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Bernhard Schlink "Der Vorleser" bitte korrigieren :)

Frage: Bernhard Schlink "Der Vorleser" bitte korrigieren :)
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Hallo LeutzZz, muss bis Mittwoch einen Brief aus Hannas Sicht vor ihrem Freitod an Michael entwerfen. War fleißig und habe es schon fertig, könntet ihr mal bitte korrigieren? Wäre toll.


Lieber Michael,

ich gebe dir diesen Brief, weil ich mich für mein fehlerhaftes Verhalten entschuldigen möchte. Es war nicht richtig dir meine Vergangenheit zu verheimlichen. Am Anfang war es mir nicht klar was ich getan habe, doch jetzt im Gefängnis und erst recht beim Lesen der nationalsozialistischen Literatur wird mir alles klar. Ich habe mich nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch im moralischen Sinne schuldig gemacht.
Weil ich meine Schwäche, den Analphabetismus verheimlicht habe wurden viele meiner Handlungen extrem beeinflusst. Außerdem fürchtete ich, dass durch meine Beförderung bei Siemens der Analphabetismus bemerkt werden würde. Indem ich zur SS eintritt, bietete sich mir die Möglichkeit, mich einer Bloßstellung zu entziehen. Dabei stellte ich fest, dass ich diesen Schritt nicht aus Überzeugung getan habe, sondern um mein Problem zu verbergen.
Meiner Meinung nach bildet die Ausführung von Befehlen eine logische Konsequenz. Meine "persönliche" Selektion die ich mit den Mädchen, die mir vorliesen durchführte, wurden in den nächsten Transport geschickt. Ich habe sie nicht wegen des Vorlesens sondern weil diese sowieso für den nächsten Transport vorgesehen waren, in den Tod geschickt. Ich habe also dafür gesorgt, dass Zeugen meinen Analphabetismus verschweigen. Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen, wenn ich die Mädchen nehme, die aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes ohnehin nicht mehr lange Zeit zu leben hatten. In dieser Zeit lies ich ihnen sogar noch Vergünstigungen zukommen.
Natürlich wäre es für mich möglich gewesen eine andere Arbeitsstelle anzunehmen, da 1943 die meisten Männer im Krieg gestorben und somit eine Menge Arbeitsstellen unbesetzt waren. Ich hätte ebenso gut eine neue Stelle in einem anderen Werk antreten können. Zudem hätte ich auch erkennen müssen, dass den Menschen schlimmstes Unrecht getan wird, so habe ich auch nach Befehl Verbrechen begangen, wie zum Beispiel die Selektionen.
Des Weiteren habe ich einen "Todesmarsch" begleitet, bei dem unzählige Menschen sterben mussten. Zuletzt musste ich mich auch für die unterlassene Hilfeleistung gegenüber der Gefangenen in der brennenden Kirche verantworten. Für mich war das die einfachste Lösung, ich brauchte nicht nachdenken welche Strafe ich von der Führung erwartete, sodass ich auch nichts riskieren konnte. So naiv ich auch sein mag, aber spätestens zu diesem Zeitpunkt müsste sich jeder Mensch seiner Schuld bewusst werden. Entweder er hilft und mildert seine Schuld, soweit es möglich ist, oder er macht sich noch weiter schuldig. Ich und die anderen Aufseherinnen haben nicht eingegriffen und uns somit für die Schuld entschieden.
Ich bin der Auffassung, dass mich niemand vor Gericht verstanden hat und jetzt nur noch die Toten, die mich jede Nacht besuchen, in der Lage sind, mich zu verstehen.
Ich weiß, dass ich mich schuldig gemacht habe. Allerdings unterscheide ich mich zwischen mir und den anderen Aufseherinnen, die natürlich andere Beweggründe hatten, der SS beizutreten. Ich weiß, dass ich nicht von der Ideologie überzeugt war und aus diesem Grund meinen Hass an den Gefangenen ausgelassen habe. Trotzdem stelle ich mich meinem persönlichen Stolz über meine Mitschuld am Tod so vieler Menschen. Um meine Schuld wieder etwas zu begleichen, möchte ich, dass du Michael das Bargeld in der Teedose einer jüdischen Stiftung spendest. Lebe in Frieden.
In Liebe deine Hanna
Frage von *Kathl* (ehem. Mitglied) | am 04.04.2009 - 17:56





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