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Facharbeit: Wirtschaftswunder

Alles zu WirtschaftswunderFriedrich-Schiller-Gymnasium
Ludwigsburg
Jahrgangsstufe 13

Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen

Profilfach Deutsch

Thema: Verarbeitung des Falls Kaspar Hauser

INHALTSVERZEICHNIS

1. Ausgangssituation nach dem Zweiten Weltkrieg 3

2. Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft 4

3. Die westdeutsche Konsumgesellschaft in den 50er Jahren 5

3.1. Die Freßwelle (1948/49) 6
3.2. Boom der Bekleidungsindustrie (1949-52) 6
3.3. Anschaffung moderner Möbel und Haushaltsgeräte (1952-57) 7
3.4. Verstärkte Motorisierung (1957-79) 7
3.5. Entwicklung des Tourismus (1962-66 und 1972-80) 8
3.6. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden (1963-69 und ab 1979) 8

4. Die Push and Pull Faktoren des deutschen Wirtschaftswunders 9

4.1. Die Währungsreform 9
4.2. Gesetz zur Neuregelung der Bewirtschafftungs- und Preispolitik nach
der Währungsreform 9

4.3. Marshall Plan 10
4.4. Lohnstoppaufhebung 10
4.5. Der Korea-Krieg 1950 10

5. Quellenverzeichnis

  1. Ausgangssituation nach dem Zweiten Weltkrieg

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Die Politik der Besatzungsmächte (USA, Sowjetunion, England, Frankreich) wurde zunächst von dem Gedanken der Vergeltung und einer wirtschaftlichen sowie politischen Entmündigung Deutschlands geprägt. Um diese Ziele zu verwirklichen, demontierte oder zerstörte man die Industrieanlagen. Die Herstellung von bestimmten Produkten wurde teilweise untersagt oder beschränkt. Die Rationierung von Nahrungsmitteln und eng bemessenen Verbrauchsgütern sowie die Zuteilung von Betriebs- und Rohstoffen durch Behörden blieb ebenso bestehen, wie die Preis- und Lohnstoppverordnung und die staatliche Kontrolle von Ein- und Ausfuhr.

    Die Währung (Reichsmark) war aufgrund des Geldüberflusses wertlos geworden und für den Menschen notwendige Waren konnten mit diesem Geld allein nicht mehr erworben werden, Tauschgüter wie z.B. Zigaretten nahmen die Position des Geldes ein –der Schwarzmarkt boomte-. Zusätzlich kam es zu Schleichhandel, Korruption und dem Horten von Waren.

    Da in allen Bereichen Mangel herrschte, kehrten große Teile der Bevölkerung zur früher üblichen Selbstversorgung zurück; die war für Stadtbewohner jedoch nur selten möglich (Schrebergärten).

    Ab 1946 wurden die ordnungspolitischen Unterschiede zwischen den Vorstellungen der Sowjetunion und den drei westlichen Alliierten immer deutlicher. Während die westl. Alliierten das zukünftige Wirtschafts- und Gesellschaftssystem Deutschlands nach kapitalistischen Prinzipien ausgestalten wollten, dachte man auf sowjetischer Seite an ein sozialistisches System nach eigenem Vorbild.

    Die Voraussetzungen für eine zentrale Planung und kontrollierte Lenkung des Wirtschaftsprozesses hatte man im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands bereits ab 1945 durch die Bodenreform, die Beschlagnahmung des Bankvermögens, die Verstaatlichung großer Teile der Industrie, den Parteienzusammen-schluß und die von der Militäradministration gebildeten Gemeinde-, Kreis- und Länderverwaltungen geschaffen.

    In den britischen und amerikanischen Besatzungszonen kam es stattdessen zu einer Abkehr von den früheren Zielen (Demontage, Reparationsleistungen,…..). Im Mai 1947 schlossen sich diese beiden Zonen zur Bizone zusammen, die von nun an ein vereinigtes Wirtschaftsgebiet unter deutscher Verwaltung repräsentierte. Die Verwaltung beruhte aber lediglich auf deutschen Persönlichkeiten; trotzdem war die Beteiligung der Deutschen an wirtschaftlichen und sozialen Belangen ein klares Zeichen dafür, wohin der Weg der Alliierten führen sollte.

