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Hahn, Ulla- Nie mehr: Interpretation des Gedichtes?

Frage: Hahn, Ulla- Nie mehr: Interpretation des Gedichtes?
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Hallo,
hier meine Gedichts Interpretation zu dem Gedicht Nie mehr von Ulla Hahn.


In dem Gedicht „Nie mehr“, das im Jahre 1988, von Ulla Hahn verfasst wurde. Geht es um eine Frau, die erneut mit dem Schmerz einer Trennung klar kommen muss.

Das Gedicht ist in drei, jeweils aus 4 Versen bestehenden Strophen aufgebaut. Das Reimschema ist hier sehr undurchsichtig und durcheinander. Während Strophe eins noch in einem recht übersichtlichen Umarmendem Reim aufgebaut ist und in Vers 3 einen Binnenreim enthält, ist Strophe zwei schon nicht mehr so leicht zu entschlüsseln.
Hier findet man in Vers 2, einen unreinen Binnenreim und in Vers 3 einen gewöhnlichen Binnenreim. Des weiteren ist hier noch ein unreiner umarmender Reim zu finden.
In Strophe 3 ist kein wirklicher Reim zu finden, das sich Vers 10 und 11 in keiner Hinsicht reimen. Dennoch ist das Ende von Vers 9 und 12 identisch.
Des weiteren bleibt die Zeile „Das habe ich nie mehr gewollt“, die Strophe 1 und 2 über ein Kehrreim.

In Strophe eins erfährt man viel über das lyrische ich und dessen Gefühlswelt. Es wird aufgezeigt wie innerlich zerrissen es sich fühlt. Mit welchen Ängsten und Sorgen es zu kämpfen hat.
Gleich im ersten Vers wir einem mit „Das hab ich nie mehr gewollt“, vermittelt, das das lyrische Ich sich in einer gewohnten Situation befindet. Das es all das nicht zum ersten Mal durchmacht.
In Vers zwei findet man in dem Satz „Um das Telefon streichen am Fenster stehen“, eine Ellipse vor, die wie ich annehme, eingesetzt wurde um den Leser zum Stocken zu bringen und somit der Ganzen Situation einen dramatischen Touch zu verleihen.
In Vers drei ist es wieder das selbe, mit der Zeile „Keinen Schritt aus dem Haus gehen Gespenster sehen“, wird erneut eine Ellipse eingeführt. Hier wird aufgezeigt wie zerrissen das lyrische Ich ist.
„Gespenster sehn“, in Vers drei ist meiner Deutung nach eine umgekehrte Allegorie, das hier ja indirekt um den Partner geht, den das lyrische Ich zu sehen meint.
Der vierte Vers gleicht wieder dem ersten und sagt auch dasselbe aus. Nur das wir jetzt mehr damit anfangen können, da uns ein Einblick in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs gewährt wurde.

In Strophe zwei geht die Trauer der lyrischen Ichs tiefer und schlägt sogar teilweise fast schon in körperliche Schmerzen um.
In Vers 10 ist erneut eine Ellipse zu finden, die einen erneut zum stocken bringt und zum weiterlesen animiert. In diesem Vers wird beschrieben wie das lyrische Ich, vor Schmalz triefende Briefe an den verlorenen Partner schreibt nur um sie gleich darauf wieder zu zerreißen. In diesem Zusammenhang ist das triefen eine Metapher, das der Brief ja nicht wirklich trieft, sondern wie oben schon gesagt so sülzig ist, das man es triefen nennen kann.
Gleich im Vers danach, also im 11ten des Gedichts ist mit „Mich linksseitig quälen bis zu den Nägeln“, eine Metapher vorhanden. Hier ist klar das, das lyrische Ich sich nicht bis zu den Nägeln quält. Meine Interpretation dieses Stilmittels ist es, das das lyrische Ich an Herzschmerz leidet und dieser sich bis zu den Nägeln ausdehnt. Diese Annahme ist damit zu begründen das hier von linksseitigen Qualen die Rede ist und das Herz auf der linken Seite des Körpers liegt.

