Menu schließen

Planwirtschaft: Die Zentralverwaltungswirtschaft

Alles zu Demokratie und andere Staats- und Regierungsformen

Die Zentralverwaltungswirtschaft



Gliederung:
Definition und Merkmale
Vor- und Nachteile
Kommentar

1. Definition und Merkmale
Planwirtschaft bezeichnet eine Wirtschaftsordnung, in der die ökonomischen Prozesse einer Volkswirtschaft, insbesondere die Produktion und die Verteilung von Gütern und Dienstleistungen, planmäßig und zentral gesteuert werden. Zur Umsetzung dieses Wirtschaftssystems bedarf es einer strikten Hierarchie in den Planungsinstanzen, von den untersten bis zu den oberen Planungsbehörden. Dies ist nötig, da Informationen über Sachkapitalbestände (z.B. Bedürfnisse der Bürger, Güter- und Rohstoffvorräte oder Produktionskapazitäten) und das Arbeitskräftepotenzial wichtig für das funktionieren dieses Systems sind, vor allem um langfristig Pläne aufstellen zu können. Diese Pläne werden zunächst auf 15- 20 Jahre festgelegt und geben gesamtwirtschaftliche Entwicklungsziele vor. In Fünfjahresplänen werden den einzelnen Wirtschaftsbereichen konkrete Ziele gesteckt. Die notwendige staatliche Bürokratie hierfür ist sehr umfangreich und kostspielig, ihre Aufgabe liegt neben dem Entwerfen und Abstimmen von Teilplänen und deren Zusammenfügen zu einem Gesamtplan und der eventuellen Revision von nicht erfüllbaren Plänen vor allem in der Informationsbeschaffung und –auswertung. Außerdem obliegt es der Wirtschaftsverwaltung grundlegende Entscheidungen über Güterproduktion, den Faktoreinsatz (Arbeitskräfte, Produktionsmittel etc.) und der gemeinschaftlichen Verteilung der Güter zu treffen sowie die Kontrolle über Einhaltung und Durchsetzung der Pläne. Sie muss dazu in der Lage sein die Durchführung der Pläne zu erzwingen, daraus ergeben sich einige Voraussetzungen dafür, die auch gleichzeitig als Merkmale der Zentralverwaltungswirtschaft angesehen werden können. Dazu zählt vor allem die Verstaatlichung der Produktionsmittel Boden und Kapital, um eine zentrale Lenkung überhaupt zu ermöglichen. Es gibt kaum Privateigentum an Produktionsmitteln, sie gehören dem Staat. Eine weitere Möglichkeit der Motivation zur Durchsetzung der Pläne sind ökonomische „Hebel“ wie Lohn, Prämie, öffentliche Auszeichnung, Chancen zu beruflichem und sozialem Aufstieg sowie leistungsabhängigen Sozialleistungen und Gewinnen für die Betriebe bei gutem Wirtschaften. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, bei Verstößen gegen den Plan mit Sanktionen zu reagieren. Auch die Entscheidungsmöglichkeiten des Einzelunternehmers sind stark beschränkt und richten sich nach der Verteilung der politischen Macht und nach dem Willen der Staatsführung, individuelle Bestrebungen zu unterstützen oder ggf. zu unterbinden. Außerdem ist sie durch die organisatorischen Möglichkeiten determiniert, da nach dem Gesamtplan, der auch gesetzlich verkündet wird, gewirtschaftet wird und dieser unbedingt zu erfüllen ist, sodass Rücksichtnahme auf Eigeninteressen selten möglich ist bzw. auch nicht angestrebt wird. Das Wirtschaftssystem hängt hier eng mit dem Gesamtsystem und ihren Idealen zusammen. Das private Gewinnstreben und der Einsatz Anderer für wirtschaftliche Eigeninteressen sind nicht erlaubt, die Bildung von Klassenunterschieden in der Gesellschaft soll umgangen werden. Ein Ziel dieser Wirtschaftsform ist es, dem einzelnen Bürger einen hohen Lebensstandard zu ermöglichen und ihnen höhere verfügbare Einkommen zu bescheren und eine breite Zufriedenheit zu schaffen, es kommt außerdem zur künstlichen Niedrighaltung der Nahrungsmittelpreise. Angebot und Nachfrage wie in der Marktwirtschaft spielen im Preismodell keine Rolle. Der Preis wird vom Staat bzw. der Wirtschaftsverwaltung festgelegt und ist verbindlich.