    Mit der Verständigung zwischen Amerikanern und Briten zum Aufbau eines souveränen, selbständigen und demokratischen deutschen Staates begann die Rückübertragung politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsbefugnisse auf demokratisch gewählte Gremien im westlichen Besatzungsgebiet.

    1948 kam zusammen mit dem Leitsätzegesetz die Währungsreform. Wenig später kam es zum so genannten Koreaboom, der zusammen mit den Änderungen in der Preis- und Währungspolitik den Grundstock für die Entstehung des Wirtschaftswunders darlegte.

    Ein weiterer wichtiger Punkt war die Erstausstattung mit Rohstoffen und die Wiederaufbauhilfe (Marshallplan). Durch die Hilfsmittel des Marshallplans hofften die Amerikaner eine Ausweitung des kommunistischen Machtbereichs auf Westeuropa zu verhindern und das wirtschaftlich ruinierte Europa wieder zu einem Absatzmarkt für amerikanische Produkte zu machen.

  2. Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft

    Die soziale Marktwirtschaft, die auch heute noch in der BRD gilt, basiert auf den Vorstellungen einer liberalen Wirtschaftsordnung. Der Liberalismus verkörpert u.a. die Ansicht, dass es am besten für die Wirtschaft eines Landes ist, wenn jeder Mensch möglichst viel Freiheit hat, um seine persönliche Entfaltung zu fördern. Darunter versteht man, dass z.B. der Firmeninhaber selbst am besten weiß, was im Moment für seine Firma das Richtige ist!

    → Der Staat mischt sich in keinerlei Hinsicht in das Wirtschaftsgeschehen ein!

    "Laisez faire! Nachtwächterstaat"

    Durch Beispiele in der Vergangenheit (Weberaufstand; Kommunismus; Grundlage hierzu bildete das Manifest von Marx) hat sich jedoch gezeigt, dass weder eine völlig freie noch eine völlig beherrschte Wirtschaft zu einem gesunden Wirtschaftssystem führt. So entwickelte in den 30er und 40er Jahren eine Reihe von Wissenschaftler (insbesondere Volkswirte und Nationalökonomen) die Theorie des Neoliberalismus. Dieser ergänzte die Vorstellung des klassischen Liberalismus mit einigen Eingriffsbefugnissen seitens der Regierung. So ist die Regierung eines Landes gemäß diesem u.a. dazu verpflichtet:

    - für die Stabilität der Währung zu sorgen
    - Bildung von Monopolen und Kartellen (Kartellamt) zu verhindern

    Die soziale Marktwirtschaft geht von den Vorstellungen des Neoliberalismus aus, legt jedoch stärkere Betonung auf die Sozialpolitik.

    Die linken Kritiker sahen im Wort "sozial" nur ein "dekoratives Feigenblatt" während es von den Liberalen als eventuelles Einfallstor für Interventionen verstanden wurde.

    Tatsächlich kann das Adjektiv "sozial" inhaltlich sehr unterschiedlich verstanden werden:

    (1) Produktivitätssteigerung führt zu höherem Einkommen und damit zu
    Wohlstand für die Bevölkerung.
    (2) Die Produktion kann sich in der Marktwirtschaft nach den Wünschen der
    Verbraucher richten (Nachfrage bestimmt Angebot), dies stellt an sich
    schon eine soziale Leistung dar (umfassende Bedarfsbefriedigung)
    (3) "Der hohe marktwirtschaftliche Einkommensprozess bietet der Sozial-
    politik ein tragfähiges Fundament für eine staatliche Einkommens-
    umverteilung, die in Form von Fürsorgeleistungen, Renten – und
    Lastenausgleichszahlungen, Wohngeldzuschüssen, Subventionen etc.
    besteht.

    → Die Gründer des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft vertreten die dritte
    Richtung (Lehre).

    Durch das Wirtschaftswunder und dem damit einhergehenden Wohlstands-
    zuwachs wuchs die Akzeptanz der Sozialen Marktwirtschaft, so dass sich
    1959 zehn Jahre nach der CDU auch die SPD zu ihr bekannte.

