Analyse des Gedichtes "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" von Novalis
Analyse des Gedichtes "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren"
In dem Gedicht "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" von Novalis aus dem Jahr 1800 übt der Autor Kritik an einer Überbewertung der Wissenschaften und des reinen Gebrauchs des Verstandes sowie an einer Unterschätzung der Gefühle und des Irrationalen/Tiefergehenden.
Es hat zwölf Verse, die paarweise aufgebaut sind und Paarreime bilden. Das Wort "wenn" tritt gehäuft auf (Kumulation), nämlich zu Beginn der Verse 1,3,5 und 7. Bis Vers 10 werden Bedingungen genannt für die letzten beiden Verse. ("Wenn (...) Wenn (...) Und (...) Dann (...)") In den ersten beiden Verspaaren bezweifelt Novalis den Rationalismus und den Verstand, also die Prinzipien der Aufklärung, indem er deren Bedeutung in Frage stellt.
Er stellt in Frage, ob man mit Mathematik ("Zahlen und Figuren", V1) das Wesen der Dinge ("Kreaturen"), die Welt, erklären kann und stellt die Kunst ("Singen oder Küssen", V3) über die Wissenschaft/Bildung ("Tiefgelehrten", V4; dieses Wort hat zudem eine negative, eher lächerliche Konnotation, da tiefgelehrt nach "zu gelehrt" klingt, nach "Fachidiot", oder klanglich nach "tiefschwarz", also vernarrt, dogmatisch).
Vers 5 und 6 beinhalten einen Gegensatz zwischen der "Welt" und dem "freien Leben" (V5), auf der einen Seite die Welt und auf der anderen Seite das freie Leben. Da von "zurück begeben" (V6) die Rede ist, hat es dieses "freie Leben" schon einmal gegeben und der Dichter wünscht es sich zurück, also ist damit wahrscheinlich das verklärte, mystisch-romantische Weltbild vor der Aufklärung gemeint, das von der damals aktuellen "Welt", dem (Zeitalter der) Aufklärung, vertrieben wurde.
In den nächsten beiden Versen (7 und 8) greift der Autor die Lichtmetaphorik der Aufklärung auf, indem er zwischen "Licht", also Rationalismus im Sinne der Aufklärung und "echter Klarheit", also einen vermutlich um romantische Elemente erweiterten Aufklärungsbegriff, differenziert. Dies bedeutet nicht nur im Licht, wo man die Wahrheit eher findet, sondern auch im Verborgenen, Tiefgründigen, nicht sofort Zugänglichen danach zu suchen. Diese "echte Klarheit" (vgl. Jaspers "wahre Aufklärung") stellt Novalis in den Vordergrund.
Anschließend, in Vers 9 und 10, gibt Novalis ein Beispiel dafür, wo man seiner Meinung nach "echte Klarheit" finden kann, nämlich in "Märchen und Gedichten" (V9). Im Gegensatz zur Wissenschaft seien hier die "wahren Weltgeschichten" (V10) zu finden. Schließlich legt der Autor in den letzten beiden Versen (11 und 12) die Folgerung aus den zuvor gestellten Bedingungen dar, die auch schon in den vorhergehenden Versen angedeutet wurde: das Ziel, das Hintergründige, das scheinbar Unbedeutende zu sehen, das von der Aufklärung bzw. der Wissenschaft verdrängt wurde, die das Wesen der Welt verkehrt hätten (vgl. V12). Dies geschehe (wie bei Eichendorffs "Wünschelrute") durch ein Geheimwort (vgl. V11). Der Dichterei käme damit die Bedeutung zu, dieses zu dichten. Sehr auffällig ist die Kumulation von Worten, die mit W, V oder F beginnen, am meisten jedoch mit W. So ergibt sich z.B. eine quasi Alliteration ("verkehrte Wesen fort", V12), die die Bedeutung des Gesagten verstärkt. Dies ist auch bei einer anderen Alliteration ("Sind Schlüssel", V2) sowie einer Anapher ("Dann fliegt (...) das ganze(...)" vgl. V11 und 12) der Fall.
Die W/F/V-Kumulation lässt sich folgendermaßen deuten: Fragewörter beginnen fast immer mit W und so könnte dies die Fragen Novalis' an die Zukunft der Romantik ausdrücken und die Hoffnungen daran. Abschließend lässt sich konstatieren, dass der Dichter Novalis in diesem Gedicht seinem Wunsch, die reine Aufklärung bzw. der reine Rationalismus möge durch die Romantik/Empfindsamkeit erweitert werden, Ausdruck verliehen hat, da er nur in ihr den Weg zum wahren Verständnis der Welt sieht.
In dem Gedicht "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" von Novalis aus dem Jahr 1800 übt der Autor Kritik an einer Überbewertung der Wissenschaften und des reinen Gebrauchs des Verstandes sowie an einer Unterschätzung der Gefühle und des Irrationalen/Tiefergehenden.
Es hat zwölf Verse, die paarweise aufgebaut sind und Paarreime bilden. Das Wort "wenn" tritt gehäuft auf (Kumulation), nämlich zu Beginn der Verse 1,3,5 und 7. Bis Vers 10 werden Bedingungen genannt für die letzten beiden Verse. ("Wenn (...) Wenn (...) Und (...) Dann (...)") In den ersten beiden Verspaaren bezweifelt Novalis den Rationalismus und den Verstand, also die Prinzipien der Aufklärung, indem er deren Bedeutung in Frage stellt.
Vers 5 und 6 beinhalten einen Gegensatz zwischen der "Welt" und dem "freien Leben" (V5), auf der einen Seite die Welt und auf der anderen Seite das freie Leben. Da von "zurück begeben" (V6) die Rede ist, hat es dieses "freie Leben" schon einmal gegeben und der Dichter wünscht es sich zurück, also ist damit wahrscheinlich das verklärte, mystisch-romantische Weltbild vor der Aufklärung gemeint, das von der damals aktuellen "Welt", dem (Zeitalter der) Aufklärung, vertrieben wurde.
In den nächsten beiden Versen (7 und 8) greift der Autor die Lichtmetaphorik der Aufklärung auf, indem er zwischen "Licht", also Rationalismus im Sinne der Aufklärung und "echter Klarheit", also einen vermutlich um romantische Elemente erweiterten Aufklärungsbegriff, differenziert. Dies bedeutet nicht nur im Licht, wo man die Wahrheit eher findet, sondern auch im Verborgenen, Tiefgründigen, nicht sofort Zugänglichen danach zu suchen. Diese "echte Klarheit" (vgl. Jaspers "wahre Aufklärung") stellt Novalis in den Vordergrund.
Die W/F/V-Kumulation lässt sich folgendermaßen deuten: Fragewörter beginnen fast immer mit W und so könnte dies die Fragen Novalis' an die Zukunft der Romantik ausdrücken und die Hoffnungen daran. Abschließend lässt sich konstatieren, dass der Dichter Novalis in diesem Gedicht seinem Wunsch, die reine Aufklärung bzw. der reine Rationalismus möge durch die Romantik/Empfindsamkeit erweitert werden, Ausdruck verliehen hat, da er nur in ihr den Weg zum wahren Verständnis der Welt sieht.
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Gedichtsanalyse des Gedichtes "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" von Novalis, Deutsch Grundkurs Klasse 11, Note: 1 (605 Wörter)
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