlaubt. Ein Schüler, dessen Deutung der Lehrer gelten lässt, wird viel mehr Freude am Lesen bekommen als einer, dem gleich nach den ersten Sätzen gesagt wird, er habe nicht recht hingeschaut, nichts begriffen. Ich weiß - solche Bemerkungen sollten eigentlich unnötig sein. Ich weiß aber auch aus langer Erfahrung, wie nötig sie sind. Müsste uns die Geschichte der Germanistik mit ihren stets wechselnden Methoden, müsste uns der Missbrauch unserer Klassiker im Dritten Reich und in der DDR nicht gelehrt haben, dass es „richtig" und „falsch" im absoluten Sinne in den Geisteswissenschaften nicht geben kann? Als ob Freude an Literatur je durchs Interpretieren entstanden wäre! Ich erinnere mich, wie ich mit achtzehn Jahren zufällig an Kafkas Erzählungen geriet, wie ich das Fischer-Bändchen „Das Urteil" atemlos auf einen Sitz auslas und nichts begriff, aber fasziniert war wie nie zuvor von Dichtung. Alles, was ich später an Klugem über Kafka las, hat zwar mein Verständnis erweitert, die Faszination aber nicht erhöhen können. Dichtung wirkt, wenn sie tatsächlich Dichtung ist, gerade durch das, was sich jeder Erklärung entzieht. Deshalb ist der Lehrer, der an ihr heruminterpretiert, so oft ein erbärmlicher Klempner. Er tut, was eine Großmutter täte, die einem Kind das Märchen von Hansel und Gretel erzählen und dann die psychoanalytische Deutung Bettelheims nachfolgen lassen würde. Zwar ist der Schüler kein kleines Kind mehr, er kann die Interpretation verstehen, aber die Interpretation macht den Text zum Bearbeitungsmaterial, und wie oft ist der Klempner, der daran herumbosselt, dem Autor gar nicht gewachsen und zerrt ihn auf sein eigenes Niveau herunter! Zweitens: Die Lernziele. Gewiss, hier ist einiges verbessert, manches Hirnverbrannte wieder zurückgenommen worden. Die Curricula1 und die in Linguisten2-Kauderwelsch verfassten Arbeitsanweisungen der sechziger und siebziger Jahre haben gottlob fast überall ausgedient. Aber auch die wieder lesbarer und bescheidener gewordenen Lehrplanvorgaben sind immer noch oft im Ansatz schon verfehlt. Noch immer lernt der Referendar, seine Stunden nach einem ganz bestimmten, unbedingt einzuhaltenden Schema aufzubauen und dann abschnurren zu lassen, und vor der Lehrprobe gibt er seinen Prüfern einen penibel ausgearbeiteten Entwurf, aus dem hervorgeht, welche Lernziele er erreichen möchte. Oder vielmehr soll. Erreicht er sie nicht, gilt die Stunde als misslungen und wird entsprechend bewertet. Vor lauter Bemühen, seine Lernziele zu erreichen, kann er gerade das nicht aufkommen lassen, was im Umgang mit Literatur einzig sinnvoll wäre: eine von beiden Seiten durch keinerlei Vorgaben eingeengte, vorurteilsfreie, spontane Annäherung an den Text. Jeder Lehrer weiß aus Erfahrung, dass die besten Stunden die sind, die ganz anders verlaufen als geplant, weil da etwas entsteht, was nicht geplant werden konnte. Texte, Themen und Strukturen grau [i]Erläuterungen 1 Curriculum: Lehrplan 2 Linguist: Sprachwissenschaftler |
Frage von tom572 | am 25.02.2018 - 18:08 |
Antwort von matata | 25.02.2018 - 18:18 |
Es reicht, wenn du deine Frage einmal stellst. Wenn dir nun User auf beide Threads antworten, hast du einen herrlichen Salat.... Schliess also den ersten Thread als "Beantwortet". ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von matata | 25.02.2018 - 18:27 |
Halt dich an diese Anleitungen... http://wortwuchs.net/sachtextanalyse/ ---> Was ist eine Sachtextanalyse? ---> Anleitung, http://www.prüfung-ratgeber.de/2011/10/die-textanalyse-in-der-deutschprufung/ ---> mit Beispiel und ausführlicher Erklärung http://www.online-lernen.levrai.de/deutsch-uebungen/sachtextanalyse/01_sachtextanalyse.htm ---> Lernprogramm und Übungen ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von matata | 25.02.2018 - 18:42 |
Zur obigen Antwort gehören noch: https://de.wikipedia.org/wiki/Armin_Ayren https://www.grin.com/document/97655 ---> Seminararbeit basierend auf dem Text von Ayren ---> Achtung: urheberrechtlich geschützte (und einzige ) Arbeit im Internet ________________________ e-Hausaufgaben.de - Team |
Antwort von Ritchy (ehem. Mitglied) | 25.02.2018 - 19:59 |
Hallo, einen kleinen Fehler habe ich entdeckt: es muß Hänsel und Gretel heißen, nicht Hansel. Sonst finde ich die Ausführungen echt gut. Spass beim Lesen kann ich hauptsächlich durch Eigenstädigkeit entwickeln, nicht aber, wenn mir dauernd einer dazwischenquatscht. Beispiel: Das Buch: "Rolltreppe abwärts" von Hans-Georg Noack, das ich mit Genuß gelesen habe. Ich habe mich da hinein versetzt. Anschliessend kann man immer noch interpretieren und ein Buch kaputtreden... |
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