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Vergleich:Holden Caulfield (Der Fänger im Roggen)- Werther (Die Leiden des jungen Werther)

Alles zu Ausarbeitungen, Interpretationen und Zusammenfassungen

Aufgabe:


Vergleiche den Haupthelden Holden Caulfield aus „Der Fänger im Roggen“ mit Werther nach selbst gewählten Parametern.
Gemeinsamkeiten

Gesellschaft/Umfeld
Werther sowie Holden Caulfield schätzen die Gesellschaft von Kindern, achten sie und sind sehr geübt im Umgang mit jenen
Werther empfindet Zuneigung zu Geschwistern Lottens; genießt Ruhe, die von Geschwistern Hans und Philipp, zwei Kindern des Dorfes, ausgeht
Holden liebt seine jüngere Schwester Phoebe geschwisterlich, lobt sie in höchsten Tönen; zeigt sich ungemein liebenswert einem Kind gegenüber, welches in unmittelbarer Umgebung Caulfields „skatet“
beide stoßen sich permanent an gesellschaftlichen Verhältnissen oder Schranken, fühlen sich beengt und als Außenseiter, mäßig zu früh gekommene Helden
Werther lebt in stetiger Zerissenheit zwischen den Ständen
- bringt „kleinen Leuten“ Respekt entgegen, verbrüdert sich aber aufgrund seiner übergeordneten Stellung dennoch nicht mit jenen
- Außenseiter im eigenen Stand – „unbürgerlicher Großbürger“
- Ablehnung durch Adel
Holden verlässt sein Privatinternat „Pencey“, abgestoßen von Affektiertheit,
Falschheit der Schüler/Lehrer/Eltern, zeigt sich fortlaufend ungehalten gegenüber „Spießbürgertum“; zur Handlungszeit des Buches (1950er) war (nicht nur) in den USA alles, was von der Norm abwich, verpönt – gesellschaftliche Schranken, an denen Caulfield sich stößt
sie sehnen sich nach einer fast kindlichen Idylle, die sie zeitlebens nicht mehr
werden fassen können; streben nach Idealen/stellen Ansprüche, denen kaum ein Mensch gerecht werden kann, an ihre Umgebung
Werther schätzt die ländliche Idylle, Gesellschaft des einfachen Volkes, erkennt aber nur geringfügig, welcher Arbeitsaufwand mit dem Landleben in der niedersten Bürgerschicht verbunden ist
Caulfield besucht beispielsweise ein Museum, mit welchem unzählige Kindheitserinnerungen verknüpft sind, um noch einmal wie als Grundschüler die Ausstellungsstücke der Indianer zu bestaunen; trotz des Wissens, dass dies fast ausschließlich von Kindern so empfunden wird
beide eint ein recht fortschrittliches Frauenbild; sie lieben mehr oder minder frei von sexueller Begierde, sehen Frauen als Wesen mit eigenem Verstand sowie Gefühl
Werther hebt Lotten auf ein unerreichbares idealistisches Niveau, liebt sie leidenschaftlich, absolut, ist allein auf sie fixiert, dennoch: platonische Liebe
- trotz seiner Verehrung bleibt Lotten mehr Objekt als Subjekt
Holden verachtet Haltung vieler männlicher Altersgenossen, z.B. seines ehemaligen Zimmernachbarn Stradlater zutiefst
- trotz sexueller Begierde steht diese für ihn nicht im Vordergrund; Frauen sind weit mehr als „Lustobjekte“, weshalb verbale und körperliche Liebe für ihn auch nicht trennbar sind
- Beispiel für seine Zuneigung: alte Freundin Jane Gallagher