In der dritten Strophe verändert sich etwas in der Stimmung des lyrischen Ichs. Zum einen ist der Prozess der Heilung schon so weit vorgeschritten das das lyrische Ich anfängt Wut zu empfinden, wie man in Vers 10, „Soll dich der Teufel holen“ zu lesen bekommt. Andererseits wünscht es sich nichts sehnlicher als den verlorenen Partner zurück zu gewinnen was mit folgendem Zitat aus Vers 11 zu bestätigen ist: „Herbringen. Schnell.“
Der letzte Vers ist das Ebenbild der vorangegangenen Endzeilen, nur das er nun umgestellt ist. Anstatt „Ich hab das nie mehr gewollt“, ließt man nun „Mehr hab ich das nie gewollt.“
Ob dieser Vers nun darauf bezogen ist das der Teufel den Partner des lyrischen Ichs holen soll, oder das er ihn zurückbringen soll bleibt unklar. Meiner Meinung nach ist das letztendlich sogar die Absicht des Autors.
Ein weiterer Punkt der mir bei der dritten Strophe ins Auge gesprungen ist, ist das hier plötzlich Satzzeichen verwendet werde, die in den vorherigen Strophen weggelassen wurden. Das führe ich auf die Tatsache zurück das die Gefühle in der letzten Strophe stärker sind als die in den Strophen davor. Hier wird neben der Wut noch die innere Zerrissenheit eines jeden an Liebeskummer leidenden Menschens, aufgezeigt und meiner Meinung nach wollte die Autorin eben diese zwei Gefühle hervorheben.

Das Gedicht hat mir nahezu super gefallen. Zum einem weil die Autorin einen außergewöhnlichen Schreibstil besitzt. Sie versteht ihr Handwerk und haucht dem lyrischen Ich leben ein. Zu keiner Sekunde wirkte das Geschriebene auf mich langweilig oder zäh. Ich war immer voll dabei. Ein weiterer Grund der mir das Gedicht überaus sympathetisch erscheinen ließ, war der häufige Einsatz von Ellipsen, der dem Gedicht zu jeder Zeit Pepp verlieh und es zu einem Einzigartigen Leseerlebnis machte.
Letztendlich war es aber die Geschichte an sich die mich für das Gedicht begeistern konnte, ein jeder kennt diese Situation. Diesen Zwiespalt zwischen Trauer Wut und Sehnsucht. Meiner Auffassung nach ist auch genau dieser Zwiespalt denn die Autorin ihren Lesern zeigen wollte. Sie wollte zeigen das Liebeskummer nicht nur Trauer ist, nicht nur Wut, nicht nur Sehnsucht, sondern all das auf einmal. Und diese Botschaft ist bei mir angekommen und somit befinde ich das Gedicht als rundum gelungen.
Frage von Dodania (ehem. Mitglied) | am 10.03.2014 - 19:27


Autor
Beiträge 40225
2100
Antwort von matata | 10.03.2014 - 20:42
Rechtschreibung und Satzzeichen sind definitiv Glückssache... Du kannst so gut schreiben und deinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Warum schaust du nicht auch noch darauf?

In dem Gedicht „Nie mehr“,
das im Jahre 1988 von Ulla Hahn verfasst wurde, geht es um eine Frau, die erneut mit dem Schmerz einer Trennung klar kommen muss.

Das Gedicht ist aus drei, jeweils aus 4 Versen bestehenden Strophen aufgebaut. Das Reimschema ist hier sehr undurchsichtig und durcheinander. Während Strophe eins noch in einem recht übersichtlichen umarmenden Reim aufgebaut ist und in Vers 3 einen Binnenreim enthält, ist Strophe zwei schon nicht mehr so leicht zu entschlüsseln.
Hier findet man in Vers 2 einen unreinen Binnenreim und in Vers 3 einen gewöhnlichen Binnenreim. Des Weiteren ist hier noch ein unreiner umarmender Reim zu finden.
In Strophe 3 ist kein wirklicher Reim zu finden, da sich Vers 10 und 11 in keiner Hinsicht reimen. Dennoch ist das Ende von Vers 9 und 12 identisch.
Des weiteren bleibt die Zeile „Das habe ich nie mehr gewollt“, die Strophe 1 und 2 über ein Kehrreim. ?

In Strophe eins erfährt man viel über das lyrische Ich und dessen Gefühlswelt. Es wird aufgezeigt wie innerlich zerrissen es sich fühlt, mit welchen Ängsten und Sorgen es zu kämpfen hat.
Gleich im ersten Vers wird einem mit „Das hab ich nie mehr gewollt“, vermittelt, dass das lyrische Ich sich in einer gewohnten Situation befindet. Dass es all das nicht zum ersten Mal durchmacht.
In Vers zwei findet man in dem Satz „Um das Telefon streichen, am Fenster stehen“, eine Ellipse vor, die wie ich annehme, eingesetzt wurde, um den Leser zum Stocken zu bringen und somit der ganzen Situation einen dramatischen Touch zu verleihen.
In Vers drei ist es wieder dasselbe, mit der Zeile „Keinen Schritt aus dem Haus gehen, Gespenster sehen“, wird erneut eine Ellipse eingeführt. Hier wird aufgezeigt, wie zerrissen das lyrische Ich ist.
„Gespenster sehn“, in Vers drei ist meiner Deutung nach eine umgekehrte Allegorie, das es hier ja indirekt um den Partner geht, den das lyrische Ich zu sehen meint.
Der vierte Vers gleicht wieder dem ersten und sagt auch dasselbe aus. Nur dass wir jetzt mehr damit anfangen können, da uns ein Einblick in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs gewährt wurde.

