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Die Verteidigung des Schneiders Wenzel Strapinskis

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Die Verteidigung des Schneiders Wenzel Strapinskis


Hohes Gericht! Herr Staatsanwalt! Meine Damen und Herren!
Die Verteidigung des Schneiders Wenzel Strapinski ist von der Unschuld ihres Mandanten überzeugt. Dafür werden wir den Beweis erbringen.
Für die Verteidigung liegen die Erklärungen für sein Verhalten in seiner Kindheit und Jugend.
Seine Mutter war die wichtigste Person in seinem Leben. Da sein Vater, ein armer Schulmeister, früh starb lag die Erziehung in ihren Händen.
Sie stand in den Diensten einer Gutsherrin. Mit ihr reiste sie in große Städte, nahm an Bällen und Unternehmungen der höhergestellten Gesellschaft teil. Hier hat sie eine feinere Art als die andren Frauen ihres Dorfes bekommen. Sie hatte immer die Sehnsucht nach einen besseren Leben, nach Schönheit und Glück. Leider konnte sie es niemals erreichen.
Sie versuchte deshalb eine Angleichung an die Oberschicht durch schönere Kleidung und Haltung.
So wurde auch Herr Strapinski erzogen. Auch in ihm entstand der Wunsch und Traum etwas Besonderes zu sein oder wenigstens als etwas Besonderes zu scheinen.

Außerdem nahm mein Mandant stets Rücksicht auf seine Mutter. Er hätte mit der Tochter der Gutsherrin in die Residenz gehen können, um etwas Feineres zu werden. Seine Mutter flehte ihn an dieses Angebot abzulehnen und sie nicht allein zu lassen.
Hier liegen die Wurzeln allen Übels. Von nun an fehlt es Herrn Stapinski an eigenen Willen und an Mut jemanden zu widersprechen. Seine geweckten Sehnsüchte hat er in seinem Inneren verborgen. Der prächtige Mantel in dem er unterwegs ist wahrt noch den Schein etwas Feineres zu sein. Bei seiner Fahrt in der prunkvollen Kutsche und bei dem Empfang der Goldacher Bürger erwachen die Sehnsüchte seiner Kindheit wieder. Als ihn die Goldacher in die Rolle eines polnischen Grafen drängen hätte er sicher gleich die Wahrheit sagen sollen.

Aber konnte er es? Ließ man ihn aber zu Wort kommen? Nein! Er hatte keine Gelegenheit. Er war matt, kaputt und hatte keine Lust zu widersprechen. Und - es gefiel ihm, den aufgedrängten Luxus zu genießen.
Der Gedanke , du sagst es Morgen” oder du verschwindest unter einen Vorwand, gingen meinen Mandaten wohl durch den Kopf, aber die Kraft zu Ausführung seines Vorhabens fehlte ihm. So nahm das Verhängnis seinen Lauf.

Es gefiel ihm, das er von der Goldacher Gesellschaft verehrt wurde das sie ihm zum Essen einluden und ihm ihre schönen Töchter vorstellten, nur weil er ein Graf war. Ich frage sie: ,Kann Herr Strapinski sich dagegen wehren?” So lernte er auch Nettchen die Tochter des Amtsrates kennen.
Auch sie erinnert ihn wieder an seine Kindheit. Seine Gedanken an die Tochter der Gutsherrin hatte er verdrängt. Nun sieht er wieder in wunderschönes Mädchen. Sie war prächtig gekleidet, trägt glitzernden Schmuck und bewegt sich sicher in der Gesellschaft. Das Glück des Herrn Strapinskis ist vollkommen. Doch wie schnell das Glück wieder vorüber gehen kann hat er schon einmal erlebt. Er ist darum auch oftmals traurig und denkt immer wieder an Flucht. Wie mein Mandant mir erzählte hatte er auch Angst vor der Schande wenn seine Betrügerei heraus kommen würde seine Flucht wurde auch immer wieder verhindert, denn Fräulein Nettchen lief ihm gerade dann über den Weg. Ihr Anblick verwirrte ihn sehr, er blickte er sie ließ er von den Fluchtversuchen ab und kehrte nach Goldach zurück. Für seine Verteidigung ist ganz besonders der letzte Versuch aus Goldach zu verschwinden, hervorzuheben. Denn durch den Lotteriegewinn wäre es Herrn Strapinski möglich gewesen aus Goldach ehrenvoll zu entfliehen.

Sein Plan stand fest doch Fräulein Nettchen durchkreuzte ihn wieder. Er weiß das er sie liebt und sie seine Liebe erwidert. Würde er aber ihre Liebe behalten wenn sie erfährt, daß er nur ein armer, mittelloser Schneider ist? Herr Strapinski bringt es nicht übers Herz, ihr Kummer und Leid zuzufügen.

Erst als die Seldwayler Bürger ihm in einem Gebärdenspiel einen Spiegel vorhalten merkt er, was für ein Schwächling und Versager er ist. Er ist zu einem Betrüger geworden, aber durch die Entlarvung der Seldwayler meiner Ansicht nach, grausam genug bestraft.

Wie ist der Schneider Wenzel Strapinski eigentlich in diese missliche Situation geraten? Er hat sie nicht selbst verschuldet!

Als er nämlich niedergeschlagen mutlos und willenlos auf der Landstraße nach Goldach unterwegs war nahm ihn ein Kutscher, aus einer Laune heraus in seiner vornehmen Kutsche mit herrschaftlichem Wappen mit.
Dieser war es auch der das Märchen vom polnischen Grafen im Gasthof zur Waage verbreitete. Ihn sollte man bestrafen!

Nun noch ein Wort an die Goldacher Bürger. Wer von ihnen hat Schaden genommen an dem Verhalten des Herrn Strapinskis? Keiner! Sie alle haben ihren Spaß gehabt und die Eintönigkeit ihres Alltags wurde durch meinen Mandanten abwechslungsreicher. Er hat keinen um Geld Kleidung und andere Dinge gebeten. Wie der Wirt des Gasthofes zur Waage sagte, hat er sich auch nie selbst als Graf bezeichnet. Sie alle waren froh einen solchen vornehmen Menschen in ihrem Ort zu haben.

Nur seine Verlobte hätte Grund ihn zu verurteilen. Sie hat ihm aber verziehen.
Wofür soll Herr Strapinski also bestraft werden?

Seine große Sehnsucht nach Schönheit, Glück und Genuss haben ihn auf die schiefe Bahn gebracht und zum Betrüger werden lassen. Herr Strapinski weiß, das er an diesem Unglück schuld hat. Er schämt sich sehr und verachtet sich selbst. Das ist doch wohl Strafe genug.
Nun möchte ich sie bitten, hohes Gericht, meinen Mandanten frei zu sprechen, denn Schuld an seinem Unglück haben die Umstände seines Lebens.
Inhalt
Die Datei handelt um die Verteidigung des Schneiders Wenzel Strapinski aus dem Buch ,,Kleider machen Leute".
Ich habe mir für die Verteidigung alle Punkte herausgesucht und sehr erfolgreich damit gegen die Kläger gewonnen. (884 Wörter)
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