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Klausur: Mephisto als Wesensdimension von Faust (Goethe)

Alles zu Werke

Deutsch-Klausur über Faust und die Mephisto als Wesensdimension



Aufgabe 1:
Eine moderne Interpretation sieht in Mephisto nicht den „Teufel, der sich Faust von außen her als Anderer entgegensetzt“. Vielmehr sieht sie in ihm eine „Wesensdimension Fausts selbst“. Setzen Sie sich mit dieser Deutung auseinander.


Es gibt verschiedene Ansätze, wie man das Verhältnis zwischen Faust und Mephisto interpretieren könnte. Die beim ersten Lesen naheliegendste wäre wohl, Faust und Mephisto als zwei eigenständige Figuren zu betrachten, die mit- und gegeneinander agieren.
Schon im Prolog des Dramas wird Mephisto als eigene Figur vorgestellt. Er redet mit Gott über Faust, als eine dritte Person (V. 299 ff.). Die Frage, ob Mephisto etwas anderes sein könnte als eine Art Gegenspieler zu Faust stellt sich gar nicht erst. Im weiteren Verlauf des Dramas wird Mephisto auch von anderen Personen wahrgenommen. Er redet mit Marthe und Gretchen, unabhängig von Fausts An- oder Abwesenheit (V. 2900 ff.). Und Gretchen unterscheidet die beiden Figuren deutlich, als sie bekennt, dass sie zwar den Faust liebt, Mephisto aber fürchtet und ablehnt (V. 3471 ff.). Abgesehen davon verfügt Mephisto über magische Fähigkeiten, die ihn nicht als normalen Menschen erscheinen lassen. Dies zeigt sich z. B. in der Szene „Auerbachs Keller“, als er Wein aus dem Tisch fließen (V. 2290 ff.) oder die Studenten nicht vorhandene Weinberge sehen lässt (V. 2316 ff.). In der Szene „Hexenküche“ wird darüber hinaus deutlich, dass Mephisto über andere Geister und Hexen gebietet (V. 2482 ff.). Er scheint wirklich der Teufel zu sein, eine von dem Menschen Faust vollkommen losgelöste Figur.

Eine andere, moderne Interpretation geht aber davon aus, dass Faust und Mephisto nicht zwei voneinander unabhängige Figuren darstellen. Vielmehr wird Mephisto als eine „Wesensdimensionale“ von Faust selbst gesehen: als die personifizierte böse Seite in Faust.
Betrachtet man die Person Faust, stellt man oft eine Dualität und Polarität in ihm fest. Er selbst meint von sich: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ (V. 1112). Man könnte von dem göttlichen und dem teuflischen Anteil in seiner Seele sprechen.
Die „gute“, göttliche Seite strebt immer nach Höherem (V. 1116 f.) nach höchster Erkenntnis (V. 304 und 382) und Vollkommenheit.
In Fausts Leben vor seiner Begegnung mit Mephisto hat wohl diese Seite dominiert. Auf seiner Suche nach Erkenntnis hat er sich mit zahlreichen Natur- und Geisteswissenschaften intensiv auseinander gesetzt(V. 355 ff.). Sein Ansehen unter den Bürgern (V. 981 ff.) lässt drauf schließen, dass er dabei einiges für die Gesellschaft geleistet hat: Es scheint, dass er sein Wissen, z. B. in der Medizin nicht nur für sich behalten hat, sondern zum Allgemeinwohl eingesetzt hat (Beispiel: Heilung bei Pest). Trotz der Hochachtung der Bürger ist er nicht hochmütig ihnen gegenüber geworden (V. 1009).