Gefühlswelt
zwei sehr leidenschaftliche Charaktere, die ihren Gefühlen bei unterschiedlicher Wortwahl mit gemeinsamer Intensität Ausdruck verleihen
Werthers Briefe an seinen alten Freund Wilhelm sind Schriftstücke überschwänglicher Leidenschaft
- häufige Diminutive oder Injektionen verdeutlichen dies
Holden nutzt vielfach Schimpfworte oder Jugendsprache, um seine häufig aggressive Leidenschaft in Worte zu fassen
beide sind äußerst liebesfähig, emotional und häufiger „unmännlich“, an heutigen Standards gemessen
Werther verehrt, liebt Lotten innig; seine Figur ist von stetigen Gefühlsausbrüchen gezeichnet
Holden liebt eher wechselhaft; dennoch intensiv z.B. Jane Gallagher
Werther sowie Holden leben mit depressiver Grundstimmung, bei beiden auch durch unerfüllte Liebessehnsüchte sowie die gesellschaftliche Unzugehörigkeit hervorgerufen
Werther leidet unter der „Krankheit zum Tode“ („Historia Morbi“), Selbstmordgedanken durchziehen beide Bücher und werden stringent entwickelt
Caulfields Depressionen äußern sich in Beschreibungen seiner Einsamkeit im riesigen New York; z.B. Szene mit der Prostituierten Sunny, auch er trägt sich mit Selbstmordgedanken
Mitleid ist ein wichtiger Bestandteil der Gefühlswelt beider Protagonisten, ebenso wie ein hohes Maß an Empathie plus Einfühlungsvermögen
Werther bemitleidet vor allem das einfache Volk, welches finanzielle Probleme zu bewältigen hat; weiterhin nimmt er Anteil an deren persönlichen Schwierigkeiten, z.B. Bauernbursche, der seine Herrin vergewaltigte
Holden bemüht sich trotz stetiger Lästereien um einen netten Umgang mit Außenseitern seiner Schule, z.B. Ackley oder die Tochter des Schulleiters Selma Thurmer, bemitleidet generell alle, denen es schlechter als ihm selbst geht, z.B. Prostituierte Sunny, spendensammelnde Nonnen
> beiden gemeinsam ist zudem eine weit entwickelte Fähigkeit zum Selbstmitleid, die sich wiederum in Depressionen niederschlägt
Werther und Holden zeichnen sich durch Gönnerhaftigkeit aus, wobei die des letzteren mehr an Verschwendertum grenzt
Werther unterstützt die ärmste Bevölkerungsschicht durch milde Gaben
Holden erweist sich insbesondere Mädchen gegenüber als besonders spendabel, was wohl auch seinem Wunsch nach Ansehen/dem perfekten Auftritt zugewiesen werden kann; andererseits unterstützt er beispielsweise auch Nonnen mit einer Spende
die beiden Hauptfiguren wurden stark durch Verluste geliebter Menschen geprägt
Werther im übertragenen Sinne: Verlust Lottens an Albert
Holdens jüngerer Bruder Allie starb an Leukämie
häufiges Auftreten von Fluchtgedanken bei beiden
Werther flieht nach der tatsächlichen Flucht aus Lottens Nähe vor allem gedanklich aus seinem unglücklichen Dasein
Holden befindet sich New York quasi permanent auf der Flucht, trägt auch Gedanken der wirklichen Flucht aus jener Stadt mit sich
kurzes Fazit: Holden Caulfield und Werther fristen ein Dasein in stetiger innerer Zerrissenheit, ihre Gefühlsskala reicht von „himmelhochjauchzend“ bis „zu Tode betrübt“, das z.T. binnen weniger Stunden

Verhalten/Gewohnheiten
Werther als auch Caulfield glauben auf jeweils eine sehr spezielle Art und Weise, trotz des Glaubens verzichten sie auf Ehrung/Einhaltung der Sakramente bzw. andere Glaubenspflichten
Werther ist Pantheist und sieht Gott in allem – daher rührt u.a. auch sein besonderes Verhältnis zur Natur
Holden glaubt, verabscheut jedoch christliche Orthodoxie/Dogmen, so sind Priester für ihn oberflächlich, die Apostel verachtenswert
Höflichkeit/gute Erziehung bestimmt ihren Umgang mit anderen
Werthers Charme/Galanz ist evtl. eher zeitgenössische Selbstverständlichkeit, obgleich sehr beachtenswert
Holden ist Fremden gegenüber nie unhöflich, den bösartigen Gedanken, die ihn scheinbar immer begleiten zum trotz
Sprache ist in beiden Fällen sehr jugendlich
bei Werther sehr verklärt, unglaublich gewandt, vielseitig

zeitgemäß geprägt bei Holden
beide zeichnen sich durch eine ungewöhnliche Intelligenz, Verständnis sowie Leidenschaft für Sprache und Literatur aus
Werthers Briefe sind Zeugnisse unglaublicher sprachlicher Gewandheit, immenser Denkleistungen; Literatur/Kunst wichtige Bestandteile seines alltäglichen Lebens; Formen, die er rezipiert, spielen seine inneren Zustände wieder
Holdens komplexe Gedankengänge, sein Abstraktionsvermögen, die Fähigkeit, „die Dinge beim Namen zu nennen“ belegen diese Aussage; Englisch ist sein bestes Fach, obgleich auch einziges, welches gute Noten einbringt
die Ausgehlust beider hält sich in Grenzen, ihr Hang zur Bewegung, zum bloßen Herumgehen ist ihnen dennoch gemeinsam
Werther verbringt einen großen Teil seiner freien Zeit bei Spaziergängen, nur
ein einziges Mal tanzt er auf einem Ball, zu dem die jungen Leute des Ortes aufriefen
Holden „stromert“ in New York nur durch die Gegend, ist Partys gegenüber dem Zeitgeist gemäß eher aufgeschlossen
häufige Ortswechsel bestimmen beider Leben
Werther hielt sich vor Wahlheim an anderer Stelle auf, verlässt jenen Ort, um bald darauf wieder zurück zu kehren
Holdens häufigen Schulwechseln fallen die Ortswechsel zur Last
eine begrenzte Zahl von Freunden prägt beide, verdeutlicht ihren Einzelgänger-Status
Werthers engste Vertraute sind Wilhelm, Lotten evtl. Alberten
Holden hat kaum „richtige“ Freunde, nur seine Schwester Phoebe genießt sein vollstes Vertrauen
- oben beschriebenes belegt auch ihr eher unterkühltes Verhältnis zur Familie
Werthers scheint zu seiner Mutter nur das Nötigste an Kontakt aufrecht zu erhalten
Geschwister Allie und Phoebe bedeuten Holden viel, die Eltern werden als lästiger „Vormund“ betrachtet, Bruder D.B. schwebt zwischen Verachtung und Anerkennung