  3. Die westdeutsche Konsumgesellschaft in den 50er Jahren

    Als am 19.Juni 1948 die Währungsreform in Kraft trat, war dies ein wesentlicher Antrieb für die deutsche Wirtschaft. Mit der D-Mark als neues Zahlungsmittel stieg die deutsche Wirtschaftskraft und der Lebensstandard der Deutschen. Der große Abstand zu den anderen westlichen Industrieländern verringert sich merklich. Fast zeitgleich mit der Währungsreform wurde die Soziale Marktwirtschaft, im Wesentlichen durch das Engagement Ludwig Erhards (damaliger Direktor des
    Bizonen Wirtschaftsrates) eingeführt. Er war es auch, der mit dem "Gesetz über die Leitsätze für die Bewirtschaftungs- und Preispolitik nach der Geldreform" viele der bis dahin existierenden Bewirtschaftungs- und Preiskontrollen aufhob. 1949 beruft Konrad Adenauer in seiner Funktion als Bundeskanzler Ludwig Erhard, der als Wirtschaftsfachmann bekannt ist, zum Wirtschaftsminister. Relativ schnell zeigen sich erste Erfolge in der deutschen Wirtschaft, welche durch Erhards "Konzept der sozialen Marktwirtschaft" verursacht worden waren.

    Die enormen Veränderungen, die in den 50er Jahren auf allen Ebenen und in allen Bereichen stattgefunden haben, schlugen sich natürlich auch in der Mentalität der westdeutschen Bevölkerung nieder. Während die ersten Nachkriegsjahre eindeutig von den Sparsamkeitsidealen geprägt waren (d.h. man vertrat die Ansicht, dass Ressourcen und Güter, wenn möglich, ein Leben lang "halten" sollten), wurden diese in den Folgejahren durch den Wunsch nach Neuem, auch wenn das "Alte" noch funktionierte, abgelöst und endeten schließlich nach dem Komparativ (schneller, besser,…) im Superlativ (am schnellsten, am besten,...). Diese Veränderung der Lebensgewohnheiten verlief jedoch keineswegs kontinuierlich, sondern in "Sprüngen und Wellen". Im Verlauf der Konsumentwicklung der Bundesrepublik lassen sich demnach sechs Schwerpunkte feststellen:

    3.1. Die Freßwelle (1948/49)

    Als erste und im Bewusstsein der Bevölkerung am stärksten verankerte gilt die so genannte "Freßwelle".

    Die Sparsamkeit im Umgang mit Lebensmitteln hatte zum Alltag der deutschen Familie in der Zwischenkriegszeit gehört. Das Besondere, ein Stückchen "gute Butter" oder eine Tasse echten Bohnenkaffee war, wenn überhaupt, nur am heiligen Sonntag auf den Tisch gekommen. Obwohl sich alle Bevölkerungsteile stark einschränken mussten, wurde das massive Hungergefühl erst in den ersten Nachkriegsjahren zu einer alltäglichen Erfahrung. Diese Not prägte sich im Bewusstsein der meisten Bundesbürger so tief ein, dass ihnen die Verbesserung ihrer persönlichen Lebenssituation in den 50er Jahren umso wunderbarer vorkam.

    Die Ernährungssituation stand deshalb im Mittelpunkt und war der Ausgangspunkt der ersten Konsumspitze. Dies wurde zusätzlich unterstützt durch die Tatsache, dass Lebensmittel anfangs die einzigen Produkte waren, welche in ausreichendem Maße zu ermesslichen Preisen vorhanden waren.
    Nach den Hungerjahren konnte also das menschliche Grundbedürfnis zu Essen wieder gänzlich gestillt werden. An Nahrungsmitteln wird nicht gespart, die Kühlschränke sind voll. Der durchschnittliche Tagesverbrauch der Bundesbürger lag bei 3000 Kalorien. Mit dem ständig wachsenden Angebot an Lebensmitteln wird das Roggenbrot vermehrt durch Weizenbrot, Fleisch und zuckerhaltige Lebensmittel ersetzt. Diese ungesunde und einseitige Ernährung blieb für viele Schleckermäuler nicht ohne Konsequenzen. Herz und Kreislauferkrankungen wie Infarkte und Übergewicht nahmen in den 50er Jahren markant zu.

