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Referat: Biedermeier

Alles zu Epochen

Biedermeier


(1815 - 1848)

Begriff
Der Begriff „Biedermeier„ wurde aus einer Parodie auf einen treuherzigen Spießbürger von Ludwig Eichrodt („Schwäbischen Schullehrer Gottlieb Biedermaier„) abgeleitet.
Schau, dort spaziert Herr Biedermeier,
Und seine Frau, den Sohn im Arm;
Sein Tritt ist sachte wie auf Eier,
Sein Wahlspruch: Weder kalt noch warm.
Das Adjektiv bieder bedeutete eine politische wie auch ästhetische Abwertung und stellte eine Charakteristik des konservativ - unpolitischen Bürgertums dar.
Später gebrauchte man es auch im Zusammenhang mit bürgerlicher Wohnkultur. Es wurde Schlagwort für die Phase bürgerlicher Beschaulichkeit zwischen dem Wiener Kongress und der Revolution von 1848. Das Biedermeier läuft zum Teil parallel zur Spätromantik und zu der literarischen Bewegung des „Jungen Deutschland„ oder des „Vormärz„ ab.

Historischer Hintergrund
Die politischen Vorgänge in Frankreich hatten großen Einfluss auf die Geschehnisse in Deutschland. In Frankreich wurde nach den Revolutionskriegen, die Frankreich von 1792 - 1815 gegen die europäischen Monarchien führte, die Verfassung geändert und die bestehende Monarchie durch eine konstitutionelle Monarchie (d.h. das Königshaus regiert zusammen mit einem Parlament) ersetzt. Die deutschen Fürsten hielten jedoch am absolutistischen Prinzip fest. Das Bürgertum blieb von den Entscheidungen der Regierung ausgeschlossen, darum suchte es mehr und mehr Erfüllung im privaten Bereich.
Die Leute empfanden nach den Kriegen ein Bedürfnis nach einem geordneten, ruhigen Leben, nach privatem Glück und innerem Frieden. Ihres politischen Mitspracherechts beraubt, zogen sie sich enttäuscht in ihre eigene häusliche Atmosphäre zurück und schätzen das private Glück. Die Wohnung wurde zum Mittelpunkt des Lebens, dennoch werden Kaffeehäuser und Theater zu den wichtigsten Treffpunkten der Stadt, aber auch Ausflüge und Spaziergänge in die Natur gewannen mehr und mehr an Bedeutung.
Im Gegensatz dazu wurden auch politisches Engagement, Fortschritt und Revolution immer bedeutender.
Mit dem Fortschritt und der wirtschaftlichen Expansion entsteht die Frage nach der Armut des Proletariats.
An den Universitäten bildeten sich sog. Burschenschaften gegen die Restaurationspolitik. Als einer der ersten Höhepunkt gilt das Wartburgfest am 18.10.1817. Die Burschenschaften forderten dort u.a. Presse- und Redefreiheit und Gleichheit vor dem Gesetz. Doch entgegen ihrer Forderungen wurden die Rechte des Bürgertums durch die Karlsbader Beschlüsse weiter eingeschränkt zum Schutz der Regierung.
In Anlehnung an die Vorgänge in Frankreich (Julirevolution 1830) fanden in Deutschland weiterhin Kundgebungen statt, bei denen die Forderungen des Wartburgfestes erneuert wurden.
Die Regierung verschärfte daraufhin noch einmal die Karlsbader Beschlüsse. Sie verbot politische Vereine und die Verbreitung der Werke einzelner deutscher Schriftsteller.

