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Einleitung,Charakterisierung Eduard und Hauptmann

Alles zu Johann Wolfgang Goethe  - WahlverwandtschaftenIn dem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ von Johann Wolfgang von Goethe sind mir Otto Eduard und Otto, der Hauptmann besonders aufgefallen. Wenn man die beiden männlichen Hauptfiguren genauer betrachtet, fällt auf, dass sie sich charakterlich sehr stark unterscheiden und trotzdem kennzeichnet sie eine langjährige Freundschaft.
Aufgrund der gleichen Vornamen wird Otto Eduard nur mit seinem 2. Vornamen gerufen, um Verwechslungen auszuschließen. Die beiden Männer sind beide etwa 40 Jahre alt, im besten Mannesalter, wie es im Buch heißt und seit langem befreundet. Eduard ist ein reicher Baron und lebt mit Charlotte, seiner zweiten Ehefrau, in einem zurückgezogenem Schloss, das von einem Park umgeben ist. Die beiden beschließen ihren Freund, den Hauptmann zu sich zu holen. Der Hauptmann, nach seinem Dienstgrad bezeichnet, ist zu dieser Zeit arbeitslos und kann seine vielfältigen Fähigkeiten als Landvermesser nicht in der Gesellschaft einsetzen. Später wird ihn der Graf zeitweise bei sich aufnehmen und beschäftigen. Zunächst besucht er aber seine Freunde und nach einiger Zeit wird auch Ottilie, Charlottes Nichte, auf das Anwesen geholt, damit Charlotte sich nicht alleine fühlt. Mit der Zeit entfremdet sich das Ehepaar und Eduard und Ottilie verlieben sich, sowie Charlotte und der Hauptmann. Unter diesem Gesichtspunkt werde ich nun die Charaktereigenschaften der beiden Figuren herausarbeiten und wie diese sich eventuell verändern.
Die stärkste Charaktereigenschaft von Eduard und die, in welcher er sich am stärksten von dem Hauptmann unterscheidet, ist seine Emotionalität. Allein die Tatsache, dass er seiner Liebe zu Ottilie nicht entsagt, sondern sie auslebt, spricht dafür. In jeder Hinsicht lässt er seinen Gefühlen freien Lauf und versteckt sie nicht vor den anderen. Diese Eigenschaft wird deutlich als er Charlotte „gewissermaßen unfreundlich“ (S.25, Z.28) darum bittet ihm nicht weiter ins Buch zu schauen, während er aus diesem vorliest. Er kann es also nicht leiden, wenn Charlotte mit den Augen mitliest und weist sie ab. Anders verhält er sich hierbei als Ottilie später in seinem Buch mitliest. Er rückt ihr sogar näher, damit sie es bequem hat und wartet vor dem Umblättern, bis Ottilie auch zu Ende gelesen hat (vgl. S.47, Z.37f.). Auch hat er Ottilie ein Dokument gegeben, das sie handschriftlich abschreiben sollte. Als die beiden allein, die Dokumente vergleichen und er feststellt, dass sie sich seiner Handschrift angenommen hat, drückt er seine Freude darüber überschwänglich aus. „Du liebst mich![…] Ottilie, du liebst mich!“ (S.70, Z.6). Als sie sich nach der langen Trennung, als Eduard im Krieg war, endlich wieder sehen, begrüßen sie sich sehr emotional. Er blickte sie erst leidenschaftlich an und schloss sie dann fest in seine Arme (vgl.S.179, Z.15f.). Außerdem wechselten sie zum „ersten Mal entschiedene freie Küsse und trennten sich gewaltsam und schmerzlich“ (S.179, Z.20f.). Ein weiteres Beispiel für seine starke Emotionalität lässt sich finden, als er Charlotte seinen Abschiedbrief schreibt, in dem er ihr verspricht Ottilie zu entsagen, solange Charlotte sie auf dem Anwesen behält. Als er dieses schreibt, fängt er „bitterlich zu weinen an“ (S.87, Z.17) Auch als er Ottilie aus dem Wirtshaus wieder mit nach Hause bringt, gegen die Absprache mit Charlotte, „wirft [er] sich Charlotten um den Hals und zerfließt in Tränen“ (S.194, Z.29).
