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Analyse des Gedichtes „Endeckung an einer jungen Frau“

Frage: Analyse des Gedichtes „Endeckung an einer jungen Frau“
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Das Gedicht „Endeckung an einer jungen Frau“, von Bertold Brecht, ist im Jahr 1925/1926 erschienen. Dieses Sonett thematisiert den Gedanken des Carpe diem, durch die Feststellung eines Mannes, dass Frauen schnell altern und man die Zeit mit ihrer noch vorhandenen Schönheit genießen sollte.


Meiner Meinung nach will der Autor verdeutlichen, dass man im Hier und Jetzt seine Schönheit und sein Leben genießen sollte, denn das Alter holt einen schneller ein als man vermutet.

Das Gedicht ist in vier Strophen eingeteilt, von denen jeweils die ersten beiden ein Quartett und die beiden letzten Strophen ein Terzette bilden. Diese Form des Gedichtes wird als Sonett bezeichnet.
Das Gedicht besteht in den Quartetten aus einem umarmenden Reim und die Terzette bilden zusammen einen umarmenden Reim.
In der ersten Strophe (Z.1-4) fällt dem lyrischen Ich der Abschied bei dem Anblick der Frau schwer, da er eine graue Strähne in ihrem Haar entdeckt und ihr älter werden bemerkt. In der zweiten Strophe (Z.5-8) teilt er der Frau seine Entscheidung, zu bleiben, mit. Sie scheint irritiert von seinem Entschluss und fragte warum er bleiben wolle. In der dritten Strophe (Z. 9-11) erklärt er ihr, dass er nur noch diese Nacht bleibe und in anbetracht ihres älter werden sie ihre Zeit nutzen sollte. Die vierte Strophe (Z. 12-14) drückt sein Verlangen nach ihr aus, da sie die Gespräche aufgeben und sich ihrer Begierde hingeben.

In dem zweiten Vers des Sonetts wird mit dem Ausdruck „zwischen Tür und Angel“ die Position der Frau bei ihrem Abschied beschrieben, doch in der elften Zeile verwendet der Autor diesen Ausdruck als Metapher. Die Metapher beschreibt wie die Frau mit ihrer Schönheit zwischen Gegenwart und Zukunft steht. In der dritten Zeile entdeckt das lyrische Ich eine graue Strähne in ihrem Haar, welches ihm deutlich macht, dass das Alter bei ihr schon Spuren hinterlässt und er die jetzige Schönheit nutzen sollte. Durch den Begriff „Nachtgast“ (Z. 6) wird deutlich, dass es sich bei der Frau wahrscheinlich um eine Prostituierte handelt, welches die Anmerkung „nütze deine Zeit“ (Z.10) noch verdeutlicht, da sie nicht ewig attraktiv bleiben wird, es aber für ihr Gewerbe wichtig ist. Außerdem stellt es heraus, dass es sich zwischen den beiden nur um ein rein sexuelles Verhältnis handelt. Durch ein Enjambement in den Zeilen 10 und 11 wird deutlich, wie schnell die Zeit vergeht. Durch die Verwendung des „wir(s)“ (Z.13) wird deutlich, dass das Thema alle etwas angeht und jeder den Tag nutzen sollte, obwohl es im Widerspruch mit der Aussage die Zeit nage nur an ihr (Z.13) steht. Trotz das die Zeit an der Frau ihre Spuren hinterlässt, preist er ihre Schönheit, durch das verschlagen seiner Stimme, an. Auffällig an dem Sonett ist, dass in den ersten beiden Strophen die Frau nicht direkt angesprochen, sondern nur mit den Pronomen Ihre und Sie angesprochen wird (Z. 3, 5, 8). Jedoch verändert es sich in den letzten beiden Strophen, denn dort spricht er sie direkt an (Z. 10, 11, 13), es soll zeigen, dass sich die beiden immer mehr nähern und ein persönliches Verhältnis entsteht, welches durch das Mitleid des Mannes gegenüber der Frau entfacht wurde.

Das Gedicht ist von der Form her der Epoche des Barocks zuzuordnen, jedoch ist es in der Zeit des anfänglichen Kapitalismus entstanden. In dieser Zeit wurde der Mensch ausgebeutet um möglichst viel Gewinn zu erhalten. Die Weltansicht ist eher pessimistisch, in der keine Hoffnung auf ein Leben im Jenseits vorhanden ist und so das Leben im Diesseits vollkommen genutzt werden sollte.

Durch die Analyse ist deutlich geworden, dass in dem Gedicht sehr stark daraufhin gewiesen wird, dass man das Leben im Jetzt genießen sollte, da die Zeit schnell vergeht und das Altern zu einer zentralen Rolle wird.


Im Folgenden wird verglichen zwischen dem Gedicht „Entdeckung an einer jungen Frau“ von Berthold Brecht und dem Gedicht „ Vergänglichkeit der Schönheit“ von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.
Beide Gedichte haben die Form eines Sonetts, jedoch besitzen sie ein verschiedenes Metrum und Brechts Gedicht lehnt sich nur an die Epoche des Barocks an, aus welcher Hoffmanns Gedicht wirklich stammt. Durch diese Anlehnung will Brecht den Gedanken des Carpe diem aufgreifen.
Auf den ersten Blick handeln beide Gedicht von der Vergänglichkeit der Schönheit, jedoch fällt einem bei näherer Betrachtung auf, dass in dem ersten Gedicht die Vergänglichkeit durch das Altern bedroht wird, bei dem zweiten Gedicht jedoch von dem Tod. Dieser Unterschied könnte an der Zeit liegen, da in der Zeit Hoffmanns eher der Gedanke des memento mori herrschte und in der Zeit Brechts eher der des carpe diem. Während in dem einen Gedicht die Frau eher distanzierter betrachtet wird, wird sie in dem anderen Gedicht näher und durch gelebte Erotik beschrieben. Durch die Ansprache wird sie auch noch einmal die Distanziertheit und das Ideal, aber in dem anderen Gedicht als neutral und rational dargestellt.
Als Resümee des Textvergleiches ergibt sich das in dem Gedicht von Hoffmann die Frau idealisiert und ihre Verehrung verdeutlicht wird. Ganz im Gegensatz steht dazu die Darstellung der Frau in Brechts Gedicht, dort wird sie rational durch den Alterungsprozess und als Objekt der sexuellen Begierde betrachtet.
Frage von Fingerhut (ehem. Mitglied) | am 02.03.2011 - 17:45





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