Einleitung,Charakterisierung Eduard und Hauptmann

Aufgrund der gleichen Vornamen wird Otto Eduard nur mit seinem 2. Vornamen gerufen, um Verwechslungen auszuschließen. Die beiden Männer sind beide etwa 40 Jahre alt, im besten Mannesalter, wie es im Buch heißt und seit langem befreundet. Eduard ist ein reicher Baron und lebt mit Charlotte, seiner zweiten Ehefrau, in einem zurückgezogenem Schloss, das von einem Park umgeben ist. Die beiden beschließen ihren Freund, den Hauptmann zu sich zu holen. Der Hauptmann, nach seinem Dienstgrad bezeichnet, ist zu dieser Zeit arbeitslos und kann seine vielfältigen Fähigkeiten als Landvermesser nicht in der Gesellschaft einsetzen. Später wird ihn der Graf zeitweise bei sich aufnehmen und beschäftigen. Zunächst besucht er aber seine Freunde und nach einiger Zeit wird auch Ottilie, Charlottes Nichte, auf das Anwesen geholt, damit Charlotte sich nicht alleine fühlt. Mit der Zeit entfremdet sich das Ehepaar und Eduard und Ottilie verlieben sich, sowie Charlotte und der Hauptmann. Unter diesem Gesichtspunkt werde ich nun die Charaktereigenschaften der beiden Figuren herausarbeiten und wie diese sich eventuell verändern.
Die stärkste Charaktereigenschaft von Eduard und die, in welcher er sich am stärksten von dem Hauptmann unterscheidet, ist seine Emotionalität. Allein die Tatsache, dass er seiner Liebe zu Ottilie nicht entsagt, sondern sie auslebt, spricht dafür. In jeder Hinsicht lässt er seinen Gefühlen freien Lauf und versteckt sie nicht vor den anderen. Diese Eigenschaft wird deutlich als er Charlotte „gewissermaßen unfreundlich“ (S.25, Z.28) darum bittet ihm nicht weiter ins Buch zu schauen, während er aus diesem vorliest. Er kann es also nicht leiden, wenn Charlotte mit den Augen mitliest und weist sie ab. Anders verhält er sich hierbei als Ottilie später in seinem Buch mitliest. Er rückt ihr sogar näher, damit sie es bequem hat und wartet vor dem Umblättern, bis Ottilie auch zu Ende gelesen hat (vgl. S.47, Z.37f.). Auch hat er Ottilie ein Dokument gegeben, das sie handschriftlich abschreiben sollte. Als die beiden allein, die Dokumente vergleichen und er feststellt, dass sie sich seiner Handschrift angenommen hat, drückt er seine Freude darüber überschwänglich aus. „Du liebst mich![…] Ottilie, du liebst mich!“ (S.70, Z.6). Als sie sich nach der langen Trennung, als Eduard im Krieg war, endlich wieder sehen, begrüßen sie sich sehr emotional. Er blickte sie erst leidenschaftlich an und schloss sie dann fest in seine Arme (vgl.S.179, Z.15f.). Außerdem wechselten sie zum „ersten Mal entschiedene freie Küsse und trennten sich gewaltsam und schmerzlich“ (S.179, Z.20f.). Ein weiteres Beispiel für seine starke Emotionalität lässt sich finden, als er Charlotte seinen Abschiedbrief schreibt, in dem er ihr verspricht Ottilie zu entsagen, solange Charlotte sie auf dem Anwesen behält. Als er dieses schreibt, fängt er „bitterlich zu weinen an“ (S.87, Z.17) Auch als er Ottilie aus dem Wirtshaus wieder mit nach Hause bringt, gegen die Absprache mit Charlotte, „wirft [er] sich Charlotten um den Hals und zerfließt in Tränen“ (S.194, Z.29).