Tendenzen und Merkmale
Biedermeier ist die bürgerlich gewordene Romantik. Nach den Revolutionskriegen hatten die Menschen das Bedürfnis nach Ruhe und Ordnung, privatem Glück und innerem Frieden. Sie sahen die Differenzen zwischen Ideal und Wirklichkeit, erkannten die Bedingtheit des menschlichen Lebens, die Folgen davon waren Mäßigung uns Zurückhaltung. In der Literatur des Biedermeier wurde die Liebe zum Kleinen, Alltäglichen und zu den Vorgängen in der Natur deutlich. Genaue und detaillierte Beschreibungen entstanden. Man wählte historische Themen und griff auf das Ideal des Schönen und Guten der Klassik zurück. Es entstanden Stimmungsbilder, Novellen, Balladen, historische Dramen und Rührstücke. Viele Dichter schauten melancholisch auf das Vergangen zurück.
Allerdings konnte bis in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts kaum einer vom Schreiben leben. Die sog. „freien„ Schriftsteller scheiterten meistens an ihrer finanziellen Situation. Trotzdem kam es nach dem Wiener Kongress zu einer schnellen Steigerung der Buchproduktion. Diese wurde vor allem durch die Entwicklung technischer Neuerungen, wie z.B. der Papiermaschine und der Schnelldruckpresse, möglich.
1819 wurde für alle Staaten des Deutschen Bundes ein Zensur eingeführt. Davon waren alle Schriften unter 320 Seiten betroffen, dazu zählten vor allem Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und Flugblätter. Aber auch umfangreichere Werke konnten verboten oder eingezogen werden. Darum versuchten Verleger und Autoren mit Hilfe von Sammelbänden, großer Schrift und breiten Rändern die Zensur zu umgehen. Manche Schriftsteller gingen ins Exil nach England oder Frankreich, wie z.B. Ludwig Börne oder Heinrich Heine. Trotz dieser strengen Zensur drang Literatur mehr und mehr an die Öffentlichkeit. Durch die seit Beginn des Jahrhunderts eingeführte Schulpflicht nahm Lesefähigkeit und –interesse zu. Neue Verlage wurden gegründet, das System der Leihbibliotheken ausgebaut. Autoren und Verleger, die wegen der Zensur ins Ausland auswichen, versorgten von dort aus den deutschen Markt.
Autoren und Werke
Annette von Droste - Hülshoff (1797 - 1848)
Annette von Droste - Hülshoff wurde am 10. Januar 1797 bei Münster geboren. Ihr Vater vererbte ihr das Interesse für Musik und Aberglauben seiner Heimat, ihre Mutter wiederum die literarische Ader. Schon frühzeitig erwacht diese dichterische Begabung, geschult durch die literarischen Ergüsse ihrer Mutter. Obwohl Annettes Mutter das dichterische Schaffen der Tochter nicht nur mit Interesse verfolgt, sondern auch unterstützt, schränkt sie gleichzeitig die Entfaltung von Annettes Begabung ein, indem sie ihre Werke – auch als die Tochter schon längst eine erwachsene Frau ist – einer kritischen Zensur unterzieht und Annette oft von einer Veröffentlichung abrät. Da Annette selbst nur wenig Wert auf einen Druck ihrer Werke legt, erscheinen zu ihren Lebzeiten nur wenige.
Bei Aufenthalten in Köln (1825/26) und Bonn (1828 und 1830/31) knüpft sie Kontakte zu Künstlerkreisen ihrer Zeit und lernt unter anderen Adele Schopenhauer kennen, die in Jena über literarische Kontakte verfügt.
Im Jahr 1830 begegnet sie zum ersten Mal Levin Schücking, dem Sohn einer befreundeten Dichterin.
Als er wenige Monate später die Mutter verliert, fühlt Annette sich sozusagen als Patin für ihn verantwortlich. Sie sieht ihn jedoch erst im Jahre 1837 wieder, als er nach seinem Studium beginnt, sich als Literat einen Namen zu machen. Die beiden werden enge Freunde. Für Annette bedeutet dies neben schriftstellerischer Bereicherung auch das Gefühl des gegenseitigen Verständnisses.
Aus dieser Freundschaft heraus wird sie zu dichterischen Versen beflügelt, die sie auf den Höhepunkt ihres Schaffens katapultieren. Beide leben und arbeiten in den Jahren 1840/41 auf der Meersburg am Bodensee bei der Familie von Laßberg, dem Schwager von Annette.
Levin Schücking ist es auch, der sie zur Herausgabe einer größeren Gedichtsammlung drängt. Da er sich sowohl um die Zusammenstellung des Bandes wie auch die Verhandlungen mit dem Verleger kümmert, willigt Annette ein.
Anfang April 1842 verläßt Schücking die Meersburg, um beim Fürsten Wrede in Ellingen eine Stelle anzutreten. Etwa zur selben Zeit lernt er Louise von Gall kennen, die er im Oktober 1843 heiratet. Damit verändert sich die Beziehung zu Annette; in die Bekanntschaft ist jetzt seine Frau mit einbezogen, Annette wird zur mütterlichen Freundin und der literarische Austausch versiegt. Dennoch hat diese Entfremdung Annettes literarische Produktion nicht aufhalten können; sie ist nach wie vor von dichterischer Phantasie beflügelt, aber mehr und mehr setzt ihr die fortwährende und sich verschlimmernde Krankheit schöpferische Grenzen.
Meersburg und der Bodensee sind Annette in den Jahren mit Levin Schücking ans Herz gewachsen, und so reist sie im September 1843 mit ihrer Mutter wieder dorthin. In den letzten Lebensjahren pendelt sie zwischen ihrer westfälischen Heimat Rüschhaus und Meersburg, bis sie ihre Gesundheit im Herbst 1846 zwingt, fortan im gesundheitlich milderen Klima am Bodensee zu leben. Sie ist zuletzt durch das fortschreitende Leiden fast vollkommen an ihr Leben im Turmzimmer gefesselt, wo sie am 24. Mai 1848 stirbt. Sie wird am 26. Mai auf dem Friedhof zu Meersburg begraben.
Obwohl Annette mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Verhalten ihrer Zeit weit voraus war, war sie in ihrer Dichtung mit ihrem christlichen und anthroposophischen Inhalt sehr konservativ. Sie blieb unberührt vom zeitgeschichtlichen Gedankengut der Aufklärung. Ihr Blick war eher „nach innen gewandt„, sie versuchte in den Gesetzen der Natur die göttliche Weisheit zu erkennen und spürte der Widersprüchlichkeit der menschlichen Seele nach. Gerade darum sprechen ihre Zeilen über die Jahrzehnte hinweg auch heute noch Menschen an, die unabhängig vom wechselhaften Welt - Geschehen Orientierung und Halt im Ewig - Menschlichen suchen.
Annette selbst war sich der mangelnden Aktualität ihrer Dichtung durchaus bewußt und hat sich dazu, wie folgender Briefausschnitt an Elise Rüdiger beweist, auch bekannt: „So steht mein Entschluß fester denn je, nie auf den Effekt zu arbeiten [...], keinem anderen Führer als der ewig wahren Natur durch die Windungen des Menschenherzens zu folgen und unsere blasierte Zeit und ihre Umstände gänzlich mit dem Rücken anzusehen. Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möchte ich gelesen werden, und vielleicht gelingt mir's.„