Der Hauptmann hingegen ist nicht emotional und gefühlsbetont, sondern eher schweigsam, wortkarg und in sich gekehrt. Er zeigt seine Gefühle nicht öffentlich. Es gibt nicht sehr viele Stellen in dem Buch, wo der Hauptmann redet. In den meisten Redeabschnitten, die dem Hauptmann vorenthalten sind, geht es entweder um die Landvermessung des Anwesens oder um andere seiner Fähigkeiten, zum Beispiel als er den chemischen Begriff Wahlverwandtschaften erklärt. Eine weitere der wenigen längeren Textstellen ist die, als er und Eduard am Ende des Buches über die weitere Entwicklung über die Beziehung zu den beiden Frauen reden. Dieser Redeanteil zieht sich über die Seiten 172 bis 175. Auch seine Liebe zu Charlotte wird mit wenigen Worten beschrieben, sie wird nicht ausgeschmückt, wie die Beziehung von Eduard und Ottilie und es gibt auch keine überschwänglichen Liebesbekundungen. Nur wenige Sätze, wie „Schon fing der Hauptmann an zu fühlen, dass eine unwiderstehliche Gewohnheit ihn an Charlotten zu fesseln drohte“(S.48, Z.39f.), lassen eine starke Zuneigung des Hauptmanns zu Eduards Ehefrau andeuten. Als der Hauptmann einen Brief von dem Graf bekommt, dass er für ihn arbeiten soll und somit das Anwesen von Charlotte und Eduard verlässt, gibt es keine dramatische Abschiedsszene, als sich die Liebenden verabschieden. Dieser Abschied wird nur in dem einen Satz „[Sie] hatten am abends vorher schon halben und einsilbigen Abschied genommen“(S.83, Z.32f). Außerdem gibt es im Buch nur eine Szene, in der sich die beiden ihre Liebe sehr zurückhaltend eingestehen und es zu einer erotischen Berührung kommt: ein Kuss. Hierbei sind sie beiden allein auf einer Bootstour, Eduard hatte sie zuvor allein gelassen. Der Hauptmann muss Charlotte aus dem Boot helfen, damit sie an Land gelangen und trägt sie. Nun „schloss [er] sie aufs Neue in seine Arme und drückte einen lebhaften Kuss auf ihre Lippen“(S.71, Z.36f.) Jedoch bereut er seinen einmaligen Gefühlsausdruck sofort und wirft sich zu ihren Füßen und bittet sie um Vergebung.
Mit dieser Handlung wird eine weitere Charaktereigenschaft deutlich, nämlich die, dass der Hauptmann pflichtbewusst, selbstlos und besonnen ist in seiner Liebesbeziehung zu Charlotte. Sie entsagen ihrer Liebe einander, weil Charlotte mit Eduard verheiratet ist. Aus diesem Pflichtgefühl der Gesellschaft gegenüber leben sie ihre Liebe nicht aus und unterdrücken sie. So versucht der Hauptmann seiner Geliebten auszuweichen, um nicht mehr Stunden als nötig mit ihr zu verbringen. Nachdem er fühlt, dass er sich zu Charlotte hingezogen fühlt, „gewann [er] es über sich, den Stunden auszuweichen, in denen Charlotten nach dem Anlagen zu kommen pflegt, indem er schon am frühen Morgen aufstand […] und sich zur Arbeit auf dem Flügel ins Schloss zurückzog“(S.48f., Z.40f.). Auf Seite 172, als er und Eduard über die weitere Beziehung zu den Frauen reden und Eduard seinem Freund Charlotte sogar anbietet, stimmt er Eduard nicht freudig zu, sondern zweifelt an der Idee. Er erinnert Eduard an seine Vaterpflichten seinem neugeborenen Sohn gegenüber und sagt, dass sie es dem Kind schuldig seien, vereint zu leben und für seine Erziehung zu sorgen (vgl. S.172, Z.13f.). Er würde also immer noch auf Charlotte verzichten, wenn Eduard sich mit ihr um das Kind kümmern würde.