Doch lautet sein Fazit nach zehn Jahren Lehrtätigkeit, „dass wir nicht wissen können!“ (V. 364). Seine Studien, sein Streben sind sinnlos gewesen und haben ihm außer dieser Sokrates’schen Erkenntnis nur Depressionen und ein so tiefes Gefühl der Sinnlosigkeit gebracht, dass er einen Selbstmord ernsthaft in Erwägung zieht (V. 690 ff.).
Nun aber taucht Mephisto auf, die Manifestierung seiner „anderen Seele“. Diese fordert „von der Erde jede höchste Lust“ (V. 305), sucht die Erfüllung in sinnlichem Genuss statt in geistigen Bestrebungen. Auch wenn Faust der Meinung ist, dass er seine Qual über seine Erkenntnislosigkeit damit nur betäuben, nicht überwinden kann, lässt er sich in der Wette mit Mephisto darauf ein, durch seine Hilfe „(...) was der Menschheit zugeteilt ist / (...) in [seinem] innern Selbst (...)“ (V. 1770 f.) zu genießen. Er möchte die ganzen Triebe der „dunklen“ Seite seiner Seele ausleben: sexuelle Genüsse, Reichtum..., was man eben als „die Freuden des Lebens“ bezeichnet. Und dabei steht sein Genuss allein im Mittelpunkt, wie sich z. B. in seiner Bereitschaft, Gretchen und ihr unschuldige Leben zu zerstören (V. 3365), zeigt. Auch seine Skrupel, einen Meineid zu schwören (V. 3039) überwindet er in dieser Absicht.

Erweitert man diesen Interpretationsansatz von Mephisto als Wesensdimensionale Fausts könnte man auch Faust selbst nicht als Person an sich, sondern als Prinzip Mensch verstehen (V. 1770: „(...) was der Menschheit zugeteilt ist“). Dieser Mensch ist innerlich gespalten, da er sowohl einen göttlichen als auch einen teuflischen Anteil in sich hat. Wie in Mephistos Zikadenmetapher (V. 288 ff.) veranlassen ihn seine göttlichen Anteile zu geistigen Sprüngen in die Höhe, während sein teuflischer Anteil ihn immer wieder auf die Erde zurück holt. Sein Inneres ist im wahrsten Sinne des Wortes „hin- und hergerissen.

Ein Ausweg aus dieser Seelenqual, die Faust sehr deutlich spürt, ist die Ablenkung. Dabei wird der göttliche Seelenanteil durch den teuflischen betäubt und unterdrückt. Nachdem er auch durch die Magie keine Erkenntnis erlangt hat (erneute Enttäuschung bzw. „Rückfall auf die Erde“) versucht Faust einfach allen Erkenntnisdrang und damit auch die Qual über die Erkenntnislosigkeit zu unterdrücken, indem er den teuflischen Anteil in ihm dominieren lässt. Ähnlich wie Menschen heute Ablenkung in Drogen, Konsum etc. suchen, sucht Faust sie in sexuellem Genuss, Reichtum etc. Und diese Triebe und deren Ermöglichung sind personifiziert in der Figur Mephisto.
Die Auseinandersetzung Fausts mit Mephisto ist folglich eine Auseinandersetzung des Menschen mit seiner dunklen Seite, also mit sich selbst.

Und das, so Goethes Menschenverständnis, ist von Gott für den Menschen auch so vorgesehen (vgl. Prolog, besonders V. 317): „Es irrt der Mensch so lang er strebt.“ Irren, also auch Ausleben der Triebe (/des teuflischen Seelenanteils) ist legitim. Wichtig ist nur, dass die „Tätigkeit“ nicht erschlafft (V. 340). Genau deswegen schätzt Gott den Mephisto bzw. die dunkle Seit im Menschen, der/die „(...) reizt und wirkt und (...) als Teufel“ (V. 343) schafft und so den Menschen nicht in die sündhafte Ruhe verfallen lässt.

Dieses Welt- und Menschenbild war vielleicht die eigentliche Botschaft, die Goethe vermitteln wollte. „Faust“ wäre dann nicht in erster Linie eine (je nach Geschmack mehr oder weniger) unterhaltsame Erzählung. Vielmehr wäre dieses Drama als ein großes Metapher zu sehen, in dem Goethe sein Weltverständnis, etwas zwangsläufig Abstraktes, durch eine Geschichte verbildlicht (also konkretisiert) ausdrückt.
Inhalt
Überarbeitung folgender Klausuraufgabe:
Eine moderne Interpretation sieht in Mephisto nicht den „Teufel, der sich Faust von außen her als Anderer entgegensetzt“. Vielmehr sieht sie in ihm eine „Wesensdimension Fausts selbst“. Setzen Sie sich mit dieser Deutung auseinander. (967 Wörter)
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