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das epische theater

Frage: das epische theater
(4 Antworten)

 
warum konzipiert brecht galilei so, dass "man weder darauf erpischt sein kann, ihn nur zu loben oder zu verdammen"

kann mir jemand die frage beantworten wäre sehr liebb
(muss ein text schreiben)
GAST stellte diese Frage am 09.12.2008 - 14:33

 
Antwort von GAST | 09.12.2008 - 14:40
zwei seiten, zwei ansichten, zwei meinungen gelten zu lassen, ist sowohl intellektuell als auch pädagogisch nahezu "pflicht".


dialektisches denken ist der effizienteste weg, zu bilden, zum lernen anzuregen, menschen zu befähigen, sich ein eigenes bild von dingen zu machen - nicht nur auf das buch, die person galileos, sondern auf die welt bezogen.

einfach nur ein schwarz-weiß-bild einer person oder eines sachverhalts zu malen, die person als ideal oder teufel hinzustellen - welchen lerneffekt hätte das für den leser?

alles hat zwei seiten, ist ambivalent, ist streitbar.

 
Antwort von GAST | 09.12.2008 - 19:06
hat jmnd noch irgendwelche ideen?

 
Antwort von GAST | 09.12.2008 - 19:22
Der Kindergarten hat dir das entscheidenden Punkt geliefert. :)

Brecht geht es darum, die Zuschauer aus ihrer Rolle als passive Zuschauer heraus zu führen. Er will auf der Bühne keine fertigen Lösungen präsentieren, die man sich nur "anzuschauen" braucht, der Zuschauer soll stattdessen selber denken, hinterfragen, kritisieren usw.

Galilei auf irgendeine andere als dir von dir zitierte Art und Weise darzustellen würde somit Brechts didaktischem Konzept völlig widersprechen.


Autor
Beiträge 0
14
Antwort von Hobbit90 (ehem. Mitglied) | 09.12.2008 - 19:46
Die Dramaturgie des epischen Theaters
(nach Berthold Brecht)

Verfremdungseffekt:
Neustellen von Fragen zu bereits bekannten Dingen
Aufzeigen von Alternativen
Aufmerksamkeit auf Widersprüche/ Unterschiede lenken

Im Text:
Handlung in örtlicher und/oder zeitlicher Distanz
Kein dramatischer Handlungsverlauf
Austauschbare Szenen
Ungewohnte Blickwinkel
Gesellschaftlich Hochstehende werden lächerlich gemacht
Offener Schluss

Im Theater:

Schauspieler:
Direkte Zuschaueransprache
Gibt Inhaltsangabe vor der Szene
Keine Identifikation mit Figur -> oft heraustreten aus der Rolle
Rolle/Figur „zeigen“, nicht „sein“
Figur des epischen Erzählers:
Kommentiert Handlung
Gibt Anregungen zum Nachdenken

Dialogführung:
Oft Unterbrechungen mitten im Dialog
Schauspieler kann freien Willens spontan in Dialog eingreifen
Dialog auch mit Publikum möglich

Szenenaufbau:
Kein Vorhang
Theatermaschinerie sichtbar
Umbau auf offener Bühne
Gebrauch von Masken
Kaum Kulissen
Inhaltsangaben auf Tafeln, Spruchbändern oder durch Projektion gezeigt



ZIEL: Verhinderung der Identifikation des Zuschauers mit
der dargestellten Person

+ War mal ein Handout von mir zu dem Thema, vielleicht hilft es dir+

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