    Doch die beleibte Figur des Mannes "der Wohlstandsbauch" wird zum Statussymbol für Erfolg und Wohlstand.

    Kleine Tante-Emma-Läden, mit ihrer persönlichen Bedienung, werden immer mehr von Supermärkten mit Selbstbedienung und großen Warenhäusern nach amerikanischem Vorbild verdrängt.

3.2. Boom der Bekleidungsindustrie (1949 -1952)

Als der Überlebenskampf allmählich überwunden war, wurden weitergehende Wünsche und Bedürfnisse deutlich. Es erstaunt wenig, dass als nächstes die zerschlissene Kleidung und Wäsche ersetzt wurde, welche in den Jahren zuvor eingefärbt, dann umfunktioniert und letztlich gestopft worden war. Die Kleidungsstücke galten selbst am Ende der 50er Jahre noch immer als die Waren, mit denen man am ehesten das Selbstbewusstsein und das persönliche Ansehen heben konnte. Die Bekleidungsindustrie macht vor allem mit der neu aufkommenden Damenmode nach amerikanischem Vorbild ein großes Geschäft; so dass 1955 die deutsche Durchschnittsfamilie schon über einen relativ gut bestückten Kleiderschrank, mit "Sonntagskleidung" und "zwei ordentlichen Mäntel" verfügt. Besonders Kunstfasern sind bei den Damen beliebt, so dass der Nylonstrumpf zum Ausdruck / Sinnbild für Weiblichkeit und Erotik wird. Neben der Bekleidungsindustrie kümmert sich natürlich auch die Kosmetikbranche um die weiblichen Bedürfnisse. Nicht erstaunlich ist, dass bei solch einem Schönheitskult, Misswahlen, Schönheitswettbewerbe und Modeschauen hoch im Kurs stehen.

3.3 Anschaffung moderner Möbel und Haushaltsgeräte (1952-57)

Die Integration der Vertriebenen und der Flüchtlinge sowie ihre Versorgung mit Wohnungen in den 50er Jahren zählten zu den großen Leistungen der Bundesrepublik. Die Wohnungen wurden größer und mit den zusätzlichen Wohnungen die zur Verfügung standen wuchs das Bedürfnis nach einer "Kompletten Einrichtung". Ab 1952 waren immer mehr Bundesbürger bereit, ihr Geld für Möbel und Hausrat auszugeben oder einen entsprechenden Kredit aufzunehmen. (Beispiel 1950 entsprach ein 1.200 DM teures Schlafzimmer 20 Arbeiter-Monatslöhnen). Die Wohnungseinrichtung soll Qualität besitzen und gesellschaftlicher Aufstieg und bürgerliche Normalität darstellen. Die magere Standarteinrichtung der Nachkriegszeit, wird durch typisches Mobiliar (Nierentisch, Trompetenschirmlampen) der 50er Jahre ersetzt. Die Serienanfertigung der Möbel am Fließband, die durch die Massenproduktion ermöglicht wird, bewirkt, dass sich die deutschen Haushalte in ihrer Innenausstattung kaum unterscheiden. Doch dies scheint erwünscht, denn trotz zahlreicher Heimwerkerei finden sich kaum überraschende, eigenständige Alternativen zum normierten Wohnen von der Stange.

Eine entscheidende Weiterentwicklung in der Möbelierungsweise lässt sich in den späten 50ern erkennen. Arbeitsplatz und Wohnungseinrichtung sind nicht länger getrennt, sondern praktisch mit einander kombiniert.

Als selbstverständlich wird damals das Sauber- und Ordentlichhalten des eigenen Hausstandes aufgefasst. Die Anschaffung moderner Haushaltsgeräte erleichtert dies erheblich, so dass man in immer mehr Küchen und Wohnzimmer elektrische Geräte wie einen Kühlschrank oder einen elektrischen Rasierer findet. Geräte wie Fernseher, Staubsauger und Waschmaschine bleiben für die meisten Familien jedoch noch unerschwinglich!