2. Vor- und Nachteile
Da die ideale Umsetzung der Zentralverwaltungswirtschaft eine Utopie ist, ist bei den Vorteilen teilweise zwischen Idealvorstellungen und Realität zu unterscheiden. In sozialer Hinsicht dürfte es bei perfekter Umsetzung des Plans keine Arbeitslosigkeit oder Konjunkturschwankungen geben. Wie in jeder Wirtschaftsform ist dies nicht hundertprozentig umzusetzen, genauso wie das Verhindern einer Klassengesellschaft solange es noch Kapital gibt. Theoretisch ist durch die Planwirtschaft auch die höchstmögliche Effektivität in der Produktion möglich, da Überproduktion vermieden und der Bedarf der Bürger an Gütern einkalkuliert wird. Das Vorhandensein dieser Güter in der Zukunft ist den Planungsbehörden bekannt, was ebenfalls als Vorteil angesehen werden kann, da Reaktionen darauf möglich sind, außer der eventuelle Import dieser ist nicht durchführbar. Die Planung ermöglicht außerdem Einsparen überflüssiger Arbeiten, beispielsweise im Handel. Des Weiteren ist es durch ideales Wirtschaften möglich, Energie zu sparen, da Bedarfsdeckung, und nicht Überproduktion, das Ziel ist. Ein anderer Vorteil gegenüber dem auf Profit und ständigem Wettbewerb ausgelegten Kapitalismus ist, dass die Produktion im Ausland überflüssig ist, da eben jenes Profitdenken keine Rolle spielt. So wird auch eine ausufernde Globalisierung umgangen und die Unkosten bzw. Umweltbelastung für den Warentransport minimiert.
Der Hauptnachteil der Zentralverwaltungswirtschaft liegt in der mangelnden Flexibilität, die die Fünfjahrespläne nach sich ziehen. Auf aktuelle Entwicklungen kann nicht reagiert werden, worunter Wirtschaftszweige mit immer wechselnden „Trends“, wie z.B. die Textilindustrie, leiden. Auch ist die Planung schwierig, da subjektive Bedürfnisse und Wünsche der Bürger dem Plan untergeordnet werden müssen, obwohl sie den Absatz der Produkte bestimmen. Ziel muss es sein, diesen Plan so realitätsnah wie möglich zu konzipieren. Je detaillierter die Pläne jedoch werden, desto schwieriger ist auch deren Anpassung und Umsetzung in der Wirklichkeit. Der Plan stößt also an seine Grenze. Planstörungen (fehlendes Material, defekte Maschinen, Dürren, eventuelle Planungsfehler etc.) können nur schlecht kompensiert werden. Die Mangelproduktion und das Fehlen bestimmter Waren müssen alle Bürger tragen, es kommt zu langen Warteschlangen vor den Geschäften, die vor allem aus der Lebensmittelknappheit resultieren. Dazu kommt es durch die künstlichen Lebensmittelpreise o.Ä., da keine Anpassung an das Angebot möglich ist. Die niedrigen Preise und daraus resultierenden niedrigen Einkommen in dieser Branche bieten keinen Anreiz, die Produktion zu steigern um die Mangelwirtschaft zu beenden, eine Art Teufelskreislauf in der Zentralverwaltungswirtschaft, der auch in anderen Wirtschaftsbereichen vorhanden ist. Da es de facto keinen Wettbewerb gibt, ist die Innovation der Unternehmer sehr gering und das Produktionsniveau stagniert, sodass die Maschinerie häufig nicht zeitgemäß ist. Da es nur primär um die Planerfüllung, also um die Quantität der Konsumgüterproduktion geht, leidet naturgemäß die Qualität der Produkte darunter. Dieser Fakt und die durch den Plan sowieso niedrige Vielfalt an Produkten lässt den Konsumenten wenig Spielraum für die Verwendung ihres Einkommens. Dadurch ist auch kein Ansporn zu Mehrarbeit und Mehrproduktion gegeben.