Ganz anders verhält sich hier Eduard. Er ist weder pflichtbewusst noch selbstlos, sondern egoistisch und rücksichtslos. Seit Ottilie auf dem Anwesen ist und er sich seiner Liebe bewusst geworden ist, setzt er alles daran Ottilie für sich zu gewinnen und ihr seine Liebe zu zeigen. Ohne Rücksicht auf seine Ehefrau versucht er seine Interessen durchzusetzen ohne dabei auf seine Umgebung zu achten. Seine Ehe mit Charlotte scheint ihn nicht mehr zu interessieren, er bezeichnet sie sogar nur noch als „Torheit“(S.172, Z.28) und wünscht sich, dass er und Ottilie heiraten könnten und der Hauptmann und Charlotte. Auch als die Freunde ein neues Landhaus planen und sie anhand der Skizze des Hauptmanns seinen Standplatz beratschlagen, geht für Eduard Ottilies Meinung über alles. Obwohl Charlotte und Eduard für einen anderen Platz sind als Ottilie, zeichnet Eduard an dieser Stelle „recht stark und derb“ (S.46, Z.24) ein Viereck in die zart gezeichnete Skizze des Hauptmanns. Ein weiteres Beispiel ist, dass Eduard sich sehr auf Ottilies Geburtstagsvorbereitungen konzentriert. Er organisiert ein großes Feuerwerk für Ottilie. Doch als auf der Feier ein Großteil der Menschen ins Wasser fällt und ein Junge zu ertrinken droht, ist die Stimmung vorbei. Obwohl Charlotte ihn bittet, das Feuerwerk abzusagen, ignoriert Eduard es und sieht sich nun mit Ottilie allein das Feuerwerk an. Das Schicksal des Jungen und der anderen Menschen ist ihm egal. Am Ende des Buches, als er erfährt, dass sein Sohn tot ist, trauert er nicht, wie es ein Vater tun würde, sondern er bezeichnet es als „eine Fügung an, wodurch jedes Hindernis an seinem Glück auf einmal beseitigt wäre“(S.183, Z.36f.).
Auch andere Eigenschaften zeichnen Eduard aus, so genießt er auch den Wein öfter als es nötig ist und pflegt dadurch sein Vergnügen zu steigern. So scherzt er mit Ottilie „angeregt von Wein und Hoffnung“(S.64, Z.20).
Außerdem scheint sein er nicht ein sehr ordentlicher Mensch zu sein, denn erst mit dem Hauptmann an seiner Seite „schafften [sie] alle Dokumente, Papiere, Nachrichten aus verschiedenen Behältnissen, Kammern, Schränken und Kisten herbei, und auf das geschwindeste war der Wust in eine erfreuliche Ordnung gebracht[…]“(S.23, Z.25f.).
Trotz dieser ganzen Unterschiede haben die beiden Freunde auch zwei Gemeinsamkeiten. Beide gehen sehr gerne spazieren und sind sehr naturnah. Sehr oft wird beschrieben, wie sie zu viert auf dem Anwesen spazieren gehen und immer wieder neue Wege austesten und sich an der Natur erfreuen. Außerdem spielen beide Figuren ein Instrument, genau wie die Frauen auch. Eduard begleitet Ottilie mit der Flöte und der Hauptmann Charlotte mit der Geige. So verbringen einige musikalische Abende zusammen.
Von den beiden Hauptfiguren ist mir der Hauptmann sympathischer als Eduard. Besonders gefällt mir, dass der Hauptmann so pflichtbewusst und selbstlos mit dieser komplizierten Beziehungskonflikt umgeht, obwohl er auf seine Liebe verzichten muss. Edwards Handeln dagegen stößt mich ab, besonders seine Rücksichtslosigkeit Charlotte gegenüber, während er seine Gefühle für Ottilie offen präsentiert. Hinzu kommt sein Egoismus, besonders als er darauf besteht, Ottilie das Feuerwerk zu zeigen, während ein Junge, der beinahe ertrunken ist noch um sein Leben kämpft.
Inhalt
Charakterisierung und Vergleich der Figuren Eduard und dem Hauptmann aus Goethes "Wahlverwandtschaften"



Quellen: Wahlverwandtschaften, Königs Erläuterungen (1512 Wörter)
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