In Strophe zwei geht die Trauer der lyrischen Ichs tiefer und schlägt sogar teilweise fast schon in körperliche Schmerzen um.
In Vers 10 ist erneut eine Ellipse zu finden, die einen erneut zum Stocken bringt und zum weiterlesen animiert. In diesem Vers wird beschrieben wie das lyrische Ich vor Schmalz triefende Briefe an den verlorenen Partner schreibt, nur um sie gleich darauf wieder zu zerreißen. In diesem Zusammenhang ist das Triefen eine Metapher, das der Brief ja nicht wirklich trieft, sondern wie oben schon gesagt so sülzig ist, dass man es triefen nennen kann.
Gleich im Vers danach, also im 11ten des Gedichts ist mit „Mich linksseitig quälen bis zu den Nägeln“, eine Metapher vorhanden. Hier ist klar, das das lyrische Ich sich nicht bis zu den Nägeln quält. Meine Interpretation dieses Stilmittels ist es, das das lyrische Ich an Herzschmerz leidet und dieser sich bis zu den Nägeln ausdehnt. Diese Annahme ist damit zu begründen, dass hier von linksseitigen Qualen die Rede ist, und das Herz auf der linken Seite des Körpers liegt.

In der dritten Strophe verändert sich etwas in der Stimmung des lyrischen Ichs. Zum einen ist der Prozess der Heilung schon so weit vorgeschritten, dass das lyrische Ich anfängt Wut zu empfinden, wie man in Vers 10, „Soll dich der Teufel holen“ ,zu lesen bekommt. Andererseits wünscht es sich nichts sehnlicher als den verlorenen Partner zurück zu gewinnen was mit folgendem Zitat aus Vers 11 zu bestätigen ist: „Herbringen. Schnell.“
Der letzte Vers ist das Ebenbild der vorangegangenen Endzeilen, nur dass er nun umgestellt ist. Anstatt „Ich hab das nie mehr gewollt“, ließt man nun „Mehr hab ich das nie gewollt.“
Ob dieser Vers nun darauf bezogen ist, dass der Teufel den Partner des lyrischen Ichs holen soll oder dass er ihn zurückbringen soll, bleibt unklar. Meiner Meinung nach ist das letztendlich sogar die Absicht des Autors.
Ein weiterer Punkt, der mir bei der dritten Strophe ins Auge gesprungen ist, ist das hier plötzlich Satzzeichen verwendet werde, die in den vorherigen Strophen weggelassen wurden. Das führe ich auf die Tatsache zurück, dass die Gefühle in der letzten Strophe stärker sind als die in den Strophen davor. Hier wird neben der Wut noch die innere Zerrissenheit eines jeden an Liebeskummer leidenden Menschens aufgezeigt und meiner Meinung nach wollte die Autorin eben diese zwei Gefühle hervorheben.

Das Gedicht hat mir nahezu super gefallen. Zum einem weil die Autorin einen außergewöhnlichen Schreibstil besitzt. Sie versteht ihr Handwerk und haucht dem lyrischen Ich Leben ein. Zu keiner Sekunde wirkte das Geschriebene auf mich langweilig oder zäh. Ich war immer voll dabei. Ein weiterer Grund, der mir das Gedicht überaus sympathetisch erscheinen ließ, war der häufige Einsatz von Ellipsen, der dem Gedicht zu jeder Zeit Pepp verlieh und es zu einem Einzigartigen Leseerlebnis machte.
Letztendlich war es aber die Geschichte an sich, die mich für das Gedicht begeistern konnte, ein Jeder kennt diese Situation. Diesen Zwiespalt zwischen Trauer, Wut und Sehnsucht. Meiner Auffassung nach ist auch genau dieser Zwiespalt, den die Autorin ihren Lesern zeigen wollte. Sie wollte zeigen, dass Liebeskummer nicht nur Trauer ist, nicht nur Wut, nicht nur Sehnsucht, sondern all das auf einmal. Und diese Botschaft ist bei mir angekommen, und somit finde ich das Gedicht als rundherum gelungen.
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