1. Kommentar
Wie die Erörterung der Vor- und Nachteile schon zeigt, hat die Planwirtschaft gute wie auch schlechte Seiten. Ihr letztendliches Scheitern ist nicht nur am „Untergang“ der meisten kommunistischen bzw. sozialistischen Systeme gebunden, sondern auch aufgrund der eklatanten Schwächen, die dieses System birgt. So sind die meisten Länder des ehemaligen Ostblocks wirtschaftlich schwer geschädigt. Die mangelnde Flexibilität, mit schwierigen Plankonzeptionen mit eventuellen Störungen, die Mangelproduktionen, der fehlende Wettbewerb, die fehlende Motivation der Bürger und die mittelmäßige bis schlechte Qualität einer Vielzahl der Waren führen früher oder später zu einem Zusammenbrechen dieses idealistischen Systems. Die Stärken liegen vor allem im sozialen Bereich, einem hohen Grad der Gerechtigkeit und Gleichheit und theoretisch hoher Effektivität der Wirtschaft. Zu den Punkten Gerechtigkeit und Gleichheit muss allerdings gesagt werden, dass den Menschen im System ein hoher Grad an Freiheit dafür abgeht. Insgesamt fallen jedoch trotzdem die Nachteile entscheidend negativ ins Gewicht. Ein Funktionieren der Zentralverwaltungswirtschaft ist wenn überhaupt in der Theorie möglich, in der Praxis kann sie als gescheitert betrachtet werden, auch wenn es noch einige Staaten mit einem ähnlichen Wirtschaftssystem gibt. Insgesamt ist eine langfristige Weiterentwicklung der Volkswirtschaft durch die Zentralverwaltungswirtschaft nicht möglich, auch bedingt durch das Fehlen der notwendigen Innovationen. International ist es mit einer reinen Planwirtschaft also kaum möglich mit den Marktwirtschaften zu konkurrieren.
Inhalt
Aufgabe war es, eine Zusammenfassung über die Planwirtschaft zu erstellen. Die Arbeit beinhaltet allgemeine Merkmale einer ZVW, eine Erörterung von Vor- und Nachteilen in Theorie und Praxis und eine abschließende persönliche Wertung:

1. Merkmale
2. Vor- und Nachteile
3. Kommentar (1119 Wörter)
Hochgeladen
von unbekannt
Optionen
Hausaufgabe herunterladen: PDFPDF, Download als DOCDOC
  • Bewertung 4.8 von 5 auf Basis von 20 Stimmen
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
4.8/5 Punkte (20 Votes)



Seite drucken | Melden
Kostenlos eine Frage an unsere Politik und Wirtschaft-Experten stellen:

0 weitere Dokumente zum Thema "Demokratie und andere Staats- und Regierungsformen"
152 Diskussionen zum Thema im Forum
Wenn du dieses Dokument verwendest, zitiere es bitte als: "Planwirtschaft: Die Zentralverwaltungswirtschaft", https://e-hausaufgaben.de/Hausaufgaben/D5336-Hausaufgabe-Wirtschaft-und-Recht-Planwirtschaft-Die-Zentralverwaltungswirtschaft.php, Abgerufen 22.12.2024 07:16 Uhr

Es handelt sich hier um einen fremden, nutzergenerierten Inhalt für den keine Haftung übernommen wird.
Download: PDFPDF, Download als DOCDOC
PASSENDE FRAGEN: