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Mutter Courage - Analyse von Szene 8

Alles zu Werke

Szene 8


Die vorliegende Szene 8 stammt aus dem Buch „Mutter Courage und ihre Kinder“, geschrieben von Bertolt Brecht im Jahre 1938/39, indem es um Anna Fierling, auch bekannt unter dem Namen „Mutter Courage“ geht, die als Marketenderin durch den 30-jährigen Krieg zieht, begleitet von ihren drei Kindern, die sie während ihrer Reise nacheinander verliert.
In den vorherigen Szenen hat Mutter Courage mit ihrem Wagen Polen, wo ihr ältester Sohn Eilif dem Krieg als Soldat zu dienen beschloss und wo ihr jüngerer Sohn, der Schweizerkas, aufgrund seiner Redlichkeit und ihr Zögern während der Verhandlung um dessen Leben ums Leben kam, Bayern und Italien durchquert. Nun steht Mutter Courage mit Kattrin auf dem Höhepunkt ihrer geschäftlichen Karriere und verteidigt den Krieg, nicht bedenkend welche Folgen dieser (für sie) bisher hatte.
In den nachfolgenden Szenen verzichtet Mutter Courage auf das Angebot des Kochs mit ihm und ohne Kattrin nach Utrecht zu ziehen, wo dieser eine Wirtschaft geerbt hatte. Sie zieht alleine mit ihrer Tochter weiter, die bei dem Versuch, die Bewohner der Stadt Halle vor dem Überfall der Soldaten zu schützen, ermordet wurde. In dem Glauben Eilif seie noch am Leben zieht Mutter Courage in Trauer um ihre Tochter alleine dem Heer hinterher.
In Szene 8 verbreitet sich das Gerücht, Friede sei eingekehrt, weil der Schwedenkönig Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen gefallen sei.
Mutter Courage klagt gegenüber dem Koch, der seit Szene 3 nicht mehr aufgetaucht war, sie habe auf den Rat des Feldpredigers gehört und Waren eingekauft, die nun, da angeblich Friede eingekehrt sei, nichts mehr wert wären, woraufhin es zum Streit zwischen dem Feldprediger und dem Koch kommt.
Die ehemalige Lagerhure Yvette Pottier kommt zu Besuch und erzählt, dass der Koch sie damals zur Prostituierten machte. Dieser befürchtet, keine Chance mehr bei Mutter Courage, die sein Interesse geweckt hat, zu haben und sehnt sich nach seiner alten Stelle beim Feldhauptmann zurück, doch diese Neuigkeit scheint Mutter Courage nichts auszumachen und so nimmt sie den Koch als Gehilfen im Krieg, der doch noch nicht zu Ende scheint, mit.
Währenddessen erscheint Eilif, der wegen Raub und Mord zum Tode verurteilt wurde, in Begleitung von Soldaten. Ihr älterer Sohn will seine Mutter noch ein letztes Mal sehen, doch diese ist dabei mit Yvette in der Stadt ihre Waren zu verkaufen, und so begleitet der Feldprediger ihn zu seiner Hinrichtung. Das Schicksal Eilifs bleibt Mutter Courage bis zum Ende hin unbekannt.
Am Schluss der Szene singt Mutter Courage ein kurzes Lied, das ihre Freude über den doch anhaltenden aussagt.
Mutter Courage verwendet in dieser Szene die für sie typische Sprache, mit „Ich hab nur einen gehabt, Gott sei Dank, wo solid war.“ (Szene 8, S.80) löst sie das gängige Sprachmuster auf, wie auch schon gewohnt aus früheren Szenen, z.B. „Ich kenn dich, nix wie raufen. Ein Messer hat er im Stiefel, stechen tut er.“ (Szene 1, S.12/13).
Auch ihre Eigenkreation von Redewendungen zeigt sie wieder durch „Friede ausgebrochen“ (Szene 8, S. 77); hier benutzt Mutter Courage die Redewendung „Krieg ausbrechen“ und bezieht diese auf den Frieden, um deutlich zu machen, dass der Frieden für sie die gleiche Bedeutung hat, wie für andere Leute der Krieg (vgl. „Der Mensch denkt: Gott lenkt.“ (Szene 4, S.59), hier verdreht Mutter Courage die Satzzeichen und verleiht dem Sprichwort einen neuen Sinn).
Obwohl die Sprache der Mutter Courage und des Kochs sich unterscheiden, da Mutter Courage dazu neigt, sich umgangssprachlich zu äußern und der Koch in einem gehobenen Ton spricht (vergleich „Du gehörst auch nicht mehr zu den Schlanksten.“ (Koch, Szene 8, S.84) mit „Fett.“(Yvette, Szene 8, S.84), und die Anrede „Frau Fierling“ (Koch, Szene 8, S.79) anstatt „der Koch“(Mutter Courage, Szene 8, S.79) zeigt Höflichkeit), finden sich doch Parallelen in den Sprachstilen; dazu gehört die Schlagfertigkeit der Aussagen und das Bedürfnis, andere von ihrem eigenen Stand zu überzeugen und sich selbst in ein besseres Licht zu stellen (vgl. Koch: „Das ist schon lange her. Das ist schon nimmer war.“ (Szene 8, S.85) und „hätt ich sie vor dem gewarnt. Das ist ein Schmalger.“ (Szene 8, S.80)) mit Szene 2 (S.20/21), in der Mutter Courage und der Koch den Preis versuchen hoch- bzw. herunter zu handeln), wobei die Absichten des Kochs offensichtlich zu sein scheinen (Feldprediger: „durchsichtige Absichten“ (Szene8, S.82), Mutter Courage: „Doch, es ist was. Ich sehs Ihnen an.“ (Szene8, S.88)).