Während die ersten drei Konsumwellen in den 50er Jahren in erster Linie die Grundbedürfnisse der Bevölkerung befriedigten, erweitern die darauf folgenden den Lebensstandart der Menschen

3.4 Verstärkte Motorisierung (1957-79)

Das Auto war unabdingbare Voraussetzung für die Verwirklichung der Wohnungsträume im Grünen und veränderte den bundesdeutschen Alltag wohl mehr als jedes andere Konsumgut, abgesehen vom Fernseher. Mit dem Auto war jeder Ort in kürzester Zeit erreichbar. Der Fahrer konnte jedoch nicht nur schneller und bequemer von A nach B kommen, sondern sich auch als Herr über Zeit (frei von Fahrplänen) und Raum fühlen.
Während in den unmittelbaren Nachkriegsjahren meist noch Fahrrad, Bus oder Bahn als Verkehrsmittel dienten und die wenigen Autos noch aus Vorkriegszeiten stammten, stiegen Mitte der 50er Jahre immer mehr Bürger auf neue Fortbewegungsmittel um. Den Startschuss gaben wohl das Motorrad und der legendäre Vespa-Roller aus Italien. 1953 sind ca. zwei Millionen Krafträder aber nur halb so viele Autos auf westdeutschen Straßen unterwegs. Dank kräftiger Einkommenssteigerungen können sich bald Millionen Bundesbürger ihren Traum vom eigenen VW-Käfer erfüllen (1955 entfielen 93,5 % aller Neuzulassungen auf den Käfer), 1957 übersteigt die Anzahl zugelassener Pkws die der Kraftfahrräder. Der Käfer wird zum Symbol des Wirtschaftswunders, mit dem sich viele Westdeutschen auf den mühsamen Weg an die Küste, zum ersten Urlaub aufmachen.

3.5 Entwicklung des Tourismus (1962 bis 1966 / 1972 bis 1980)

Das Freizeitverhalten der Deutschen veränderte sich aufgrund von wachsendem Wohlstand und abnehmenden Arbeitszeiten Stück um Stück. Immer mehr Menschen zieht es ins Ausland oder in entferntere inländische Regionen; kaum jemand, der sich einen Urlaub leisten konnte möchte seine arbeitsfreien Wochen in heimischer Umgebung verbringen. Der Tourismus erfährt durch den steigenden Wohlstand und aufgrund der Einführung des bezahlten Urlaubs einen steilen Aufschwung. Die bunten Plakate, welche an jeder Ecke bei den Bundesbürgern die Urlaubsgefühle erwecken und traumhafte Ferienorte mit günstigen Pauschalpreisen schmackhaft machen, verdeutlichen das Massenphänomen TOURISMUS zu dieser Zeit.

Der Traumurlaub stellt für den Großteil der Bundesbürger die italienische Riviera dar, dennoch werden trotz des Fernwehs bis Anfang der 70er Jahre hauptsächlich inländische Urlaubsziele bereist.

3.6 Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden (1963 bis 1969 und ab 1979)

Die eigene Wohnung galt nach den Schrecken des Krieges und der Nachkriegsnot als Refugium, als Ort, an dem man wieder zu sich fand. Von hier aus konnte man den Alltag besser bewältigen und sie bot die Chance zu einem eigenen Leben zurückzufinden und die Privatsphäre in der Familie zu genießen.1950 lebten die meisten deutschen Familien in den schlechtesten Wohnverhältnissen zur Untermiete, in Dachgeschossen, Bunkern, Baracken, Gartenhäuschen. Wohnraum war knapp bemessen. Die meisten Menschen wünschten sich nichts sehnlicher als eine eigene Wohnung und die junge Demokratie in Westdeutschland hatte nur eine Chance, sie musste die Wohnungsnot in überschaubarem Zeitraum bewältigen. Die massiven Anstrengungen von staatlicher und privater Hand zahlten sich aus. In den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten wurden jährlich zwischen 500.000 und 600.000 Wohnungen fertig gestellt. Zurecht tauchte deshalb in den späten 60er Jahren neben dem Begriff des Wirtschaftswunders der des "Wohnungswunders" auf. 1950 war die Wohnungsbilanz auf dem Stand des frühen Kaiserreichs gefallen, 1970 gab es schon mehr Wohnungen pro Einwohner als jemals zuvor in der deutschen Geschichte. Ende der 70er Jahre überstieg die Zahl der Wohnungen dann sogar die der privaten Haushalte. Durch die, infolge des Baubooms, massiv um sich greifende Verstädterung wuchs bei der Bevölkerung der Wunsch nach besseren Wohnverhältnissen verbunden mit dem Traum vom eigenen Häuschen, am liebsten mit Garten; welchen man bis heute in der Mentalität, vor allem im südwestdeutschen Raum findet (Häuslebauer).