Unterschiede
Kriterium Werther Holden Caulfield Gesellschaft/Umfeld 1) Frauenbild frei von jeglicher sexueller Begierde (außer Zwischenfall beim gemeinsamen Lesen des Ossian), dennoch: Lotte wird als Objekt betrachtet körperliche und verbale Liebe untrennbar mit einander verbunden, aber weitaus mehr Anfüllung mit sexueller Begierde (dem Zeitgeist gemäß)
Bestellung einer Prostituierten zum Verlust der Jungfräulichkeit
vorrangige Be-/Aburteilung der Frauen seines Umfeldes nach Aussehen 2) Umgang mit anderen von allen Formen der Höflichkeit geprägt oft sehr oberflächlich, lasterhafter Egoismus, wodurch Holden als einziges perfektes Individuum seiner Ansicht nach gilt, alle anderen scheinen im Vergleich mit ihm absolut minderwertig 3) gesellschaftliche Schranken stößt sich insbesondere an Standesschranken, weniger Engstirnigkeit des Volkes da Abschaffung der Standesschranken bereits erfolgte – vor allem Status als zu früh gekommener Held mit zu fortschrittlichen Idealen, Entlarvung des „Spießbürgertums“ Gefühlswelt 1) Depressionen/ Selbstmordgedanken treiben Werther schließlich auch in den Selbstmord tauchen vor allen im Zusammenhang mit der Szene im Hotel auf, werden also nicht stringent über alle Kapitel entwickelt, führen letztlich auch nicht zum Suizid 2) Empathie/Mitleid uneingeschränkt für alle Bedürftigen nie ohne eigenen Vorteil 3) Liebesfähigkeit nur Lotten bestimmt wechselnde Objekte der Verehrung, Treffen mit jedem halbwegs attraktivem Mädchen um sie zur festen Freundin zu gewinnen - Probiercharakter 4) Moral/Wertvorstellungen
(sind ganz unterschiedlicher Natur, was aber auch mit den stark unterschiedlichen Zeiten/Gesellschaften zusammenhängt) Ehre und Achtung stehen über allem, Wahrung verschiedenster christlicher Prinzipien Verlust einiger Werte des Sturm und Drang, z.B. unbefleckte Eheschließung Gewohnheiten 1) Arbeitseifer Bestrebungen/Bemühungen zu arbeiten, definitiv arbeitsam, dennoch: Versagen bei Arbeit als Angestellter des Grafen und nicht Erkennen der unglaublichen körperlichen Belastung ländlicher Arbeiten kaum schulischer Eifer, nicht Dummheit sondern Faulheit 2) Einhaltung der Prinzipien Ja, bis zum Schluss, welcher deshalb auch mit dem Tode endet Nein, zum Schluss Abfallen von diesen. Erkenntnis von Idylle der Kindheit, Familie (Phoebe auf dem Karussell) trotz Fluchtgedanken Rückkehr zur Familie und zum spießbürgerlichen Alltag (Schulwechsel, etc.) 3) bevorzugter Lebensraum ländlichen Charakters, bringt Stadt Abscheu entgegen Großstadtmensch, Leben in New York City bevorzugt 4)Alter/Verhalten etwa Anfang 20, heute würde es mit „Unreife“ betitelt 16/17 Jahre, dafür altersgemäßes z.T. sehr reifes Verhalten 5) Sprache unglaublich vielfältige, elegante, romantische Wortwahl sehr einseitige Wortwahl, Slang bzw. Jugendsprache, häufige Schimpfworte

Fazit
- deutliches Überwiegen der Gemeinsamkeiten, die im großen und ganzen auf alle Bereiche einer Charakterisation auszuweiten sind, sich nur geringfügig unterscheiden, was zu meist mit den sehr verschiedenen Epochen der Entstehung und dem jeweiligen Zeitgeist zu erklären ist
Inhalt
Vergleich der Protagonisten der Romane "Der Fänger im Roggen"/J.D. Salinger und "Die Leiden des jungen Werther"/J.W. von Goethe, Holden Caulfield und Werther, nach Gemeinsamkeiten (stichpunktartig) und Unterschieden (tabellarisch)anhand selbstgewählter Parameter, abschließendes Fazit, sehr ausführlich - 8 Seiten (1505 Wörter)
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