Eduard Mörike (1804 - 1875)
* 8. 9. 1804 Ludwigsburg, † 4. 6. 1875 Stuttgart; besuchte 1822—1826 das Tübinger Stift, war 1834—1843 evangelischer Pfarrer in Cleversulzbach, heiratete 1851 Margarethe von Speeth (Trennung 1873) und wurde Literaturlehrer in Stuttgart. Mit seinen beseelten und klangvollen Gedichten ist Mörike einer der großen Lyriker deutscher Sprache. Bei ihm verbindet sich klassisches Schönes mit romantischem Zwielichtigem und Volksliedhaftem.
Neben seine Balladen („Der Feuerreiter„; „Die Geister am Mummelsee„) trat die beschauliche humorvolle Idylle („Idylle vom Bodensee„ 1846). Als Erzähler schrieb Mörike den Künstlerroman „Maler Nolten„ 1832, einige Märchen („Das Stuttgarter Hutzelmännlein„ 1853) und die Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag„ 1856.

andere Vertreter:
Karl Immermann (1796 - 1840), Werke: Die Epigonen (1836)
Münchhausen (1838/39)
Adalbert Stifter (1805 - 1868), Werke: Die Mappe meines Urgroßvaters (1841/42)
Bunte Steine (1852)
Der Nachsommer (1857)
Franz Grillparzer (1791 - 1872), Werke: König Ottokars Glück und Ende (1825)
Des Meeres und der Liebe Wellen (1831)
Ein Burderzwist in Habsbrug (1872)

Eine Stelle aus einem der Gedichte von Grillparzer zeigt die typische Einstellung des Biedermeiers:
Eines nur ist Glück hienieden,
Eins: des Innern stiller Friedenszeiten
Und die schuldbefreite Brust!
Und die Größe ist gefährlich,
Und der Ruhm ein leeres Spiel;
Was er, gib und nichtige Schatten,
Was er nimmt, es ist so viel.
Erklärung historischer Ereignisse

Revolutionskriege (1792—1815)
die durch kurze Friedenszeiten unterbrochene kriegerische Auseinandersetzung von 1792—1815 zwischen Frankreich und den Monarchien Europas
Wiener Kongress (18. 9. 1814-9. 6. 1815)
der vom 18. 9. 1814-9. 6. 1815 in Wien unter Leitung des österreichischen Staatskanzlers Fürst Metternich sowie unter starkem Einfluß des russischen Zaren Alexander I. und Englands abgehaltene Kongreß von Herrschern und Staatsmännern aller europäischen Staaten (außer der Türkei) zur Neuordnung Europas nach den Kriegen gegen Napoléon I. (Revolutionskriege).
Deutschland erhielt statt des erhofften Nationalstaats nur die lose Form des Deutschen Bundes.
Die Ergebnisse des Kongresses waren deshalb Gegenstand heftiger Kritik der liberalen und nationalen Geschichtsschreibung.

Restauration
Versuch der deutschen Fürsten, die gesellschaftliche und politische Ordnung nach den Revolutionskriegen wieder herzustellen

Wartburgfest (18. 10. 1817)
von der Jenaer Burschenschaft angeregte und mit 500 Abgesandten von 12 deutschen Universitäten beschickte, am 18. 10. 1817 auf der Wartburg durchgeführte Erinnerungsfeier an die Reformation 1517 und an die Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Daraus entstand eine politische Demonstration gegen die Restaurationspolitik des Deutschen Bundes
Julirevolution 1830 (27. bis 29. Juli 1830)
Pariser Revolution vom 27. bis 29. Juli 1830, ausgelöst durch die Juliordonnanzen des Bourbonen Karl X., der gestürzt wurde. Er hatte die „alte„ Ordnung in Frankreich wieder herstellen wollen, wie sie vor der Revolution 1789 gewesen war.

Anthroposophie
[griechisch „Menschenweisheit„], Ausdruck für die Erforschung der übersinnlichen Welt; dafür weltlich eher zurückgezogen
Inhalt
Die Epoche "Biedermeier": Autoren, Merkmale, historischer Hintergrund.

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