Beide sind sich auch uneinig über ihre Meinung gegenüber dem vorläufigen Frieden.
Mutter Courage ändert ihren Standpunkt mit „Friede ausgebrochen“ (Szene 8, S.77), „Ich bin ruiniert“ (Szene 8, S.79), „der Friede bricht mirn Hals.“ (Szene 8, S. 79), „Ich halt nix von Friedensglocken.“ (Szene 8, S. 80) „der Frieden ist schon wieder aus! […] Gott sei Dank!“ (Szene 8, S.88) und „Ich bin froh übern Frieden“ (Szene8, S. 78) und „Ich hab nix fürn Krieg übrig, und er hat wenig genug für mich übrig.“ (Szene8, S.81) viermal gegenüber diesem Thema. Der Koch ändert seine Meinung einmal über den Frieden („aber freilich, jetzt ist ja Frieden.“ (Szene8, S. 81) und „mir hangt der Frieden schon wieder zum Hals heraus.“ (Szene8, S.86)).
Yvette, welche auch seit Szene 3 nicht mehr in dem Stück auftaucht, tritt erneut
- diesmal viel „älter, dicker und sehr gepudert“ (Szene8, S.83) - selbstbewusst auf und zeigt ihre Veränderung durch den Krieg (Mutter Courage: „Wenigstens eine, wos im Krieg zu was gebracht hat“ (Szene 8, S.84)). Sie arbeitet lange nicht mehr als Prostituierte und lebt als reiche Witwe. Erst in dieser Szene wird aufgeklärt, wer Yvette damals zur Prostitution verleitet hatte, der Koch, was diesen in das Licht eines Frauenverachters wirft, wie Yvette versucht deutlich zu machen.
Der Koch befürchtet daraufhin, die Beziehung zu Mutter Courage könnte dadurch geschädigt werden, doch diese nimmt ihn bedenkenlos („Die hat Ihnen nicht geschadet in meinen Augen.“ (Szene8, S.89)) mit auf ihre Reise, was über das Vertrauen in der Beziehung zwischen Mutter Courage und dem Koch aussagt.
Der ältere Sohn Eilif hat „nix anderes gemacht als vorher auch“ (Szene 8, S.87), mit dem Unterschied, dass Mord und Raub im Frieden als Verbrechen bestraft werden müssen, was dem Leser ein weiteres Mal bestätigt, das der Krieg zu jener Zeit alle Maßstäbe und Wertordnungen durcheinander gebracht hat, was auch in den vorherigen Szenen bestätigt wurde (vgl. Feldwebel: „Frieden, das ist nur Schlamperei, erst der Krieg schafft Ordnung“ (Szene 1, S.7) und „In einem guten Land brauchts keine Tugenden, alle können ganz gewöhnlich sein, mittelscheit und meinetwegen Feiglinge.“ (Szene 2, S.26)).
Mutter Courage kann ihr lang ersehntes Wiedersehen mit ihrem Sohn und damit auch das letzte Wiedersehen vor dessen Tod nicht erleben, da diese wieder mit ihren Waren beschäftigt war. Ihr Geschäftssinn hatte schon in Szene 3 dazu geführt, dass ihr jüngerer Sohn, der Schweizerkas, ermordet wurde.
Mutter Courage verändert in dieser Szene, wie oben aufgeführt, in keiner Weise ihre übliche Lebenseinstellung und geht weiterhin ihrer Pflicht nach, die Soldaten im Krieg zu betreuen. In dieser Szene wurde noch mal ihr Drang ein gutes Geschäft zu machen, was bei ihr einen höheren Stellenwert hat als z.B. ihre Kinder, verdeutlicht.
Der Koch, über den bisher nicht viel bekannt war, stellt sich als hinterlistig, durchschaubar und möglicherweise gefährlich heraus, was dem Leser eine distanzierte Haltung gegenüber dieser Figur verleiht.
Der Streit zwischen dem Koch und dem Feldprediger führt dazu, dass der Koch den Platz des Feldpredigers einnimmt und dieser in der Szene, zusammen mit Eilif, das Drama verlässt und in keiner Szene mehr auftaucht.
Inhalt
Mutter Courage und ihre Kinder - Analyse von Szene 8 nach klassischer Form
- Standpunkt der Szene
- Inhalt der Szene
- Figuren und ihre Beziehungen
- Wikrungen auf Zuschauer/Leser
(Wirkungen des epischen Theaters in der Szene?) (1222 Wörter)
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von unbekannt
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