4 Die Push and Pull Faktoren des deutschen Wirtschaftswunders

Gustav Stolpe beschrieb Deutschland 1947 als "eine biologisch verstümmelte, intellektuell verkrüppelte, moralisch ruinierte Nation ohne Nahrung und Rohstoffe, ohne funktionierendes Verkehrssystem und gültige Währung, als Nation, deren soziales Gefüge durch Massenflucht und Vertreibung zerrissen war, als ein Land, wo durch Hunger und Angst die Hoffnung erstarb".

Wie konnte sich hier eine Produktionsexplosion entwickeln?

4.1 Währungsreform

Durch die neue Währung erhielten die Deutschen einen enormen Leistungsanreiz, denn abgesehen von Startgeld und anderen staatlichen Hilfen bekam der Deutsche nun endlich wieder seine Arbeitskraft mit einer Währung bezahlt die nicht innerhalb der nächsten Stunden die Hälfte ihres Wertes verlieren sollte. Es lohnte sich wieder für sein eigenes Wohl zu arbeiten. Man darf jedoch nicht vergessen, dass sehr viele Deutsche vor allem die, welche ihr Geld gespart hatten (Sparbuch etc.) enorme Verluste hinnehmen mußten, da man für 100 RM jetzt nur noch 6,50 DM bekam.

4.2 Gesetz zur Neuregelung der Bewirtschaftungs- und Preispolitik nach der Währungsreform

Mit der Währungsreform trat das von Ludwig Erhard erlassene Leitsätzegesetz in Kraft. Nach und nach wurden jetzt die einzelnen Preis- und Lohnstopps aufgehoben und somit dem Markt freigegeben. Da die Produktion im Sommer 1948 noch unzureichend war, erhoffte sich der Wirtschaftsminister durch die Preisbindungsaufhebung eine ausreichend schnell wachsende Produktion. Dies ist einer der Verdienste Ludwig Erhards. Denn obwohl die Alliierten über sein fragloses Vorgehen empört und verärgert waren, behielt er seinen Kurs bei. Die Preise für Waren des Grundbedarfs und der Löhne blieben aber vorerst staatlich kontrolliert.

4.3 Der Marshall Plan

Ein weiterer ausschlaggebender Faktor war der Marshallplan, der die Erstausstattung an Rohstoffen und Wiederaufbauhilfe für Westdeutschland bereitstellte. Durch die Marshall-Plan-Mittel und die Lebensmittelhilfen wurden 1948 fast 2/3 der gesamten Einfuhr in die Westzonen durch die Amerikaner finanziert. Die Marshallplanhilfen waren deshalb so wichtig, weil die recht junge DM weltweit noch nicht als stabiles Tauschmittel anerkannt war.

Trotz dieser guten Ausgangslage für das neue Wirtschaftssystem wurde nicht umgehend ein Wirtschaftsboom ausgelöst. Ganz im Gegenteil. Im Dezember 1948 waren Nahrungsmittel 10-20% teurer als sechs Monate zuvor. Die Löhne stiegen jedoch nicht. Aus Angst vor einer neuen Inflation versuchte die Deutsche Notenbank mit einer Politik des knappen Geldes dieses zu verhindern. Dies zeigte sich erfolgreich, der Preisauftrieb stoppte. Im Winter 48/49 lies der Preisaufschwung nach und gleichzeitig halbierte sich das Wirtschaftswachstum der deutschen Industrie. Die Arbeitslosenquote kletterte im Herbst 1949 erstmals wieder über 10% und zu Beginn des neuen Jahres waren zwei Millionen Menschen ohne Arbeit.