Ganz anders verhält sich hier Eduard. Er ist weder pflichtbewusst noch selbstlos, sondern egoistisch und rücksichtslos. Seit Ottilie auf dem Anwesen ist und er sich seiner Liebe bewusst geworden ist, setzt er alles daran Ottilie für sich zu gewinnen und ihr seine Liebe zu zeigen. Ohne Rücksicht auf seine Ehefrau versucht er seine Interessen durchzusetzen ohne dabei auf seine Umgebung zu achten. Seine Ehe mit Charlotte scheint ihn nicht mehr zu interessieren, er bezeichnet sie sogar nur noch als „Torheit“(S.172, Z.28) und wünscht sich, dass er und Ottilie heiraten könnten und der Hauptmann und Charlotte. Auch als die Freunde ein neues Landhaus planen und sie anhand der Skizze des Hauptmanns seinen Standplatz beratschlagen, geht für Eduard Ottilies Meinung über alles. Obwohl Charlotte und Eduard für einen anderen Platz sind als Ottilie, zeichnet Eduard an dieser Stelle „recht stark und derb“ (S.46, Z.24) ein Viereck in die zart gezeichnete Skizze des Hauptmanns. Ein weiteres Beispiel ist, dass Eduard sich sehr auf Ottilies Geburtstagsvorbereitungen konzentriert. Er organisiert ein großes Feuerwerk für Ottilie. Doch als auf der Feier ein Großteil der Menschen ins Wasser fällt und ein Junge zu ertrinken droht, ist die Stimmung vorbei. Obwohl Charlotte ihn bittet, das Feuerwerk abzusagen, ignoriert Eduard es und sieht sich nun mit Ottilie allein das Feuerwerk an. Das Schicksal des Jungen und der anderen Menschen ist ihm egal. Am Ende des Buches, als er erfährt, dass sein Sohn tot ist, trauert er nicht, wie es ein Vater tun würde, sondern er bezeichnet es als „eine Fügung an, wodurch jedes Hindernis an seinem Glück auf einmal beseitigt wäre“(S.183, Z.36f.).
Auch andere Eigenschaften zeichnen Eduard aus, so genießt er auch den Wein öfter als es nötig ist und pflegt dadurch sein Vergnügen zu steigern. So scherzt er mit Ottilie „angeregt von Wein und Hoffnung“(S.64, Z.20).
Außerdem scheint sein er nicht ein sehr ordentlicher Mensch zu sein, denn erst mit dem Hauptmann an seiner Seite „schafften [sie] alle Dokumente, Papiere, Nachrichten aus verschiedenen Behältnissen, Kammern, Schränken und Kisten herbei, und auf das geschwindeste war der Wust in eine erfreuliche Ordnung gebracht[…]“(S.23, Z.25f.).
Trotz dieser ganzen Unterschiede haben die beiden Freunde auch zwei Gemeinsamkeiten. Beide gehen sehr gerne spazieren und sind sehr naturnah. Sehr oft wird beschrieben, wie sie zu viert auf dem Anwesen spazieren gehen und immer wieder neue Wege austesten und sich an der Natur erfreuen. Außerdem spielen beide Figuren ein Instrument, genau wie die Frauen auch. Eduard begleitet Ottilie mit der Flöte und der Hauptmann Charlotte mit der Geige. So verbringen einige musikalische Abende zusammen.
Von den beiden Hauptfiguren ist mir der Hauptmann sympathischer als Eduard. Besonders gefällt mir, dass der Hauptmann so pflichtbewusst und selbstlos mit dieser komplizierten Beziehungskonflikt umgeht, obwohl er auf seine Liebe verzichten muss. Edwards Handeln dagegen stößt mich ab, besonders seine Rücksichtslosigkeit Charlotte gegenüber, während er seine Gefühle für Ottilie offen präsentiert. Hinzu kommt sein Egoismus, besonders als er darauf besteht, Ottilie das Feuerwerk zu zeigen, während ein Junge, der beinahe ertrunken ist noch um sein Leben kämpft.