So ist es nicht verwunderlich, dass 1951 knapp die Hälfte aller Befragten in einer Umfrage unzufrieden mit der Politik waren. Sie erkannten zwar die Fortschritte und die zunehmende Normalisierung ihres Alltagslebens, hatten aber aufgrund ihrer Lebenserfahrung der letzten 40 Jahre wenig Anlaß zu glauben, dass eine längere krisenfreie Zeit käme!

4.4 Lohnstoppaufhebung

Nachdem man fast sechs Monate lang für seinen hartverdienten Lohn immer weniger bekommen hatte, wurden im November 1948 endlich auch die Löhne dem freien Marktgeschehen überlassen. Die Gewerkschaften hielten ihre Lohnforderungen in Grenzen, denn sie wussten, dass es bei zu steilem Anstieg der Löhne keinerlei neue Arbeitsplätze geben kann. Somit lagen die Bruttoverdienste der Arbeiter 1949 um 14% höher als im Vorjahr, die Preise waren jedoch um 20% gestiegen. Die Arbeitslosigkeit nahm allerdings immer noch zu.

4.5 Der Korea-Krieg 1950

Am 25. Juni 1950 brach der Koreakrieg aus und die Rohstoffpreise des Weltmarktes stiegen katapultartig in die Höhe. Infolge dessen zeigten sich Inflationstendenzen und das Außenhandelsdefizit nahm zu. Deutschland drohte die internationale Zahlungsunfähigkeit, da es sich seit der Währungsreform noch keine Gold- oder Devisenreserven zulegen konnte. Deutschland war sehr stark von Amerika geprägt. Wirtschaft, Lebensstil und Produkte orientierten sich am "Großen Bruder". Dies gründet hauptsächlich im Marshallplan, welcher unter anderem zum Ziel hatte Deutschland zu einem Absatzmarkt für amerikanische Produkte hochzupäppeln. Durch die soziale Marktwirtschaft bleibt die Bundesrepublik jedoch nicht nur Konsument, sondern exportierte auch in Deutschland nach amerikanischem Vorbild produzierte Waren ins Ausland. Folglich waren Deutschland und die USA auf dem Weltmarkt nunmehr Konkurrenten. Bis zum Koreakrieg waren in der Regel amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt immer beliebter als vergleichbare deutsche Produkte. 1951 jedoch wendete sich das Blatt, der deutsche Export wuchs, da Amerika seine Produktionskapazität für die Rüstungsproduktion benötigte. Folglich konnte Deutschland seine früheren internationalen Märkte zurückgewinnen.

Rückblickend kann man sagen, dass die soziale Marktwirtschaft in Deutschland Mitte 1951 ihre größten Schwierigkeiten überstanden hatte. Zwar bedeutet soziale Marktwirtschaft für die Bevölkerung volle Schaufenster und Wohlstandssteigerung, von Preisstabilität und Vollbeschäftigung träumte man aber immer noch. 1952 wurde die langjährige "Krücke", der Marshallplan, abgesetzt, doch die bereits zuvor von Westdeutschland erwirtschafteten Außenhandelsüberschüsse lösten jede Sorge bezüglich der zukünftigen Wirtschaft in Luft auf. Das Wirtschaftswachstum war so enorm, dass auch die große Zahl an Zuwanderer und Flüchtlingen aus der DDR und den Ostgebieten (von 1949-50 ca. 2 Millionen) den stetigen Rückgang der Arbeitslosenzahl nicht unterbrachen. Das Bruttosozialprodukt erhöhte sich in diesem Zeitraum um 7,7% im Jahresdurchschnitt und die Arbeitslosenquote sank von 8,5% auf 1,3%. Arbeitskräfte waren teilweise sogar Mangelware. Dieser Zustand wurde stets durch die anhaltenden Zuwanderungen aus der DDR und den aus der Landwirtschaft freigesetzten Arbeitskräften behoben. Die Gewinne der Unternehmer waren enorm, da die Forschungs- und Entwicklungskosten im Konsumgüterbereich relativ niedrig blieben. Die Bevölkerung hatte nämlich nach wie vor Nachholbedarf und somit musste die Industrie keine völlig neuen Produkte auf den Markt bringen, sondern wenn überhaupt, nur die Qualität verbessern.

Steuervorteile und ein anhaltend niedriges Zinsniveau förderte sowohl die Investitionsneigung auf Unternehmerseite als auch das Wirtschaftswachstum insgesamt. Der Bundeshaushalt hatte 1959-60 sogar einen Einnahmenüberschuss zu verzeichnen.

Der Markt für Verbrauchsgüter des gehobenen Bedarfs war somit zu einer wichtigen Triebkraft des Wachstums geworden. Die Steuereinnahmen stiegen durch das Wirtschaftswunder ebenfalls an, so dass die Überschüsse bei der Bank Deutscher Länder stillgelegt wurden. Man hoffte, auf dieses Geld bei einer Erstausstattung der Bundeswehr zurückgreifen zu können

1955 kann es zu einer "Überhitzung der Konjunktur", die unter anderem durch die zahlreichen Aufträge aus dem Ausland ausgelöst worden war. Infolge dessen erhöhte man den Diskontsatz um 2,5%, wodurch man hoffte das Kaufverhalten der Bevölkerung bremsen zu können, da Kredite nunmehr teurer waren.

1957 ging das internationale Dilemma der Bundesbank weiter, denn der Außenhandelsüberschuss hielt weiterhin an. Überall wurde mit einer Aufwertung der DM gerechnet, dies führte zu spekulativen Devisenzuflüssen aus dem Ausland. Die Politiker waren sich über eine Aufwertung uneinig. Während diese vom Wirtschaftsministerium gewünscht wurde, stellten sich das Direktorium, der Kanzler sowie der Zentralbankrat dagegen. Spätestens als sich 1959 die Situation verschärfte war klar, dass dies eine Fehlentscheidung war. Auch die erneute Erhöhung der Diskontsätze 1960 durch die Bundesbank, verhinderte die DM-Aufwertung 1961 um 5% nicht. So konnte man bereits 1960 erkennen, dass diese Phase der Investitionen zu Ende ging. Dies lag vor allem an den nun langsam voll ausgelasteten Betrieben und daran, dass der technische Rückstand sowie der Nachholbedarf der Bevölkerung aufgeholt war.

Ausgerechnet Ludwig Erhard stolperte in seiner Kanzlernachfolge 1963 über Fragen der Wirtschaftspolitik. Die Nachfrage im In- und Ausland war so stark gewachsen, dass die Preisstabilität trotz der DM-Aufwertung 1961 gefährdet war. Durch überhöhte Staatsausgaben wuchs bis 1966 das Defizit im Staatshaushalt. Als 1966 eine Sättigung der Inlandsnachfrage im Bau und Anlagebau eintrat, kam es zu einer ersten Rezession. Die Vollbeschäftigung war beendet, das unkritische Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft zerstört.

Die 1966 angetretene Große Koalition musste erkennen, dass der Aufbau der parlamentarischen Demokratie eng mit dem wirtschaftlichen Wachstum verbunden war. Deshalb sah man die Demokratie gefährdet, sobald der wirtschaftliche Wohlstand bedroht war. Dem populären Wirtschaftsminister Schiller gelang es 1966/67 die Krise zu meistern.

5. Quellenverzeichnis
Inhalt
Beschreibung der einzelnen Phasen des dt.Wirtschaftswunder.

Gliederung:
1. Ausgangssituation nach dem Zweiten Weltkrieg 3
2. Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft 4

3. Die westdeutsche Konsumgesellschaft in den 50er Jahren 5
3.1. Die Freßwelle (1948/49) 6
3.2. Boom der Bekleidungsindustrie (1949-52) 6
3.3. Anschaffung moderner Möbel und Haushaltsgeräte (1952-57) 7
3.4. Verstärkte Motorisierung (1957-79) 7
3.5. Entwicklung des Tourismus (1962-66 und 1972-80) 8
3.6. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden (1963-69 und ab 1979) 8

4. Die Push and Pull Faktoren des deutschen Wirtschaftswunders 9
4.1. Die Währungsreform 9
4.2. Gesetz zur Neuregelung der Bewirtschafftungs- und Preispolitik nach
der Währungsreform 9
4.3. Marshall Plan 10
4.4. Lohnstoppaufhebung 10
4.5. Der Korea-Krieg 1950 10

5. Quellenverzeichnis 13


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